Extre­mis­ten und Popu­lis­ten kom­mu­ni­zie­ren auf eine ganz bestimmte Weise: Wir haben gese­hen, dass sich diese als ver­ein­fa­chend, seri­ell und schnell beschrei­ben lässt! Gemä­ßigte Kräfte und ent­spre­chend mul­ti­per­spek­ti­vi­sche und inves­ti­ga­tive Medien schei­nen viel zu unbe­darft auf diese Stra­te­gien „rein­zu­fal­len“, sich von Radi­ka­len ihren kom­mu­ni­ka­ti­ven Stil auf­zu­zwin­gen! Dabei wird etwa­igen Radi­ka­len eine — oft unbe­ab­sich­tigte — Bühne gebo­ten. Hier haben wir auch gleich (als Vor­ge­schmack) eine erste Gegen­stra­te­gie: näm­lich lapi­dar solch Büh­nen nicht zu bie­ten. Auch wei­tere Stra­te­gien gegen Popu­lis­ten sind bis­wei­len sim­pel und schon durch den Ver­zicht auf ein bestimm­tes Ver­hal­ten zu defi­nie­ren. Mög­li­che Ideen dies­be­züg­lich wer­den wir im Fol­gen­den sehen. Hier ——— gegen­über dem ers­ten Essay zur Ana­lyse der kom­mu­ni­ka­ti­ven Stra­te­gien Radi­ka­ler ——— soll es also darum gehen, die Stra­te­gien im Umgang mit sol­chen Kräf­ten zu behan­deln — ein zwei­ge­teil­ter Essay bzw. der zweite Teil!

In die­sem Zusam­men­hang muss natür­lich auch ein Blick auf kri­ti­sche, dem het­ze­ri­schen und unge­recht­fer­tig­ten Ruf „Lügen­presse“ und den dahin­ter ste­hen­den Agi­ta­to­ren in die Hände spie­lende Punkte/Verhaltensweisen pro­fes­sio­na­ler, also durch­aus mul­ti­per­spek­ti­vi­scher und inves­ti­ga­ti­ver Medien gewor­fen wer­den: etwa ein Themen-„über“-Fokus, quasi einer Mode ähn­lich bestimmte The­men über­mä­ßig zu reprä­sen­tie­ren, sodass eine Über­be­wer­tung, eine rea­li­täts­ferne Domi­nanz des Sach­ver­hal­tes von den Zuschauern/der Leser­schaft etc. ange­nom­men wird. In die­sem Zusam­men­hang gilt es auch, auf das bis­wei­len aus Sicht des Autors die­ses Blog­ein­trags zu beob­ach­tende Unver­mö­gen Erwach­se­ner im Umgang mit Kom­mu­ni­ka­tion und Medien zu ver­wei­sen — bei­des wird bei­nahe wie das Atmen ver­stan­den: Kann jeder — ganz von selbst! Doch wie hin­sicht­lich jeder ande­rer Pro­fes­sion gilt auch in Bezug auf Kom­mu­ni­ka­tion und ihre pro­fes­sio­nelle Gestal­tung: Wie zu atmen, noch längst kei­nen Tief­see­tau­cher (≈ Apnoe­tau­chen) aus uns macht, ist — ebenso all­täg­lich — jemand mit medi­zi­ni­schem (Theorie-)Wissen noch längst nicht zum Ope­rie­ren befä­higt! Wer also Medien als Rezi­pi­ent oder akti­ver, gar Pro-Kon­su­ment mit­kre­iert, ist noch längst kein Profi oder ver­steht, wie Kom­mu­ni­ka­tion funk­tio­niert, auf ihn und andere wirkt oder wie sie (kom­pri­miert: posi­tiv bis nega­tiv) instru­men­ta­li­siert wird.

Das alles soll nicht hei­ßen, Kunst/Medien soll­ten pro­duk­ti­ons­tech­nisch unzu­gäng­lich, gar Pro­fis vor­be­hal­ten sein! Das Gegen­teil ist hier gemeint: (Medial-künst­le­ri­sche) Par­ti­zi­pa­tion regt Dia­loge oder die Selbst­re­fle­xion an, berei­tet schlicht Ver­gnü­gen. Mit die­sem Text geht es somit nur in Tei­len um pro­fes­sio­nelle Kom­mu­ni­ka­to­ren und dort funk­tio­nie­rende Stra­te­gien gegen Radiale und Popu­lis­mus. Es geht gleich­sam um ein all­täg­li­ches, ein Nut­zer­wis­sen auf Sei­ten des (ohne Wer­tung ver­stan­de­nen) Ver­brau­chers — um Medien­kompetenz und damit eine teil­weise Resis­tenz gegen­über den Stra­te­gien etwa­iger links, rechts oder reli­giös moti­vier­ter Populisten.

Wie schon im ers­ten Text wird hier eine umge­kehrte Pyra­mide zur Anwen­dung gebracht. Spä­tere Stra­te­gien wer­den also knap­per erläu­tert und fußen auf den vor­her­ge­hen­den Erläuterungen.

Strategie I: Multiperspektive ja, aber nicht zur Plattform werden. Und die Notwendigkeit kommunikativ-ganzheitlichen Denkens

Wie mit Leute und ihren kru­den (von Frus­tra­tion oder Hass kün­den­den) Bot­schaf­ten umge­hen, wenn sich diese vor allem durch Schnel­lig­keit, Bestän­dig­keit im Zuge seri­el­ler Nar­ra­ti­ons­wei­sen (mehr hier) und ins­be­son­dere laut­starke Ein­fach­heit aus­zeich­nen? Wie reagie­ren auf Men­schen, die sich die Kon­tin­genz (als das Bewusst­sein, dass alles immer anders sein kann) und Freiheitlichkeit/Offenheit des Pops zunutze machen und des­sen All­tags­be­züg­lich­keit per­ver­tie­ren, indem sie Pro­bleme umge­hend besetzt und in einem bis­wei­len völ­ki­schen und/oder radi­ka­lem schwarz-weiß Den­ken ver­ein­nah­men? Wie mit Per­so­nen umge­hen, die Unter­ganz­sze­na­rios zu kre­ieren ver­su­chen, um die ent­ste­hende Angst zu nut­zen, Wäh­ler für die mit die­sen Bewe­gun­gen angeb­lich erreich­ba­ren und/oder bis­wei­len unver­hoh­len offen­bar radi­ka­len Ideale oder Lösun­gen etwa­iger Gefah­ren zu gewin­nen? Ideale, die natür­lich, weil ein Feind­bild für die Selbst­be­stim­mung die­ser Bewe­gung so wich­tig ist, uner­reich­bar blei­ben bzw. nur gestaf­felt umge­setzt wer­den … Wobei auch schon in etwa­iger Teil­rea­li­sie­rung bzw. unter dem Deck­man­tel einer angeb­li­chen Pro­blem­lö­sung offen­bar wird — nicht zuletzt im Zuge eines (hier ange­streb­ten) Wis­sens um kom­mu­ni­ka­tive Sub­texte —, dass diese Ziele meist den Aus­schluss nicht nur der Mei­nun­gen ande­rer beinhalten!

Zunächst ein Bei­spiel, wel­ches sowohl illus­tra­tiv für die­ses Ver­hal­ten als auch für den Umgang mit sel­bi­gen sein kann: und zwar eine fik­tio­nale Geschichte! Sie zeigt im Übri­gen, wie lehr­reich Fik­tio­na­les auch für Erwach­sene (und nicht nur Kin­der) ist: 1998 wurde die Artus-Saga ein wei­te­res Mal als Mehr­tei­ler, und zwar für das Fern­se­hen ver­filmt. Eine der Haupt­fi­gu­ren ist Mab, eine Göt­tin des Mythisch-Alten, eines Alten, das sich — aus ihrer Sicht — in rasan­ter Ver­än­de­rung und einem ent­spre­chen­den Umbruch befin­det. Weni­ger geht es ihr um das Alte an sich, son­dern einer­seits um die doch so ein­fa­che und natür­lich für sie vor­teil­hafte Ord­nung und ande­rer­seits um ihre per­sön­li­che Macht, die mit die­sem Alten ver­bun­den ist und nun bald ver­lo­ren zu gehen droht. Um nun sel­bige zu sichern bzw. par­ti­ell zurück zu gewin­nen, spinnt sie grau­sige Intri­gen unter den Men­schen. Doch Mab exis­tiert nur durch Auf­merk­sam­keit — also solange man sie sich ihr wid­met, man sie ver­ehrt. Als es den übri­gen Prot­ago­nis­ten — ver­ein­facht zusam­men­ge­fasst — ange­sichts der Machen­schaf­ten Mabs zu bunt wird, beschlie­ßen Sie die Göt­tin ein­fach zu igno­rie­ren, sie zu ver­ges­sen. Da löst sich Mab schlicht in Luft, in Nichts auf!

Hier soll gar nicht groß die Über­tra­gung die­ser Geschichte auf das dar­ge­legte Sze­na­rio erläu­tert (also wer, wer ist), jedoch auf eine nahe­lie­gen­den Ein­wand ver­wie­sen wer­den: „Aber gerade gegen die Eta­blier­ten [≈ die alten Göt­ter] tre­ten doch die recht­po­pu­lis­ti­schen Bewe­gun­gen in ihrer Selbst­dar­stel­lung an, sie sind oder begrei­fen sich doch gerade nicht als die Alten oder Eta­blier­ten!“ Mit Blick auf die Rhe­to­rik vom eige­nen gegen­über „frem­den Völ­kern“ und einer (gegen his­to­ri­sche und gegen­wär­tige Beob­ach­tung eines föde­ra­len Staa­tes ohne natür­li­che Gren­zen argu­men­tie­ren­den) Rede von der dar­aus resul­tie­ren­den (plump: völ­ki­schen) Gemein­schaft glei­cher, aber bedroh­ter Werte wäre durch­aus von nega­ti­ven und anti­quier­ten Göt­tern in einem über­tra­ge­nen Sinne zu spre­chen. Auch soll­ten die schreck­lich Fol­gen aus­ge­hend von die­ser bipo­la­ren Welt­sicht mit Blick auf die His­to­rie bekannt sein. Und was die angeb­li­che Eli­te­kri­tik die­ser Bewe­gung angeht: Wie haben bereits im ers­ten Teil die­ses Essays gese­hen, dass dahin­ge­hend eine unver­hoh­lene Para­do­xie am Werk ist: eine Selbst­über­schrei­tung, eine Selbst­re­fe­renz oder ver­ein­fach­ter das „Mes­sen mit zwei Maßen“. Selbst aus eta­blier­ten Berufs­grup­pen kom­mend, also aus Per­so­nen­krei­sen, die sich gerne als Élite begrei­fen, argu­men­tie­ren sie gegen die Élite. Mit „Das wird man doch noch sagen dür­fen!“ wird letzt­lich vor­aus­grei­fend begrün­det, dass man sich selbst nicht an Regeln zu hal­ten habe — „weil es ja auch die ande­ren [meist als Reak­tion auf das „Wird-man-doch-sagen-Dür­fen“] so tun“. Angeb­lich werde man ja unter­drückt, da kann man nur in ähn­li­cher Weise ant­wor­ten — eine Umkehr des Ver­hält­nis­ses also. Zudem: Das, was man gerade noch gesagt hat, kann mor­gen schon anders sein oder nicht mehr erin­nert wer­den. Dar­aus erwächst auch die Hal­tung, dass egal wel­ches Gegen­ar­gu­ment zu Gehör kommt, es immer nur die Mani­pu­la­tion der „Ande­ren“ bleibt: „Und wenn schon — dann sind wir halt selbst Élite, aber eben eine andere als die böse. Wich­tig ist nur, dass wir im Gesprä­che blei­ben!“ Ganz offen­bar „lebt“ man sogar von die­ser auch inter­nen Para­do­xie — einem Wech­sel­spiel zwi­schen „Rächer des klei­nen Man­nes“, Abwer­tung der eig­nen „klei­nen“ Gefolgs­leute sowie der übri­gen Ande­ren. Wie gesagt Nähe­res dazu fin­det sich im ers­ten Text.

Wie bei jeder Para­bel oder erzäh­le­ri­schen Abs­trak­tion ist das Beschrie­bene im Mab-Bei­spiel natür­lich eine Form von Ver­ein­fa­chung. Wie im ers­ten Teil die­ses Essays bereits ver­merkt, wird hier nicht gegen das Ver­ein­fa­chen per se argu­men­tiert: Ver­ein­fa­chun­gen kön­nen Brü­cken bauen! Ver­ein­fa­chun­gen aller­dings, die grob wich­tige Infor­ma­tio­nen aus­las­sen, um radiale Stim­mun­gen zu erzeu­gen, sol­len in die­sem Gesamt­text kri­ti­siert und die Mecha­nis­men hin­ter ihnen zumin­dest ansatz­weise iden­ti­fi­ziert wer­den. Als grob zu beschrei­bende Ver­ein­fa­chun­gen sind ja eine Form oder ein Teil der Stra­te­gie der Lau­ten. Kon­kret auf das Artus-Bei­spiel bezo­gen: Diese mythi­sche Ver­an­schau­li­chung sollte des Wei­te­ren nicht dahin­ge­hend inter­pre­tiert wer­den, dass jene, die ein frei­heit­li­ches bzw. demo­kra­ti­sches Zusam­men­le­ben gefähr­den wol­len bzw. deren Han­deln, ein­fach igno­riert wer­den dür­fen bzw. darf. Noch wei­ter­füh­rend meint dies nicht, dass die Gründe vie­ler Men­schen für ihre Frus­tra­tion grund­sätz­lich aus­ge­blen­det gehören.

Ob die von den Frus­trier­ten oder jene Agi­ta­to­ren, die solch Frus­trierte als Wäh­ler gewin­nen wol­len, genann­ten Gründe für das jewei­lige Emp­fin­dens (von Ent­täu­schung und Angst) bewusst oder unbe­wusst vor­ge­scho­ben wer­den — als Ste­reo­ty­pen, die ein ein­fa­ches und damit auch ent­las­ten­des (wenn dann auch sehr gro­bes) Welt­bild erschaf­fen —, kann hier nicht im Detail geklärt wer­den. Der Autor die­ses Blog­ein­trags ver­mu­tet (wie bereits im ers­ten Teil die­ses Essays gese­hen), dass der­ar­tige Unzu­frie­den­hei­ten Gefahr lau­fen, als unre­flek­tierte Art von Epi­de­mie von einem auf den ande­ren über­tra­gen zu wer­den, sich so lange fort­be­we­gen, bis sie auch gemä­ßigte Kräf­ten erfas­sen. In die­sem Zusam­men­hang spielt es dann bald nur sehr wenig eine Rolle, ob die Gründe für eine etwa­ige Frus­tra­tion tat­säch­lich (z. B.: auf sozia­ler Unge­rech­tig­keit auf­grund etwa­iger Ver­dienst­dif­fe­ren­zen), in Tei­len real oder nur Ein­bil­dung sind. Den­noch muss dar­auf ver­wie­sen wer­den, dass manch Unzu­frie­den­heit auf ein­deu­tig fal­schen Vor­zei­chen grün­det, gar eine echte Ein­bil­dung ist ≈ etwa zu glau­ben, alles werde gefähr­li­cher. In jedem Fall kann — wie gerecht­fer­tigt eine Kri­tik bzw. die ein­her­ge­hende Frus­tra­tion sein mag — nicht jede Form von Äuße­rung legi­ti­miert wer­den: etwa frem­den­feind­li­che Aus­sa­gen, mehr oder min­der impli­zite Auf­rufe zur Gewalt oder das Pfle­gen von Sündenböcken!

Den­noch wäre eine gewisse Gleich­gül­tig gegen­über auf­ge­heiz­ten Kräf­ten inso­fern sinn­voll, da — wie gese­hen — viele Stra­te­gien der Lau­ten, der Begriff sagt es schon, auf Auf­merk­sam­keit fußen: Und diese Auf­merk­sam­keit würde durch ein par­ti­el­les Igno­rie­ren emp­find­lich gestört wer­den. Obschon die klas­si­schen Medien regel­mä­ßig als Sün­den­bock (hier mehr) für etwa­ige Miss­stände aus Per­spek­tive auf­ge­heiz­ter Lagern her­hal­ten müs­sen — auch weil sie nicht nur aus Sicht radia­ler Kräfte unbe­queme Aus­sa­gen tref­fen —, wer­den sie unge­wollt zum Instru­ment sol­cher Agitatoren/zu einem ver­län­ger­ten Arm die­ser Grup­pen: Pro­vo­ka­tio­nen und Cliff­han­ger etwa über Twit­ter fin­den umge­hend ein Echo im Fern­se­hen und in Print­me­dien. Sie wer­den dort zwar zum Teil fun­diert ana­ly­siert und ihre oft mehr oder min­der sub­ti­len het­ze­ri­schen, ras­sis­ti­schen Aus­sa­gen oder die gar platt unwah­ren Äuße­run­gen (etwa die Trumps zur angeb­li­chen „Vor­fäl­len“ in Skan­di­na­vien) kri­ti­siert bzw. rich­tig gestellt.

Aber bei die­ser Kri­tik läuft durch­aus auch etwas schief — zuerst: Wie schon ein­lei­tend ange­deu­tet las­sen sich pro­fes­sio­nelle und fun­dierte Kräfte zu schnell die Art und Weise ihrer Kom­mu­ni­ka­tion durch laute Kräfte vor­ge­ben und ten­die­ren dabei selbst zu einer ähn­li­chen, reflex­arit­gen und damit ruden Umgangs­form. Mit einem, wenn auch kri­ti­schen Auf­griff pro­vo­kan­ter oder radi­ka­ler Aus­sa­gen durch klas­si­sche oder gemä­ßigte Medien erhal­ten die Bot­schaf­ten zum einen mehr Ver­brei­tung als über Twit­ter selbst — einer­seits weil Twit­ter nicht mehr die gro­ßen Wachs­tums­schritte voll­zieht wie kurz nach der Grün­dung der sozia­len Platt­form; ande­rer­seits wer­den so Ziel­grup­pen erreicht, die diese Medi­en­form noch nicht oder gar nicht nutzen.

Am wich­tigs­ten aber bzw. zum ande­ren: Mit einem umfas­sen­den Auf­griff ein­zel­ner Aus­sa­gen Radi­ka­ler oder von ihnen prä­fe­rierte The­men kann der Ein­druck ent­ste­hen, es han­delte sich um ein beson­ders rele­van­tes oder unum­gäng­li­ches Dis­kus­si­ons­feld. Dass die Flücht­lings­krise, die Flucht Hun­dert­tau­sen­der und die dar­aus erwach­sen­den Kon­se­quen­zen ein nicht nur auf Deutsch­land bezo­ge­nes, son­dern welt­weit ernst zu neh­men­des und wich­ti­ges Thema sind, steht außer Zwei­fel. Es gilt bzw. galt, über die Krise, die Flucht­gründe, die töd­li­che Flucht, die Schlep­per, Mensch­lich­keit, das Asyl­recht, das Unver­mö­gen etwa­iger Behör­den, mensch­lich erträg­li­che Ver­ar­bei­tungs­zei­ten von Anträge zum Auf­ent­halts­sta­tus bzw. deren Ableh­nung bzw. der Abschie­bung ein­zu­hal­ten (statt nach Jah­ren ins­be­son­dere bei inte­grier­ten Kin­dern durch­zu­grei­fen), zu spre­chen. Es sollte — in Anbe­tracht des The­men­fo­kus die­ses Blogs — über die man­gelnde Kom­mu­ni­ka­tion mit den Ankömm­lin­gen dis­ku­tiert wer­den: Ihnen hätte sicher­lich zur Erleich­te­rung ihrer Ankunft, der trau­ma­ti­schen Flucht, aber auch um etwa­ige Miss­ver­ständ­nisse hier­zu­lande zu ver­mei­den, Infor­ma­ti­ons­ma­te­rial bereit gestellt wer­den müs­sen — umge­hend und nicht nach Mona­ten: Damit wäre keine Einschränkung/Bevormundung ent­stan­den, son­dern allen Betei­li­gen wäre eine grund­le­gende Sicher­heit im Umgang offe­riert wor­den, sodass leich­ter Brü­cken gebaut wer­den hät­ten kön­nen ——— ähn­lich einem Rei­se­füh­rer. Natür­lich soll hier nicht Flucht und Urlaub ver­gli­chen wer­den, son­dern auf eine grund­le­gende kom­mu­ni­ka­tive Ori­en­tie­rungs­er­leich­te­rung ver­wie­sen wer­den. Es muss zwei­fel­los über die Auf­nah­me­wil­lig­keit bzw. Ableh­nung der Flücht­linge gespro­chen wer­den — ins­be­son­dere in Bezug auf eine ableh­nende Furcht in Tei­len der Bevöl­ke­rung: So scheint gerade dort, wo wenige Flücht­linge unter­ge­bracht sind, die Furcht oft grö­ßer als dort, wo viele leben (Stadt → Land?). Das ist einer­seits über­ra­schend, ande­rer­seits viel­leicht ein Pro­blem man­geln­der Erfah­rung, wie es „anderswo“ funk­tio­niert. Der Autor die­ses Blogs spielt mit einem Kon­zept, wie viel­leicht künf­tig (wie­der, nun umfas­sen­der) jün­ge­ren Men­schen eine Mul­ti­per­spek­tive ver­mit­telt wer­den kann — als Gemein­schafts­dienst (hier im Blog). Es ist auch zu fra­gen, warum einige Men­schen starke Furcht nicht nur vor Neu­an­kömm­lin­gen, son­dern vor jeder Ver­än­de­rung haben, einen Anstieg der Kri­mi­na­li­tät fürch­ten oder glau­ben, er sei bereits Rea­li­tät gewor­den — ent­ge­gen der Sta­tis­ti­ken übri­gens … Sind Medien Schuld? Ja und nein: Medien sind die Welt prä­gende Grö­ßen, aber genauso die Welt oder Bedürf­nisse reflek­tie­rende Fak­to­ren. Kri­mi­se­rien kön­nen dem oder der Unge­üb­ten sug­ge­rie­ren, die Welt sei gefähr­lich, sie kön­nen aber schlicht Aus­druck von Ner­ven­kit­zel oder nega­ti­ver Stim­mung sein, nach dem Bedürf­nis ein­fa­cher Aus­klä­rung (in den meist ein­stün­di­gen, geschlos­se­nen For­ma­ten). Die­sem Medi­en­ver­weis wer­den wir noch öfter begegnen.

Den­noch (also trotz der Not­wen­dig über die­sen Sach­ver­halt (Flücht­lings­krise) zu spre­chen) ist die jahr­lange Domi­nanz des The­mas nicht zuletzt dadurch Zustande gekom­men, dass ent­spre­chende Äuße­run­gen radi­ka­ler in den Medien und damit auch seriö­sen For­men auf­ge­grif­fen wurden/werden. Das hat, der Erfah­rung des Autors die­ses Blog­ein­trags nach, einer­seits dazu geführt, dass etwa die Dimen­sion der Flücht­lings­krise über­stei­gert wird. Noch­mal: Hier wird nicht rela­ti­viert, was Flücht­linge zu erlei­den haben, noch die Anzahl aktu­ell auf der Welt zur Flucht Gezwun­ge­ner her­un­ter gespielt! Viel­mehr soll hier auf eine Sti­li­sie­rung von Furcht ver­wie­sen wer­den: Schreck­li­chen Gewalt­ver­bre­chen gegen­über Frauen hier­zu­lande schaf­fen es meist kaum in über­re­gio­nale Nach­rich­ten, die von Flücht­lin­gen ver­üb­ten Ver­bre­chen schei­nen beson­ders berich­tens­wert. An die­ser Stelle offen­bart sich ein Dilemma ins­be­son­dere für gemä­ßigte Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­fis: Soll man solch eine Mel­dung (bedau­er­li­cher­weise) wie „üblich“ behan­deln, also eher igno­rie­ren, oder muss im Kon­text der Dis­kus­sion, wie viele Flücht­linge ein Land auf­neh­men kann, diese Mel­dung in die Nach­trich­ten-Prime­time? Wird damit nicht unbe­ab­sich­tigt das Thema auf eine radi­kale Ebene ver­scho­ben und Reak­tio­nen wie „Ich fühle mich in Deutsch­land nicht mehr sicher — man hört ja immer öfter von Ver­bre­chen!“ oder gar schon rechts auf­ge­la­den und reak­tio­när „Unsere Frauen/Mädels brau­chen Schutz!“ wer­den begüns­tigt? Die Lösung ist eine Grad­wan­de­rung. Das Nicht- bzw. ver­zö­gerte Berich­ten über die Über­griff Sil­ves­ter 2015 ist keine Lösung! Wenn es auch schwer wirkt, so ist doch zwi­schen dem Über-Berich­ten über einen abend­li­chen, lau­ni­schen Tweet Trumps, Prä­si­dent hin oder her, und dem fata­len — das Ver­trauen in die seriö­sen Medien wei­ter (neben dem popu­lis­ti­schen Schuld­zu­wei­sen) unter­mi­nie­rende — Nicht-Berich­ten besag­ter Über­griffe zu unter­schei­den … das eine Stim­mungs­ma­che, das andere durch­aus ein Ereignis.

