Harry, Meghan und die Medien: Eine gestörte Beziehung und ein fragiles Geschäftsmodell

25. Feb. 2021

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Ein Bei­spiel für geringe Medien­kompetenz aller­seits — zw. Ver­let­zung der Pri­vat­sphäre, Rea­lity-Star-Sein + Pri­vat­heit als Geschäft, Exhi­bi­tio­nis­mus und Voy­eu­ris­mus, Sen­der und Emp­fän­ger sowie den Sozia­len Medien.

Ja, rich­tig gele­sen: Heute geht’s auf den Bou­le­vard. Aber auch die­ses Feld gehört zu dem, was man »die Medien« nennt. Das Paar und das Gesche­hen um die bei­den ist zwei­fel­los (aus vie­ler­lei Grün­den) popu­lär. Es ist (auch oder daher) ein anschau­li­ches Bei­spiel für die Mecha­nis­men der oder (bes­ser:) eini­ger Medien oder (bes­ser:) von Kom­mu­ni­ka­tion sowie das Maß bzw. die Auf­prä­gung media­ler Kom­pe­tenz nicht zuletzt öffent­li­cher Personen.

Anlass für die­sen Blog­bei­trag ist die jüngste wohl nicht-auto­ri­sierte oder je nach Quelle womög­lich vom Paar gedul­dete oder mit Distanz begeg­nete Publi­ka­tion eines Buches über die bei­den und ihr Aus­schei­den aus der könig­li­chen Fami­lie. Ein Aus­schei­den, wel­ches die bei­den (unab­hän­gig von besag­tem Buch) nach eige­nen Aus­sa­gen auch oder beson­ders zum Schutz vor media­lem Druck voll­zo­gen haben.

Die aber über die­ses Buch hin­aus erreichte und wohl auch letzt­lich (siehe »Geschäfts­mo­dell« der bei­den, dazu spä­ter mehr) erwünschte Publi­city lässt ver­mu­ten — so die These des fol­gen­den Tex­tes —, dass kom­mu­ni­ka­tive bzw. mediale Mecha­nis­men von den bei­den und/oder ihren Bera­tern nicht in Gänze ver­stan­den wur­den und wer­den. Und oder min­des­tens, dass das Geschäfts­mo­dell der bei­den auf einem unüber­wind­ba­ren Wider­spruch bzw. Kon­flikt grün­det. Der mag viel­leicht kom­mer­zi­ell erfolg­reich sein, aber — vor­aus­ge­setzt Teile der Begrün­dung, warum die rest­li­che Fami­lie in Sachen offi­zi­el­ler Funk­tion hin­ter sich gelas­sen wurde, sind echt — den bei­den kaum Zufrie­den­heit brin­gen dürfte.

Um all dies solide zu beschrei­ben, müs­sen wir etwas und über das als Bei­spiel fun­gie­rende Paar hin­aus aus­ho­len — wer hier auf intime Ein­bli­cke das Paar betref­fend hofft, muss also bereits in die­ser Ein­lei­tung ent­täuscht wer­den. Das Paar ist ein Auf­hän­ger für die Aus­ein­an­der­set­zung mit media­len Mecha­nis­men. Zudem: Wie in die­sem Blog üblich gilt die Prä­misse, dass es mehr braucht als ein paar Zei­len, um etwas zu erläutern.

Kommunikation und Medien — notwendige Grundlagen

Ganz grund­sätz­lich braucht Kom­mu­ni­ka­tion min­des­tens »zwei«! »Zwei was?« — Per­so­nen, Insti­tu­tio­nen etc. Diese befin­den sich in einem wech­sel­sei­ti­gen Pro­zess mit­ein­an­der — ver­ein­facht: Der eine will etwas, der andere soll etwas machen. Viel­leicht die Mei­nung ändern, viel­leicht Bröt­chen holen, viel­leicht, dass in einer Stunde der Bra­ten aus dem Offen geholt wer­den muss. Im vor­lie­gen­den Fall — bei Harry und Meg­han — geht es darum, dass einer­seits für kom­mer­zi­elle und wohl­tä­tige und/oder gesell­schafts­re­le­vante Ziele Auf­merk­sam­keit erzeugt wer­den soll. Meg­han hat als schwarze Frau sicher­lich viel aus ihrem Lebens- und Berufs­all­tag zu erzäh­len und an ande­ren (ggf. jün­gere) Men­schen wei­ter­zu­ge­ben — in einer Welt, in der geschlechts­be­zo­gene als auch (Wenn der Begriff eigent­lich auf­zu­ge­ben ist, weil es ja keine mensch­li­chen Ras­sen gibt, son­dern nur Men­schen:) ras­sis­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung bedau­er­li­cher­weise noch lange nicht vom Tisch sind.

Gleich­sam: Harry und Meg­han wol­len auf ihre — durch bestimmte Teile der Öffent­lich­keit oder durch »die Medien« ver­ur­sachte — schwie­rige Lage, auf die Rück­sichts­lo­sig­keit im Umgang mit ihrem Pri­vat­le­ben öffent­lich auf­merk­sam machen. Wir wer­den das und das Para­doxe darin noch im Detail behan­deln. Auch wer­den wir sehen, dass die Per­so­ni­fi­ka­tion »die Medien« eine Ver­ein­fa­chung ist, die ver­stellt, wie Kom­mu­ni­ka­tion funktioniert.

Damit das Gesen­dete eine Chance hat, ver­stan­den und fer­ner umge­setzt zu wer­den, muss der, der »ange­spro­chen« wird, die ver­bale, akus­ti­sche oder audio­vi­su­elle, in Mimik oder Ges­tik ver­packte Nach­richt erst ein­mal grund­sätz­lich ver­ar­bei­ten kön­nen. Und das ist noch gar nicht auf den Inhalt bezo­gen! Jeden­falls braucht es eine Basis — zum Bei­spiel, indem man die glei­che Spra­che spricht und/oder (bzw. noch bes­ser:) die Mecha­nis­men von Kom­mu­ni­ka­tion und Medien ver­steht. »Chance« beschreibt es bereits: Dass sich der volle Erfolg von Kom­mu­ni­ka­tion ein­stellt, wie es sich der Sen­der gewünscht hat, ist nicht immer, gar nur sel­ten der Fall. Folg­lich: Nur sel­ten wird etwas im Zuge von Kom­mu­ni­ka­tion vom Emp­fän­ger 1:1 umge­setzt. Viel­leicht wird teil­weise etwas umge­setzt oder alles miss­ver­stan­den oder etwas ganz ande­res »gemacht« — weil man ihm, dem Sen­der nicht zustimmt, in Reak­tanz, im Trotz viel­leicht sogar gar nichts unter­nimmt, viel­leicht ver­grö­ßert sich Wider­stand gegen­über Mes­sage und Sen­der sogar usw. Denn selbst die for­mal glei­che Spra­che ist keine Garan­tie und damit haben wir auch eine expli­zit inhalt­li­che Kom­po­nente vor Augen: »Huren­kind!« — Belei­di­gung, kum­pel­haf­ter Aus­druck oder Fach­be­griff der Typografie?