Abseits der Flücht­lings­krise kann — zum Zeit­punkt der Ent­ste­hung die­ses Blog-Ein­trags in den ers­ten Wochen 2019 — ein aus Per­spek­tive des Autors die­ses Blogs ähn­lich zur Über­stra­pa­zie­rung ten­die­ren­des Thema als wei­te­res Bei­spiel ange­führt wer­den: das Thema Abschwung! Sicher­lich kann die­ser gerade ange­deu­te­ten Ver­meint­lich­keit ent­geg­net wer­den, dass eine War­nung im Rah­men ech­ter Befürchtungen/einer fun­dier­ten Erwar­tung die­ses Abschwungs, gar mess­ba­rer Anzei­chen für sel­bi­gen sinn­voll und ver­nünf­tig ist. Aber es ent­steht zugleich der Ein­druck, dass aus der Befürch­tung 100%ig Rea­li­tät wer­den muss. Mit solch einer Sug­ges­tion ist dann die Gefahr einer soge­nann­ten „selbst­er­fül­lende Pro­phe­zei­ung“ ver­bun­den: Wenn man lang genug dar­über redet, wird das mehr oder min­der fun­diert Pro­gnos­ti­zierte wahr, alle „Gläu­bi­gen“ arbei­ten mehr oder min­der (un-)bewusst dar­auf — den Abschwung — hin.

Aber auch das wäre medi­en­theo­re­tisch zu ein­fach gedacht — es wäre Was­ser auf die Müh­len derer, die eine unein­ge­schränkte Mani­pu­la­tion der Medien pre­di­gen, eine Mani­pu­la­tion, der man als Mensch nicht ent­kom­men könnte/nichts ent­ge­gen zu set­zen hätte. In einer frei­heit­li­chen Gesell­schaft wie der unse­ren gibt es diverse pro­fes­sio­nelle und seriöse Anbie­ter, damit auch wider­spre­chende oder ergän­zende Mel­dun­gen — abseits der irre­füh­rend als Alter­na­tive ver­stan­de­nen, meist eine radi­ka­li­sierte Agenda auf­wei­sen­den semi-pro­fes­sio­nelle Autoren, die etwa erfun­dene Ver­ge­wal­ti­gun­gen durch oder Luxus­un­ter­brin­gun­gen von Flücht­lin­gen regel­mä­ßig über Face­book und Co. ver­brei­ten. Zudem gibt es stets den Zugang zu etwa­igen Sta­tis­ti­ken, um sich als mün­di­ger Mensch oder Bür­ger selbst ein Bild zu machen — etwa hin­sicht­lich besag­ter Kri­mi­na­li­tät. Dass es sol­che Quel­len gibt, muss aller­dings auch sei­tens der Nut­zer erlernt werden!

Aber auch die Medi­en­ma­cher müs­sen in die­sem Zusam­men­hang kri­tisch betrach­tet wer­den — wir kom­men in einer geson­der­ten Stra­te­gie noch ein­mal auf die­sen Aspekt zurück, aber bereits hier nen­nens­wert: Lei­der wird der Mei­nung des Autors nach zu sel­ten seri­ell (das Seri­elle ist, anders als der erste Teil-Essay sug­ge­rie­ren mag, nicht Schlechts oder Gutes per se …) ein Kon­text zu etwa­igen Mel­dun­gen und domi­nan­ten The­men dar­ge­bo­ten, diese unter­füt­tert bzw. ein sol­ches Hin­ter­grund­wis­sen (seri­ell) gefes­tigt. So bleibt es — wie­der in Bezug auf die Flücht­lings­krise — meist aus, auf die eher von sel­bi­ger unbe­rührte Kri­mi­nal­sta­tis­tik zu ver­wei­sen, ja ange­sichts schein­bar sich ver­brei­ten­der abs­trak­ter Furcht von angeb­li­chen Gefah­ren dar­auf hin­zu­deu­ten, dass Kri­mi­na­li­tät, gar Unfälle all­ge­mein rück­läu­fig sind. Zwie­späl­tig kann in die­sem Sinne etwa die Tages­chau der ARD bewer­tet wer­den: Sie nimmt oft kei­ner­lei Ein­ord­nung des Gezeig­ten vor und lässt jene, die sich nicht selbst eine aktive Teil­habe zutrauen oder dazu in der Lage sind, alleine. Klar, die Sen­dung ist so kon­zi­piert und steht unter einem knap­pen Zeit­fens­ter — ohne Aus­schwei­fun­gen nur das Wesent­li­che in kur­zer Zeit zu ver­mit­teln. So setzt sie bis­wei­len einen schon infor­mier­ten Men­schen vor­aus. Aber knappe, kon­text­lose Mel­dun­gen sind einer­seits aller­seits abruf­bar (Der Haupt­teil vie­ler regio­na­ler Zei­tun­gen fußt bei­spiels­weise weit­ge­hend auf dpa-Mel­dun­gen …) und ander­seits ist die Pro­fes­sion des Jour­na­lis­ten ja neben Recher­che und Auf­de­ckung über die Auf­be­rei­tung eines Sach­ver­hal­tes zu defi­nie­ren, also wesent­lich durch eine Ein­ord­nung, eine Erläu­te­rung geprägt.

Im Zusam­men­hang mit pro­fes­sio­nel­len Medi­en­ma­chern muss also — erneut, dies­mal dras­ti­scher — auf das Unver­mö­gen erwach­se­ner Rezi­pi­en­ten ver­wie­sen wer­den: Diese las­sen sich von aktu­el­len und zwei­fel­los auf bzw. in allen Kanä­len gerade (als Mode — siehe oben) prä­sen­ten The­men der­art ver­ein­nah­men, dass sie glau­ben, sie seien beson­ders aus­schließ­lich. Wenn dann noch die Kon­tex­tua­li­sie­rung eher zag­haft aus­fällt bzw. diese durch jene von einer Stim­mung (der Angst) Über­mann­ten nicht mehr wahr­ge­nom­men wird, kann es pas­sie­ren, dass der eigent­li­che Dis­kus­si­ons­bei­trag mit einer Reprä­sen­ta­tion der Welt gleich­ge­setzt wird. Eine Aus­drucks­form die­ses Phä­no­mens abseits des hier im Fokus ste­hen­den The­mas sind die Eltern­ta­xis bzw. die soge­nann­ten Heli­ko­pter-Eltern, die womög­lich abs­trakte Ängste vor Ver­bre­chen gegen­über Kin­dern durch Dritte als auch Ver­kehrs­un­fälle im Hin­ter­kopf haben — zwei­fel­los ist die­ses Emp­fin­den natür­lich ins­ge­samt durch jeden Men­schen, der Liebe für bzw. Angst um Nahe­ste­hende emp­fin­det, nach­voll­zieh­bar. Den­noch bedarf es eines Blicks auf die Zah­len bzw. deren Rück­läu­fig­keit. Wobei es auch hier nicht um Rela­ti­vie­rung geht — jedes durch Ver­bre­chen oder Stra­ßen­ver­kehr ver­letzte oder tote Kind, jeder so lei­dende Mensch ist einer zu viel!

Als Geschich­ten­er­zäh­ler ist der Autor die­ses Blog­ein­trag einer der ers­ten, der sagt, ohne Gefühle geht es nicht. Die aka­de­mi­sche Hal­tung und theo­re­tisch-wis­sen­schaft­li­che Tren­nung von Kognition/Ratio etc. auf der einen und Affekt/Emotionen etc. auf der ande­ren Seite ist nur begrenzt sinn­voll und zum Ver­ständ­nis hilf­reich, aber über diese Theo­rie hin­aus nur sel­ten prak­ti­ka­bel: In der Pra­xis gibt es folg­lich keine Objek­ti­vi­tät, auch wenn die­ses durch lei­der bedingt Kom­mu­ni­ka­tion Ver­ste­hende und in einer wei­te­ren Stufe durch radi­kale Kräfte als Instru­ment gegen­über etwa der freien, inves­ti­ga­ti­ven und damit eben auch unbe­que­men Presse immer wie­der gefor­dert oder als plat­tes Instru­ment der Dis­kre­di­tie­rung genutzt wird … wie gese­hen ist pro­fes­sio­nelle Arbeit vor allem dadurch gekenn­zeich­net, fun­diert zu recher­chie­ren und zu kontextualisieren!

„Rich­tig“ oder bes­ser ganz­heit­lich genutzte Kom­mu­ni­ka­tion kann zum Ver­ständ­nis eines Sach­ver­hal­tes bei­tra­gen — ein übri­gens wis­sen­schaft­lich unter­schätz­ter Umstand: Bloße Fak­ten und Daten zu his­to­ri­schen Ereig­nis­sen bei­spiels­weise sind wenig hilf­reich, ent­schei­dend sind Zusam­men­hänge und letzt­lich auch die Gefühle dama­li­ger Figu­ren und Men­schen. Feh­ler also nicht zu wie­der­ho­len, kann durch ein par­ti­el­les Nach­er­le­ben, min­des­tens eine Nach­voll­zieh­bar­keit begüns­tigt wer­den. Auch des­we­gen (nicht nur, weil sie wesent­lich lei­ser kom­mu­ni­zie­ren) gera­ten fun­dierte Quel­len oft ins Hin­ter­tref­fen — weil sie aus einer Tra­di­tion her­aus, die strikt zwi­schen Inhalt und Design (hier ver­ein­facht ist damit auch eine Erzähl­weise, eine audio­vi­su­elle Gestal­tung gemeint) unter­schei­det und glaubt, das eine könne ohne das andere gut funk­tio­nie­ren, sich jeder ästhe­ti­schen und emo­tio­na­len Auf­be­rei­tung ver­schließt; gar igno­riert, dass bei­des oft Bestand­teil des Inhalts selbst ist … Der Autor die­ses Blog-Ein­trags sieht etwa im oft aus der glei­chen Hal­tung her­aus abge­wer­te­ten Info­tain­ment einen durch­aus umfas­send lehr­rei­chen Gestal­tungs­an­satz: eine Mischung aus Insze­nie­rung, Design und Inhalt! Erschre­cken­der­weise ver­ste­hen sie popu­lis­ti­sche Agi­ta­to­ren genau auf solch eine Emo­tio­na­li­sie­rung — aber eben umge­kehrt ein­sei­tig: Indem sie alle Fak­ten igno­rie­ren und nach freiem Gus­tus nur auf der Basis von Angst und Hass arbei­ten. Wenn­gleich die­ser Gus­tus mit Iro­nie, Pro­vo­ka­tion und bis­wei­len sogar so etwas wie Humor kom­bi­niert, man könnte sagen kaschiert wird — z. B. indem man sich über andere abwer­tend und kla­mau­kig lus­tig macht: Den­ken Sie nur an Trumps „Dar­stel­lung“ eines kör­per­lich ein­ge­schränk­ten Men­schen. Vor­läu­fig lässt sich aber bereits hier — als Vor­ge­schmack auf die nächs­ten Stra­te­gien — fest­hal­ten, eine kom­mu­ni­ka­tive Ganz­heit­lich ist gemä­ßig­ten Lagern zu empfehlen.

Zwei­fel­los gilt im Zusam­men­hang mit Medi­en­nut­zung bzw. Nicht-Nut­zung der Grund­satz: Die Medien prä­gen die Welt, die Medien spie­geln die Welt und ihre etwa­igen Bedürf­nisse! Diese Aus­sage muss in gan­zer Kom­ple­xi­tät begrif­fen wer­den — d. h., The­men wer­den durch Medien vor­ge­ge­ben, The­men wer­den von den Medien auf­ge­grif­fen. Es ist von einem Netz­werk, diver­ser Wech­sel­wir­kun­gen aus­zu­ge­hen, in der Ursa­che und Wir­kung nicht klar zu bestim­men sind. Das meint dann wie­derum, weil ein Thema in vie­len Medien behan­delt wird, ist es nicht unbe­dingt das wich­tigste Thema, noch das Thema aller Men­schen! Es ist ein gerade „modi­sches“ Thema (wie gesagt, es soll hier nicht rela­ti­viert wer­den) und erhält gerade des­we­gen eine (zusätz­li­che) Rele­vanz! Zuschauer und Medien sind näm­lich in man­nig­fal­ti­gen (wei­te­ren) (Teil-)Netzwerken vor­stell­bar: Da geht es um Quo­ten und Geschwin­dig­keit — erweist sich ein Thema als viel­ver­spre­chend zie­hen wie in der Mode oder einer Me-too-Stra­te­gie andere Anbie­ter nach (Letz­te­rer Begriff hat übri­gens nichts mit der Bewe­gung glei­chen Namens gemein, son­dern bezieht sich auf ein kom­mu­ni­ka­tiv-unter­neh­me­ri­sches Vor­ge­hen, Erfolg­rei­ches der Kon­kur­renz zu über­neh­men). Und selbst­ver­ständ­lich sind auch Medi­en­ma­cher Teil der Gesell­schaft und damit von Moden beein­flusst. Wie jede Berufs­grup­pen sind sie daher auch nicht von Betriebs­blind­heit gefeit.

Bevor es nun aber heißt, dass ist ja wie­der typisch kom­mer­zi­ell von „denen da“. Wobei wohl die Medien-Pro­fis oder die Besit­zer etwa­iger Medi­en­un­ter­neh­men gemeint sein sol­len. Kor­rek­ter wäre es, davon aus­zu­ge­hen, dass „es“ auch die Zuschauer sel­ber, und zwar im Rah­men die­ser Wech­sel­be­zie­hung mit in der Hand haben, was Medien sind und wovon sie han­deln: Um dies zu errei­chen, ist es zuerst wich­tig, sich den netz­werk­ar­ti­gen bzw. sys­te­mi­schen bzw. pro­duk­ti­ons­tech­ni­schen Kon­text bewusst zu machen: ana­log zur gerade erfolg­ten Skiz­zie­rung kom­mu­ni­ka­ti­ven Struk­tu­ren. Dann kann jede Mel­dung — wie bereits erwähnt — selbst­stän­dig — zumin­dest in Tei­len — über­prüft oder wei­ter unter­füt­tert bzw. erwei­tert wer­den. Ver­brei­tet sich ein Thema über div. Medien (nicht nur klas­si­sche oder neue Medien wie Presse, Film, Inter­net etc., son­dern auch die Freunde, Bekannte etc. sind in die­sem Sinne Medien: siehe dazu hier — Text in Arbeit), weil es zum Bei­spiel wich­tig erscheint und/oder pro­vo­kant genug ist, „schon der Kol­lege davon gespro­chen hat“ etc., dann wäh­len viele Zuschauer eben jene Anbie­ter, die sich mit eben die­sem Thema befas­sen. Die ande­ren wür­den, das Thema igno­rie­rend, leer aus­ge­hen — ein schwer zu über­win­den­der öko­no­mi­scher Zug­zwang ist also die Folge.

Ins­be­son­dere auf Grund der lei­der mit Auf­kom­men des Inter­nets ver­stärk­ten, und zwar kom­mu­ni­ka­ti­ven „Umsonst­kul­tur“ — als meist wer­be­fi­nan­zier­tes jour­na­lis­ti­sches Ange­bot — ist ein Ein­schwen­ken (aus Sicht der Pro­du­zen­ten) auf The­men hoher Klick­zah­len bis­wei­len („über­le­bens-“) notwendig.

Ohne­hin glau­ben viele Kon­su­men­ten ange­sichts besag­ter Umsonst­kul­tur, hohe Qua­li­tät erwar­ten zu kön­nen, ohne dafür direkt zah­len zu müs­sen, zah­len zu wol­len. Mit der gegen­wär­ti­gen oder wach­sen­der Zahl media­ler Anbie­ter und sich dadurch (oder kor­re­la­tiv: par­al­lel?) bzw. ana­log dazu immer mehr her­aus­bil­den­den spe­zi­fi­schen sozia­len Grup­pen bzw. umge­kehrt auf Grund vie­ler Ziel­grup­pen und die sie anspre­chen­den zahl­rei­chen Kom­mu­ni­ka­to­ren schrump­fen die Wer­be­ein­nah­men wei­ter bzw. Abo-Modelle wer­den unum­gäng­lich. Der Autor die­ses Blog-Bei­trags glaubt sogar, dass sol­che Bezahl­mo­delle auch des­halb nötig, min­des­tens sinn­voll sind, um offen­sicht­lich mate­ri­ell ver­an­lag­ten Rezi­pi­en­ten eine Wert­schät­zung für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­werke und deren Macher zu ver­mit­teln. Selbst nicht nur Sozi­al­pres­tige, son­dern eine ange­mes­sene Bezah­lung erwar­tend kann es nicht sein, Kom­mu­ni­ka­tion und ihre pro­fes­sio­nel­len Gestal­ter in ihrer bis­wei­len nicht vor­han­de­nen Greif­bar­keit als unbe­deu­tend, nicht bezah­lens­wür­dig zu bestim­men. Alleine die Masse an genutz­ten Medien, die Beob­ach­tung, dass ein Groß­teil des Small­talks, gar inten­si­ve­rer Gesprä­che auf Werke der Medien (Film, Buch etc. ) Bezug neh­men, zeigt, dass hier eine Wahr­neh­mungs­dis­kre­panz am Werk ist.

Übri­gens: Diese Viel­fäl­tig­keit — also die heute vor­han­dene Mög­lich­keit, selbst­be­wusst, mit weni­ger Angst vor Unter­drü­ckung der eige­nen Reli­gion, Rasse, des Geschlechts, einer sexu­el­len Ori­en­tie­rung usw. in Erschei­nung zu tre­ten, statt sich zu ver­ste­cken usw. — scheint gerade in den Augen vie­ler Sym­pa­thi­san­ten radi­ka­ler Kräfte Beun­ru­hi­gung aus­zu­lö­sen: Nicht nur, weil diese ihre von Ein­fach­heit bestimm­ten Welt­mo­delle bedroht sehen, son­dern weil solch eine Viel­fäl­tig­keit womög­lich nicht in ihrer frei­heit­li­chen Bedeu­tung umfas­send ver­mit­telt wird — meint: Es sollte betont wer­den, wie strikt es einst etwa in Deutsch­land zuging — das würde bis­wei­len näm­lich auch die­je­ni­gen über­ra­schen, die sich in Rich­tung Ver­gan­gen­heit ori­en­tie­ren. An die­ser Stelle wäre zum Bei­spiel ein fik­tio­na­les Werk wie „Das weiße Band“ anschau­li­ches Mate­rial. Oder ein Ver­weis auf Fak­ten einer beson­de­ren „Her­zen­an­ge­le­gen­heit“: Der geliebte Fuß­ball­sport war etwa bis Mitte der 1920er in Bay­ern ver­bo­ten! Ande­rer­seits muss grund­sätz­lich über das Bedürf­nis gespro­chen wer­den, warum viele Men­schen unbe­dingt ein ein­fa­ches Welt­bild brau­chen — ein Welt, in der es „wie frü­her“ gut und böse gibt. Obschon diese Ein­fach­heit natür­lich auch „damals“ eine Illu­sion war: Der Kalte Krieg ist dann ein belieb­tes Bei­spiel für die angeb­li­che eins­tige Ein­fach­heit der Welt — natür­lich sind die Machen­schaf­ten bei­der Blö­cke in Asian, Afrika und Süd­ame­rika alles andere als ein­deu­tig, son­dern vol­ler ambi­va­len­ter Grau­stu­fen … Sind viele Men­schen nicht genü­gend — durch etwa­ige Geschich­ten und/oder Bildungs­angebote etwa — auf die Kom­ple­xi­tät der Welt vor­be­rei­tet, sodass sie nur mit Angst und Regres­sion reagieren?

Diese Umsonst­kul­tur ist hin­sicht­lich Face­book und Whats­app übri­gens nur eine ver­meint­li­che: Die App und ihre Nut­zung sind kos­ten­frei, aber nicht umsonst. Die Daten­sätze wer­den intrans­pa­ren­ten kom­mer­zi­ell aus­ge­wer­tet, daten­schutz­recht­lich frag­wür­dig wer­den alle Kon­takt­da­ten der jewei­li­gen Nut­zer auch abseits der App ein­be­zo­gen. Kein Grund sich aber gleich betro­gen zu füh­len: Ange­sichts einer kos­ten- und ener­gie­in­ten­si­ven Infra­struk­tur könnte man sich die­ses Vor­ge­hen auch denken!

Eine wei­tere Rolle spielt in die­sem Zusam­men­hang etwas, das man „Selbst­mach­kul­tur“ nen­nen könnte — Kunst und Gestal­tung oder all­ge­mei­ner Kom­mu­ni­ka­tion, alles auch digi­ta­ler Natur, werden/wird immer leich­ter zugäng­lich, par­ti­zi­pier­bar. Leis­tungs­star­ken End­ge­rä­ten sei Dank! Das ist erst ein­mal wie ein­gangs erwähnt natür­lich eine gute Sache — bei­des kann Selbst- und Gesell­schafts-Refle­xion anre­gen, ent­spannt, ist ein Ven­til oder macht schlicht Spaß. Etwa­ige Schat­ten­sei­ten sind (als Fort­set­zung des anlo­gen, auf dem Schul­hof befind­li­chen nun ein) digi­ta­les Mob­bing, in der Anony­mi­tät erfol­gende Hass­ti­ra­den. Ande­rer­seits resul­tiert dar­aus die irr­tüm­li­che Annahme, jeder könne alles sel­ber machen — auch ohne pro­fes­sio­nelle Aus­bil­dung und/oder Stu­dium. Die Rea­li­tät sieht aus Erfah­rung des Autors die­ses Blog­ein­trags her­aus aber anders aus — kaum typo­gra­fisch kor­rekte Texte und eine (mit der Ver­brei­tung von Whats­app und Co. womög­lich, aber ohne eine Schuld­zu­schrei­bun­gen hier vor­neh­men zu wol­len) ver­stärkte, kaum mehr ein­deu­tige For­ma­tie­run­gen etwa­iger Nach­rich­ten (abseits des Diens­tes) … Pro­fis und eine ästhe­ti­sche Grund­bil­dung sind mehr denn je von Nöten!

Dass viele mei­nen, sie könn­ten sich zu jedem Medien- und Kunst­werk äußern, ist einer­seits eben­falls die Folge die­ser ver­meint­li­chen Zugäng­lich­keit, besag­ter Umsonst­kul­tur und ander­seits durch­aus als Respekt­lo­sig­keit zu wer­ten. Diese wie­derum fußt auf dem Umstand, dass Kom­mu­ni­ka­tion immer (wie erwähnt) ungreif­ba­rer erscheint und gleich­sam viele Men­schen (wie eben­falls gesagt) sehr mate­ri­ell ver­an­lagt zu sein schei­nen: Seit­dem DVD und sogar Blu-ray immer mehr ins Hin­ter­tref­fen gera­ten, gibt es noch weni­ger, gar nichts mehr in die Regale zu stel­len. Die­ser Umstand scheint für viele Mensch gleich­be­deu­tet mit „Das [≈ Kom­mu­ni­ka­tion] gibt’s kaum oder nicht, wert ist es schon gar nichts …“. Das hießt natür­lich nicht, die Mei­nungs­äu­ße­rung ver­bie­ten zu wol­len: Viele Werke sind gera­dezu dar­auf ange­wie­sen, dass es Dia­loge über sie gibt — nicht zuletzt damit z. B. ein Film mehr Gehör erhält, (kom­mer­zi­ell) erfolg­rei­cher wird. Eine gewis­sen Con­ten­ance jedoch muss aller­dings durch­aus ein­ge­for­dert wer­den, wie eben andere Berufs­grup­pen Respekt ein­for­dern, sich bis­wei­len gar ver­bit­ten, Kri­tik an ihrer Arbeit zu üben …

Aber und damit zurück zum Thema: Im fun­dier­ten Jour­na­lis­mus ist es bei die­sem The­men­auf­griff auf Sei­ten der Pro­fis durch­aus auch ein Ansin­nen, selbst Akzente, Recher­chen oder Per­spek­ti­ven zu einem Thema anzubieten/beizusteuern. Und nicht zuletzt offen­bart sich hier — anders als es popu­lis­ti­sche Kräfte sug­ge­rie­ren wol­len — eben ein Port­fo­lio dif­fe­ren­ter Mei­nun­gen, eben auch in klas­si­schen Medien: Denn diese kom­men­tie­ren und über­wa­chen sich gegen­sei­tig! Das mit „den Medien“ ist also kom­pli­ziert — mehr dazu hier (Text-Serie in Arbeit)!

Natür­lich sind die beschrie­be­nen, beson­ders im Fokus ste­hen­den The­men nur einige unter vie­len: Ener­gie­ver­sor­gung, Moder­ni­sie­rung des Staats­ap­pa­ra­tes, Abbau der Büro­kra­tie, bedingte Pro­fes­sion polit­scher Ent­schei­dungs­trä­ger, pro­ble­ma­ti­scher Bil­dungs­fö­de­ra­lis­mus, der Mei­nung des Autors nach einem  Über-Fokus auf MINT-Beru­fen — ins­be­son­dere hin­sicht­lich des all­seits und auch im Aka­de­mi­schen nied­ri­gen Levels ästhe­ti­scher Bil­dung und kom­mu­ni­ka­ti­ver Fähig­kei­ten, in Bezug auf das kul­tu­rell und öko­no­misch pro­ble­ma­ti­sche Aus­blei­ben einer weit­ge­hen­den kommunikativen/medialen För­de­rung: Bran­chen, die viele Arbeits­plätze und Kapi­tal sowie einen sozia­len Mehr­wert (Kunst als Mit­tel der Selbst­re­fle­xion) beinhal­ten könn­ten, sind viel­fach in Deutsch­land ins Hin­ter­tref­fen gera­ten … Sol­che und ähn­li­che The­men ver­schwin­den bei einem ein­sei­ti­gen Fokus schnell aus dem Blickfeld.

Neben­ef­fekt einer über­mä­ßi­gen Behand­lung bestimm­ter The­men ist — abseits jenem, in die Hand ins­be­son­dere natür­lich extre­mis­ti­scher Agi­ta­to­ren zu spie­len, die sol­che The­men am Leben hal­ten oder über­pro­por­tio­nal ver­fär­ben wol­len — eine der Beob­ach­tung des Autors die­ses Blogs nach verbreitete/sich ver­brei­tende, bereits mehr­fach erwähnte, all­ge­meine Angst­kul­tur: Die Welt wird nicht nur im Kon­text der Flücht­lings­krise als stark gefähr­lich wahr­ge­nom­men — wir haben Bei­spiele der­art bereits behan­delt. Zudem kann es zu einer Über­sät­ti­gung kom­men: „Muss es immer nur die­ses Thema sein?“ Diese hat einen ähn­li­chen radi­ka­li­sie­ren­den Effekt und ist wie­derum einer ins­ge­samt ver­brei­te­ten Angst­kul­tur „dien­lich“, aber mit ande­rem Akzent — nach dem Motto „Wir kön­nen uns nicht mehr auf die Poli­ti­ker ver­las­sen, alles geht vor die Hunde!“. Ein Frus­tra­ti­ons­emp­fin­den wird also womög­lich bestärkt — lei­der eben auch gegen­über demo­kra­ti­schen Kräf­ten: Der von pro­fes­sio­nel­len Poli­ti­kern über­be­tonte Fokus auf das Thema Flücht­lings­krise hat ja sogar bei­nahe zum Zer­fall der Regie­rung geführt. Es ent­steht der Ein­druck, zahl­rei­che Poli­ti­ker hät­ten jede Boden­haf­tung bzw. den Blick fürs Wesent­li­che oder min­des­tens ebenso wich­tige Aspekte ver­lo­ren und wür­den sich im Lager­den­ken verlieren …

Eine letzte Schluss­fol­ge­rung des Autors die­ses Ein­trags in die­sem Zusam­men­hang ist sicher­lich dis­ku­ta­bel bzw. sie ist aller­dings und des­we­gen ein Hypo­these: Im mehr oder min­der bewuss­ten „Büh­nen-Dar­bie­ten“ und der Dis­kus­sion um die Aus­sa­gen etwa­iger Kräfte bzw. die bereits erwähnte Über­re­prä­sen­ta­tion sel­bi­ger Kräfte in gemä­ßig­ten und kri­ti­schen Medien wird ein Radi­ka­li­täts-Ruck womög­lich ten­den­zi­ell her­bei­ge­re­det. Das klingt viel­leicht zu ver­harm­lo­send — bes­ser: Er wird viel­leicht mehr der min­der bewusst geför­dert. Etwa ist es schon ein große Auf­wer­tung und löst gleich­sam ein nicht min­der große Irri­ta­tion beim Autor die­ses Blogs aus, wenn etwa in der Polit-Talk­show „Maisch­ber­ger“ (13. 03. 2019) — zum Brexit und zur zwei­ten Ableh­nung des Aus­tritt­ab­kom­men durch das bri­ti­sche Unter­haus — der ein­zige deut­sche Poli­ti­ker (neben dem Luxem­bur­ger Außen­mi­nis­ter) in der Runde von Aus­lands­kor­re­spon­den­ten und Ken­nern aus der AfD kommt … Ist sel­bige für die Redak­tio­nen bereits die Par­tei Deutschlands?

Das alles soll nun nicht hei­ßen, dass es keine oder nur wenige extre­mis­ti­sche Sym­pa­thi­san­ten gibt, schon gar nicht ist die Kon­se­quenz aus die­ser Ver­mu­tung, man müsse nichts unter­neh­men nach dem Motte „Das wird sich schon geben!“. Die Situa­tion in Chem­nitz — wel­ches nach­hal­tig durch rechts­extreme Eska­pa­den von sich Hören machte — ist wohl wesent­lich auch dadurch ent­stan­den, dass sich eben der gemä­ßigte Groß­teil der Bevöl­ke­rung gar nicht äußert oder wehrt — etwa hier (auf Spie­gel Online) beschrie­ben. (NACH­TRAG 06/2019): Noch dras­ti­sche­rer Beleg ist der heim­tü­cki­sche, rechts­ra­di­kal moti­vierte Mord an einem hes­si­schen Poli­ti­ker, der sich für Flücht­lings- bzw. Asyl­be­lange ein­ge­setzt hatte, im Juni 2019!

Aktiv muss also gegen Radi­kal­sie­rung ange­gan­gen wer­den. Zum Bei­spiel ist schnell und umfas­send auf den wach­sen­den Anti­se­mi­tis­mus hier­zu­lande zu reagie­ren — es kann nicht sein, dass jüdi­sche Bür­ger (wie­der!) um ihrer Sicher­heit fürch­ten müs­sen! Gerade aber mit Blick auf die oben genannte, soge­nannte selbst­er­fül­lende Pro­phe­zei­ung wäre eine gewisse Mäßi­gung sinn­voll oder bes­ser (und damit ohne Wie­der­spruch:) auch mal als Platt­form nicht nur dem Rech­ten etwa (wenn auch oft eigent­lich mit auf­klä­re­ri­scher Absicht) Gehör zu ver­schaf­fen: So sollte etwa nicht alles Posi­tive und Demo­kra­ti­sche igno­riert wer­den, um per se eine zum Bei­spiel rechts­ge­rich­tete bzw. extre­mis­ti­sche Zukunft zu befürch­ten bzw. ange­sichts der genann­ten Bei­spiele tatä­sch­li­chen Radi­ka­li­sie­rung quasi betäubt im oben genann­ten Sinne »her­bei zu reden« bzw. unge­schickt zu fördern.

Der Blick auf posi­tive Men­schen, Grup­pen und Ereig­nisse abseits der Radi­ka­len könnte näm­lich inspi­rie­rende Kräfte ent­fal­ten, anhand deren etwas Posi­ti­ves gegen Radi­kale gesetzt wird, man end­lich aktiv wird. Es ist zwar bedau­er­li­cher­weise eine mensch­li­che Kon­stante, dass Schre­ckens­nach­rich­ten und Nega­ti­ves mehr Nach­wir­kung ent­fal­tet und damit berich­tens­wer­ter wir­ken. Aber vom Posi­ti­ven zu berich­ten, könnte eben auch eine offe­nere Stim­mungs­lage (als Gegen­stück zur Angst) beflü­geln … Wich­tig ist auch hier, wie schon mehr­fach ange­deu­tet, einen Mit­tel­weg zu fin­den: Posi­ti­ves her­vor­zu­he­ben, darf nicht dazu füh­ren, eine heile Welt zu insze­nie­ren und Schat­ten­sei­ten zu igno­rie­ren: Anti­se­mi­tis­mus auf­zei­gen und gleich­sam, wie schwach­sin­nig er ist und wie Men­schen egal, wel­cher Hin­ter­gründe, gut, erfolg­reich und glück­lich mit­ein­an­der leben kön­nen! Oder auf eine andere The­ma­tik bezo­gen —näm­lich das Thema „Euro­päi­sche Union“ und par­ti­ell mit dem Brexit beson­ders prä­sent wer­den­der, auch in Deutsch­land beob­acht­bare Ver­dros­sen­heit gegen­über Brüs­sel bei­spiels­weise. Wenn dann For­mate wie das selbst­er­nannte Rächer­for­mat „Mario Barth deckt auf“ immer wie­der beto­nen, wie hoch der Pro­zent­satz des deut­schen Anteils an jedem EU-Euro doch sei, ist das schon sehr nah an einer Stim­mungs­ma­che ana­log zum „Take back con­trol!“. Wo blei­ben dahin­ge­hend seriöse Kom­mu­ni­ka­to­ren, um — eben auch immer wie­der, damit es nach­hal­tig bekannt und gefes­tigt wird — zu erklä­ren, dass die nun monierte Abhän­gig­keit seit Jahr­zenten Frie­den sichert und gerade die Schaf­fung von Abhän­gig­kei­ten im Zen­trum der Initia­tive stand und steht?

Strategie II: Attitüden hinter sich lassen! Akademiker aufgepasst!

Fra­gen sie sich auch manch­mal, warum im Ange­sicht wich­ti­ger sozia­ler, glo­ba­ler und medi­en­theo­re­ti­scher Ent­wick­lun­gen Uni­ver­si­tä­ten kaum an öffent­li­chen Debat­ten teil­ha­ben? Hier­für gibt es meh­rere Gründe — und diese bewe­gen sich in einem Spek­trum zwi­schen par­ti­el­ler Nach­voll­zieh­bar­keit als auch Unver­ständ­nis: Letz­te­res stellt sich teil­weise — keine Pau­scha­li­sie­rung beab­sich­tigt — in Anbe­tracht der dort arbei­ten­den Men­schen ein, wel­ches es im Selbst­ver­ständ­nis und mit Blick auf den etwa­igen Bil­dungs­hin­ter­grund ja eigent­lich bes­ser wis­sen soll­ten. Sie soll­ten (neue) Wege fin­den, um in jenen ins Extre­mis­ti­sche abglei­ten­den Dis­kur­sen kor­ri­gie­rend oder auf­klä­rend ein­zu­grei­fen. Wir kom­men gleich noch dar­auf im Detail zurück — zunächst aber zu den Basics:

Die „Nicht-Teil­habe“ liegt natür­lich zum einen darin begrün­det, dass fach­kun­dige Kom­mu­ni­ka­to­ren natur­ge­mäß nicht der­art laut sind, sein kön­nen und soll­ten wie die ver­ein­fach­ten und pro­vo­kan­ten Aus­sa­gen etwa­iger Radi­ka­ler. Besagte geringe Prä­senz ist aber auch dar­auf zurück zu füh­ren, dass zum ande­ren gar keine Öffent­lich­keit ange­spro­chen wird — ein­mal weil nun, wie in jeder Dis­zi­plin, Dinge vor­aus­ge­setzt wer­den oder ein bestimm­ter Sprach­ge­brauch zur Anwen­dung kommt, der für Außen­ste­hende schwer zu ver­ste­hen ist.

Der­art begrenzte Schnitt­stel­len (zwi­schen ver­schie­de­nen Gesell­schafts­be­rei­chen) grün­den natür­lich auch auf dem Umstand, dass Kom­mu­ni­ka­tion viel­fach dem Atmen ähn­lich als gege­ben betrach­tet wird: Jeder kann es (das Kom­mu­ni­zie­ren), sie muss nicht im Detail erlernt wer­den ——— so zumin­dest die der Erfah­rung des Autors ent­spre­chende ver­brei­tete Annahme. Ana­log, aber auch im Gegen­satz dazu, ist immer eine bestimmte Aus­sage im uni­ver­si­tä­ren Feld, gar all­ge­mein im aka­de­mi­schen Kreis zu hören: „Junge Leute kön­nen nicht (mehr) rich­tig for­mu­lie­ren, beherr­schen weder Recht­schrei­bung noch Gram­ma­tik!“ Blöd dabei ist nur, dass Typo­gra­fie — also die (d. h., kom­mu­ni­ka­tiv und ästhe­tisch) kor­rekte Anwen­dung von Schrift­zei­chen, eine ziel­ge­rich­tete (zum Thema/zur Leser­schaft pas­sende) Wahl von Schrif­ten und Lay­outs — dann aber gerade durch jene, die besagte Aus­sage täti­gen, regel­mä­ßig igno­riert wird. Auf die Rele­vanz sol­cher typo­gra­fi­schen Maß­nah­men ange­spro­chen wird meist ent­geg­net, dass es sich bei sol­chen gestal­te­ri­schen Ent­schei­dun­gen nur um Ver­pa­ckung han­delte — ohne­hin der Inhalt vor allem zählte: Das nun könnte man auch bezüg­lich Recht­schrei­bung und Gram­ma­tik aus­ru­fen, oder nicht?

Sicher­lich ist diese Hal­tung durch das wohl ver­brei­teste Text­ver­ar­bei­tungs­pro­gramm Word begüns­tigt wor­den: Denn das Pro­gramm ist in vie­ler­lei Hin­sicht nicht über das Schreib­ma­schi­nen­zeit­al­ter hin­aus­ge­kom­men. Folg­lich wer­den im num­me­ri­schen Datum keine Lehr­zei­chen gesetzt, Schrif­ten ver­zerrt und fal­sche Kapi­täl­chen genutzt! Bei­des übri­gens lässt sich von Ken­nern sofort iden­ti­fi­zie­ren und macht kei­nen guten Ein­druck — in jedem Fall wird Kom­mu­ni­ka­tion unter­be­wusst unge­nau! Zudem wer­den gera­dezu mas­sen­haft von Aka­de­mi­kern fal­sche Anfüh­rungs­zei­chen genutzt — so in einem vom Autor die­ses Bei­trags zu Beginn des Stu­di­ums erwor­be­nen Buch zum wis­sen­schaft­li­chen Arbei­ten. Einem Buch also, wel­ches sich u. a. mit kor­rek­ten Zitier­wei­sen aus­ein­an­der­setzt, auf Prä­zi­sion und Gewis­sen­haf­tig­keit in der Kenn­zeich­nung etwa­iger Quel­len (natür­lich zurecht) ver­weist. In die­sem Werk nun fin­den sich fast auf jeder Seite zahl­rei­che typo­gra­fi­sche Feh­ler — kaum kor­rekte Anfüh­rungs­zei­chen, statt­des­sen Zoll­zei­chen oder eng­li­sche Anfüh­rungs­zei­chen. Die­ser Umstand ist nicht nur eine Dekon­struk­tion des eigent­li­chen Anlie­gens die­ser Autoren, son­dern auch der Lek­to­rats- bzw. Ver­lags­ver­ant­wort­li­chen, die die­ses Buch so in den Druck haben gehen las­sen. Das Buch ist zudem ein Bei­spiel dafür, dass die angeb­li­che „Ver­lags­ade­lung“ („Der Ver­lag hat mei­nen Text ange­nom­men — er ist also gut oder hat zumin­dest Poten­tial!“) mehr und mehr Rele­vanz ver­liert. Abseits etwa­iger durch den Ver­lag offe­rier­ter Ver­triebs­wege ist das Werk also aus­schließ­lich auf den Autor zurückzuführen.

Dann wird regel­mä­ßig aller­seits — Sie ken­nen es — jede Ein­la­dungs­karte oder jeder schrift­li­che Hin­weis (etwa zur Hand­ha­bung der Kaf­fee-Maschine) zen­triert gesetzt. Denn, so die ver­brei­tete Annahme, damit wirke der Text har­mo­nisch, weil eben mit­tig. Auch auf die­ses Miss­ver­ständ­nis ange­spro­chen (näm­lich, dass Zen­trier­tes schlecht zu lesen ist) wird — trot­zig — gesagt, dass es ohne­hin nicht „drauf ankäme“. Nur weil man aber etwas nicht beherrscht, es als unnütz abzu­stem­peln, ist eine beliebte Stra­te­gie im Glaube, so könnte eine sou­ve­räne Außen­wir­kung erzielt wer­den — oft sind der­ar­tige Abwer­tun­gen aber als vor­aus­ei­lende Ent­schul­di­gung zu ver­ste­hen. Die kom­mu­ni­ka­tive Ganz­heit­lich­keit zwi­schen Inhalt, Struk­tu­rie­rung (≈ Nar­ra­tion) und Design und deren Poten­tia­len, auch außer­halb der eige­nen Gruppe Men­schen anzu­spre­chen, wird also unterschätzt.

Warum die­ser Exkurs, schließ­lich kön­nen Sie hier (im Blog) hin­sicht­lich For­ma­tie­rung dezi­diert mehr erfah­ren? Es sollte gezeigt wer­den, wie im aka­de­mi­schen Feld (und daran ange­kop­pelt im Ver­lags­we­sen) Anspruch und Wirk­lich­keit bis­wei­len aus­ein­an­der gehen — gerade hin­sicht­lich kom­mu­ni­ka­ti­ver Aspekte. In Bezug auf den in der ers­ten Stra­te­gie getä­tig­ten Ver­weis auf ein kom­mu­ni­ka­tive Ganz­heit­lich­keit wird hier deut­lich, dass Aka­de­mi­ker sich die­ser — im Volu­men von (eben auch unse­riö­ser) Quel­len — mehr den je not­wen­di­gen Fähig­kei­ten anneh­men müs­sen! Unse­riöse Kräfte ver­ste­hen sich oft auf gutes Design und geschickte Kom­mu­ni­ka­tion — nicht, weil es so ein­fach ist, son­dern sie mit Inhalt über Ste­reo­ty­pen und Kli­schees hin­aus ja nicht auf­war­ten kön­nen. Das ist quasi ein ent­ge­gen­ge­setzte Ungleich­ge­wicht zur aka­de­mi­schen Situa­tion: Dort mag der Inhalt ten­den­zi­ell war vor­lie­gen, aber die Auf­be­rei­tung (und damit das Design) sind nicht vor­han­den. Rich­tig wäre es, beide Ele­mente als gleich­wer­tig zu betrach­ten. Und daran anschlie­ßend soll hier die Not­wen­dig­keit einer über das Aka­de­mi­sche hin­aus­ge­hen­den kom­mu­ni­ka­ti­ven Grund­bil­dung betont wer­den, zumin­dest dar­auf ver­wie­sen wer­den, dass im Zwei­fels­fall ein Profi hin­zu­ge­zo­gen gehört.

Neben der typo­gra­fi­schen Unzu­läng­lich­keit und etwa­igen „bran­chen­ty­pi­schen“ Fremd­wör­ter, wel­che natür­lich auch in einem Neben­satz erklärt wer­den könn­ten, ist auch der Gebrauch etwa­iger Buz­zword dis­ku­ta­bel: Zuge­ge­ben, eines davon wird auch in die­sem Blog mehr­fach genutzt, näm­lich das der Meta-Ebene ≈ einer Über- oder Zwi­schen­ebene … Der Begriff soll grö­ßere Zusam­men­hänge beschrei­ben; etwas zwi­schen den Zei­len, nicht unbe­dingt greif­bar; ein Netz­werk, das mehr Kom­ple­xi­tät auf­weist als die ein­zel­nen Teile oder das Augen­schein­li­che. Rich­tig, Buz­zwords sind ja eigent­lich im Sinne des Vor­her­ge­hen­den zu ver­ste­hen — sie beinhal­ten also poten­ti­ell eine Brü­cken­funk­tion, wer­den in vie­len gesell­schaft­li­chen Berei­chen ver­meint­lich ver­stan­den. Die Ver­meint­lich­keit zeigt sich aber daran, dass diese Begriffe oft so unkon­kret sind, dass sie alles oder nichts bedeu­ten können.

Der Erfah­rung des Autors nach gerade bzw. schon einige Zeit aktu­elle Buz­zwords sind zum Bei­spiel „Nach­hal­tig­keit“ und „Digi­ta­li­sie­rung“: Nahezu alles ist oder will es sein — „nach­hal­tig“. Was der Begriff meint, scheint dabei zu vari­ie­ren: Umwelt­ver­träg­lich­keit in Her­stel­lung, in Nut­zung, Aus­gleich für ver­brauchte Res­sour­cen, Recy­cling, Blick auf die Zukunft/Denken an künf­tige Gene­ra­tio­nen, lange Halt­bar­keit, ein­fach nur Lang­fris­tig­keit, Spa­ren (Ener­gie, Fleisch …), Tier­schutz, Gesund oder gift­frei, Glaube/Illusion des Guten oder des Indi­vi­du­el­len statt Masse … Oft wird dann so Mar­kier­tes zur einer Black­box — etwa das Elek­tro­auto: Auf den Hof gestellt wirkt es zwei­fel­los nach­hal­tig, da kein direk­ter Treib­stoff­aus­stoß, ggf. mit erneu­er­ba­rer Ener­gie betreib­bar. Da wird dann die bis­her noch (in Rela­tion zum kon­ven­tio­nel­len Motor) ener­gie­auf­wen­dige Pro­duk­tion über­se­hen, die pro­ble­ma­ti­sche Gewin­nung sel­te­ner Erden aus Kri­sen­re­gio­nen ignoriert.

Auch „digi­tal“ ist alles: Was soll denn bitte ein digi­ta­ler Motor (inner­halb eines Staub­saugers) sein? Oder umge­kehrt: Wenn er durch digi­tale Tech­nik gesteu­ert wird, ist dann nicht fast jeder Motor unse­rer Gegen­wart ein digi­ta­ler? 2018/2019 ist vom digi­ta­len Wan­del und einer ent­spre­chen­den Revo­lu­tion die Rede, als ob bei­des noch im Kom­men befind­lich wäre. Rich­ti­ger wäre es, fest­zu­hal­ten, dass sich Ent­spre­chen­des in vie­len Berei­chen längst voll­zo­gen hat. Selbst bei­nahe jedes auf Papier erschei­nende Buch ist digi­tal geschrie­ben und druck­be­reit gemacht wor­den — Word, InCopy, Pho­to­shop, Inde­sign etc. Wir kom­men gleich noch­mal auf das „Poten­tial“ des Begriffs als nicht zuletzt aka­de­mi­scher Sün­den­bock zurück.

Als wei­tere Bei­spiele tau­gen geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Über­schrif­ten. Gemeint sind nicht unbe­dingt sol­che, die eben in Fach­spra­che für Außen­ste­hende unver­ständ­lich das Thema beschrei­ben. Viel­mehr geht es um jene Über­schrif­ten, die alles oder nichts sein kön­nen. Gemeint sind zudem jene Text, in denen sich hin­ter vie­len Wor­ten oft sehr ein­fa­che Kon­zepte ver­ste­cken oder bekannte Ele­mente nur wie­der­ho­len: Das kann frucht­bar sein — ein neuer Sach­ver­halt kann mit eta­blier­ten Ele­men­ten kom­bi­niert wer­den, ein ande­rer Blick­win­kel zusätz­li­che Poten­tiale einer bereits bekann­ten Theo­rie offen­ba­ren. Aber auch die Wis­sen­schaft kann sich, wie jeder Gesell­schafts­be­reich, bis­wei­len (hier erneut) einem mehr oder min­der bewuss­ten Mar­ke­ting, hier einem „Wis­sen­schafts­mar­ke­ting“ hin­ge­ben: Ein ers­tes Bei­spiel ist das soge­nannte „Neu­ro­mar­ke­ting“. Es kann als par­ti­elle „Neu-Labe­lung“ ver­stan­den wer­den — mehr oder min­der Bekann­tes wird unter neuem Namen als ebenso neu­ar­tig emp­fun­den, ähn­li­cher einer Mode oder der Refe­ren­zia­li­tät im Pop oder ana­log z. B. auch zur Kunst­epo­che der Renais­sance wird das „Alte“ nicht wie­der­holt, son­dern neu inter­pre­tiert. Besag­tes Kon­zept erkun­det in die­sem Sinne durch­aus inno­va­tiv Kom­mu­ni­ka­ti­ons­maß­nah­men, eben pri­mär der Wer­bung. Durch neu­ro­lo­gi­sche Unter­su­chungs­me­tho­den wer­den diese empi­risch unter­füt­tert, prak­ti­sche Ablei­tun­gen wer­den mög­lich (als Wer­be­maß­name zum Bei­spiel) — durch­aus gewinn­brin­gend für Prak­ti­ker und Theo­re­ti­ker glei­cher­ma­ßen! Der Mei­nung des Autors nach wer­den aller­dings in die­ser Theo­rie auch recht kau­sale Denk- und Reiz-Reak­ti­ons­sche­men genutzt, die durch­aus im Wider­spruch zum tat­säch­li­chen bzw. nie­mals hun­dert­pro­zen­ti­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons- respek­tive Wer­be­er­folg ste­hen. Erneut soll die­ser Exkurs auf ein eben auch frag­wür­di­ges Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­ständ­nis ver­wei­sen und ein poten­ti­elle Anfäl­lig­keit durch die­ses Nicht­wis­sen betonen.