Das liegt — abseits von kon­kre­tem Wis­sen — auch oder vor allem daran, dass bei Men­schen nicht ein­fach auf Knöpfe gedrückt wer­den kann. Obschon das immer noch ein ver­brei­te­ter Glaube ist. Den­noch: Es gibt bestimmte Dinge, die natür­lich erfolgs­be­güns­ti­gen­den gel­ten. Sie basie­ren meist auf dem Mensch­sein an sich, auf Ver­ein­ba­run­gen bzw. Kon­ven­tio­nen inner­halb einer Gruppe, einer Gesell­schaft oder Kul­tur usw. Heute gilt etwa blau als männ­li­che, rot als weib­li­che Farbe. Das war noch vor eini­gen Jahr­hun­der­ten umgekehrt.

Die Hel­den­reise wird sehr ver­ein­facht im Mar­ke­ting und Sto­rytel­ling als Mög­lich­keit betrach­tet, erfolg­reich Geschich­ten zu erzäh­len. Weil doch die Hel­den­reise einer­seits einen archai­schen Kern besitzt und die­ser bei allen Men­schen zu fin­den ist. Und ande­rer­seits, weil die Hel­den­reise über große Block­bus­ter etc. weit­rei­chend (unter­be­wusst) ver­in­ner­licht wurde.

Kom­mu­ni­ka­tion »sicht­bar« von Mensch zu Mensch berührt uns beson­ders — gerade das macht Soziale Medien sicher­lich inter­es­sant, weil sie sug­ge­rie­ren, man »treffe« sich mit oder höre von einer pri­va­ten Per­son Pri­va­tes. Dazu und auch wie unre­flek­tiert der Umgang mit Sozia­len Medien ist — im Ver­lauf die­ses Tex­tes mehr. Hier sei bereits gesagt, »sozial« sind diese nicht, was einen »guten« Umgang mit­ein­an­der angeht, son­dern weil sie einen rela­tiv direk­ten Aus­tausch zw. Men­schen etc. ermög­li­chen. Diese Unter­schei­dung leuch­tet ange­sichts von etwa­igen Pöbe­leien via Sozia­ler Medien sicher­lich ein.

Der große Erfolg Sozia­ler Medien beruht der Erfah­rung des Autors nach auf vier pro­ble­ma­ti­schen Umstän­den bzw. Annah­men: Soziale Medien bzw. sogar das Inter­net an und für sich wurde/n um die Jahr­tau­send­wende vor­schnell als demo­kra­tie-unter­stüt­zend ver­stan­den (1). Das mag zwei­spal­tig zw. infor­ma­ti­ven Platt­for­men und auf­klä­ren­den Autoren einer­seits und Mob­bing etc. ander­seits auch so gekom­men sein. Dann gel­ten Soziale Medien als inter­es­sant, weil sie zum einen (eben wie­derum demo­kra­tisch aus­leg­bare) Akti­vi­tät för­dern — also ver­ein­facht, »dass man sich betei­ligt« (2.1). Und zum ande­ren, dass mit ihnen insti­tu­tio­na­li­sierte Medien umgan­gen wer­den kön­nen — wie es so manch unse­riö­sen Poli­ti­ker wohl erfreut (2.2). Das alles erweist sich aller­dings als pro­ble­ma­tisch, weil ein nicht uner­heb­li­cher Teil der Nutzer*innen Sozia­ler Medien sie eher pas­siv nut­zen, sich also im Flow von Emp­feh­lun­gen und Wei­ter­lei­tun­gen trei­ben las­sen. Übri­gens fällt es vie­len Men­schen schwer, sich stets bewusst zu ent­schei­den, auch des­halb fin­den sich auf Strea­ming­diens­ten Bes­ten­lis­ten etc. Damit ist, trotz vie­ler frei­zu­gäng­li­cher und fun­dier­ter Infor­ma­ti­ons­quel­len, heute auch nicht eine bes­sere Infor­miert­heit zu beob­ach­ten. Gerade in die­ser Zeit sind unter­stüt­zende, und zwar insti­tu­tio­na­li­sierte Medien mit ihren Fähig­kei­ten zur Auf­be­rei­tung wich­ti­ger denn je. Des Wei­te­ren ist zu beob­ach­ten, dass Soziale Medien über­schätzt wer­den — sei­tens der Wer­be­indus­trie und von Inves­to­ren (3). Oft schrei­ben soziale Platf­for­men tat­säch­lich rote Zah­len. Wer­bung ver­teilt sich eben auch auf wahn­sin­nig viele Medien, was die Erlöse oft schrump­fen lässt, die Infra­struk­tur ist über­dies teuer. Und die Wer­bung anhand ein­zel­ner Per­so­nen — zuvor pro­mi­nente oder durch ihre Soziale-Medien-Akti­vi­tät zu Pro­mis gewor­de­nen Per­so­nen — ist risi­ko­be­haf­tet, da soge­nannte »Tes­ti­mo­ni­als« durch­aus nega­tiv aus­leg­bar sind (dazu spä­ter am Rande mehr). Übri­gen heißt das alles nicht, auch die Bedeu­tung Sozia­ler Medien was Wah­len angeht, wird über­schätzt — und damit kom­men wir zum letz­ten Punkt: Soziale Medien sind nicht grund­sätz­lich schlecht oder ver­ro­hend, den­noch beruht ihr Erfolg nicht nur auf dem Inter­esse der Men­schen an der Pri­vat­heit ande­rer oder dem (ver­meint­li­chen) Face-to-Face-Aus­tausch, er beruht auch dar­auf, dass Medien­kompetenz so gering aus­ge­prägt ist (4). Also, Pro­dukt­plat­zie­run­gen nicht erkannt wer­den, simu­lierte (dazu spä­ter) Pri­vat­heit nicht erkannt wird oder Pro­vo­ka­tio­nen und Laut­sein unre­flek­tiert hin­ge­nom­men wer­den. Und in Bezug auf Wah­len wer­den reflex­ar­tig fal­sche Infor­ma­tio­nen geteilt. Damit fehlt es an einer Kern­kom­pe­tenz bei Jung und Alt für Gegen­wart und Zukunft glei­cher­ma­ßen. — Damit sind Soziale Medien nicht »schlecht«, aber eben auch nicht »bes­ser«.

Aber damit nicht genug: Lebens­er­fah­run­gen, das kon­krete Umfeld, Stim­mungs­la­gen, per­sön­li­che Vor­lie­ben, Fähig­kei­ten, kör­per­lich-geis­tige Gege­ben­hei­ten usw. spie­len alle­samt eine Rolle. Das kann zu bewuss­ten oder unbe­wuss­ten Ent­schei­dun­gen füh­ren — eben auch zur Ableh­nung einer Mes­sage UND/ODER der Art und Weise, wie sie trans­por­tiert oder gestal­tet wurde: Ein­la­dung ohne hand­schrift­li­chen Gruß ≈ ein ten­den­zi­el­les No-Go, weil unper­sön­lich und nach Mas­sen­ab­fer­ti­gung »rie­chend«; Text auf einer Prä­sen­ta­ti­ons­fo­lie vor­le­sen ≈ empi­risch beleg­bar ein No-Go, weil das indi­vi­du­elle Lesen und das Tempo des Vor­le­sen­den kol­li­die­ren usw. Ziem­lich klar also, dass Erfolg in der Kom­mu­ni­ka­tion nicht garan­tiert wer­den kann. Und auch, dass der Glaube, »nur der Inhalt zählt«, eine naïve Annahme ist.

Kom­mu­ni­ka­tion »sicht­bar« von Mensch zu Mensch berührt uns beson­ders — gerade das macht Soziale Medien sicher­lich inter­es­sant, weil sie sug­ge­rie­ren, man »treffe« sich mit oder höre von einer pri­va­ten Per­son Pri­va­tes. Dazu und auch wie unre­flek­tiert der Umgang mit Sozia­len Medien ist im Ver­lauf die­ses Tex­tes mehr.

Ver­ste­hen genauso wie Nicht-Ver­ste­hen, Gefal­len oder Nicht-Gefal­len sind letzt­lich bereits Arten von Feed­back. Inso­fern ist der Rezi­pi­ent, also der Emp­fän­ger, nur sel­ten pas­siv — er ver­ar­bei­tet mal mehr mal weni­ger das an ihn »Gesen­dete«, weil er es nicht ver­steht, es ihm nicht »in den Kram« passt usw. Und umge­kehrt ist der initia­tive Sen­der nie nur pau­schal aktiv: Auch er muss zuhö­ren und etwa über­le­gen, ob er seine Mes­sage nun anders ver­mit­teln sollte oder warum seine Annah­men nicht von allen geteilt wer­den. Begriffe wie »Sen­der« und »Emp­fän­ger« sind ver­brei­tete, und zwar kau­sale Vor­stel­lun­gen (dazu spä­ter mehr) von Kom­mu­ni­ka­tion, die aber nur und wenn über­haupt kurze Momente lang Gül­tig­keit haben. Viel­mehr muss man von einem wech­sel­sei­ti­gen Pro­zess ausgehen.

Das betrifft auch den Begriff »Mas­sen­me­dien«: Das Wort ist nicht nega­tiv aus­zu­le­gen (≈ »dumme Masse«), son­dern meint insti­tu­tio­na­li­sierte und redak­tio­nelle Sys­teme, die sich an ein gro­ßes Publi­kum oder (heute meist) spe­zi­fi­schere, rela­tiv große Publika rich­ten. Und da haben wir es schon: Der Gegen­satz zu Mas­sen­me­dien ist nicht der Ein­zel­nen, der heute via Inter­net selbst publi­ziert, sich mit dem eher frag­wür­di­gen, die ambi­va­len­ten Absich­ten bei­nahe klar aus­drü­cken­den Begriff »Influen­cer« schmückt (dazu spä­ter mehr). Schon gar nicht ein pas­si­ver Emp­fän­ger, der ein­fach beein­flusst wird. Wie bereits gese­hen es ist von wech­sel­sei­ti­gen Pro­zes­sen aus­zu­ge­hen, deren Erfolg alles andere als garan­tiert ist. Und Sie wis­sen alle, dass Influen­cer theo­re­tisch bzw. mit Blick auf ihre Fol­lower durch­aus große Publika errei­chen kön­nen. Ins­ge­samt lässt sich sagen: Alle Medien sind daher Spie­gel ihre mal grö­ße­ren, mal klei­ne­ren Umwel­ten, von indi­vi­du­el­len oder insti­tu­tio­na­li­sier­ten Ein­drü­cken und Wahr­neh­mun­gen UND ihrer Rezi­pi­en­ten SOWIE von deren Inter­es­sen und Wün­schen. Denen pas­sen sich diese Medien näm­lich an (und zu denen zäh­len eben auch jene nicht in die Schub­lade »Mas­sen­me­dien« gehö­ren­den Form wie Soziale Medien).

Alle Medien sind Spie­gel ihre mal grö­ße­ren, mal klei­ne­ren Umwel­ten, von indi­vi­du­el­len oder insti­tu­tio­na­li­sier­ten Ein­drü­cken und Wahr­neh­mun­gen UND ihrer Rezi­pi­en­ten SOWIE von deren Inter­es­sen und Wün­schen. Denen pas­sen sich diese Medien näm­lich an (und zu denen zäh­len eben auch jene nicht in die Schub­lade »Mas­sen­me­dien« gehö­ren­den Form wie Soziale Medien).

Und klar, dann prä­gen Medien unsere Welt oder jeden Ein­zel­nen — über die Über­schrif­ten der gro­ßen Tages­zei­tung spricht man ggf. am Arbeits­platz, aber auch — je nach Reich­weite — über den jüngs­ten Post eines Influen­cers. Die Fol­lower spre­chen über das Thema, das den Influen­cer beschäf­tigt … Und die­ses Thema hat er sich viel­leicht aus sei­ner Ziel­gruppe »geholt«, aus den Kom­men­ta­ren. Die­ses Thema kommt viel­leicht aus den Mas­sen­me­dien oder wird umge­kehrt spä­ter von jenen auf­ge­grif­fen usw.

Wesent­li­cher Unter­schied zw. direkt anmu­ten­den, eben Sozia­len Medien und die­sen insti­tu­tio­na­li­sier­ten Medien ist aber, dass redak­tio­nelle Medien gerade in Deutsch­land weit­rei­chende Unab­hän­gig­keit genie­ßen und durch Aus­bil­dung und Mehrau­gen­prin­zi­pien eine Auf­be­rei­tung, ein Erklä­ren und Fil­tern sowie Über­prü­fen von Nach­rich­ten über­neh­men kön­nen. Das kann zwar auch Ein­zel­nen gelin­gen, nicht aber, wenn man sich ganz unre­flek­tiert Influen­cer nennt — zum pro­ble­ma­ti­schen Begriff wie gesagt spä­ter mehr.

Ein für Kom­mu­ni­ka­tion unab­ding­ba­res Ele­ment wurde hier in die­sem Text bereits ganz selbst­ver­ständ­lich und neben­bei genannt: exem­pla­risch als Spra­che. Und Spra­che ist ein Medium. Und Spra­che ist nur eines von vie­len Medien. Etwas, das zw. den bei­den Kom.-Partner steht. Damit Kom­mu­ni­ka­tion über­haupt mög­lich ist, braucht es min­des­tens ein Medium, meist sind es meh­rere Medien auf dif­fe­ren­ten tech­nisch-phy­si­ka­li­schen und sym­bo­lisch-kon­ven­tio­na­li­sier­ten Ebenen.

Damit Kom­mu­ni­ka­tion über­haupt mög­lich ist, braucht es min­des­tens ein Medium, meist sind es meh­rere Medien auf dif­fe­ren­ten tech­nisch-phy­si­ka­li­schen und sym­bo­lisch-kon­ven­tio­na­li­sier­ten Ebenen.

In vie­ler­lei Hin­sicht ist das Digi­tale also zunächst eine tech­ni­sche Kom­po­nente. Lesen zum Bei­spiel ist ein rela­tiv medien-unab­hän­gige Fähig­keit, Spra­che in Text­form zu rezi­pie­ren — in vie­ler­lei Hin­sicht uner­heb­lich, ob Tablett oder Papier. Keine Kom­mu­ni­ka­tion kommt also ohne Medien aus — und sei es Luft, um Ton (damit das Medium Spra­che > eine bestimmte Spra­che > eine milieu-spe­zi­fi­sche Spra­che (z. B. Wis­sen­schaft vs. All­tag) usw.) zu transportieren.