Die Nicht-Auf­be­rei­tung eines Tex­tes — ein­fa­che Spra­che, Kon­zepte erklä­ren, um sie einer brei­te­ren Öffent­lich­keit vor­zu­stel­len — grün­det aber auch auf dem Umstand, sel­bi­ges gar nicht zu wol­len. Auch dies könnte als eine Art von Mar­ke­ting gewer­tet wer­den: Man will unter sich blei­ben, könnte über­spitzt behaup­tet wer­den — hat sich selbst gegen­über „den Ande­ren“ als Ziel­gruppe defi­niert. Dabei han­delt es sich womög­lich um einen soge­nann­ten „Habi­tus“ — um einen bestimm­ten Kanon von Atti­tüde, Wer­ten und Ver­hal­tens­wei­sen inner­halb einer sozia­len Gruppe. Ein dahin­ge­hen­des, wenig schmei­chel­haf­tes Bei­spiel haben wir gerade gese­hen — die „Ver­lags­ade­lung“, wel­che unre­flek­tiert als Ori­en­tie­rung in Wis­sen­schaft und bis­wei­len Öffent­lich­keit akzep­tiert wird. Habi­tus muss aber natür­lich nichts Schlech­tes (oder Gutes) sein, es ist schlicht eine bis­wei­len unre­flek­tierte Kom­po­nente jeder Ansamm­lung von Men­schen: In die­sem Fall eben als Text, der für eine Fach­ver­öf­fent­li­chung und ent­spre­chende Ziel­gruppe gedacht war. Dar­über hin­aus kann die­ser Habi­tus ebenso mehr oder min­der bewusst nach Außen und Innen „gepflegt“ bzw. ent­spre­chend ein­ge­setzt wer­den — um Zusam­men­halt zu errei­chen, einen bestimm­ten Sta­tus zu kom­mu­ni­zie­ren. Und auch das ist nicht „gut“ oder „schlecht“, aber bis­wei­len ambi­va­lent und zwie­späl­tig. Und das bedeu­tet wie­derum auch, gewisse Mei­nun­gen oder Kon­zepte wer­den von jenen, die dem jewei­li­gen sozia­len Ver­band zuge­hö­rig sein wol­len, unre­flek­tiert „über­nom­men“: „Das sagt man eben so!“ „So macht man das bei uns!“

Mög­li­cher­weise bedeu­tet dies aber auch, Sie kön­nen es sich vor­stel­len, dass die hier behan­del­ten Grup­pen zu einer Arro­ganz oder Über­heb­lich­keit ten­die­ren, nicht zuletzt der angeb­li­chen Bil­dung nach oder ana­log zu einem his­to­risch abge­lei­te­ten Eli­te­den­ken — der Dorf­leh­rer, ‑Pfar­rer, ‑Jurist, ‑Arzt. Natür­lich wäre eine Pau­scha­li­sie­rung unan­ge­bracht, nicht „alle“ sind „so“, noch sind sol­che Eli­ten heute immer noch wirk­lich prä­sent oder ein­fluss­reich. Es geht hier um ein aus der Erfah­rung des Autors die­ses Blog­ein­trags her­aus aber durch­aus gele­gent­li­ches Auf­tre­ten — manch­mal auch eben des­halb, weil der alte Sta­tus nicht mehr „wirk­lich“ ist.

Die Kon­se­quen­zen solch eines Ver­hal­tes und Selbst­ver­ständ­nis­ses sind groß — näm­lich im Extrem­fall ein Sys­tem­ver­sa­gen, min­des­tens die Fort­set­zung eines bis­wei­len feh­ler­haf­ten Kreis­laufs kann die Folge sein: Schon intern — also im aka­de­mi­schen Feld oder uni-intern — sind dies­be­züg­li­che Kon­se­quen­zen erkenn­bar: So ist es — aus Per­spek­tive des Blog­au­tors — erschre­ckend, wie sehr Wis­sen­schaft­ler sich um Abgren­zung von ande­ren Aka­de­mi­kern bemü­hen (und umge­kehrt) ——— ins­be­son­dere hin­sicht­lich des in die­sem Blog fokus­sier­ten Fel­des der Medien. Im Mar­ke­ting For­schende ken­nen medi­en­wis­sen­schaft­li­che Theo­rien und Grund­la­gen­werke nicht, erstel­len schließ­lich Arbei­ten mit längst über­hol­ten Inhal­ten. Medi­en­wis­sen­schaft­ler — also theo­re­tisch über Medien und ein­zelne Werke for­schend — habe zum Teil wenig Respekt vor denen, die die von ihnen ana­ly­sier­ten Werke geschaf­fen haben. Es ist schon para­dox, Werke für ihre Kom­ple­xi­tät zu loben, den (stu­dier­ten) Krea­ti­ven aber sel­bige abzu­spre­chen. Beson­ders inter­es­sant ist es dann, wenn die Theo­re­ti­ker nach dem Stu­dium auch noch prak­ti­sche Berufe anstre­ben. Oft folgt dann näm­lich die eigent­li­che Berufs­bil­dung müh­sam uni-extern beim Arbeit­ge­ber — fatal unter­schätzt wird näm­lich, dass etwas zu ana­ly­sie­ren noch lange nicht befä­higt, es selbst umzusetzen.

Statt Meta-Ebe­nen, Kom­mu­ni­ka­tion an sich zu behan­deln, wird Kom­ple­xi­tät also oft igno­riert. Eigent­lich gebil­dete und sich bis­wei­len als Élite begrei­fende Men­schen för­dern bis­wei­len Ste­reo­ty­pen und Schub­la­den, erstel­len sie sogar bis­wei­len. Ein­gän­gige Bei­spiele sind etwa die „Digi­ta­li­sie­rung“ — dazu wie gesagt gleich mehr — oder das ver­brei­tete Schlag­wort „Inter­diszi­plinari­tät“. Ange­sichts der oben beschrie­be­nen Hal­tung bleibt letzt­ge­nannte regel­mä­ßig — aus der Erfah­rung des Autors die­ses Blog-Ein­trags her­aus — auf ein Mini­mum beschränkt: Statt Ver­tre­ter aus Pra­xis und Theo­rie wer­den regel­mä­ßig „nur“ gra­du­ell dif­fe­rente Akteure zusam­men­ge­bracht — ggf. ver­schie­dene Theo­rie­fel­der. Und bitte: Dass muss nicht schlecht sein oder sinn­los, schließ­lich ist ein kon­zen­trierte Fokus bis­wei­len gewinn­brin­gend. Hier soll ledig­lich gefragt wer­den, ob es nicht beson­ders für die uni­ver­si­täre For­schung ertrag­reich wäre, einen Schritt wei­ter zu gehen … eben die Angst zu über­win­den, dass durch die Kon­fron­ta­tion von Theo­rie und Pra­xis Welt­bil­der zer­stört werden.

Anschlie­ßend ließe sich fra­gen, warum heute immer noch, trotz vie­ler spe­zia­li­sier­ter Stu­di­en­gänge, unspe­zi­fisch Stel­len besetzt wer­den — etwa so: ≈ Ger­ma­nis­tik für die Stelle des Pres­se­spre­chers etc. Dahin­ter steckt der Glaube, durch geis­tige Frei­heit und wenige Vor­ga­ben inner­halb des Stu­di­ums, wenige Kon­kre­ti­sie­run­gen wür­den wich­tige, gar uni­ver­selle Denk­pro­zesse als Meta­fä­hig­kei­ten selbst­stän­dig aus­ge­formt. Anhand derer — via eines Hand­werks­zeugs quasi — soll dann ein brei­tes Spek­trum von Tätig­kei­ten und dann Beru­fen mög­lich wer­den. Aller­dings müs­sen die kon­kre­ten Fähig­kei­ten (wie gesagt) teil­weise erst vor Ort erlernt werden.

Die­ser Frei­heits­ge­danke ist natür­lich grund­sätz­lich keine fal­sche Annahme oder Aus­gangs­lage, muss hier bestä­tigt wer­den. Schließ­lich geht es in die­sem Blog — mit Fokus auf Kom­mu­ni­ka­tion und der For­de­rung einer kom­mu­ni­ka­ti­ven Grund­bil­dung — ja auch um einen Über­bau, eine Meta-Ebene. Doch ließe sich kri­tisch fra­gen, ob der Grad der Unbe­stimmt­heit in solch tra­di­tio­nel­len Stu­di­en­gän­gen nicht zu groß bemes­sen ist/in Tei­len einer antrai­nier­ten Ent­rü­ckung gleich­kommt — ange­sichts der offen­ba­ren Pro­bleme, die Absol­ven­ten klas­si­scher Stu­di­en­gänge, trotz ihrer Bil­dung, mit der Kom­ple­xi­tät der Welt haben: eta­blierte und gebil­dete Poli­ti­ker in popu­lis­ti­schen Bewe­gun­gen, die ein­fa­che Sün­den­bö­cke kre­ieren; Inge­nieure, die auf Grund ihrer rein theo­re­ti­schen Sicht­weise und dem Glau­ben, dar­aus abge­lei­tet alle Kon­struk­ti­ons­ar­bei­ten beur­tei­len zu kön­nen, keine Hand­wer­ker mehr fin­den (Spie­gel Online); Gebil­dete, die am Tag des Misstrauensvotums/ nach dem (ers­ten) Schei­tern des Brexit-Abkom­mens der bri­ti­schen Pre­mier­mi­nis­te­rin, May, über die Höhe von Brief­schlit­zen debat­tie­ren — Wer­bung für die min­des­tens in ihrem Mar­ke­ting erfolg­rei­chen (die bis­wei­len unhin­ter­fragte Ehr­furcht gegen­über) bri­ti­schen Élite-Unis ist letzt­ge­nann­tes Bei­spiel jeden­falls nicht.

Aber es gilt noch ein­mal zu beto­nen, hier soll gleich­sam keine Pau­scha­li­sie­rung vor­ge­nom­men wer­den. Mit der gewis­sen, hier zur Anwen­dung kom­men­den Pole­mik soll eben gezeigt wer­den, wie schnell  bis­wei­len zu beob­ach­tende „tra­di­tio­nelle“ Selbst­dar­stel­lun­gen in die Hände derer spie­len, die sich (wie gesagt nur zur Illu­sion) als Eli­te­kri­ti­ker begrei­fen! Und es wird deut­lich, dass Ana­ly­sie­ren (im Rah­men theo­re­ti­schen Stu­di­ums) nich gleich »machen« ist …

Den­noch bzw. des­halb lässt sich durch­aus fra­gen, ob eine nicht zumin­dest gewisse Spe­zia­li­sie­rung inklu­sive Weit­sicht dem Berufs­ein­stieg und eine gesell­schaft­li­chen Mit­ein­an­der dien­lich ist. Zudem wird in einem Zeit­al­ter immer kom­ple­xe­rer und gleich­sam spe­zi­fi­sche­rer Tätig­kei­ten einer­seits und der Not­wen­dig­keit, ver­schie­dene Sys­teme (wie das hier skiz­zierte aka­de­mi­sche) Mit­ein­an­der in Ver­bin­dung zu set­zen ande­rer­seits ein kon­kre­te­res und gleich­sam mul­ti­per­spek­ti­vi­sches Stu­dium not­wen­dig. Der Kri­tik, sol­che (oft fach­hoch­schul­ge­bun­de­nen) Stu­di­en­gänge zwi­schen Spe­zi­fik und Brü­cken­bau­er­funk­tion wären zu eng gefasst und von Ver­schu­lung geprägt, muss ent­ge­gen gehal­ten werde, dass sie sehr wohl ver­schie­denste Aspekte ein­brin­gen, manch­mal sogar mehr als die angeb­lich offen gehal­te­nen klas­si­schen Stu­di­en­gänge — etwa hin­sicht­lich des ski­zier­ten Ver­hält­nisse von Theo­rie und Pra­xis: Denn aller Kri­tik der Ver­schu­lung zum Trotz wird eine Desi­gner im FH-Bache­lor „genö­tigt“, meh­rere Dis­zi­pli­nen der Gestal­tung UND Theo­rie grund­le­gend zu beherr­schen. Hin­ge­gen einem Absol­vent des glei­chen Abschlus­ses an der Uni oft der­art von Anbe­ginn eine Spe­zia­li­sie­rung ermög­licht wird, sodass der Bache­lor-Abschluss „Medi­en­de­si­gner“ gar nicht mehr zutrifft, weil unge­liebte Medien oder Theo­rie-Module eben nie gewählt und damit erlernt wur­den. In Bezug zur Theo­rie meint dies, dass FHs oft eine Theo­rie­an­teil von 40—50 % anbie­ten! So ist es zumin­dest die per­sön­li­che Erfah­rung des Autors die­ses Blog-Eintrags.

Kom­men wir nun zu einem ein­schlä­gi­gen medi­en­be­zo­ge­nen und gleich­sam dar­über hin­aus­ge­hen­den Bei­spiel, wie sich eine aka­de­mi­sche Atti­tüde zeigt: Auch oder gerade Aka­de­mi­ker der Theo­rie erwei­sen sich der Erfah­rung des Autors die­ses Blogs nach als anfäl­lig für einige Ste­reo­ty­pen. Erst jüngst stieß der Autor auf ein Inter­view mit einem Sozio­lo­gen, der sich dar­über äußert, ob bzw. kon­kret warum E‑Sport, also sport­lich betriebene/im Wett­kampf aus­ge­tra­gene Com­pu­ter­spiele, sei­ner Mei­nung nach keine Sport sind: Da wer­den vor allem die Kom­mer­zia­li­sie­rung des E‑Sports, die man­gelnde Bil­dung und Gerech­tig­keit bzw. Fair­ness die­ser Tätig­keit als Grund­lage angeführt.

Das über­rascht schon sehr, wo doch der Fuß­ball selbst in nied­ri­gen Ligen von Geld­ge­schäf­ten (Spon­so­ren, Wet­ten etc.) durch­setzt ist. Und wo bleibt die Vor­bild­funk­tion im Zeit­al­ter prot­zi­ger Fuß­ball­pro­fis, die oft keine Mäßi­gung auf dem Platz und abseits des­sel­bi­gen ken­nen (≈ Par­ty­ex­zesse, Gewalt, ver­gol­dete Nah­rung)? Auch erschließt sich der Bil­dungs­auf­trag nur bedingt, wo doch viele Pro­fis sich am Ende ihrer Kariere, meist in rela­tiv jun­gen Jah­ren also, bis­wei­len — so ein Ein­druck — ver­lo­ren zu füh­len schei­nen. Sicher­lich gelingt es Sport und natür­lich Fuß­ball (aller kom­mer­zi­el­ler Prä­gun­gen zum Trotz), gro­ßen Grup­pen von Men­schen ein sozia­les Umfeld, gar Halt zu bie­ten — also eine wich­tige gesell­schaft­li­che Teil­habe zu ermög­li­chen. Aber warum kön­nen ein­ge­tra­gene E‑Sportvereine nicht Ähn­li­ches leis­ten? Dass Com­pu­ter­spiele kein Sport seien, scheint also bis­wei­len sehr selektiv…

War in dem als Bei­spiel ange­führ­ten Interview/in den dort getä­tig­ten Aus­sa­gen also nur der Wunsch am Werk, im Sinne aka­de­mi­scher Ver­öf­fent­li­chungs­zwänge zu kom­mu­ni­zie­ren, was lei­der auch dazu füh­ren kann, nicht beson­ders fun­diert zu argu­men­tie­ren? Para­do­xer­weise — weil ja ein­gangs gesagt wurde, eine uni­ver­si­täre Teil­habe an grö­ße­ren Debatte bleibe aus — ist das Publi­zie­ren essen­ti­ell für Wis­sen­schafts­kar­rie­ren, was wie­derum zur Text­mehr­fach­nut­zun­gen oder qua­li­ta­ti­ven Schwä­chen füh­ren kann. Oder ist alles ganz anders? Wur­den in die­sem Bei­spiel zum Zweck öffent­lich­keits­wirk­sa­men Publi­zie­rens Schub­la­den durch­aus kal­ku­liert bedient, also ver­sucht, auf große Reich­weite ver­spre­chende „Knöpfe“ zu drü­cken? Schließ­lich ist E‑Sport auch unter dem Schlag­wort „Bal­ler­spiele“, wel­ches aller­dings im besag­ten Arti­kel der Ehr­lich­keit hal­ber nicht direkt zele­briert wurde, ein hoch aus­ge­la­de­nes Feld. Zudem wird etwa auf einen kom­men­den Vor­trag des Sozio­lo­gen ver­wie­sen (und auch dafür Auf­merk­sam­keit gene­riert?), gleich­sam aber mehr oder min­der ehr­lich im Neben­satz zuge­ge­ben, selbst gar keine Com­pu­ter­spiele zu nut­zen … Der­ar­ti­ges — zwi­schen Mäßi­gung (keine Bal­ler­spiel­kli­schees), Sen­de­be­dürf­nis, metho­di­schen Schwä­chen, Unsau­ber­kei­ten in der Recher­che oder der pro­ble­ma­ti­schen Gleich­set­zung eige­ner Prä­fe­ren­zen und Ana­ly­se­re­sul­ta­ten — för­dert natür­lich die Außen­wahr­neh­mung der Geis­tes­wis­sen­schaft oder kom­mu­ni­ka­ti­ver Fel­der nicht (oben: „Das ist ja nichts …“).

Ins­ge­samt beschleicht einen der Ein­druck, auch medi­en­be­züg­lich wür­den immer die glei­chen The­men behan­delt wer­den: Das bedeu­tet natür­lich nicht, dass sel­bige irrele­vant sind — der Kom­plex, wie Medien auf Men­schen wir­ken und umkehrt, ist mehr denn je zu dis­ku­tie­ren: Man könnte gar sagen, es gibt nichts außer­halb von Medien — Freunde sind Medien, das soziale Umfeld, der Markt­platz usw. Das gemein­hin ver­brei­tete Ver­ständ­nis von dem, was Medien sind — näm­lich Print, Film, ggf. Neue Medien (auch so eine Schub­lade) —, ver­sperrt oft den Blick, wie weit­rei­chend Medien eigent­lich zu ver­ste­hen sind … Es gibt — wie mehr­fach ange­deu­tet — also viel zu tun!

Wenig hilf­reich ist es dann um so mehr, Vor­ur­teile auf­recht zu hal­ten — etwa in Form eines Ever­greens in die­sem Feld und eines jüngst aktu­ell gewor­de­nen Bei­spiels: So ist es allen voran das Fern­se­hen und neu­er­dings die Digi­ta­li­sie­rung, die als schein­bar ein­deu­tige Fak­to­ren nega­tiv ver­stan­de­ner gesell­schaft­li­cher Umbrü­che, gar als Sün­den­bö­cke her­hal­ten dür­fen: Das Fern­se­hen ist spä­tes­tens seit Ador­nos Ana­lyse des sich eta­blie­ren­den Medi­ums in den USA der 1950er Jahre ein anhal­ten­der Dorn im Auge eini­ger Intel­lek­tu­el­ler — wenn sich zumin­dest ein par­ti­el­ler Wan­del dies­be­züg­lich abzeich­net, etwa mit einer wis­sen­schaft­li­chen Dis­zi­plin wie der der Popu­lä­ren Kul­tu­ren, die abseits einer Hoch­kul­tur­de­batte Medien betrach­tet. Den­noch gilt das (Bewegt-)Bild immer noch als ein­fach zu ver­ste­hen und mäch­tig — warum schei­tern dann so viele visu­elle Wer­bung­maß­nah­men oder Filme? Umge­kehrt: Was ist mit besag­tem, im Feuil­le­ton geprie­se­nen fik­tio­na­len, soge­nann­ten Qua­li­täts­fern­seh­se­rien als (abseits einer mar­ke­ting­tech­ni­schen Impli­ka­tion beleg­ba­res) audio­vi­su­el­les Gegen­bei­spiel zur angeb­li­chen Trivialität?

Wenn Akademiker*innen immer wie­der behaup­ten, bestimmte Medien scha­den, andere wäre beson­ders gut, gar geis­tig gesund­heits­för­der­lich, ist das natür­lich einer­seits der Ver­such — gegen das eigent­li­che Selbst­ver­ständ­nis hoher und damit eigent­lich auf Kom­ple­xi­tät vor­be­rei­ten­der Bil­dung (so die viel­leicht naïve Annahme) —, ein ein­fa­ches Welt­bild zu kre­ieren. Dadurch drückt sich quasi auch das offen­bar aller­seits vor­han­dene Bedürf­nis nach sol­chen (fata­len) Ein­fach­hei­ten, also eine Dif­fe­renz zw. gut und böse, aus … Dabei wird ins­be­son­dere die Ver­eh­rung des Buchs bei­nahe zu einem Tick — angeb­lich anspruchs­voll, da dort alles ima­gi­niert wer­den muss — eben nicht wie beim „ein­fa­chen“ Bild. Natür­lich wird bei die­ser simp­len Vor­stel­lung unter­schla­gen, dass das Bild wie oben erwähnt sicher­lich nicht der­art kau­sal-wir­kungs­voll beschrie­ben wer­den kann. Viel­mehr ist ein Bild immer nur ein Aus­schnitt einer Welt ist: Kame­ra­win­kel, Per­spek­ti­ven, Kadrie­rung, Schnitt usw. Auch Bil­der sind wie viele Texte also nur Frag­mente, Wesent­li­ches muss durch den Leser bzw. Seher ergänzt wer­den. Den­ken Sie nur an die vie­len Filme, in denen etwas nicht gezeigt oder aus­ge­spro­chen wird — und dann geis­tig kom­ple­men­tiert wer­den muss: im Hor­ror-Genre etwa. Über­dies muss das Inter­pre­tie­ren von Bil­dern erlernt wer­den, wie auch das Lesen trai­niert wer­den muss. Wobei das Erler­nen eben natür­lich anders ver­läuft — oft als unbe­wuss­ter Vor­gang von Kind­heits­ta­gen an hin­sicht­lich des Films. Womög­lich kommt es auch des­halb zu den dif­fe­ren­ten Wert­ur­tei­len. Ins­ge­samt ist aber ohne­hin arg zu bezwei­fel­ten, dass in der Flut täg­li­cher Print-Ver­öf­fent­li­chun­gen mehr „Gutes“ zu fin­den ist als in der Flut bewegt­bild­me­dia­ler Werke!

Aber diese Offen­heit gegen­über ande­ren Medi­en­for­men erfor­dert natür­lich Vor­wis­sen, eine gewisse Übung — Dinge, die, so möchte es der Autor die­ses Blog­ein­trags ver­lan­gen, drin­gend künf­ti­gen Gene­ra­tio­nen anhand eines die (auch bei Stu­den­ten erwar­tete bzw.) anvi­sierte Trans­fer­leis­tung aus dif­fe­ren­ten fach­spe­zi­fi­schen Medi­en­be­zü­gen kana­li­sie­ren­den und Kom­mu­ni­ka­tion auf­be­rei­ten­den Faches gelehrt wer­den sollte. Erwach­sene sollte nicht auf die ver­meint­li­che Ein­fach­heit der Kom­mu­ni­ka­tion (im Sinne von „Jeder kann es!“) und ihrer Hand­ha­bung her­ein­fal­len. Statt­des­sen soll­ten sie sich ers­tens bewusst mache, dass Kom­mu­ni­ka­tion nut­zen oder selbst zu kom­mu­ni­zie­ren auch im alter wei­ter­hin zu erler­nen­der Kom­plex ist. Zum ande­ren soll­ten sie offen gegen­über einer Refle­xion auch des Unbe­wuss­ten in sei­ner All­täg­lich­keit (eben das Kommunikative/Mediale um uns herum) ver­hal­ten — auch auf die „Gefahr“ hin, dass einst zwei­di­men­sio­nale Welt­bil­der kom­ple­xer wer­den. Schließ­lich wird aus Per­spek­tive des Autors die­ses Blogs mit der Akzep­tanz gewis­ser Kom­ple­xi­tät und Kon­tin­gen­zen (da alles auch anders sein kann) ein Zurecht­kom­men in der Welt begüns­tigt, zumin­dest die Wahr­schein­lich­keit erhöht, Mecha­nis­men popu­lis­ti­scher Kräfte zu erkennen.

Den­noch (wie im Rah­men der ers­ten Stra­te­gie bereits behan­delt): Es lässt sich gegen­wär­tig, und zwar nicht nur hin­sicht­lich der genann­ten Bei­spiele, son­dern all­ge­mein eine omni­prä­sente Furcht und Angst beob­ach­ten. Zwar wird die Welt siche­rer (schauen Sie mal hier — Spie­gel Online), aber so neh­men sie viele nicht wahr. Wich­tig hier noch­mal: Bei solch einer Stim­mung sind natür­lich ver­meint­lich ein­fa­che Modelle (zusätz­lich oder wie­der) ver­füh­re­risch — wie gese­hen von „bes­ser“ und „schlech­ter“ zu spre­chen, ist medi­en­be­züg­lich ein alter Hut.