Aber das war es dann auch mit der Trans­port- oder Con­tai­ner-Meta­pher: Jedes Medium hat Eigen­ar­ten und die ver­meint­lich »nur« trans­por­tierte Bot­schaft etc. wird von ihnen mit­ge­stal­tet: Im Sturm kommt Ton schlech­ter an oder mit Spra­che ein Bild zu beschrei­ben, Sie kön­nen es sich vor­stel­len, das hat Gren­zen. Den­noch ent­steht durch ein Medium und anhand der ver­meint­li­chen Fähig­kei­ten es betref­fend ein mehr oder min­der sta­bi­ler, und zwar rea­ler oder vir­tu­el­ler Raum: Man spricht eine ähn­li­che Spra­che, man trifft sich in einem Chat­raum, einer vir­tu­el­len Realität.

Übri­gens, der heu­tige Gebrauch von »digi­tal« meint oft genug »vir­tu­ell«. Zwar mag eine Video­kon­fe­renz heute meist auf digi­ta­ler Tech­nik beru­hen, eine Video­schalte war bereits vor über 70 Jah­ren mög­lich und ist daher bes­ser als vir­tu­el­ler Raum zu beschrei­ben, in dem ich die Gesprächs­part­ner zeit­weise befin­den, den sie wäh­rend des Gesprächs quasi tei­len. Der Vor­gang selbst ist ein Ein­tau­chen, die Immersion: Wir las­sen uns auf die Regeln des Open-World-Games ein oder die den Aus­tausch in einem Klas­sen­raum betref­fend usw. — oder auch nicht.

»Ver­meint­lich« sagt es bereits, viel­fach sind mediale Fähig­kei­ten von Kind­heits­ta­gen an unter­be­wusst trai­niert wor­den, oft kön­nen kom­mu­ni­ka­tive Mecha­nis­men und Eigen­ar­ten von Medien daher nicht bewusst benannt wer­den: Kom­mu­ni­zie­ren ist, wie ja so oft in die­sem Blog zu erklä­ren ver­sucht, eben nicht wie das Atmen, nicht selbst­ver­ständ­lich, auch wenn man es ver­meint­lich kann. Die nicht nur am Bei­spiel von Meg­han und Harry im Fol­gen­den gezeig­ten media­len und kom­mu­ni­ka­ti­ven Phä­no­mene wer­den das illustrieren.

Kom­mu­ni­ka­tion gelingt regel­mä­ßig also nur ver­meint­lich und ist von diver­sen Miss­ver­ständ­nis­sen durch­zo­gen. Auch in Bezug auf ihre Funk­ti­ons­weise. Und das ist, so die These die­ses Blog-Ein­tra­ges, auch bei Meg­han und Harry sowie ihren Bera­tern womög­lich der Fall.

Yellow Press — (für Harry) das Schlechteste der »Medien«

Harry beruft sich regel­mä­ßig auch in sei­ner (wie gleich hier eben­falls gezeigt wird: teil­weise berech­tig­ten, wenn auch undif­fe­ren­zier­ten) Kri­tik an den Medien auf das Leben sei­ner Mut­ter — diese war bekannt­lich gro­ßem media­len Druck aus­ge­setzt. Viel­leicht waren es gerade ihre zwei­fel­los nicht immer schö­nen Lebens­um­stände, die die Begriffe »Papa­razzo« bzw. plu­ral »Papa­razzi« (lei­der, möchte man ergän­zen) weit­rei­chen bekannt gemacht haben: Sie und auch ihre Kin­der, der junge Harry, wur­den unent­wegt von der Regen­bo­gen­presse bela­gert, mit Tele­ob­jek­ti­ven und unter regel­mä­ßi­ger Ver­let­zung der Pri­vat­sphäre sowie bis­wei­len der Gren­zen pri­va­ten Eigen­tums. In bedau­er­lich kon­se­quen­ter­weise waren es u. a. auch sol­che Yel­low Press beauf­trag­ten oder mit die­ser ein Geschäft erwar­tende Papa­razzi, die in den Tod von Har­rys Mut­ter ver­wi­ckelt waren.

Um es bereits jetzt deut­lich zu sagen respek­tive zu schrei­ben, natür­lich kann und darf Harry sich über seine Fami­lie und sein Leben äußern: Es ist seine Sache. Sehr wahr­schein­lich haben ihn diese Ereig­nisse und ihre schreck­li­chen Kon­se­quen­zen sehr geprägt und min­des­tens diese Art der Presse ist für ihn dau­er­haft nega­tiv auf­ge­la­den. Mehr als verständlich.

Das Ver­hält­nis des Paars zu den Medien ist aber in zwei­fa­cher Hin­sicht pro­ble­ma­tisch: Die stete Refe­renz auf das Schick­sal sei­ner Mut­ter — wie gesagt, natür­lich steht es den bei­den bzw. Harry frei, davon zu spre­chen — ist pro­ble­ma­tisch ange­sichts von der Regel­mä­ßig­keit und dem Grad, wie er bzw. die bei­den es machen: Wenn man sich denn ein Pri­vat­le­ben wünscht. Dies­be­züg­lich mag eine Faust­re­gel so lau­ten: »Umso mehr man preis­gibt, umso mehr lädt man andere ein, hier ins­be­son­dere die Yel­low Press, ins Pri­vate ›rein­zu­kom­men‹. Man macht sich für ihre nicht zuletzt auch unse­riöse Bericht­erstat­tung anfäl­lig (≈ Deu­tung kleins­ter Details, Erfin­dung von Kon­text) und damit angreif­bar (≈ es betrifft ja Privates).«

Das kann (ohne hier juris­ti­sche Begriffe zu benut­zen oder eine Rechts­be­ra­tung voll­zie­hen zu wol­len) soweit gehen, dass die Grenze zur Pri­vat­sphäre auf­weicht. Man könnte argu­men­tie­ren, die Tür zu ihr ist ja durch das eigene Tun geöff­net wor­den. Ob das Ver­hal­ten von aggres­si­ven Yel­low-Press-For­ma­ten dies­be­züg­lich, also sich einer mehr oder min­der deut­li­chen Ein­la­dung fol­gend hin­ein­zu­drän­gen, rich­tig ist, steht auf einem ande­ren Blatt bzw. ist hochdiskutabel.

Jeden­falls: Harry lädt mit dem wie­der­hol­ten Ein­blick in seine Gefühls­welt, seine Motive sowie sein per­sön­li­ches Schick­sal ein, mehr zu erfah­ren — eben nicht nur bei die­sen Blät­tern, son­dern auch deren Kun­den und sogar über diese Ziel­gruppe hin­aus. Dazu spä­ter mehr. Aber rich­tig, man könnte immer noch an die­ser Stelle sagen: »Wei­ter möchte ich dar­über nicht spre­chen!« Aller­dings gehen Harry und Meg­han (wie gesagt) regel­mä­ßig über die­ses Level hin­aus. Warum? Und damit kom­men wir zum zwei­ten frag­wür­di­gen Punkt: näm­lich zum Geschäfts­mo­dell der bei­den. Das Pri­vate ist (zumin­dest teil­weise) das Geschäfts­mo­dell, min­des­tens der Auf­hän­ger von Harry und Meg­han, um für die eigene — auch wohl­tä­tige — Agenda Auf­merk­sam­keit zu erzeu­gen. Übri­gens, es ist hier zwar nicht der Platz über die Ambi­va­lenz die­ser Absicht zu spre­chen, Nen­nung sollte sie fin­den: die wohl­fahrts­in­dus­tri­ell anmu­tende Ziel­set­zung der bei­den mit wohl­tä­ti­gem Enga­ge­ment über­durch­schnitt­li­chen Lebens­stan­dard letzt­lich auch (über bereits vor­han­de­nes Ver­mö­gen hin­aus) zu erhal­ten — etwa in Form auch bezahl­ter Dokus und Auftritte.

Privatheit als (paradoxes, auch kommerzielles) Produkt (des Paares)

Über viele Schau­spie­le­rIn­nen, Regis­seur­e­Innen oder Poli­ti­ke­rIn­nen — alle samt regel­mä­ßig in der Öffent­lich­keit, in Fil­men, auf Fes­ti­vals, in Inter­views — ist im Grunde wenig bekannt. Deren Pri­vat­le­ben ist, was es ist: pri­vat. Gro­bes wurde genannt, ggf. auch Schick­sals­schläge, aber Details nen­nen die besag­ten Per­so­nen, wenn über­haupt, dann nur wenige. Sie weh­ren sich ggf. sogar erfolg­reich juris­tisch gegen etwa­ige Berichte oder Fotos zum Bei­spiel ihre Kin­der betref­fend — nicht nur kön­nen sie argu­men­tie­ren, dass Kin­der ohne­hin auch eigene Rechte haben, sie kön­nen auch dar­auf ver­wei­sen, dass sie ihre Kin­der nicht öffent­lich vor­ge­stellt haben: Sie ein­fach in die Öffent­lich­keit zu zer­ren, ist dann also für etwa­ige Blät­ter gar nicht so leicht.

Sicher­lich ist das bei Harry und Meg­han natür­lich in gewis­ser Weise anders — als Teil der könig­li­chen Fami­lie hat­ten beide und damit auch ihr gemein­sa­mer Sohn (bis­her — bis zum Aus­stieg) nicht die Wahl, sich grund­sätz­lich von der Öffent­lich­keit zurück­zu­zie­hen. Die Fami­lie des bri­ti­schen Sou­ve­räns ist eben par­ti­ell steu­er­fi­nan­ziert und damit stets im öffent­li­chen Blick, erfüllt Funk­tio­nen, die nicht immer ihren indi­vi­du­el­len Mei­nun­gen und Wün­schen ent­spre­chen — dazu muss man nicht (das zwei­fel­los in sei­ner Dar­stel­lung fik­tio­na­li­sierte, dra­ma­ti­sierte, viel­leicht in Tei­len in der Über­spit­zung ‚was Mecha­nis­men angeht, durchaus­ten­den­zi­ell aku­rate Seri­en­for­mat) The Crown gese­hen haben. Es ist ein Spiel zw. Distanz und Nähe: Pro­jek­ti­ons­flä­che und Vor­bild­funk­tion für die Bevöl­ke­rung, »erha­be­ner« Reprä­sen­tant ———Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur, Ver­traut­heit, »eine/r von uns« sein.

Diese Aus­gangs­lage recht­fer­tigt natür­lich nicht das oben bereits im Falle von Diana skiz­zierte Aus­maß aggres­si­ver Annä­he­rung. Zwar sind auf dem Weg zu die­ser Eska­la­tion durch­aus Ver­hal­tens­wei­sen auf bei­den Sei­ten aus­zu­ma­chen, die den Pro­zess nicht gerade ent­schärft haben. Das legi­ti­miert aber nicht die Über­schrei­tung von Gren­zen sei­tens der Regen­bo­gen­presse. Opfer die­ser Art von Sen­sa­ti­ons­be­richt­erstat­tung sol­len hier also nicht als mit-schul­dig erklärt wer­den. Viel­mehr geht es im Fol­gen­den darum — im Sinne von Medien­kompetenz, im Sinne von Auf­klä­rung — Pro­zesse zu behan­deln, die mehr oder min­der im Umgang mit einem rigo­ro­sen Teil der media­len Welt (≈ Yel­low Press in die­sem Fall) unbe­wusst in Gang gesetzt wer­den können.

Das — das nicht-ein­fa­che Beschul­di­gen — sollte auch »die Medien« betref­fend gel­ten. Denn zunächst: Es gibt sie nicht, »die Medien« — jeden­falls nicht im Sinne die­ser pau­scha­len Per­so­na­li­sie­rung. Sie sind Men­schen oder meist men­schen­ge­macht — zw. Indi­vi­duum und Insti­tu­tion, Kom­merz, Auf­klä­rung, rück­sicht­lo­sen Instinkt und ver­ant­wor­tungs­vol­len Ein­satz. Wir alle sind Medien, an Medien betei­ligt — im Zuge leis­tungs­star­ker End­ge­räte mehr denn je. Das ent­lässt die pro­fes­sio­nel­len Medi­en­ma­cher nicht von ihrer Ver­ant­wor­tung, son­dern betont sel­bige sogar. Letzt­lich muss daher oder auch fest­ge­hal­ten wer­den, nicht alle pro­fes­sio­nel­len Medi­en­ma­cher besit­zen die nega­tiv-rigo­rose Atti­tüde der Bou­le­vard­me­dien oder bestimm­ter For­men inner­halb die­ser. Denn gewiss soll­ten auch diese nicht über einen Kamm gescho­ren wer­den — denn es gibt teil­weise ein gegen­sei­ti­ges Nutz­nie­ßer-tum zw. Berich­ten­den und den in den Maga­zi­nen betrach­te­ten Per­so­nen, dazu spä­ter mehr.

Was aber ganz defi­ni­tiv im Fall des Paa­res, also Harry und Meg­han, anders gegen­über besag­ten Pro­mi­nen­ten mit einem »low pro­file« in Sachen Pri­vat­heit ist, dass die beschrie­be­nen Per­so­nen zwar »was mit Medien machen« und von der oder einer Öffent­lich­keit, einer Ziel­gruppe leben — sie leben vom kom­mer­zi­el­len Erfolg ihrer Filme, von der künst­le­ri­schen Aner­ken­nung ihrer Werke (durch Feuil­le­tons, Aus­zeich­nun­gen). Ihr Ein­kom­men basiert damit nicht not­wen­di­ger­weise auf ihnen als Pri­vat­per­son, son­dern auf einem von ihnen gelie­fer­ten Pro­dukt, wenn auch das nicht immer greif­bar ist. Es ist ein Film, eine schau­spie­le­ri­sche Leis­tung oder die Ver­tre­tung von Inter­es­sen oder Wäh­lern zum Bei­spiel etc.