Sol­che immer wie­der Behand­lung fin­dende Sün­den­bö­cke sind umge­kehrt geschickte, wenn auch frag­wür­dige Mit­tel, um eine Leser­schaft, die sich sol­chen Selbst­ver­ständ­nis­sen bzw. einem ent­spre­chen­den Habi­tus mehr oder min­der bewusst ver­pflich­tet fühlt, anzu­spre­chen. Wei­ter­ge­dacht könnte die­ses Vor­ge­hen dann eben auch den frag­wür­di­gen Stra­te­gien der Popu­lis­ten zuge­ord­net wer­den … Mit Blick wie­der auf etwa­ige Medi­en­dis­kurse reicht meist schon ein „Fern­se­hen ver­dummt!“ oder „Digi­tale Medien machen dick!“ in der Über­schrift und Auf­merk­sam­keit in bestimm­ten Milieus ist Ihrem Text sicher — noch eine Form von aka­de­mi­schen Mar­ke­ting also, wir haben hin­sicht­lich Com­pu­ter­spiele ein mög­li­ches Bei­spiel gese­hen. Die Frage ist aller­dings, ob damit der Wis­sen­schaft oder Ihren Lesern ein Dienst erwie­sen wird … Ins­ge­samt wird hier deut­lich, dass ein Über­le­gen­heits­ge­fühl angreif­bar macht: Das soge­nannte No-frills-Design ver­sucht sich durch­aus teil­ana­log zu der bis­her skiz­zier­ten Ziel­gruppe daran, in der Außen­wahr­neh­mung kein Design zu sein: „Das Sta­tus-Sym­bol für alle, die kein Sta­tus­sym­bol brauchen!“

(Selbst) Medi­en­be­züg­lich for­schende Akademiker*innen sind wohl auch aus die­sem Hin­ter­grund her­aus anfäl­lig für den Hype um das soge­nannte „Qua­li­täts­fern­se­hen“. Wenig über­ra­schend hat der Begriff seine Wur­zeln durch­aus im Mar­ke­ting: Zwar taucht er augen­schein­lich erst­mals im wis­sen­schaft­li­chen Kon­text auf, aber als Teil eines Sam­mel­bands, der eine bestimmte US-Fern­seh­pro­duk­ti­ons­firma und deren Bestre­ben, sich erst­mals stär­ker über Qua­li­tät bzw. die Beto­nung sel­bi­ger zu defi­nie­ren ver­suchte, behan­delt: Mehr dazu hier (Buch­seite — her­auge­ge­ben von Dr. Sönke Hahn)! In der Folge gel­ten Qua­li­täts­fern­seh­for­mate anhand eines (zwei­fels­los dis­ku­ta­blen) Kata­logs von Kri­te­rien bestimm­bar: Sie sind sozi­al­kri­tisch, haben zwie­späl­tige bis ambi­va­lente, rea­lis­ti­sche Cha­rak­tere, wei­sen ein Netz­werk von Figu­ren auf, kom­plexe Hand­lun­gen und Erzähl­wei­sen — meist in einer pro­gres­si­ven Seria­li­tät: also Hand­lungs­bö­gen, die sich über eine ein­zelne Epi­sode hin­aus erstre­cken; zudem sind sie von einer dem Kino (als nicht zuletzt wesent­lich eta­blier­te­res, aka­de­misch aner­kann­tes Medium) ähn­li­chen oder von einer mitt­ler­weile mit die­sem gleich­zie­hen­den bis sel­bi­ges über­tref­fen­den audio­vi­su­el­len Gestaltung/Erzählung geprägt. Eine Art (erneut frag­wür­den, da natür­lich ver­ein­fa­chen­den, aber sicher­lich als Instru­ment (auch Krea­ti­ver), das „aus Tra­di­tion“ abge­wer­tete Medium in den Fokus zu rücken, bis­wei­len zweck­mä­ßi­gen) Must-see-Kanon bil­den fol­gende Serien: „Brea­king Bad“, „The Wire“, „The Sopra­nos“, „Mad Men“, „Game of Thrones“ …

Nicht direkt die­sem Kri­te­ri­en­ka­ta­log zuge­hö­rig ist der Umstand, dass ent­spre­chende Werke bei Pay-TV- und in einer Wei­ter­ent­wick­lung auf Video-on-Demand-Platt­for­men zu fin­den sind respek­tive von die­sen pro­du­ziert wer­den. Die bis­wei­len unbe­que­men Werke kön­nen so auch bei gerin­ger Quote lukra­tiv wer­den — diese Dis­tri­bu­to­ren ermög­li­chen quasi das „Hoch­wer­tige“ erst. Das Pro­gramm ist nun durch indi­vi­du­elle Vor­lie­ben gestalt­bar, zum indi­vi­du­el­len Zeit­punkt und Ort sowie hin­sicht­lich der Epi­so­den­vo­lu­men theo­re­tisch nach Gut­dün­ken abruf­bar. Zwar eigent­lich ein Hin­weis dar­auf, dass die ihrer künst­le­ri­schen Güte hal­ber geprie­se­nen Werke eben auch kom­mer­zi­elle Pro­dukte sind, wird dies­be­züg­lich vor allem zu beto­nen ver­sucht, dass die Werke nicht mehr Fern­se­hen seien! Tat­säch­lich ergän­zen Media­the­ken lineare Kanäle, auto­ma­ti­sche Wei­ter­lei­tun­gen und Eigen­wer­bung bei den VODs ähneln dem klas­si­schen, linea­ren Fern­se­hen. Zeit- und Dra­ma­tur­gie­struk­tu­ren ent­spre­chen ein­an­der, For­mate wer­den von einem an den ande­ren Dis­tri­bu­tor ver­kauft, müs­sen in bei­den Fäl­len funk­tio­nie­ren usw. — ein par­ti­ell über­schätz­ter Umbruch also!

Bevor hier der umge­kehrt fal­sche Ein­druck ent­steht, näm­lich dass gar nichts dran ist an dem Hype um etwa­ige Werke: Es las­sen sich ihre künst­le­ri­schen, sozi­al­kri­ti­schen Kom­po­nen­ten nicht igno­rie­ren und durch­aus bele­gen, dass sol­che Serien audio­vi­su­el­len Gesell­schafts­ro­ma­nen eben­bür­tig sein kön­nen. Und: Wenn auch Net­flix nicht der erste On-Demand-Anbie­ter ist, noch für viele — mit Aus­nahme ein­schlä­gi­ger (wenn par­ti­ell mitt­ler­weile auch unrühm­lich bekannte) Aus­hän­ge­schil­der wie „House of Cards“ — der­ar­tig geprie­sene Werke ver­ant­wort­lich zeich­net, so haben Net­flix und andere Platt­for­men tat­säch­lich nach­hal­tig das Fern­se­hen ver­än­dert: Jün­gere Men­schen sind nur noch wenig bis kaum mit dem klas­si­schen Fern­se­hen vertraut.

Schließ­lich möchte der Autor die­ses Ein­trags sogar soweit gehen, zu behaup­ten, dass das Igno­rie­ren des Medi­ums Fern­se­hen in sei­ner Gesamt­heit — also auch jener Teile, die nicht on-demand rezi­pier­bar sind oder über das Feuil­le­ton „geadelt“ wur­den — für Erwach­sene Kon­se­quen­zen hat: Die red­un­dante, dann oft sehr kom­plexe Nar­ra­tion, die ambi­va­len­ten Motive und Ereig­nisse, die viel­schich­ten Cha­rak­tere vol­ler Grau­stu­fen, die Spieg­lung etwa­iger Ziel­grup­pen­be­dürf­nisse, die Ko-Krea­tion etwa­iger Ver­lan­gen usw. — solch fik­tio­na­len Ele­mente und die Refle­xion der­sel­ben können/kann auch Erwach­se­nen hel­fen, sich bes­ser mit ihrer Umge­bung aus­ein­an­der­zu­set­zen. Ins­be­son­dere das seri­elle Erzäh­len kann auf das viel­fach Seri­elle (Erzäh­len) unse­rer Welt vor­be­rei­ten — etwa die pro­vo­kante, mit Cliff­han­gern ver­se­hene Twit­ter-Nut­zung ein­schlä­gi­ger Poli­ti­ker, die reflex­ar­tige eine große Reich­weite gene­rie­ren soll und ver­mag. Das Wis­sen um das Seri­elle könnte die­sem Drang, zu reagie­ren und damit diese unbe­ab­sich­tigte Hil­fe­leis­tung für etwa­ige Popu­lis­ten unter­bin­den (Siehe Stra­te­gie 1).

An die­ser Stel­len haben wird es noch mit einer wei­te­ren Atti­tüde zutun — näm­lich zu behaup­ten, dass das Geschich­ten­er­zäh­len und ‑Rezi­pie­ren was für Kin­der ist (was bereits ein­füh­rend ange­ris­sen wurde). Damit will der/die jewei­lige Redner*in zwei­fels­ohne beto­nen, im rea­len Leben ange­kom­men, erwach­sen und auf­ge­klärt zu sein. Aber: Geschich­ten sind nicht nur für Kin­der ein essen­ti­el­ler Schlüs­sel zur Welt, im Sinne eines lebens­lan­gen Ler­nens kön­nen sie auch für Erwach­sene sinn­voll sein, in einer tech­no­lo­gi­schen, sich sozial schnell ent­wi­ckeln­den Welt zurecht zu kom­men. Geschich­ten, gerade fik­tive, gerade unter­hal­tende For­men kön­nen dabei durch den fik­ti­ven „Umweg“, der eben nicht mit der vor­herr­schen­den Rea­li­tät über­ein­stimmt (allen voran: Sci­ence Fic­tion und Fan­tasy), Refle­xion anre­gen. Und klar, der Begriff „Unter­hal­tung“ ist wie die vor­her­ge­hen­den äußerst nega­tiv auf­ge­la­den. Unter­hal­tung ist ja angeb­lich tri­vial — ein wenig wird dann immer im Sinne einer abge­dro­sche­nen Weis­heit argu­men­tiert: „Medi­zin, die gut schmeckt, taugt nichts!“ Die Quasi-Labe­lung wie­derum hat bis­wei­len sogar umge­kehrte, also unbe­ab­sich­tigte, dem schwarz-wei­ßen Hoch­kul­tur­ge­dan­ken ent­ge­gen­ge­setzte Kon­se­quen­zen: Der­ar­tig geprie­sene Dinge wer­den beson­ders unat­trak­tiv und bekom­men den Cha­rak­ter eines schu­li­schen Muss’ — wie Goe­thes „Faust“ wird die TV-Serie „The Wire“ schein­bar uner­klär­lich gelobt, ihr ist näm­lich schwer zu ver­fol­gen, nicht zuletzt auf Grund etwa­iger Durst­stre­cken bedingt durch eine rela­tiv lang­same Erzähl­weise usw.

Unter­hal­tung ist in sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Defi­ni­tion natür­lich kom­ple­xer — sie beinhal­tet durch­aus Anspruch und setzt Wis­sen vor­aus. Wer etwa Geschichts­li­te­ra­tur, Fach­bü­cher rezi­piert, will sich meist nicht nur infor­mie­ren — oft als Gegen­satz zur Unter­hal­tung gel­tend, also ohne Gefühle auf Fak­ten abzie­lend, als eine schein­bar ohne dra­ma­ti­sierte Auf­be­rei­tung aus­kom­mende For­men. Tat­säch­lich: Wer das genannte regel­mä­ßig rezi­piert, wird eben auch unter­hal­ten. Und wie ange­deu­tet: Die Fähig­keit, Filme zu inter­pre­tie­ren, ist eine Ver­in­ner­li­chung und nichts Ange­bo­re­nes — wer nicht an die schnel­len Schnitte moder­nen Action­filme gewöhnt ist, wird dem Werk nur schwer­lich fol­gen kön­nen: Besu­chen Sie mal mit Eltern oder Groß­el­tern einen sol­chen Action­kra­cher … Klar, popu­läre bzw. mas­sen­me­diale For­men sind nicht immer vol­ler Anspruch (oder, was man dafür hält). Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass sie viele Geschmä­cker und Fähig­kei­ten tref­fen müs­sen und daher oft auf einen klei­nen gemein­sa­men Nen­ner redu­ziert wer­den. Aber ihnen dann jede Form von Kunst abzu­spre­chen, zeugt wenig von Bil­dung, son­dern besag­tem unre­flek­tier­ten Habitus …

Noch­mal zum Geschich­ten­er­zäh­len bzw. der zu über­win­den­den Ableh­nung des­sel­ben: Dem Geschich­ten­er­zäh­len ist ohne­hin nicht zu ent­kom­men — umso wich­ti­ger ist es, seine Mecha­nis­men und Gren­zen zu erken­nen. Ähn­lich wie das Wis­sen um Seria­li­tät auf poli­ti­sche Twit­ter-Nut­zung vor­be­rei­ten kann oder wei­ter­ge­dacht die seri­elle Nar­ra­tion des Wäh­lens mit dem ange­deu­te­ten Fall in Bezug steht (begin­nen­der Wahl­kampf: Schafft er es noch­mal?), so ist auch das Geschich­ten­er­zäh­len natür­lich all­ge­gen­wär­tig: die Befra­gung durch den Arzt, der Ablauf eines Pro­zes­ses vor Gericht, der Supermarkteinkauf/das Selbst­be­die­nungs­prin­zip (zu wis­sen, was ich mir neh­men darf, dass ich an der Kasse aus­pa­cke, dort zahle usw.), die Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung (recht ver­läss­lich weit­rei­chend gül­tig) etc. Gerade Sys­teme wie Jura sind oft der­art in ihrem Nar­ra­tiv gefan­gen, dass eine Kom­mu­ni­ka­tion mit ande­ren (gesell­schaft­li­chen) Berei­chen aus­bleibt respek­tive dort auf wenig Ver­ständ­nis getrof­fen wird: Wuss­ten Sie, dass nicht der Super­markt Ihnen ein Ange­bot macht, wäh­rend Sie durch die Regale strei­fen und etwa­ige — umgangs­sprach­li­che — Ange­bote sehen, son­dern Sie dem Super­markt, wenn Sie sich zur Zah­lung bereit erklä­ren? Das was gemein­hin als Ange­bot gilt, ist die invi­ta­tio ad offe­ren­dum, die Ein­la­dung an den Kun­den, sodass die­ser ein Ange­bot abge­ben kann, wenn er denn möchte. All dies kann als Argu­ment gel­ten, nicht nur Pro­fis der Kom­mu­ni­ka­tion mehr zu fördern/zu kon­sul­tie­ren, son­dern ein grund­le­gende kom­mu­ni­ka­tive Bil­dung von Kin­der­ta­gen an zu för­dern: das Fach Kom­mu­ni­ka­tion — dazu spä­ter mehr.

Die Rele­vanz des Faches wird auch hier­mit ersicht­lich — und damit kom­men wir zu einem der­zeit belieb­ten, rela­tiv neuen Sün­den­bock: Das heißt es zum Bei­spiel, Digi­ta­les mache  dick. Goe­the als E‑Book ist also schäd­lich, Faust in Print­form aber lehr­reich? Alles klar. Digi­ta­li­sie­rung als per se neu und noch kom­men­den Pro­zess zu dekla­rie­ren, ist aus Per­spek­tive des Autors die­ses Blogs her­aus etwa so, als stünde man in einem bren­nende Wald und über­lege, wo und wann das Feuer aus­bre­chen darf oder wird. Und bitte: Mit der Meta­pher wird Digi­ta­li­sie­rung nicht zu einer Gefahr oder ist per se schlecht. Wir haben es schlicht in Tei­len mit schon lang­fris­tig voll­zo­ge­nen — neben natür­lich im Voll­zug befind­li­chen, gar kom­men­den — Ent­wick­lun­gen zu tun. Das Ganze weist durch­aus einen der Indus­tri­el­len Revo­lu­tion anver­wand­ten Cha­rak­ter auf — eben mit ande­rer Nuance: Viele Berufe, gerade im Ver­wal­tungs­be­reich, wer­den womög­lich im Zuge bereits jetzt umfas­sen­der Daten­sätze und einer damit denk­ba­ren Soft­war­aus­wer­tung weg­fal­len. Was einer­seits den Ver­lust von Arbeits­plät­zen bedeu­tet, könnte auch Res­sour­cen bereit­stel­len und bis­her in Rela­tion zum All­tag (der freien Wirt­schaft) lang­same öffent­lich-recht­li­che Pro­zesse beschleu­ni­gen. Klar, ließe sich im Sinne von Paul Viri­lios Kon­zept der Dro­mol­gie oder des Rasen­den Still­stands über die Beschleu­ni­gung unse­rer Welt auch nega­tiv dis­ku­tie­ren, aber der ein oder andere Antrag dürfe doch auch schnel­ler bear­bei­tet wer­den, oder? Ins­ge­samt kann, trotz eines poten­ti­el­len Ver­lusts von Arbeits­plät­zen, viel­leicht auf ande­rer Ebene Arbeit geschaf­fen oder durch die „frei­ge­wor­de­nen“ Res­sour­cen schlicht sich ande­ren gesell­schaft­li­chen Pro­ble­men gewid­met werden …

Es emp­fiehlt sich also durch­aus, eine offene Aus­ein­an­der­set­zung mit sol­chen popu­lä­ren Begrif­fen zu pfle­gen — an die­ser Stelle nähern wir uns einer denk­ba­ren drit­ten Stra­te­gie im Umgang mit Popu­lis­ten: Offen Den­kende, ent­spre­chende Insti­tu­tio­nen sollte es begrenzen/abstellen, (eben auch von radi­ka­len Kräf­ten vor­ge­ge­be­nen) Trends nachzugeben/zu fol­gen. Im Bezug zum Digi­ta­len ist es etwa wenig seriöse — wie gesagt, wir müs­sen hier auch eigent­lich fun­dierte Medi­en­an­bie­ter kri­ti­sie­ren, wol­len aber nicht dem extre­mis­ti­schen Sprech und Den­ken fol­gen — sen­ti­men­tal die Ver­gan­gen­heit als ein­fa­cher zu mar­kie­ren gegen­über einer kom­ple­xen, zu kom­ple­xen, gar unsi­che­ren Gegen­wart. Die­ses unge­stüme Jetzt nun sei — wenig über­ra­schend — mit den kos­ten­pflich­ti­gen Kurs­an­ge­bo­ten, etwa der Spie­gel Aka­de­mie, bes­ser hand­hab­bar. Der Autor die­ses Blog­ein­trags will sich hier aber nicht über Gebühr echauf­fie­ren, zielt er selbst auch auf (Bezahl-)Angebote ab, um etwa­ige Pro­bleme im Umgang mit der (kom­mu­ni­ka­ti­ven) Kom­ple­xi­tät der Gegen­wart anzu­ge­hen. Den­noch ver­sucht der Autor, Kli­schees einer ein­fa­chen Ver­gan­gen­heit und in Rela­tion „unsi­che­ren“ Welt zu ver­mei­den. Viel­mehr ist näm­lich davon aus­zu­ge­hen, dass die ein­fa­che Ver­gan­gen­heit des­we­gen ein­fach war, weil ihre Kom­ple­xi­tät aus­ge­blen­det wurde — weni­ger Kom­mu­ni­ka­tion, um Ereig­nisse auf der ande­ren Seite der Welt zu erfas­sen, weni­ger Anbie­ter, die von „ungewollten“/„unschönen“ Aspekte berich­te­ten, weni­ger Inter­esse (der Rezi­pi­en­ten), sol­che Sach­ver­halte zu behan­deln usw. Inso­fern ist die Beto­nung, dass die Welt seit dem Ende des Kal­ten Krie­ges weni­ger ein­deu­tig ist als Bewer­bung eines Kurs­an­ge­bo­tes durch­aus frag­wür­dig zu bewerten.

Strategie III: Der Klüger sollte nicht immer nachgeben, doch auch nicht nachziehen

Diese Stra­te­gie ist, wie ein­lei­tend ange­kün­digt, „ein­fach“, und zwar dar­über defi­niert, ein Ver­hal­ten zu unter­las­sen. Näm­lich nicht in glei­cher Weise zu reagie­ren, wie es die pro­vo­kan­ten, ver­ein­fa­chen­den Aus­sa­gen etwa­iger Radi­ka­ler vor­le­ben. Wenn etwa popu­lis­tisch-recht­ex­treme Bewe­gun­gen per­sön­lich wer­den, sollte die Reak­tion nicht glei­cher­ma­ßen aus­fal­len usw. Also Leh­rer, die sich im Sinne demo­kra­ti­scher Grund­werte einer­seits, der Mei­nungs­frei­heit ander­seits — bei­des also durch­aus im Sinne der ange­dach­ten Neu­tra­li­tät des Lehr­kör­pers (näm­lich gesell­schaft­li­che Pro­zesse mit den Schü­lern zusam­men zu beleuch­ten und zu dis­ku­tie­ren) — mit einer radi­ka­len Par­tei kri­tisch aus­ein­an­der­set­zen, an den Pran­ger zu stellen/ihre Schü­ler zur Denun­zia­tion auf­zu­for­dern (auf von Radi­ka­len initi­ier­ten Platt­for­men), ist schreck­lich. Die Lis­tung rech­ter Stu­den­ten durch angeb­lich gemä­ßigte Kräfte als Ant­wort ist keine Lösung — son­dern bedient nur eine Kette oder Spi­rale von Aktionen.

Wenn man sich bes­ser und gemä­ßig­ter prä­sen­tie­ren will bzw. es kon­kret auch ist, soll­ten der­ar­tige Ver­hal­tens­wei­sen aus­blei­ben. Die Anfüh­rungs­zei­chen deu­ten es an, ganz so „ein­fach“ ist es dann doch nicht: Besagte Ver­hal­tens­weise sind näm­lich als Reflex quasi von jedem nach­voll­zieh­bar — auf Angriffe folgt oft eine Ver­tei­di­gung, eben reflex­ar­tig meist in ähn­li­cher Qua­li­tät: Jede kennt das — zwei Freund sind gerade in einem hef­ti­gen Streit und sich noch lange nicht einig, da wer­den sie von einem Drit­ten „ange­macht“. Plötz­lich wird der Streit über­wun­den oder zumin­dest bei­seite gelegt und zurück­ge­keilt. (Übri­gens: Das ist ja auch der Reflex Radi­ka­ler, wenn sie ange­fein­det wer­den — siehe Essay Teil 1)

In Anbe­tracht im gesam­ten Spek­trum sich radi­ka­li­sie­ren­der Kräfte ist die Ver­tei­di­gung demo­kra­ti­scher Mäßi­gung, einer Mitte, abso­lut rich­tig und wohl immer not­wen­dig. Doch darf damit — noch­mal — eben nicht Glei­ches mit Glei­chem ver­gol­ten wer­den. Solch eine Ver­hal­ten führt näm­lich dazu, dass das Beab­sich­tigte ins Gegen­teil ver­kehrt wird — statt also die Ste­reo­ty­pen Radi­ka­ler zu ent­lar­ven oder gegen sie anzu­ge­hen, wer­den selbst wel­che bedient oder vor­han­dene Kli­schees fort­ge­setzt. Die schroffe Reak­tion Gemä­ßig­ter auf Pro­vo­ka­tio­nen etwa­iger Radi­ka­ler wird durch selbe näm­lich der­art aus­ge­legt, dass sie sich selbst zum Opfer machen: Man habe „das doch sagen dür­fen“, die Reak­tion sei aber ein Angriff auf die eigene Mei­nungs­frei­heit: Im zwei­ten Schritt und für die Ande­ren gilt, „das hat man doch sagen dür­fen“ natür­lich nicht.

Wie schon im ers­ten Teil die­ses Essays behan­delt wurde, scheint die schroffe Reak­tion Gemä­ßig­ter quasi mit­ein­be­zo­gen wor­den zu sein/zu werden/zur Stra­te­gie popu­lis­ti­scher Agi­ta­to­ren zu gehö­ren und wird mit einer Rhe­to­rik der zwei Maße beant­wor­tet — was man sel­ber tut, will man schon gar nicht erfah­ren und wenn doch, so beweist das nur, dass man selbst ein Opfer ist und die Ande­ren eben — im Sinne des über einen Gegen­satz bestimm­ten Selbst­ver­ständ­nis­ses — ein Feind. Wie eben­falls bereits gesagt defi­nie­ren sich sol­che Bewe­gun­gen ja über einen Gegen­satz, sie sind auf einen sol­chen angewiesen.

So ist es dann auch ein gefun­de­nes Fres­sen für besagte radi­kale Kräfte, die sich ja selbst der Ver­zer­rung und Lüge bedie­nen (etwa erfun­dene Ver­ge­wal­ti­gun­gen über soziale Medien etc. ver­brei­ten, um Stim­mun­gen zu erzeu­gen), wenn sie andere einer Lüge über­füh­ren. Ins­be­son­dere, wenn diese „Über­füh­rung“ nicht nur eine erfun­dene ist (wie ja regel­mä­ßig angeb­li­che Ver­schwö­run­gen durch Radi­kale ent­deckt wer­den), son­dern es einen tat­säch­li­chen Skan­dal gibt. Wobei „Über­füh­rung“ nicht rich­tig ist, fast schon Aus­druck ist, wie manch rhe­to­ri­sche Kniffe Radi­ka­ler von Gemä­ßig­ten (und dem Autor die­ses Tex­tes) über­nom­men wer­den. Denn die Radi­ka­len über­füh­ren in die­sem Fall ja nicht, son­dern nut­zen die (mehr oder min­der gelun­gene) kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung ande­rer mit sich selbst: etwa hin­sicht­lich der Sei­tens der Poli­zei arg ver­zerr­ten Zah­len zu den Über­grif­fen Sil­ves­ter 2015 in Köln (ein wei­te­res Bei­spiel in der nächs­ten Stra­te­gie).