Jetzt ist er bereits viel­fach gebraucht wor­den, der Begriff »pri­vat«. Er benö­tigt, obschon sich sicher­lich jeder etwas dar­un­ter vor­stel­len kann, etwas Kon­text — wie so häu­fig gilt auch hier, dass meist mehr in einem Begriff steckt, als man denkt: Zunächst steht Pri­vat­heit meist Öffent­lich­keit gegen­über. Öffent­lich­keit meint eine recht freie Zugäng­lich­keit — ein öffent­li­cher Platz zum Bei­spiel. Selbst der Weg zur hei­mi­schen Haus­tür ist in par­ti­el­ler Weise öffent­lich — das ist nicht juris­tisch gemeint, son­dern im Sinne, dass dort jemand Frem­des zu Tür kommt und sei es, um ein Paket zuzu­stel­len. Es ist dann eine kleine Öffent­lich­keit, könnte man sagen.

Öffent­lich­keit, selbst im Sinne von Tau­sen­den bis Mil­lio­nen von Men­schen, ist mehr oder min­der stu­fen­weise mit Schran­ken ver­se­hen und heute klein­tei­li­ger gegen­über jenen Zei­ten zum Bei­spiel, in denen es nur ein oder zwei TV-Sen­der gab. Dort — auf einer bestimm­ten Platt­form in Inter­net — kann man ein voll­stän­di­ges Pro­fil eines ande­ren Men­schen sehen, ohne sich anzu­mel­den, da nur nach Regis­trie­rung oder wenn man befreun­det ist.

Je nach Platt­form und/oder Ein­stel­lung des Pro­fil­in­ha­bers also gibt es Stu­fen der Erreich­bar­keit und des Zugangs. Das heißt, pri­vat ist auch eine geschäft­li­che Email an XY, da — theo­re­tisch — nur XY sie lesen kann: ≈ pri­vat-geschäft­lich also. Das Spre­chen auf einer Kon­fe­renz ist semi­öf­fent­lich, weil viel­leicht nur für gela­dene Gäste gedacht. Ein Inter­view im öffent­lich-recht­li­chen (und damit Free-)TV ist poten­zi­ell sehr öffent­lich, weil recht gut von jedem emp­fang­bar. Pri­vat ist dann aber auch eine pri­vate (zum Bei­spiel nicht-beruf­li­che) E‑Mail an Z, weil nur sie sie lesen kann; das pri­vate Social-Media-Pro­fil hin­ge­gen ist je nach Ein­stel­lun­gen mehr oder weni­ger öffent­lich, weil durch andere mehr oder weni­ger zugänglich.

Öffent­lich­keit bzw. weni­ger Pri­vat­heit ist hier also zunächst eine Frage der Medien bzw. in Tei­len der kon­kre­ten Medi­en­nut­zung und des Medi­en­zu­gangs: Eine Mas­sen-E-Mail ist öffent­li­cher als eine E‑Mail an nur eine Per­son. Manch Berufs­tä­tige ist in einer brei­ten Öffent­lich­keit unbe­kannt, Ihre Exper­tise hin­ge­gen ist einer klei­nen und bestimm­ten Öffent­lich­keit dage­gen sehr wohl vertraut.

Bis­her geht es also nicht um den Con­tent oder Inhalt. Das ist dann eine wei­tere Form von Pri­vat­heit — Pri­vat­heit als Inhalt: In der Firma weiß man nichts über die Hob­bys von Per­son K, noch wie er am Strand aus­sieht. Seine pri­va­ten Gefühle teilt man sicher­lich nicht in Gänze sei­nem Chef mit etc.

Das, was man als pri­vat defi­niert oder was so aus­se­hen soll (dazu spä­ter mehr), kann mehr oder weni­ger bewusst preis­ge­ge­ben wer­den — wir kom­men noch dar­auf zu spre­chen, dass die Sozia­len Medien bis­wei­len einen gewis­sen Zwang zur Offen­ba­rung mensch­li­cher Inti­mi­tät oder der Illu­sion von ihr, der Inti­mi­tät und ihrer Preis­gabe, in sich tragen.

Jeden­falls: Die bei­den beschrie­be­nen Pri­vat­hei­ten hän­gen natür­lich par­ti­ell zusam­men. Die Nut­zung eines Medi­ums bedingt ja den Inhalt, das Trans­por­tierte mit — ver­ein­facht: Was einem als sehr intim gilt und man nur mit bestimm­ten Per­so­nen tei­len möchte, sollte nicht auf ein Pro­fil gestellt wer­den. Möchte man etwas vie­len Men­schen mit­tei­len — aus einer gegen­über dem Beruf/der Öffent­lich­keit pri­va­ten Welt oder gegen­über der klei­nen Öffent­lich­keit »Fami­lie« zum Bei­spiel — lohnt sich viel­leicht eine Anzeige in einer Tages­zei­tung zur Geburt eines Kin­des etwa.

Und auf die­ser Con­tent-Ebene steht das Pri­vate dann dem Beruf ver­meint­lich gegen­über. Wobei Beruf wie­derum eine Form von Öffent­lich­keit reprä­sen­tiert. Wie gesagt pri­vate Ansich­ten sind ggf. in der Firma nicht gefragt. Der Beruf fin­det zuhause keine Anwen­dung oder sollte der Fami­lie zuliebe in Tei­len »drau­ßen« blei­ben. Soweit theoretisch.

Auch hier gibt es man­nig­fal­tige Schnitt­stel­len: Gra­vie­rende Pro­blem zuhause las­sen den oder die eine im Büro nicht los, sor­gen für Gereizt­heit gegen­über Kol­le­gen. Man­cher kann zuhause nicht abschal­ten oder ein­fach am Ende der Arbeits­zeit den »Stift fal­len las­sen«, da die Auf­ga­ben zu groß sind. Inso­fern drin­gen öffent­li­che Aspekte zuhause ein. Übri­ges natür­lich auch durch das Betrach­ten von Nach­rich­ten etc. Wir las­sen all das so ste­hen, denn Bewer­tun­gen sind hier fehl am Platz: Gesunde Infor­miert­heit kann pri­vat und beruf­lich zur gesell­schaft­li­chen Teil­habe bei­tra­gen. Ein­sei­tige Quel­len­wahl kann dafür sor­gen, dass die Welt ein­sei­tig, viel­leicht als gefähr­lich wahr­ge­nom­men wird — und das ins­ge­samt, beruf­lich und pri­vat. Gerade um so etwas bes­ser zu ver­hin­dern, ist ein Mehr an Medien­kompetenz sinnvoll.

Die Tren­nung von Beruf und Pri­vat­heit ist selbst­ver­ständ­lich — das stand bereits zw. den Zei­len — eine indi­vi­du­elle Leis­tung bzw. von der indi­vi­du­el­len Situa­tion abhän­gig. Manch einer hat sein Hobby zum Beruf gemacht — da sind die Gren­zen dann flie­ßend. Und den­noch kann die Unter­schei­dung bei der Betrach­tung von Medien und mit Blick auf Meg­han und Harry hilf­reich und wei­ter­hin sinn­voll sein: Wie gesagt ist es eine Frage indi­vi­du­el­ler Defi­ni­tion und par­ti­ell spie­len hier mehr oder min­der sinn­volle bzw. ggf. hin­ter­frag­bare gesell­schaft­li­che Kon­ven­tio­nen eine Rolle, Pri­va­tes zu defi­nie­ren. Ver­steht man per­sön­li­che und pri­vate Ein­sich­ten, fami­liäre Bezie­hungs­fra­gen als ten­den­zi­ell pri­va­ten Con­tent, nutzt die­sen jedoch auch für kom­mer­zi­elle Inter­es­sen, ver­ei­nen sich Beruf und Pri­vat­heit zu einem erheb­li­chen Teil.

Auch das ist natür­lich eine indi­vi­du­elle Ent­schei­dung — aber in die­sem Blog geht es ja darum, zu fra­gen, ob sich manch Mensch, der so ein Geschäfts­mo­dell betreibt, sich der Trag­weite der dazu­ge­hö­ri­gen Ent­schei­dung bewusst ist. Und aus Sicht der Fol­lower, ob da nicht etwas Undurch­dach­tes zu beob­ach­ten ist oder eine bis­wei­len gekonnte Masche zur Anwen­dung gebracht wird — etwa, wenn sich ein Rea­lity-TV-Star beschwert, dass das Leben in der Öffent­lich­keit nicht leicht sei.

Ein wenig wie Reality Stars …  Privatheit als Produkt II

Wir haben schon ansatz­weise den Ver­gleich zu Berufs­fel­der gezo­gen, die nicht ein­fach nur öffent­lich sind, weil man für eine Firma arbei­tet, son­dern die auto­ma­tisch eine große Öffent­lich­keit errei­chen, etwa als Schau­spie­le­rIn, und knüp­fen hier daran an: Wäh­rend zum Bei­spiel klas­si­sche Schau­spie­ler sich oft und regel­mä­ßig auch wohl­tä­tig für andere Men­schen stark machen, kön­nen sie stets dar­auf ver­wei­sen, dass ihrer Arbeit sie popu­lär gemacht hat. Diese Arbeit nun habe, quasi im Neben­ef­fekt, ihnen als hin­ter der beruf­li­chen Per­for­mance ste­hen­den Men­schen Gehör ver­schafft, wel­ches sie eben wohl­tä­tig nut­zen. Es gibt also wei­ter­hin eine Grenze zum Pri­va­ten: Als Pri­vat­per­son neh­men sie sich einer wei­te­ren Per­for­mance — eben für ein wohl­tä­ti­ges Anlie­gen — an. Und »Per­for­mance« meint hier nicht, dass etwa­iger Enga­ge­ment nur gespielt ist: Jeder Mensch nimmt ste­tig Rol­len ein — zuhause lie­be­volle Mut­ter, im Betrieb sou­ve­räne Che­fin usw.

Kom­mer­zi­ell und in Sachen Wohl­tä­tig­keit ist es dann sehr anders, wenn die Pri­vat­heit das Pro­dukt ist und gar in vie­len Tei­len gleich »ech­ter« Pri­vat­heit ist. Viel­leicht ver­an­schau­licht die Betrach­tung eines bekann­ten Fel­des, was diese Aus­füh­run­gen zum besag­ten Geschäfts­mo­dell mei­nen: Wid­men wir uns daher dem Rea­lity-Star-Dasein, zu dem mehr oder weni­ger Social-Media-Stars und/oder (weil oft deckungs­gleich) soge­nannte Influen­cer zäh­len kön­nen: Ihr mehr oder min­der pri­va­tes Leben ist das, was die Leute sich anse­hen wol­len oder sol­len bzw. das preis­ge­ben wird. Bereits aller­seits gewohnte Zei­chen dafür sind das Berich­ten aus einem pri­va­ten Raum, in pri­va­ter Klei­dung, Mikro­phon sicht­bar, ggf. auch ein hoch­kan­tes Bild.

Das Ganze wird dann natür­lich mit Wer­bung und/oder Pro­dukt­plat­zie­run­gen und/oder For­men von Fik­tion kom­bi­niert — sonst würde es nicht lukra­tiv oder fes­selnd genug sein: Man bie­tet etwas, das von Wer­bung unter­bro­chen wird. An den so gene­rier­ten Ein­nah­men der Platt­form wird man betei­ligt. Man emp­fiehlt etwas — wobei nicht immer ganz ein­deu­tig zu erken­nen ist, ob es sich um eine per­sön­li­che Prä­fe­renz oder eine bezahlte Gegen­leis­tung han­delt. Und allzu klar soll es auch nicht sein.

Das hat dazu geführt, dass heute eine Kenn­zeich­nungs­pflicht sol­cher mehr oder min­der ver­steck­ten Absich­ten besteht. Die Gegen­leis­tung Drit­ter soll mar­kiert wer­den. Der Erfolg die­ser Maß­nahme darf aber zu bezwei­feln sein, weil — im Sinne para­so­zia­ler Inter­ak­tion oder des Mei­nungs­füh­rer-Modells — Emp­feh­lun­gen von kon­kre­ten, sicht­ba­ren (im Sinne von Face-to-Face-Kom. oder Im Sinne von »rea­len«) Men­schen in der Regel auf andere Men­schen einen hohen oder wahr­schein­li­chen Ein­fluss aus­üben — wenn man nicht wie hier dar­über reflek­tiert. Der Emp­feh­lende muss man also nicht mal in natura getrof­fen haben, es muss sich dabei nicht ein­mal um eine reale Per­son han­deln. Es ist sogar uner­heb­lich, wenn besagte Emp­feh­lung nur das Ergeb­nis einer Insze­nie­rung ist. Viel zu schnell wird der Fokus vom Ball auf den Spie­ler gelenkt, könnte man sagen. Der Mensch ist so gese­hen ein durch­schla­gen­des Medium, weil wir eben Men­schen sind.

Sol­che Bezie­hun­gen sind übri­gens längst vor der Erfin­dung der soge­nann­ten Sozia­len Medien mög­lich gewe­sen, beob­ach­tet wor­den und sind heute noch all­ge­gen­wer­tig: In gewis­ser Weise haben viele oder wohl die meis­ten Men­schen schon ein­mal eine Bezie­hun­gen die­ser Art gehabt — zu aus­ge­dach­ten Lein­wand­fi­gu­ren und Hel­den von Hör­spie­len, TV-Per­sön­lich­kei­ten, Comic-Figu­ren: weil man sich mit ihnen iden­ti­fi­ziert, weil sie einem wie ein belieb­ter Nach­rich­ten­spre­cher auch durch eine gewisse (seri­elle) Regel­mä­ßig­keit ver­traut sind.

Inso­fern ist das Pri­vate, von dem hier gespro­chen wird, nicht not­wen­di­ger­weise ein ech­tes, das volle oder unge­fil­terte Pri­vate. Es ist teil­weise bewusst oder unbe­wusst insze­niert oder wird womög­lich ima­gi­niert, man stellt sich vor, wie »der wohl pri­vat ist«. Nicht zuletzt ist das Pri­vate nicht immer das wahre Pri­vate, weil Beob­ach­tung das Beob­ach­tete ver­än­dert. Das Doku­men­tie­ren — selbst wenn es neu­tral sein will — nimmt Ein­fluss. Oft, weil die beglei­te­ten Men­schen sich der Beglei­tung ja bewusst sind. Und: Medien sind eben nicht ein­fach Trans­por­teure, dar­auf haben wir impli­zit ein­gangs bereits ver­wie­sen: Den­ken Sie daran, schon die Kame­ra­per­spek­tive oder die Aus­rich­tung des Gerä­tes ver­än­dert das Gese­hene: Hoch­kant ≈ Gene­ra­tion Z, mobil­taug­lich und gewohnt, auch mal eher ama­teur­haft, pri­vat ——— hori­zon­tal gehal­ten ≈ Kino, TV, insze­niert, pro­fes­sio­nell, erfor­dert den Nut­zer­schritt des Smart­phone-Dre­hens für die Vollbilddarstellung.