Mit die­ser Maß­nahme der Köl­ner Poli­zei wird nicht nur das Ver­trauen in öffent­li­che Intui­tio­nen (wei­ter) mini­miert. Dann wird das „Lügen“ zumin­dest dem Anschein nach, wohl aus Per­spek­tive Radi­ka­ler und ihrer Sym­pa­thi­san­ten, (wei­ter) salon­fä­hig gemacht — nach dem Motto: „Wenn es schon die Poli­zei tut, dann ist es ja nicht so wild …!“ Der Skan­dal der „Ande­ren“ ist auch des­halb gefun­de­nes Fres­sen, weil diese nach­ge­ord­nete, offen­bar gewor­dene Lüge (nach etwa­iger Radi­ka­ler im Feld der Flücht­lings­krise — Sie kenne sie) eben ein jün­ge­res Ereig­nis ist/aktueller ist und damit das Ver­gan­gene (≈ Lügen Radi­ka­ler) schnell über­tün­chen kann.

Aller­dings sollte hier nicht allzu schnell und ver­ein­fa­chend Kri­tik geübt wer­den. Durch­aus ließe sich mit einem illus­tra­ti­ven Bei­spiel spre­chen, näm­lich mit Jack Nicol­sons Alias im Film „Ein Frage der Ehre“ argu­men­tie­ren: „Sie kön­nen die Wahr­heit doch gar nicht ver­tra­gen!“ Hier soll zwar weder das Vor­ge­hen der Poli­zei noch das der bis­wei­len erst spät berich­ten­den seriö­sen Medien gut gehei­ßen, son­dern dar­auf ver­wie­sen wer­den — wie schon mehr­fach in die­sem Bei­trag —, dass es ein­sei­tige Wirk­lich­keits­vor­stel­lun­gen gibt: Wohl auch durch eine ein­sei­tige Medi­en­nut­zung, ein durch­aus hier bewusst und pro­vo­kant als Unver­mö­gen Bezeich­ne­tes wer­den man­che Quel­len und Mes­sa­ges der­art für „wahr“ oder „aus­schließ­lich“ bzw. „die Rea­li­tät“ abbil­dend ein­ge­stuft, dass — eben ohne andere Quel­len zu kon­sul­tie­ren — eine Über-Prä­senz und dar­aus resul­tie­rende Angst­ge­fühle ent­ste­hen kön­nen. Das meint hier kon­kret: Die schon gegen Ende des Jah­res 2015 auf­ge­heizte Stim­mung sollte — so wohl die Absicht — nicht wei­ter ange­feu­ert wer­den ——— ein Infor­ma­ti­ons­di­lemma, das oben beschrie­ben wurde! Die­ses Bei­spiel zeigt, neben dem zwei­fel­haf­ten Ver­mö­gen im Umgang mit Medien, wie schnell aus dem kom­mu­ni­ka­ti­ven Bezug diese Blogs ins­ge­samt ableit­bare und gene­relle Beob­ach­tun­gen wer­den kön­nen bzw. wie sehr Kom­mu­ni­ka­tion „die Welt“ durch­dringt: Ein The­men-Über-Fokus hat auch gesell­schaft­lich Rele­vanz, sodass der äußert frag­würde Ent­schluss gefasst wurde, die­sem keine kor­rek­ten Zah­len hin­zu­zu­fü­gen … Keine Bühne zu bie­ten (Stra­te­gie 1), darf aber kei­nes­falls mit Nicht-Berich­ten ver­wech­selt wer­den, son­dern bezieht sich ins­be­son­dere (wie gesagt) auf das Auf­grei­fen einer Stim­mungs­ma­che ≈ Twit­ter.

In die­sem Zusam­men­hang muss auf die soge­nann­ten „alter­na­ti­ven Medien“ ver­wie­sen wer­den — diese gel­ten in radi­ka­li­sier­ten Grup­pen oft als der Wahr­heit ver­pflich­tete Quel­len gegen­über den kom­mer­zi­el­len und/oder angeb­lich unter­ein­an­der „aus­tausch­ba­ren“ klas­si­schen Anbie­tern. Eine Alter­na­tive kann — abseits der gerade erwähn­ten Poli­ti­sie­rung — durch­aus jen­seits kom­mer­zi­el­ler und/oder „main­strea­mi­ger“ Struk­tu­ren lie­gen und ggf. Mei­nun­gen reprä­sen­tie­ren, die sonst keine Nen­nung fin­den. Pro­ble­ma­tisch ist aller­dings, dass viele der von Radi­ka­len als Alter­na­tive mar­kierte Kom­mu­ni­ka­to­ren nicht nur keine Pro­fis sind (was wie gese­hen nicht per se ein Pro­blem sein muss — der Autor ermun­tert gera­dezu, dass ein jeder sich künst­le­risch-gestal­te­risch oder jour­na­lis­tisch aus­lebt, dazu gehört aber auch eine ästhe­tisch-kom­mu­ni­ka­tive Grund­bil­dung.); sie sind vor allem sehr pola­ri­sie­rend ver­an­lagt. Sicher, das könnte auch den „Gro­ßen“ unter­stellt wer­den. Doch eine genaue Betrach­tung zeigt dann, dass bei aller berech­tig­ten (und hier auch vor­ge­nom­me­nen) Kri­tik diese doch eine mul­ti­per­spek­ti­vi­sche Auf­ar­bei­tung anstre­ben, regel­mä­ßig ver­schie­dene Mei­nun­gen auf­neh­men und Kon­texte erläu­tern — viele pro­fes­sio­nelle Pres­se­ver­tre­ter ver­su­chen sich min­des­tens an der Umset­zung die­ses Ide­als: etwa die diver­sen, sich oft stark wider­spre­chen­den Kolum­nen auf Spie­gel Online.

Was nun statt­des­sen tun, wenn keine Ant­wort mit glei­chen Mit­tel sinn­voll ist? Mit Blick auf die vor­her­ge­hen­den und kom­men­den Stra­te­gien gegen­über Popu­lis­ten wäre es wich­tig, Infor­ma­tio­nen umfas­send und ver­ständ­lich auf­zu­be­rei­ten — Ver­ein­fa­chung ja, aber nicht um den Preis bewuss­ter Aus­las­sung oder Ver­zer­rung! Dann ist eine umfas­sende, und zwar all­ge­meine kom­mu­ni­ka­tive Bil­dung essen­ti­ell, um einen sou­ve­rä­nen Umgang mit Medien, (dor­ti­gen) Bot­schaf­ten und schließ­lich sogar gan­zen Welt­mo­del­len (nächste Stra­te­gie) zu begüns­ti­gen. Zudem ist eine sys­te­ma­ti­sche Kennzeichnung/Darstellung der eig­nen — auch pro­fes­sio­nel­len — Arbei­ten, For­mate und Recher­chen sinn­voll, um die kli­schee­hafte Beschrei­bung ins­be­son­dere klas­si­scher Medien als Black­box (als Sub­jek­ti­vie­rung „die Medien tun/machen …“) auf­zu­bre­chen, die damit ver­bun­dene Dis­kre­di­tie­rung (≈ „Lügen­presse“) zu mini­mie­ren — wie gesagt dazu mehr in der nächs­ten Strategie.

Strategie IV: Bessere kommunikative Aufbereitung — von Schnelligkeit über eine stärkere Markierung bis zur kommunikativ-ästhetischen Bildung

Es wurde nun schon mehr­fach dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Autor die­ses Blog-Ein­trags ein Defi­zit in kom­mu­ni­ka­tiv-ästhe­ti­scher Bil­dung sieht und das ins­be­son­dere auf Seite der Rezi­pi­en­ten. Wobei mit dem Begriff „Kon­su­ment“ oder „Rezi­pi­ent“ durch­aus auch eine aktive Kom­po­nente beschrie­ben sein soll — das meint wie­derum nicht nur Pro-Con­su­mer, die etwa einen Blog betrei­ben etc. oder „nur“ kommentieren/posten, son­dern dass die Medi­en­re­zep­tion immer „Medi­en­pro­duk­tion“, immer ein akti­ver Akt ist: Die Welt eines Films wird durch die Autoren/Macher des Werks, durch die Zuschauer, das gesell­schaft­li­che Umfeld, genauso wie die fik­ti­ven Figu­ren selbst gemein­sam kre­iert — eine als Leih­kör­per­schaft, als het­e­ro­top zu beschrei­bende Bezie­hung (siehe hier). Und weil es sich also nicht um eine pas­sive Rolle han­delt, ist es essen­ti­ell, sich sou­ve­rän in der Welt zu bewe­gen und in die­sem Zusam­men­hang „bewegt zu werden“.

Im Sinne die­ser mehr­fach ange­deu­te­ten Wech­sel­wir­kun­gen zw. Pro­du­zen­ten, Werk und Kon­su­men­ten, einem Netz­werk unter­schied­li­cher Fak­to­ren also, ist auch eine kon­struk­tive (das pole­mi­sche, dis­kre­di­tie­rende Spre­chen von einer „Lügen­presse“ ist ja, wie bereits gezeigt, vor­ge­scho­ben und „ledig­lich“ ein Instru­ment radi­ka­ler) Kri­tik den pro­fes­sio­nel­len Machern gegen­über anzu­brin­gen — eben weil beide Berei­che in einer gegen­sei­ti­gen Bezie­hung zuein­an­der ste­hen. Inso­fern soll bei den viel­fach beschrie­be­nen Defi­zi­ten auf Sei­ten der Rezi­pi­en­ten nicht der Ein­druck erzeugt wer­den, diese seien dumm. Es geht viel­mehr um eine begrenzte, aber ver­bes­ser­bare Kom­pe­tenz im Umgang mit Medien/Kommunikation.

Der Autor die­ses Blog-Bei­trags betrach­tet es näm­lich als grenz­wer­tig, nur einen Teil eines jewei­li­gen Kom­ple­xes zu fokus­sie­ren — solch eine Ein­sei­tig­keit (den Fähig­kei­ten der Rezi­pi­en­ten, Ver­brau­cher etc. nicht viel bei­zu­mes­sen und daher eine Ver­ein­fa­chung zu schaf­fen) trägt bis­wei­len kuriose Blü­ten: etwa in Form soge­nann­ter Ampeln, die Lebens­mit­tel als schäd­lich, min­des­tens gesund­heits­ge­fähr­dend ein­stu­fen, ja gegen­über den Kun­den kenn­zeich­nen sol­len, weil sie einen hohen Fett- oder Zucker­an­teil etc. beinhal­ten. Das kommt schon sehr einer „Ver­dum­mung“ gleich, statt die Mün­dig­keit des Einzelnen/der Ein­zel­nen zu stär­ken oder her­aus­zu­for­dern: Die also nur in Mäßi­gung „gesun­den“ Lebens­mit­teln sind ja kei­nes­falls gif­tig — also mit schmut­zi­gem Was­ser oder ver­seuch­ten Sub­stan­zen versetzt.

Begin­nen wir mit pro­fes­sio­na­len Kom­mu­ni­ka­to­ren: In den Kom­plex die­ser Stra­te­gie gehört natür­lich erneut, sich nicht zum Erfül­lungs­ge­hil­fen zu machen — das meint einer­seits nicht immer eine Bühne bie­ten und immer gerade virale The­men einer Me-too-Stra­te­gie ähn­lich auf­zu­grei­fen. Neben den oben genann­ten Exem­pla­ren wäre zum Bei­spiel das regel­mä­ßige Beto­nen der Schäd­lich­keit einer gro­ßen Koali­tion für die betei­lig­ten Par­teien zu nen­nen. Die­ser Beto­nung ist ein Bei­spiel dafür, wie ein Ver­mu­tung zur Gewiss­heit wird/werden kann: Doch wo sind die kon­kre­ten Belege dafür? Es bleibt meist bei einem Ver­weis dar­auf, dass Par­teien doch („künst­lich?“, könnte ent­spre­chen­den Autoren unter­stellt wer­den) Gegen­sätze bräuch­ten — dazu in der letz­ten Stra­te­gie mehr. Dies­be­züg­lich muss hier die Pas­si­vi­tät bzw. kon­kre­ter eine unbe­dachte Red­un­danz seriö­ser Kom­mu­ni­ka­to­ren ange­mahnt wer­den: Wie im ers­ten Teil die­ses Essays bereits erläu­tert, besetz­ten Radi­kale sehr schnell bestimmte The­men, um den anschlie­ßen­den Dis­kurs zu bestim­men. Daher wäre es drin­gend not­wen­dig, selbst The­men anzu­ge­hen — das ist leich­ter gesagt denn getan, des­we­gen dazu unten mehr.

Blei­ben wir noch bei den Wah­len: Im Zusam­men­hang mit Wah­len ist auch immer wie­der von der Sym­bo­lik kom­mu­na­ler oder lan­des­be­zo­ge­ner Ent­schei­dun­gen die Rede, von deren Signal­wir­kung „für Ber­lin“ respek­tive die Bun­des­po­li­tik: Das bleibt sehr dif­fus und unge­nau, schafft Ver­bin­dun­gen, wo doch in einem föde­ra­len Staat nur bedingt Bezie­hun­gen vor­han­den sind. Rich­tig, der Autor ver­weist immer wie­der auf Bezie­hun­gen und klar, in die­sem Sinne gibt es selbst­ver­ständ­lich auch hier Ver­bin­dun­gen (etwa wie eine Par­tei im All­ge­mei­nen bewer­tet wird — sowohl kom­mu­nal wie auf Bun­des­ebene). Zwei­fel­los ist kom­mu­nale Poli­tik aber in Tei­len mit ganz ande­ren Din­gen beschäf­tigt als die bun­des­po­li­ti­sche Ebene. Solch eine als Ver­ein­fa­chung ver­stan­dene Zusam­men­zie­hung trägt — auch Sicht des Autors die­ses Blog-Ein­trags — zum Kom­ple­xi­täts­ver­ständ­nis nicht gerade bei und schafft Ver­ein­fa­chun­gen, die vor allem einen frag­li­chen dra­ma­tur­gi­schen Zweck erfül­len: näm­lich allem eine glo­bale, min­des­tens gesamt­deut­sche Bedeu­tung anzu­hef­ten und damit dem jewei­li­gen Bericht mehr Gewicht zu ver­pas­sen. 1, 2, 3 wird jede Bür­ger­meis­ter­wahl zum Stim­mungs­ba­ro­me­ter und umge­kehrt ver­sucht der diese Einseitigkeit/diese Zusam­men­zie­hung auf­grei­fende Rezi­pi­ent im kom­mu­na­len Wahl­kampf welt­po­li­ti­sche The­men zu dis­ku­tie­ren. Ja, noch­mal: Klar, hängt alles zusam­men und Zusam­men­hänge müs­sen beach­tet wer­den, aber im Sinne einer Mäßi­gung muss abge­wo­gen wer­den, wie weit ein Netz sinn­voll und greif­bar ist.

Wei­ter­hin in die­sem Zusam­men­hang, aber über eine Bericht­erstat­tung hin­aus­ge­hend, weil auf die frag­wür­dige Rhe­to­rik auch gemä­ßig­ter, demo­kra­ti­scher Kom­mu­ni­ka­to­ren ver­wei­send, dann auf besag­tes Büh­nen­bie­ten Bezug neh­mend: Die Nach­be­richt­erstat­tung zu etwa­igen Wah­len! Da darf dann jeder mal sagen, eigent­lich sei man selbst der Sie­ger und wenn man ver­lo­ren hat, sind die ande­ren Schuld usw. Die­ses seri­elle Thea­ter könnte ermü­dend wir­ken, es wird zum inhalts­lo­sen Ritual und ist bis­wei­len so unsach­lich, dass es wirk­lich zu dis­ku­tie­ren sei, ob die­ses berich­tens­wert ist. Zudem: Das alles spielt in die Hand etwa­ige Radi­ka­ler, die sich durch die ste­tige Beto­nung, es nicht wie das Estab­lish­ment zu machen (wie eben­falls erwähnt: ist das natür­lich nicht tat­säch­lich so), als ganz anders prä­sen­tie­ren wollen.

Hier ent­fer­nen wir uns von Medi­en­ma­cher und betrach­ten aber nicht min­der prä­sente Kom­mu­ni­ka­to­ren — der Autor die­ses Blogs muss die geringe Pro­fes­sio­na­li­sie­rung oder bes­ser Refle­xion der­ar­ti­ger Kom­mu­ni­ka­to­ren kri­ti­sie­ren, ohne aber sogleich einen ent­spre­chen­den beruf­li­chen Hin­ter­grund ein­for­dern zu wol­len. Der Autor würde sich aber wün­schen, dass auch in der Poli­tik eine wie hier mehr­fach gefor­derte Medi­en­grund­kom­pe­tenz ver­in­ner­licht wird — durch die gewähl­ten und damit eben nun ein­mal aus dif­fe­ren­ten Bran­chen kom­men­den Poli­ti­ker: Ver­tre­ter radi­ka­ler Kräfte, aber auch übrige Poli­ti­ker besu­chen nicht nur im Kon­text etwa­iger Wah­len gerne Talk­shows, rei­sen für sel­bige quer durch die Repu­blik, als Lan­des­po­li­ti­ker auch mal PR-wirk­sam ins Aus­land, um sich mit „Gro­ßen“ zu tref­fen. Wirkt kom­mu­ni­ka­tiv pro­fes­sio­nell, oder? Nur: Dabei kön­nen Sie ihr jewei­li­ges Res­sort oft tage­lang nicht direkt managen …

Auch hier ist sicher­lich ein nicht zuletzt kom­mu­ni­ka­ti­ves Dilemma zu attes­tie­ren: näm­lich einer­seits im Sinne der eige­nen oder künf­ti­gen Kar­rie­re­schritte Kante und Pro­fil öffent­lich zu zei­gen, ande­rer­seits für die Wäh­ler­schaft in Anbe­tracht immer klein­tei­li­ge­rer Ziel­grup­pen als Figur demo­kra­ti­scher Prozesse/als Kan­di­dat (über­haupt) sicht­bar zu wer­den. Zudem bzw. in die­sem Zusam­men­hang teil­weise unver­ein­bar: Es soll der Ein­druck erzeugt wer­den, im jewei­li­gen Resort aktiv zu sein. Dann muss tat­säch­lich einer umfas­sen­den Arbeit nach­ge­gan­gen wer­den, die wie­derum häu­fig nicht direkt erlernt wurde. Es ist hier nicht der Platz über den Sinn oder Unsinn nicht­fach­kun­di­ger Poli­ti­ker oder Ent­schei­dungs­trä­ger zu dis­ku­tie­ren. Einen ers­ten dahin­ge­hen­den Indi­ka­tor möchte der Autor die­ses Blogs aber im oben voll­zo­ge­nen Ver­weis auf ein spe­zi­fi­sches und inter­dis­zi­pli­nä­res Stu­dium sehen … Es ist zusam­men­fas­send lang­fris­tig schwer, die genann­ten Aspekte kom­mu­ni­ka­tiv über­zeu­gend mit­ein­an­der zu ver­ei­nen … Aber ein gewis­ser Fokus auf die eigent­li­che Tätig­keit — und sei es nur, statt ins Stu­dio zu kom­men, sich zuschal­ten zu las­sen — könnte die sich ver­brei­tende Ernüch­te­rung gegen­über Berufs­po­li­ti­kern eingrenzen …

Übri­gens auch des­we­gen kämp­fen Radi­kale von einer bedau­er­lich „güns­ti­gen“ — zumin­dest im Ange­sicht eines Bühne-Bie­tens „guten“ — Posi­tion aus: Denn sie müs­sen sich ja nicht bewei­sen, sodass sie häu­fig kei­nen Ver­gleich mit den eige­nen Bilan­zen fürch­ten müs­sen. Und wenn doch — etwa wenn klar wird, dass es um das gegen­über den „Eta­blier­ten“ ange­kün­digte Mehr an Prä­senz der AfD im Bun­des­tag nicht wirk­lich bes­ser bestellt ist (hier bei der ARD) —, so wird ein­fach wei­ter­hin das Gegen­teil behaup­tet, die anders­ar­tige Aus­sage ignoriert …

(Kommt es — bedau­er­li­cher­weise, möchte der Autor hin­zu­fü­gen — tat­säch­li­chen zu einer Ver­ant­wor­tungs­über­nahme braucht es gar keine Bei­spiele wie das der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Macht­über­nahme und die aus die­ser resul­tie­ren­den Mil­lio­nen von Toten: Den­ken Sie an die rechts-popu­lis­ti­schen Grup­pen in Groß­bri­tan­nien, wel­che sich nach ihrem Erfolg nur sehr bedingt der Umset­zung des EU-Aus­stiegs wid­men, für die Lösung weit­rei­chen­der Pro­bleme wie das der Nord­ir­land­grenze gar nicht mehr zur Ver­fü­gung ste­hen, oder die sozia­lis­ti­sche Regie­rung Vene­zue­las, die ihre Abwahl nicht vorsieht …).

In die­sem Zusam­men­hang: In der offen­ba­ren Schnell­le­big­keit unse­rer Zeit fällt die Recher­che etwa­iger recy­cel­ter, also wie­der­ge­nutz­ter Rhe­to­rik schwer oder all­ge­mei­ner das Erin­nern sel­bi­ger — sowohl auf pro­fes­sio­nel­ler als auch Rezi­pi­en­ten-Seite: Trumps eins­tige Ver­spre­chen und Aus­sa­gen wer­den viel­leicht noch von pro­fes­sio­nel­len, mul­ti­per­spek­ti­vi­schen Medi­en­ver­tre­tern wie­der­holt respek­tive deren Nicht-Erfül­lung ent­larvt. Seine Anhän­ger schei­nen Uner­füll­tes nicht zu bemer­ken. Ist die Flut an Kanä­len oder Aus­sa­gen, gar die im Zuge der Pres­se­schelte zurück­ge­drängte gewis­sen­hafte redak­tio­nelle Fil­ter­funk­tion dafür (neben der man­geln­den Eigen­ver­ant­wor­tung der Rezi­pi­en­ten) ursäch­lich? Oder igno­rie­ren Trumps Anhän­ger der­ar­ti­ges bewusst, weil sie von Außen ange­fein­det wer­den? Oder sind hier gekonnte Ablen­kun­gen am Werk (etwa der Han­dels­krieg der Trump-Admi­nis­tra­tion), die sogar (wie oben beschrie­ben) durch angeb­li­che „Auf­de­ckun­gen“ unter­mau­ert wer­den sol­len ≈ im Trump’schen Kin­der­sprech „Das ist unfair!“ oder „Die sind gefähr­lich!“ in Bezug auf deut­sche Autobauer?

Im Ange­sicht man­geln­der Erin­ne­rung über­rascht etwa die über­be­tonte, und zwar links­ori­en­tierte und auf den „klei­nen Mann“ abzie­lende Spra­che der SPD 2019 nicht! Den­noch ist zu fra­gen, ob sie noch zeit­ge­mäß oder doch ein über­stra­pa­zier­tes — ste­reo­ty­pes — Kon­zept ist … gar in einer hit­zi­gen Zeit kon­tra­pro­duk­tiv ist. Jeden­falls seit links­po­li­ti­sche Kon­kur­ren­ten zur Jahr­tau­send­wende auf­ge­kom­men sind und am lin­ken Rand der Par­tei „wil­dern“, scheint sie immer wie­der die glei­chen Stra­te­gien, um ihre zuneh­mende geschwächte Posi­tion zu ver­bes­sern, ins Felde zu füh­ren … Lang­fris­tig mag das Reden von »Ent­eig­nun­gen« (etwa auch des Vor­sit­zen­den der Jusos) jeden­falls am Zeit­geist vor­bei­ge­hen, die Ver­dros­sen­heit gegen­über den Par­teien sogar noch för­dern — mal man sich fern der Rea­li­tät in einem Thea­ter­stück ver­strickt hat. Mal abge­se­hen davon, dass diese Rhe­to­rik ganz im Sinne von Extre­mis­mus und Popu­lis­mus mit einem nebu­lö­sen Feind­bild arbei­tet und dann ins­be­son­dere pro­vo­zie­ren und (die Gesell­schaft) spal­ten will — wenn auch wie­der mal getarnt als »das Gemein­wohl im Blick« … am Ende geht es ganz unso­li­da­risch nur um Auf­merk­sam­keit, könnte schwarz­zün­gig geur­teilt wer­den … Schade, mag man ergänzen.

Oder kann solch eine Spra­che doch kurz­fris­tig Erfolg ermög­li­chen — eben wegen des Ver­ges­sens, wegen der seri­el­len Note einer sol­chen Rhe­to­rik? Oder drückt sich in ihr ein Reflex aus — als ein angeb­li­ches Gegen­ge­wicht zur völ­ki­schen Ver­ein­fa­chungs­rhe­to­rik Rech­ter (dazu in der letz­ten Stra­te­gie mehr)? Ohne hier also eine inhalt­li­che Gleich­set­zung anstre­ben zu wol­len, ist das Aus­nut­zen des all­gen­wer­ti­gen Ver­ges­sens auch ein Teil des Erfolgs­kon­zep­tes Radi­ka­ler — indem eine het­ze­risch-bru­tale, eine völ­ki­sche Spra­che, die einst erfolg­reich war (Nazi-Régime), dann aber geäch­tet wurde (im Zuge einer mehr oder min­der demo­kra­ti­schen Nach­kriegs­zeit) bzw. deren Äch­tung in Tei­len ver­ges­sen wurde (im Zuge der ver­gan­ge­nen Zeit, der mehr als 70 Jahre), neu­er­dings „her­aus­ge­kramt“ und als „frisch“ und „mar­kig“ insze­niert wird.

Es ist den­noch oder des­we­gen bedau­er­lich, wie ein­falls­los die SPD, eine bzw. die älteste demo­kra­ti­sche Bewe­gung Deutsch­lands, sich der Rea­li­tät mit mehr als hun­dert Jahre alter Spra­che stellt (auch wenn der gegen­wär­tige Umbruch sicher dem indus­tri­el­len Umbruch von damals ähnelt) — statt sich den Her­aus­for­de­run­gen der Zukunft anzu­neh­men, das Infor­ma­ti­ons­zeit­al­ter unse­rer Gegen­wart und die damit veränderte/in Ver­än­de­rung befind­li­che Berufs­welt (etwa der oben beschrie­bene, zu erwar­tende Stelleabbau/deren Ersatz durch Soft­ware) zu the­ma­ti­sie­ren bzw. zukunfts­ge­wandt mit zu gestall­ten etc.

Gerade seriöse Medien soll­ten — gewiss ein Spa­gat — also nicht nur eine Beschleu­ni­gung voll­zie­hen, um The­men recht­zei­tig zu besetz­ten; sie soll­ten eben­falls ihre eige­nen Archive pfle­gen, sodass Wie­der­keh­ren­des auch als sol­ches ent­larvt wird.

Wei­ter: Im Sinne kom­mu­ni­ka­ti­ver Auf­be­rei­tung ist es wich­tig, zir­ku­lie­rende Phra­sen hin­ter sich zu las­sen: Die pri­mi­tive Schelte gegen­über kon­ven­tio­nel­len und durchaus/bisweilen um Serio­si­tät und Objek­ti­vi­tät bemüh­ter Medien (mehr kann im Sinne des kom­mu­ni­ka­ti­ons­theo­re­ti­schen Kon­struk­ti­vis­mus etc. nicht ver­langt wer­den ≈ jeder schafft sich ein eige­nes Welt­bild), sie seien mani­pu­la­tiv, ist schon im ers­ten Teil die­ses Essays behan­delt wor­den. „Mani­pu­la­tion“ ist in die­sem Zusam­men­hang eine über­stra­pa­zier­ter Begriff, des­sen infla­tio­nä­rer Gebrauch her­un­ter­ge­bro­chen quasi jede Kom­mu­ni­ka­tion meint: Sie umfasst den Aus­tausch mit Freun­den, das kom­mu­ni­ka­tive Gefüge zw. Eltern und Kind, das Gespräch an der Bus­hal­te­stelle, Chats, Fern­seh­bei­träge etc. Inso­fern haben wir es „ein­fach“ nur mit Kom­mu­ni­ka­tion im Sinne von Über­re­den, Über­zeu­gen, Infor­mie­ren und Unter­hal­ten zu tun. Echte Mani­pu­la­tion ist dann schon eher das, was im radi­ka­len Spek­trum erfolgt — Auf­het­zen, Wesent­li­ches Aus­las­sen etc.

Den­noch ist dann ein Skan­dal wie der des Spie­gels 2018/19 für radi­kale Agi­ta­to­ren ein (wei­te­res) beson­ders gefun­de­nes Fres­sen — denn dem Anschein nach wer­den die ver­un­glimp­fen­den Beschul­di­gun­gen nun ja real. Aller­dings ist es dem Spie­gel in sei­ner um Offen­heit bemüh­ten Stra­te­gie sicher­lich gelun­gen, die­sem Skan­dal — eben durch seine selbst­kri­ti­sche und ernst­zu­neh­mende Auf­ar­bei­tung — zu begeg­nen: Ein Scha­den, wie einst jener durch die fin­gier­ten Hit­ler­ta­ge­bü­cher beim Stern aus­ge­löst, dürfte wohl aus­blei­ben, der Ver­trau­ens­ver­lust also durch besagte Offen­heit begrenzt blei­ben (Wenn sicher­lich die Situa­tion nicht in Gänze ver­gleich­bar ist, denn im Zuge eines zuneh­mend klein­tei­li­ge­ren Mark­tes sind ein­zelne Anbie­ter nicht mehr der­art weit­rei­chend — was umge­kehrt auch bedeu­ten kann, dass ein ein­zel­ner Skan­dal sie nicht der­art erschüttert.).

Ander­seits gelingt diese Selbst­kri­tik aus meh­re­ren Grün­den her­aus nur teil­weise: Sich über den Betrug (natür­lich zurecht) „im Haus“/„am Haus“ (durch einen Mit­ar­bei­ter) „auf­zu­re­gen“, die eige­nen Qua­li­täts­kon­trolle unter die Lupe zu neh­men, steht im Wider­sprich dazu, mit bento ein mehr als frag­wür­di­ges For­mat initi­iert zu haben, um ein jün­ge­res Publi­kum anspre­chen zu wol­len. Nicht nur lei­det die­ses Ange­bot unter dem Mini­mum jeg­li­cher Recher­che, son­dern zeich­net sich durch Ver­ein­fa­chun­gen aus, die aus­zu­drü­cken schei­nen, dass die Leser­schaft von den Initia­to­ren als begrenzt auf­nah­me­fä­hig, gar geis­tig „auf der Höhe“ beur­teilt wird. Zwi­schen Quiz, freund­schaft­li­chen Duzen und pseudo-sou­ve­rä­nen „Wir fragen/machen etc.“ fin­den sich dann Per­len wie „Was machen Men­schen, die Valen­tin hie­ßen, am Valen­tins­tag?“. Der lockere Ton mag zwar im Ver­hält­nis zum gewohn­ten Duk­tus unge­wöhn­lich und damit inter­es­sant wir­ken, ist sicher­lich nicht unbe­dingt kri­tik­wür­dig. Er soll zumin­dest dem Sprach­ge­brauch der Ziel­gruppe ange­passt sein, zudem eine Nähe und Ver­traut­heit zw. Autoren und Lesern begüns­tigt — ok. Was dann aber durch­aus frag­wür­dig erscheint und im Wie­der­spruch zum ange­streb­ten Ver­trauen steht, ist, dass bei bento Wer­bung intrans­pa­rent, näm­lich als native Maß­nahme zum Ein­satz kommt. Solch eine Wer­bung wird im Tenor und Lay­out etwa­igen Arti­keln der Platt­form ange­passt, sodass sie bis auf kleine Rand­be­mer­kun­gen unun­ter­scheid­bar sein kann. Ins­ge­samt beschleicht einen auch hier der Ein­druck, Teile der Metho­dik von Popu­lis­ten und Radi­ka­len hät­ten bereits Wir­kung in gemä­ßig­ten Sek­to­ren ent­fal­tet. Wobei natür­lich der Voll­stän­dig­keit hal­ber erwähnt wer­den muss, dass diese Form der Wer­bung auf eine lange, damit nicht min­der frag­wür­dige Tra­di­tion etwa im Print­be­reich (und auch abseits des Spie­gels) zurück bli­cken kann.

Eben­falls soll an die­ser Stelle kein Kli­schee gefes­tigt wer­den, denn die oft „krampf­hafte“ Unter­schei­dung von Wer­bung gegen­über ande­ren Inhal­ten gerät häu­fig sehr selek­tiv: Muss die eine Sen­dung mit „P“ für Pro­dukt­plat­zie­run­gen auf Grund ein­ge­bun­de­ner bzw. inner­die­ge­tisch bewor­be­ner Objekte respek­tive auf Grund etwa­iger, extra ange­fer­tig­ter Shots zum Ein­fan­gen eines bewor­be­nen Autos bei­spiels­weise mar­kiert wer­den, reicht es bei der ande­ren die soge­nannte „Pro­duk­ti­ons­hilfe“ — die Bereit­stel­lung eines gan­zen Fuhr­parks (vor und hin­ter der Kamera) — nur im Abspann anzu­ge­ben. Jüngst ist etwa Twit­ter zu einem dies­be­züg­li­chen Dis­kus­si­ons­ob­jekt gewor­den: Die soziale Medi­en­form ist ja wesent­lich von der nicht zuletzt per­sön­li­chen Mei­nungs­kund­gabe bestimmt. Erfolgt dort eine mehr oder min­der als per­sön­li­che Mei­nung getarnte Kauf­emp­feh­lung an die jewei­li­gen Fol­lower, für die der Autor eine (finan­zi­elle) Kom­pen­sa­tion durch das das prä­sen­tierte Objekt her­stel­lende Unter­neh­men erhält, so muss der Post als Wer­bung mar­kiert wer­den … ok. Was wenn es sich nun um einen Influce­ner oder all­ge­mei­ner einen Pro­mi­nen­ten han­delt? Wenn eine Per­son, die mehr oder min­der direkt bis indi­rekt in und von der Öffent­lich­keit lebt, eine Kauf­emp­feh­lung pos­tet, aber dafür kei­nen direk­ten Gegen­wert (abseits einer ggf. höhe­ren Reich­weite, einer Selbst­emp­feh­lung gegen­über etwa­igen Unter­neh­men) erhält: Ist das Wer­bung oder han­delt es sich um eine eben der Plattform/jeder indi­vi­du­el­len Per­son ent­spre­chende Mei­nungs­äu­ße­rung? Wie gesagt, es ist kompliziert …

Vor allem wird deut­lich, dass — ent­spre­chend des viel­fach bespro­che­nen Ver­hält­nis­ses zw. Pro­du­zen­ten und Rezi­pi­en­ten — hier natür­lich nicht nur die kaum als sol­che mar­kierte Wer­bung nicht ersicht­lich ist, son­dern diese unter Umstän­den nicht als sol­che erkannt wer­den kann — auf­grund begrenz­ter Fähig­kei­ten wie­derum: Trotz näm­lich aller Simu­la­tion wird meist anhand der Inten­tion sowie besag­ter in klei­ner Schrift gesetz­ter Mar­kie­rung par­ti­ell ersicht­lich, dass es sich um Wer­bung han­deln könnte. Auf das Twit­ter-Bei­spiel bezo­gen sollte immer hin­ter­fragt wer­den, warum eine Per­son, die ich nicht wirk­lich per­sön­lich kenne, nur anhand des­sen, was sie als pri­vat insze­niert teilt, mir stän­dig Emp­feh­lung gibt, ohne dafür etwas zu bekom­men … Die hier mehr­fach kri­ti­sierte Unver­mö­gen selbst Erwach­se­ner, Medien rich­tig zu deu­ten, die Pro­zesse hin­ter Kom­mu­ni­ka­tion zu ver­ste­hen, äußert sich auch darin, dass soge­nannte „Fake News“ auf sozia­len Platt­for­men regel­mä­ßig nicht iden­ti­fi­ziert wer­den bzw. die Wahr­schein­lich­keit sinkt, sel­bige zu erken­nen. Und sei es nur das Bei­träge des Satire-For­ma­tes Pos­til­lion als „wahre“ Mel­dung geteilt wer­den. Obschon sie gro­tesk anmu­ten. Ähn­li­ches gilt auch für etwa­ige Spam-Mails, die oft — sicher­lich in der Ten­denz immer „bes­ser“ wer­dend — durch Sprach­wen­dun­gen etc. aus der Rolle fal­len bzw. erkannt wer­den soll­ten. Und sei es hier nun nur, dass man die Absen­der-Adres­sen über­prüft, bevor man dubio­sen Links zur Pass­wort­ein­gabe folgt. Ein sol­ches Unver­mö­gen wird mit einem For­mat wie bento, so fürch­tet der Autor die­ses Blogs, regel­recht geför­dert und ausgenutzt.

Hier soll aber nicht von einer Ver­schwö­rung aus­ge­gan­gen wer­den — auch das ist ja immer ein Anlie­gen Radi­ka­ler: Die Ver­schwö­rung, die Ver­schwö­rer wie auch die Auf­de­ckung der Ver­schwö­rung soll als intel­li­gent und kom­plex ver­stan­den wer­den — die „Bösen“ sol­len dadurch beson­ders hin­ter­häl­tig wir­ken, aber vor allem die sel­bige Ent­lar­ven­den als ver­eh­rens­wert klug dar­ge­stellt wir­ken … Tat­säch­lich ist eine Ver­schwö­rung, der Glaube an sel­bige und ihre angeb­li­che Ent­lar­vung oft ein Instru­ment gro­ber Ein­fach­heit. Denn die angeb­lich kom­ple­xen Zusam­men­hänge wer­den am Ende auf Ste­reo­ty­pen redu­ziert, die als „Beru­hi­gung“ oder simp­les Feind­bild fun­gie­ren sol­len: „Die Medien …“ oder noch abs­trak­ter „die da“ usw. Was hier aber ange­merkt wer­den sollte, ist, dass der Spie­gel-Ver­lag — ent­ge­gen sei­ner jour­na­lis­ti­schen und inves­ti­ga­ti­ven Atti­tüde und in die­sem Zusam­men­hang (trotz etwa­iger Fehl­tritt wie jüngst besag­ter Skan­dal) ent­ge­gen einer zwei­fel­los ver­dien­ten bzw. ein­zu­for­dern­den Aner­ken­nung durch die Leser (und den hie­si­gen Autor) — durch bento Kli­schees gegen­über den Medien und damit sich selbst bedient, statt sie zu minimieren.

Natür­lich ist auch die­ser Sach­ver­halt dif­fe­ren­zier­ter zu betrach­ten — näm­lich im Kon­text der oben bereits behan­del­ten Umsonst­kul­tur: bento ist ein für den Spie­gel nicht unwe­sent­li­ches Stand­bein. Ent­ge­gen den regel­mä­ßi­gen, mit „ja“ beant­wor­te­ten Umfra­gen auf der Straße, die nicht nur hin­sicht­lich eines Qua­li­täts­jour­na­lis­mus, son­dern auch in Bezug zu Sach­ver­hal­ten wie „Fleisch aus tier­freund­li­cher Hal­tung“ fra­gen, ob man denn bereit wäre, mehr zu zah­len, ist die „Wirk­lich­keit“ oft ent­täu­schend: Denn ob sol­chen Aus­sa­gen ent­spre­chende Taten fol­gen, ist frag­lich. Oft sind der­ar­tige Ant­wor­ten näm­lich das Resul­tat sozia­ler Kon­ven­tio­nen oder eines ent­spre­chen­den Drucks, sodass das Ideale (Qua­li­tät, bes­sere Hal­tung zu för­dern) in der Außen­dar­stel­lung als angeb­lich selbst gewollt bestä­tigt wer­den, um kei­ner gesell­schaft­li­chen Äch­tung (das offen­sicht­lich Rich­tige nicht zu wol­len) aus­ge­setzt zu sein. Da die Befrag­ten meist nicht in eini­gen Wochen erneut kon­tak­tiert oder „über­prüft“ wer­den, wird ins­ge­heim dann doch zur güns­tigs­ten Alter­na­tive gegriffen.

Abschlie­ßend möchte der Autor die­ses Blogs hier, im Zusam­men­hang mit mehr oder min­der bewuss­ten Unsau­ber­kei­ten, anmer­ken, dass es nicht immer zweck­mä­ßig ist, Theo­re­ti­ker aus Ger­ma­nis­tik oder geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Dis­zi­pli­nen ohne Pra­xis oder all­ge­mei­ner ohne Kom­mu­ni­ka­ti­ons- oder Medi­en­be­zug in Aus­bil­dung und Stu­dium jour­na­lis­ti­sche Tätig­kei­ten aus­üben zu las­sen. Warum wird nicht mehr auf pra­xis­be­zo­ge­nen Stu­di­en­gänge zurück­ge­grif­fen, sogar auf Absol­ven­ten etwa­ige Jour­na­lis­ten­schule? Auch hier gilt es, Atti­tü­den hin­ter sich zu lassen.

Wel­che Maß­nah­men kön­nen nun im Sinne die­ser Stra­te­gie aus­ge­baut und gepflegt wer­den? Eine bereits genannte Kom­po­nente ist eine erhöhte Schnel­lig­keit inklu­sive einer gewis­sen Emo­tio­na­li­sie­rung. „Aber das machen doch die Popu­lis­ten schon!“ Ja, das tun sie, aber wie oben beschrie­ben in Form einer aus­schließ­li­chen und vor allem nega­ti­ven Emo­tio­na­li­sie­rung. Hier ist Emo­tio­na­li­sie­rung in Maßen gemeint, um ein höhe­res Maß an Anschau­lich­keit und Ein­gän­gig­keit zu errei­chen: etwa in Form von Info­tain­ment ≈ als mit Reinsze­nie­run­gen gemisch­tes Doku­men­ta­ti­ons­for­mat etwa. Und die Schnel­lig­keit darf natür­lich nicht auf Kos­ten guter Recher­che gehen! Was wie­derum viel ver­langt ist, schließ­lich ist das schnelle „Los­kei­len“ Radi­ka­ler auch des­we­gen so schnell, weil dafür nur wenig zu tun ist. Hier wäre ein posi­tiv ver­stan­dene Seria­li­tät ein denk­ba­res Instru­ment fun­dier­ter Kom­mu­ni­ka­to­ren: Schnell könnte The­men ange­ris­sen wer­den — mit dem Ver­weis, dass wei­tere Per­spek­ti­ven fol­gen! Rich­tig, dass wird natür­lich — also lose Seria­li­tät sozu­sa­gen — bereits voll­zo­gen. Wich­tig — im Sinne der für jede Serie not­wen­di­gen Kohä­renz — wäre es die Fort­set­zung, die­sen klar erwart­ba­ren Fluss, auch als sol­chen zu mar­kie­ren: „Thema XY — Folge 1“ usw.

Wie eben­falls bereits oben ange­deu­tet wäre eine pro­fes­sio­nell betrie­bene Kon­tex­tua­li­sie­rung sinn­voll, um Sach­ver­halte mul­ti­per­spek­ti­visch und umfas­send zu erläu­tern, statt bloße dpa-Mel­dun­gen zu wie­der­ho­len oder Frag­mente kom­ple­xer Sach­ver­halte ein­fach unkom­men­tiert ste­hen zu las­sen. Diese essen­ti­el­len Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen soll­ten zudem repe­ti­tiv- bis pro­gres­siv-seri­ell gefes­tigt wer­den — nicht zuletzt, um das Ver­ges­sen einzugrenzen.

Klar, das mag dann für regel­mä­ßige Leser red­un­dant sein und gar stö­rend emp­fun­den wer­den — etwa ana­log den in die­sem Bei­trag omni­prä­sen­ten „Wie-gesagt“ oder „Wie-oben-beschrie­ben“ etc. Den­noch ist im Zeit­al­ter diver­ser Hyper­link-Maß­nah­men auch ohne eine direkte Wie­der­ho­lung eine Ein­bin­dung sol­cher Daten mög­lich, ohne sie also immer voll­stän­dig text­lich ein­bin­den zu müs­sen. Auf die­sem Wege könn­ten sie ein­ge­bracht wer­den, ohne eine eigene Suche in der jewei­li­gen Funk­ti­ons­flä­che der Inter­net­prä­senz vor­neh­men zu müs­sen — wobei der Autor nicht nur hier, son­dern bereits mehr­fach auf die Eigen­ver­ant­wor­tung auch der Rezi­pi­en­ten ver­wei­sen will, sich selbst zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zu erar­bei­ten … Dies­be­züg­lich müs­sen aller­dings Hemm­schwel­len gesenkt wer­den, Zusam­men­hänge bes­ser abruf­bar wer­den — ganz banal per Mouse-Over etc. z. B..

Dann wäre etwa eine stär­kere Mar­kie­rung der jewei­li­gen Text­ar­ten sinn­voll — bevor auf eine Kolumne (wie nach Mei­nung des Autors oft beob­acht­bar) mit der Klage reagiert wird, der Urhe­ber der Kolumne sei zu ein­sei­tig. Ein Mouse-Over und ein Index könn­ten mit weni­ger Wor­ten erklä­ren, wie eine bestimmte Text­art funk­tio­niert. Klar, dass habe viele viel­leicht mal in der Schule erlernt, erler­nen sol­len, aber oft lie­gen dies­be­züg­li­che Ein­hei­ten zu weit zurück, waren nicht anwen­dungs­be­zo­gen genug oder sind nicht genü­gend imple­men­tiert wor­den. Wie schon mehr­fach erwähnt möchte der Autor die­ses Blog-Ein­trags auf die Not­wen­dig­keit des Schul- und Erwach­se­nen­bil­dungs­fachs „Kom­mu­ni­ka­tion“ ver­wei­sen, sodass das Sys­tem der Medien ver­stan­den wird, Grund­la­gen der Mediengestaltung/der Kom­mu­ni­ka­tion ver­mit­telt wer­den usw.

Wei­ter: Auch der infla­tio­näre Auf­griff von Stu­dien jeg­li­cher Art in Berich­ten und Nach­rich­ten ist ein pro­ble­ma­ti­scher Vor­gang. Viele Stu­dien sind Auf­trags­ar­bei­ten, die dann oft in die­sem Sinne Erkennt­nisse her­aus­ar­bei­ten bzw. prä­sen­tie­ren — oft mehr oder weni­ger geschickt als wis­sen­schaft­li­che Arbeit „getarnt“. Wenn auch hier nicht sug­ge­riert wer­den soll, dass beauf­tragte Insti­tu­tio­nen kei­ner­lei hand­werk­li­ches bzw. wis­sen­schaft­li­ches Bewusst­sein besit­zen. Stu­dien aber, die nicht das gewünschte Ergeb­nis erzie­len, sind oft wenig öffent­lich prä­sent. Die aus­füh­rende Insti­tu­tion wird durch den jewei­li­gen Auf­trags­ge­ber wohl nicht noch ein­mal hin­zu­ge­zo­gen. Das Resul­tat ist, ein von Umwelt­ver­bän­den in Auf­trag gege­bene Stu­die fin­det meist Umwelt­schä­den, eine Stu­die von Gewerk­schaf­ten soziale Miss­stände, eine von Arbeit­ge­ber­ver­tre­ter stellt die Zufrie­den­heit, gar über­durch­schnitt­li­che Bezah­lung der Arbeit­neh­mer her­aus usw. Inso­fern würde ein fes­tes Schema im Auf­griff sol­cher Stu­dien eine Form von Trans­pa­renz schaf­fen — näm­lich indem der Auf­trag­ge­ber, die aus­füh­rende Instanz, die Finan­zie­rung der Unter­su­chen­den und nicht zuletzt die Metho­dik in Form einer Info­box genannt, dem die Stu­die als Quelle nut­zen­den Bericht vor­an­ge­stellt wer­den. Das ist umso wich­ti­ger, als dass sich hin­sicht­lich der Metho­dik und der Ablei­tung etwa­iger Resul­tate oft sowohl auf Sei­ten der aus­füh­ren­den Wis­sen­schaft­ler (mal den Auf­trags­cha­rak­ter außer Acht las­send) als auch auf der Ebene nach­ge­ord­net Inter­pre­tie­ren­den, der Jour­na­lis­ten zum Bei­spiel, Miss­ver­ständ­nisse einstellen.

Anschau­lich kön­nen dies­be­züg­lich The­men wie Gesund­heit oder ein Tem­po­li­mit sein — an die­sen Dis­kus­si­ons­ob­jek­ten offen­bart sich auch die vom Autor die­ses Blog-Bei­trags mehr­fach ange­deu­tete Sorge, dass sich Dis­pute aller­seits stark radi­ka­li­siert haben, bis­wei­len gar so stark ideo­lo­gi­siert wer­den, dass sie ersatz­re­li­giöse For­men anneh­men … Ein ers­tes Bei­spiel bezüg­lich der Gesund­heit haben wir schon oben genannt (≈ Gesund­heits­am­pel). Zum Tem­po­li­mit sind die Lager (Sie alles wis­sen es) sehr zwei­ge­teilt — jeder betrach­tet in die­sem lei­der oft nur bipo­lar gegen­über Gedach­ten die Mei­nung des Ande­ren min­des­tens als grund­le­gend „falsch“. Die sta­ti­sche Aus­wer­tung etwa durch ein Tem­po­li­mit redu­zier­ter Unfall­to­ter ist zwar zunächst schlüs­sig (Spie­gel Online).

Sie läuft aber immer Gefahr selbst ihr Gegen­ar­gu­ment zu kre­ieren — und damit sind nicht jene Ant­wor­ten gemeint, die viel­leicht auf der Hand lie­gen (… Frei­heits­ein­schrän­kung etc.). Es ließe sich — Ach­tung Pro­vo­ka­tion — ent­ge­gen hal­ten, wenn gar keine Fahr­zeug­be­we­gung erfolgt, gäbe es gar keine Toten — Tem­po­li­mit 0. Noch­mal: Hier geht es nicht um eine Rela­ti­vie­rung — es soll nicht gesagt wer­den, einige Toten seien schon ok. Kei­nes­falls! Aber es ist natür­lich ein grö­ße­rer Kom­plex am Werk: Schnel­les Rei­sen ist kom­mer­zi­ell durch­aus wich­tig (das fällt auf, wenn sie vom Pen­del spä­ter nach Hause kom­men oder die Regale lee­rer wer­den), das Rei­sen ist an sich für einen kul­tu­rel­len Aus­tausch essen­ti­ell (ins­be­son­dere ange­sichts der­zei­tig um sich grei­fen­der Angst vor „dem Ande­ren“). Noch­mal pro­vo­kant: Wenn wir auf die Scholle des Ein­zel­nen begrenzt leben müss­ten, wäre das für die Sicher­heit und zudem auch die Umwelt güns­tig — kein Schad­stoff­aus­tausch im Zuge des Rei­sens! Unter dem Schlag­wort „regio­nal“ wären unsere Super­märkte aber sai­so­nal sehr begrenzt bestückt und ob der Trans­port eini­ger Kar­tof­fel­sä­cke aus dem Umland wirk­lich öko­lo­gi­scher ist denn tau­sen­der in einem LKW über große Distan­zen, ist fraglich …

All dies wirkt in den Kom­plex um das Tem­po­li­mit hin­ein — gefolgt von besag­ten Ängs­ten um eine begrenzte Frei­heit, die oft wild­west­li­che Auf­la­dung des Autos als Sym­bol von Frei­heit (≈ ana­log zu Pfer­den in den USA des 18./19. Jahr­hun­derts), genauso auch der zutage bre­chende Erzie­hungs­drang vie­ler Men­schen gegen­über ihren Mit­men­schen: „Ich bin Fahr­rad­fah­rer, die ande­ren müs­sen es auch sein!“ Oder: „Ich fahre schnell, das sol­len die ande­ren gefäl­ligst auch!“ Dar­über hin­aus dies­be­züg­li­che Inkon­sis­ten­zen über­all: Wie kann es sein, dass in einer Fahr­rad­stadt die sichere Tren­nung zur Fahr­bahn par­ti­ell auf­zu­ge­ben wird — ähn­lich jenen Städ­ten, die abseits des soge­nann­ten „Schutz­strei­fen“ kei­nen Platz für Fahr­rad­wege haben? Wie kann es sein, dass immer mehr Fahr­rad gefah­ren wer­den soll, aber die inner­städ­ti­sche Fahr­rad­sta­tion auf­ge­ge­ben wird? Wie ist es hin­sicht­lich des Fahr­rad­fah­rens um die Mobi­li­tät älte­rer oder ein­ge­schränk­ter Men­schen bestellt? In den Kom­plex zählt, zu dis­ku­tie­ren, wie weit der der­zei­tige ÖR-(Nah-)Verkehr über­haupt als Alter­na­tive zum Indi­vi­du­al­ver­kehr taugt — gerade auch außer­halb enger Sied­lungs­räume, die oft in der Bericht­erstat­tung den sub­jek­ti­ven Hori­zont der Autoren bil­den, ohne andere, eben länd­li­chere Posi­tio­nen zu berücksichtigen.

Hin­sicht­lich des Tem­pos könnte man durch­aus auch klein­tei­li­ger fra­gen, ob hin­rei­chend unter­sucht wurde, wie weit zu lang­sam fah­rende Gefährte an Unfäl­len mit­be­tei­ligt sind — es also hin­sicht­lich Geschwin­dig­keit beide Enden des Spek­trum sind, die eine Sicher­heits­ri­siko dar­stel­len. Viel­leicht wäre es — wie etwa in manch einem Tun­nel — sinn­voll, das Geschwin­dig­keits­spek­trum enger zu fas­sen, also eine Min­dest- zur Maxi­mal­ge­schwin­dig­keit hin­zu­zu­fü­gen … usw. … ein Mit­tel­weg also.

Gerade besagte Aus­wer­tung von Daten ist oft auch aus zwei (über die genannte Finan­zie­rung hin­aus­ge­hen­den) Grün­den zu hin­ter­fra­gen: einer­seits weil sich manch eine Stu­die auf die Aus­wer­tung vor­han­de­ner, also wie­derum von ande­ren pro­du­zier­ter Daten­sätze beschränkt — eine Kette von Aus­wer­tungs­feh­lern und metho­di­schen Schwä­chen kann also die Folge sein; ande­rer­seits lässt sich oft­mals eine ebenso frag­würde Gleich­set­zung von Kau­sa­li­tät und Kor­re­la­tion beob­ach­ten — d. h., zusam­men­fal­lende Ereig­nisse und Phä­no­mene wer­den pau­schal als Ursa­che und Wir­kung inter­pre­tiert. Kor­re­la­tion ist aber nicht an ein sol­ches Ver­hält­nis gebun­den. Des­we­gen will der Autor die­ses Blog-Ein­trags in der Beschrei­bung des Para­dig­men­wech­sels im Fern­se­hen „nur“ von mög­li­chen Wech­sel­wir­kun­gen spre­chen. Der Para­dig­men­wech­sel beschreibt einen anhal­ten­den Pro­zess aus­ge­hend von den 1970/80er Jah­ren: Statt weni­ger Sen­der, gibt es nun diverse. Tech­no­lo­gien wie das Kabel machen die Über­tra­gung mög­lich. Es wer­den Pro­dukte für spe­zi­fi­sche Ziel­grup­pen her­ge­stellt. Abo­mo­delle machen auch gerin­ger Quo­ten lukra­tiv. Die Gesell­schaft ver­än­dert sich in die­ser Zeit.

Etwa­ige Zusam­men­hänge dies­be­züg­lich kön­nen nun aber nur schwer­lich über­prüft bzw. defi­ni­tiv als kau­sal bestimmt wer­den — etwa so: Hat die Kabel­tech­no­lo­gie das moderne Fern­se­hen ver­ur­sacht und damit auch vie­len unter­schied­li­chen Men­schen ein ziel­grup­pen­spe­zi­fi­sches Fern­se­hen ermög­licht, damit die Gesell­schaft ver­än­dert? Oder sind es die gesell­schaft­li­chen Umbrü­che bzw. die dar­auf selbst­be­wusst (nun end­lich) öffent­lich auf­tre­ten­den Men­schen­grup­pen, die sich im wenige Kanäle umfas­sen­den Fern­se­hen nicht mehr wiederfanden/finden und den Druck auf die Pro­du­zen­ten erhöh­ten, gar die tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung erst ver­an­lass­ten, sodass eine neue mehr Kom­mu­ni­ka­to­ren beher­ber­gende Über­tra­gungs­tech­nik (≈ damals Kabel, heute das Inter­net) ein­ge­führt wurde? Es ist kompliziert …

Sta­tis­ti­ken ver­lei­ten grund­sätz­lich zu frag­wür­di­gen Inter­pre­ta­tio­nen — weil sie natür­lich Hypo­the­sen zur Zukunft basie­rend auf mehr oder min­der ver­läss­li­chen Daten der Ver­gan­gen­heit anstel­len. Sie sagen jetzt — zu Recht —, „wie kann man erst auf die fak­ti­sche Dimen­sion etwa­iger Daten ver­wei­sen und nun ihre Gül­tig­keit anzwei­feln?“ Hier geht es einer­seits um ein in Maßen immer nütz­li­ches Miss­trauen. In Maßen heißt nicht, „wir gehen nicht mehr/wir schi­cken unsere Kin­der nicht mehr zum Imp­fen!“ Es heißt viel­mehr, Sta­tis­ti­ken kön­nen Gren­zen haben, feh­ler­haft sein und ins­be­son­dere ihre Inter­pre­ta­tion miss­ver­ständ­lich — ein anschau­li­ches Bei­spiel ist etwa der Umgang mit Sta­tis­ti­ken hin­sicht­lich aus­blei­ben­der Unter­halts­zah­lun­gen, wel­cher hier (Spie­gel Online) — in Form einer Kolumne (und damit par­ti­ell sub­jek­tiv, mit einer pro­vo­kan­ten Tona­lity) — genauer ana­ly­siert wurde. Dabei wir deut­lich, dass sich zwar zwei­fel­los zu viele Men­schen vor Unter­halts­zah­lun­gen drü­cken, aber eine ver­mu­tete weit­rei­chende Ver­ro­hung oder ein Anstieg ver­bre­che­ri­schen Tuns eher als Miss­in­ter­pre­ta­tion zu ver­ste­hen ist.

Auch an die­ser Stelle soll­ten wir nicht in den pola­ri­sier­ten Sprech von Wahr­heit etc. abglei­ten, wie er in radi­ka­len Bewe­gun­gen gepflegt wird. Mit der Kri­tik an Daten oder ihrer Erhe­bung und Aus­wer­tung ist noch kein Fak­ten gel­ten­der Abge­sang voll­zo­gen oder ange­dacht, noch von der Phrase/dem Oxy­mo­ron „alter­na­tive Fak­ten“ die Rede. Unter dem Stich­wort „Big Data“ aber wer­den seit eini­gen Jah­ren Ver­su­che und Ver­fah­ren beschrie­ben, die etwa auf das Fern­se­hen respek­tive On-Demand-Anbie­ter bezo­gen eine umfas­sende Erhe­bung und Aus­wer­tung von Daten der Nut­zer mei­nen: Klicks, Spul­vor­gänge etc. Dar­aus abge­lei­tet sol­len wei­tere Pro­dukt­ge­ne­ra­tio­nen ent­ste­hen, die eben den Bedürf­nis­sen jet­zi­ger und künf­ti­ger Zuschauer ent­spre­chen und kom­mer­zi­el­len Erfolg garan­tie­ren sol­len (≈ wege­spulte, womög­lich lang­wei­lige Pas­sa­gen sol­len anders/ausgelassen wer­den). Die Frage ist natür­lich, ob sich aus Bekann­tem wirk­lich immer Neues ablei­ten lässt — abseits natür­lich im Sinne einer Bestands- bzw. Situa­ti­ons­ana­lyse „Lücken“ zu fin­den. Aus Sicht des Autors die­ses Blogs ist die Anwen­dung die­ser Ver­fah­ren und etwa­iger Ergeb­nisse durch Net­flix für die Eigen­pro­duk­tio­nen des Kon­zerns bezüg­lich her­aus­ste­chen­der, inno­va­ti­ver oder künst­le­risch-kri­ti­scher Eigen­ar­ten nur bedingt erfolgreich.

Jeden­falls wer­den genutzte/zitierte Stu­dien beim Spie­gel bereits sehr trans­pa­rent und im Sinne der hier beschrie­be­nen Stra­te­gie mit Basis­da­ten ver­se­hen — aber noch nicht durch­gän­gig und wirk­lich sys­te­ma­tisch … Die Not­wen­dig­keit einer Mar­kie­rung ist wie bereits erwähnt Teil des Gesamt­phä­no­mens, zu dem es auch gehört, dass die Fähig­kei­ten vie­ler Rezi­pi­en­ten lei­der bis­wei­len begrenzt sind. Der Autor for­dert also — noch­mal — mit Blick auf die Zukunft/eine Nach­hal­tig­keit die auf Fächer wie Poli­tik, Kunst, Sozi­al­kunde, Deutsch und wei­tere Fremd­spra­chen ver­teilte Behand­lung von bestimm­ten Medien und ihrer Erzähl­wei­sen oder wie Medien in der Gesell­schaft eine Funk­tion ent­fal­ten, zusätz­lich in einem Fach zu bün­deln, sodass die Theo­rien der Kom­mu­ni­ka­tion mit einer grund­le­gen­den ästhe­tisch-pro­du­zie­ren­den Per­spek­ti­ven ver­bun­den wer­den. Etwa könnte ein und der­selbe Sach­ver­halt durch meh­rere Teams von Schü­lern auf­be­rei­tet und der Schü­ler­schaft prä­sen­tiert wer­den. So ließe sich — ohne der Schwer­gän­gig­keit der (wis­sen­schaft­lich-phi­lo­so­phi­schen) Texte zur Sys­tem­theo­rie oder zum Kon­struk­ti­vis­mus aus­ge­setzt zu sein — erken­nen, dass Kon­zepte von Wirk­lich­keit stark sub­jek­tiv sind und die oft gefor­derte (jour­na­lis­ti­sche) Objek­ti­vi­tät nur eine inspi­rie­rende Größe ist. Jedes Medium hat bestimmte Eigen­ar­ten, schlechte und posi­tive Sei­ten, Grau­stu­fen — Face­book oder Whats­app ver­bin­den in bis dato unge­wohn­ter Weise Men­schen auch über Distan­zen mit­ein­an­der. Sehn­sucht, Liebe — als dies kann heute mit Kom­mu­ni­ka­tion auch dann erhal­ten wer­den, wenn man nicht „neben­ein­an­der“ lebt. Die par­ti­elle Anony­mi­tät der Platt­form ermun­tert aber auch zu Belei­di­gun­gen, Mob­bing, dazu, puren Hass ohne Refle­xion und Hemm­schwel­len in die Welt zu posau­nen … Statt also der Flos­kel „Lies lie­ber mal ein Buch!“ soll­ten alle Medien in Rezep­tion und Pro­duk­tion in Grund­zü­gen ver­stan­den und ihre Meta­ebe­nen medi­en­theo­re­tisch ver­an­schau­licht bzw. weit­rei­chende Erzähl­wei­sen — wie die der seri­el­len Nar­ra­tion — in ihrer Omni­prä­senz erklärt und ver­ge­gen­wär­tigt werden.

Auch sollte die­ser Ein­blick in pro­fes­sio­nel­les Kom­mu­ni­zie­ren aus zwei, bereits impli­zier­ten Grün­den erfol­gen: Zum ers­ten, damit eine gewisse Ehr­frucht vor ent­spre­chen­den Jobs und Bran­chen ent­ste­hen, sodass das Gestal­ten dem Sta­tus des Atmens ent­ho­ben bzw. ent­we­der genauso „ehr­fürch­tig“ behan­delt wird, wie es Inge­nieure, Ärzte und Juris­ten für sich ein­for­dern. Zum zwei­ten kann es so gelin­gen, eine mil­li­ar­den­schwere Berufs­gruppe — Kom­mu­ni­ka­tion vom Desi­gner in Archi­tek­tur, Leit­sys­te­men, Ver­pa­ckun­gen, Möbeln, Film, Fern­se­hen, Büchern, Com­pu­ter­spie­len, The­men­parks etc. — stär­ker in den öko­no­mi­schen und (hoch-)kulturellen Fokus zu rücken. Nicht, dass es irgend­wann heißt, dass Deutsch­land — als oft (von sich selbst) geprie­sene (Hoch-)Kulturnation (Goe­the, Schil­ler, Bau­haus z. B.) — nicht mehr an glo­bal gefei­er­ten (Hoch-)Kulturwerken und ‑Trends respek­tive öko­no­misch erfolg­rei­chen Wer­ken mitwirkt …

Strategie V: Lagerdenken ade — Bekenntnis gegen Extremismus: links, rechts, religiös

Wenn wie oben beschrie­ben nicht alles For­mate auf Sei­ten wie des mehr­fach hier als (durch­aus posi­ti­ves) Bei­spiel fun­gie­ren­den Spie­gels per­fekt gekenn­zeich­net sind, so sind doch die Kolum­nen durch­aus als sub­jek­tive Sicht­weise zu iden­ti­fi­zie­ren. Wie eben­falls oben erwähnt bezie­hen seriöse Anbie­ter ein­an­der wider­spre­chende Kom­mu­ni­ka­to­ren eine — etwa in Form der Wort­ge­fechte von Aug­stein und Fleisch­hauer (bis Ende 2018). Diese sind ihrer Sub­jek­ti­vi­tät und Per­spek­ti­vi­tät durch­aus gewinn­brin­gend bis unter­hal­tend und ent­spre­chen in ihrer bis­wei­len vor­han­de­nen Pola­ri­sie­rung dem For­mat, einer Kolumne.

In Tei­len sind sie aber auch Aus­druck eines pro­ble­ma­ti­schen, selbst bei seriö­sen Medien gepfleg­ten und zele­brier­ten Lager­den­kens. D. h. nicht, dass der­ar­tige Kolumne aus­blei­ben soll­ten, noch ist hier erneut eine nega­tive Kri­tik am Spie­gel ange­dacht (wie gesagt, der Autor die­ses Blog-Ein­trags ist von der Qua­li­tät vie­ler Berichte des Maga­zins beein­druckt). Es geht nun um eine eher grund­le­gende Beob­ach­tung, deren Gene­ra­li­sie­rung fol­gen­der­ma­ßen illus­triert wer­den soll: Ein wenig ist es manch­mal, als ob „zu viel“ Star Wars geschaut (soweit das mög­lich ist), viel­leicht dass die dor­tige Phi­lo­so­phie zu wört­lich genom­men wurde ≈ die dunkle und die lichte Seite, die sich in einem Gleich­ge­wicht befin­den soll­ten. Übri­gens ist das in der Film­reihe ja selbst gar nicht wirk­lich gewollt, schließ­lich würde das ja im para­bel­ar­ti­gen Cha­rak­ter des Fan­tasy-Kos­mos bedeu­ten, dass das Böse genauso prä­sent ist wie das Gute …

Wer­den wir wie­der kon­kre­ter — anhand eines Bei­spiels, und zwar der kurio­sen Auf­la­dung des Begriffs „Lob­by­ist“ als oft­mals etwas Schlech­tes, das Böse schlecht­hin. Genau genom­men sind aber auch Gewerk­schaf­ten Lobby-Orga­ni­sa­tion. Bei Arbeit­ge­ber­ver­bän­den und Gewerk­schaf­ten sol­len einer­seits die Inter­es­sen der (zah­len­den) Mit­glie­der geschützt wer­den. Ander­seits gera­ten sol­che Orga­ni­sa­tio­nen regel­mä­ßig unter Zug­zwang, wenn sie aus Sicht ihrer Mit­glie­der zu wenig tun. Ihre Exis­tenz gerät in Gefahr (≈ Aus­tritt), sodass sie agie­ren müs­sen, um den Mit­glie­dern zu gefal­len. Kate­go­rien wie „gut“ und „schlecht“ haben dabei nur einen nach­ge­ord­ne­ten Cha­rak­ter. Solch schrift­lich und ver­bal gepfleg­ten Kli­schees gehö­ren im Qua­li­täts­jour­na­lis­mus also überdacht!

Dann wird immer wie­der — im Vor­aus als auch im Nach­gang etwa­iger Wah­len — debat­tiert, die Par­teien seien ein­an­der zu ähn­lich, müss­ten mehr Gegen­sätze auf­wei­sen. Ist die Ant­wort dar­auf mehr Extre­mis­mus? Fast als Reak­tion dar­auf könnte der Ver­such der SPD gewer­tet wer­den, immer wie­der in Tei­len rhe­to­ri­sche Anlei­hen bei der Links­par­tei zu neh­men, Ste­reo­ty­pen wie der „Kleine Mann“ respek­tive die „Kleine Frau“ bzw. die bösen Rei­chen in abs­trak­ter Unein­deu­tig­keit zu pfle­gen … Hin­ge­gen die Union in Tei­len der AfD nach­ei­fert, Begriffe wie „Hei­mat“ sogar in einem Hei­mat­mi­nis­te­rium und in ten­den­ziös pri­mi­ti­ver Ver­ein­fa­chung mün­den und von einem „Frü­her“ schwär­men lässt, in dem die Welt noch „in Ord­nung“ war (trotz Kal­tem Krieg etc.?) … Klar, als Desi­gner ist dem Autor die­ses Blogs bewusst, auch wenn es abge­dro­schen klingt, „jedes Kind braucht einen Namen“. Und klar, muss es ein Pro­fil geben wie bei jeder ande­ren Insti­tu­tion, Marke oder jedem ande­ren Pro­dukt … sonst könnte man es ja nicht unter­schei­den. Aber müs­sen es immer nur Kli­schees sein oder unkon­krete Absichtserklärungen?

Ob mit Kli­schees gepflegte Ängste ten­den­zi­elle Ursa­chen haben oder auf Miss­in­ter­pre­ta­tio­nen fußen, kann hier wie gesagt nicht geklärt wer­den, aber nicht jede sich in Hass und Gewalt aus­drü­ckende Gefühls­lage oder jeder Wut­aus­bruch sollte poli­tisch auf­ge­grif­fen wer­den. Diese Anbie­de­rung gegen­über den Rän­dern des poli­ti­schen Spek­trums kann aller­dings offen­sicht­lich nicht ein­fach abge­stellt wer­den, Demo­kra­tie fußt eben auch auf sol­chen Stim­mun­gen und ent­spre­chen­den Wäh­lern… ihre Laut­stärke macht sie bedau­er­lich attrak­tiv. Den­noch bleibt dabei der fahle Bei­geschmack zurück, dass eben nicht nur Medi­en­ma­cher Unre­flek­tier­tem eine zu große Bühne bie­ten. All diese Beschrei­bung las­sen sich also vor allem dem zuord­nen, was in Stra­te­gie III und IV „ange­gan­gen“ wer­den soll: Aber statt das thea­trale Lager­den­ken auf­zu­bre­chen, wird es bedient … Eine — quasi als Fazit denk­bare — Lösung wäre: Mäßigung.

Der Autor die­ses Tex­tes glaubt, dass eine Mäßi­gung nicht mit Mit­tel­maß oder Cha­rak­ter­lo­sig­keit über­ein­fällt. Noch­mal: Klar, brau­chen Par­teien nicht nur einen Namen, son­dern eine indi­vi­du­elle Agenda, doch nicht auf Kos­ten grund­sätz­li­cher und damit auch gesamt­ge­sell­schaft­lich-demo­kra­ti­scher Werte. Doch Gegen­sätz­li­ches quasi künst­lich zu för­dern und damit auch Radi­ka­les, um es dann anschlie­ßend — zu Recht — als bedroh­lich zu betrach­ten, ist schon para­dox. Selbst­ver­ständ­lich gehörte in einer Demo­kra­tie der Kon­flikt im Sinne von Mei­nungs­ver­schie­den­heit zum All­tag. Aber mit dem „Zele­brie­ren“ alter Kli­schees wird ja gerade von die­ser für eine Demo­kra­tie not­wen­di­gen kon­struk­ti­ven und gemä­ßig­ten Note — also Tole­ranz, gar Akzep­tanz gegen­über ande­ren Mei­nun­gen — immer mehr abge­rückt. Und: Diese Note wird — so die Erfah­rung des Autors — gegen ein Lager­den­ken ein­ge­tauscht. Die­ses wie­derum schließt natür­lich jeg­li­che Gegen­ar­gu­mente aus. Oder, als ten­den­zi­elle Anpas­sung an Radi­kale, wird Glei­ches mit Glei­chem ver­gol­ten usw.

Umso wich­ti­ger erscheint es dem Autor ange­sichts die­ser sich ver­brei­ten­den Radi­ka­li­sie­rung ein kla­res Bekennt­nis zu pfle­gen ——— eben auch durch pro­fes­sio­nale Kommunikatoren/Medien: eine klare Bekennt­nis nicht zu einer Seite, son­dern zur Mitte und damit zu einem auf­klä­ren­den, nicht reflex­ar­tig-büh­nen­bie­ten­den Umgang, zu einem emo­tio­na­len, aber nicht hit­zi­gen und unre­flek­tier­ten Kon­flikt­ver­ständ­nis, zu einer Absage an rechte, linke oder reli­giöse Radikale!

Mit Blick auf die mehr­fach erwähn­ten Medi­en­theo­rien ist sich der Autor die­ses Essays natür­lich bewusst, dass ein sich kau­sal ein­stel­len­der Erfolg damit längst nicht garan­tiert ist. Aber wäre es nicht schlimm, sich nicht zumin­dest um eine (kom­mu­ni­ka­tiv gepflegte) gemein­same Welt für alle Men­schen zu bemühen? Hahn Logo Textende

Texte aus der Feder von …

Dr. Sönke Hahn

Erfahrungsschatz: Über 10 Jahre als ausgezeichneter Filmemacher und Designer — u. a. prämiert mit »Red Dot«, »iF Design Award« und »German Design Award«

Hintergrundwissen: interdisziplinäre Doktorarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar, wissenschaftliche Vorträge und Publikationen im Feld Kommunikation und Medien

kommunikation können. ist mein Antrieb und Motto. Es meint, Sie in Sachen Kom. und Medien unterstützen. Sie können mich zum Beispiel mit der Realisation Ihrer Kommunikation beauftragen. Besser noch: Sie stärken Ihre Fähigkeiten in Sachen Sachen Kom. und Medien — mit meinen Fortbildungen: 

Dr. Sönke Hahn, KOMMUNIKATION