Der Begriff »Scrip­ting« steht ins­be­son­dere für die absichts­volle und/oder wohl­durch­dachte Insze­nie­rung. Scrip­ting meint im vor­lie­gen­den Fall — in Bezug auf Rea­lity TV — wenn eine bewegt­me­dial beglei­tete Fami­lie pro Folge etwas Bestimm­tes macht, ist das Gesche­hen nicht unbe­dingt aus der Fami­lie her­aus ent­stan­den. Das Leben ist zwar in gewis­ser Weise und bekannt­lich eine Ansamm­lung von Epi­so­den oder Pha­sen — Kin­der­gar­ten, Schule, Ober­stufe; der Bau des Gar­ten­haues, der Kauf eines Autos etc. Aber nur schwer­lich passt solch eine mehr oder min­der große Epi­sode stets in eine Epi­sode einer ent­spre­chen­den Serie bzw. in eine vor­ge­ge­bene Lauf­zeit oder eine online ein­ge­stellte »Story«.

Was nun also pro Folge geschieht, basiert lose auf einer Art Script, einem Dreh­buch. Um von Folge zu Folge etwas zu bie­ten. Die Reak­tion auf das geplante Vor­ha­ben — ›Es muss jetzt ein Hoch­beet ange­legt wer­den!‹ — sind dann mehr oder min­der real. ›Unter­stüt­zend‹ wird ggf. so gefragt (aus dem Off durch den/die Redak­teu­rIn oder den/die AutorIn, ohne dass die Frage es in die fer­tige Folge schafft): »Erzähl doch mal, warum Du glaubst, Dei­ner Frau durch den Bau eine Freude zu machen.« Die Ant­wort dar­auf sehen wird dann.

Auf Platt­for­men der Sozia­len Medien wer­den von den Influen­cer selbst oder ihrem Stab ent­spre­chende Abläufe kon­zi­piert, bis­wei­len gar mit Tele­promp­ter, Kame­ra­leu­ten und Maske insze­niert — der Klas­si­ker: ver­meint­lich unge­schminkt eine Schmink­emp­feh­lung geben.

Wie immer soll­ten nie alle über einen Kamm geschert wer­den: Aber mitt­ler­weile gibt es ganze Büro­kom­plexe vol­ler Mini­stu­dios für Influen­cer: ein­ge­rich­tet wie Jugend­zim­mer oder, da sich natür­lich auch an Erwach­sene rich­tend, wie pri­vate Wohn­räume aus­se­hend. Dort arbei­ten dann die Influen­cer, ent­spre­chend pri­vat geklei­det. Es gibt Bera­ter in sol­chen Ange­le­gen­hei­ten, die in Sachen Serio­si­tät nach Mei­nung des Autors die­ses Blogs frag­wür­dige Kurse anbie­ten — mit dem Ver­spre­chen, via Sozia­ler Medien schnell Geld zu machen.

Das alles ist dis­ku­ta­bel — weil man ohne ver­ant­wor­tungs­volle Reflek­tion »macht, was läuft« ≈ jeder will plötz­lich angeb­lich Social Media und ggf. dort Star wer­den, also gibt es Anbie­ter die oft kos­ten­in­ten­sive Kurse dazu anbie­ten; »Ich will Influen­cer wer­den«, komme nicht an, weil ich mache, was schon alle machen oder störe mich nach­her am Ver­lust mei­ner Pri­vat­heit usw. Hier wer­den Lücken in Sachen Medien­kompetenz über­deut­lich. Ander­seits ist das alles aber vor allem ein Indi­ka­tor dafür, dass sich hier eine Indus­trie eta­bliert hat, die sicher­lich in Sachen Pro­fes­sion nicht klas­si­schen Medien nach­steht und schon lange nicht mehr unter das »Neue« in Neue Medien passt. Zumin­dest was Abläufe und Pro­duk­tion angeht. Schon bei klas­si­schen Medien ist Reflek­tion nicht immer gege­ben, da oft — zw. vor­teil­haft und pro­ble­ma­tisch — Men­schen dort arbei­ten, die keine dezi­diert mediale Schu­lung erhal­ten haben. Jeden­falls: Die »Ver­än­de­rung« durch die Medien der Beob­ach­tung beschrän­ken den Blick auf so etwas wie eine Rea­li­tät oder im vor­lie­gen­den Fall das reale Leben der Beobachteten:

Realität ist nicht gleich Realität — Exkurs zu Hintergründen

Dass das beob­ach­tete Pri­vate, selbst wenn es aus den eige­nen Wän­den gefilmt wird und sich eine Per­son höchst selbst via Twit­ter äußert, nicht immer die volle Pri­vat­heit ist, haben wir bereits gese­hen. Wei­ter­ge­dacht: Es ist — im Sinne des medi­en­theo­re­ti­schen Kon­struk­ti­vis­mus, im Sinne ›Mensch als Medium‹, an diver­sen Medien betei­ligt, von div. »See­len in [sei­ner] Brust« gefor­dert — zu fra­gen, ob er/sie/div. über­haupt weiß, was seine oder die Rea­li­tät ist. Und das betrifft Sen­der und Emp­fän­ger (auch oder gerade, weil die bei­den Grö­ßen aus­tausch­bar sind, in einem wech­sel­sei­ti­gen Pro­zess ste­hen). Jeder kre­iert quasi eine eigene Welt. Und sogar noch wei­ter­ge­dacht, lässt sich fra­gen, ob wir sie, eine oder die Rea­li­tät, erken­nen kön­nen und wol­len. Denn wie gesagt es funk­tio­niert auch im Rah­men von Insze­nie­run­gen: Wir haben jeman­den, dem wir mit Sym­pa­thie begeg­nen, an des­sen Leben wir teil­ha­ben wol­len, den wir bewun­dern usw. Wie das Kon­zept der Immersion (hier mehr zu ihr) ver­deut­lich, Unge­woll­tes oder in die­sem Fall der Umstand, dass etwas insze­niert ist, kann von uns mehr oder min­der bewusst igno­riert oder aus­ge­blen­det wer­den. Wir tau­chen den­noch ein.

Bevor nun — par­ti­ell zu Recht — ent­ge­gen­ge­hal­ten wird, damit ist die Frage nach Pri­vat­heit doch über­flüs­sig, weil immer nur ein Kon­strukt: Pri­vat­heit ist damit »nur« eine Vor­stel­lung über eine pri­vate Per­son — erdacht durch den Beob­ach­ten­den; eine mal mit Scrip­ten, mal unter­be­wusst (als Ange­ben vor Freun­den) erfol­gende Insze­nie­rung des Pri­va­ten durch die Per­son selbst usw. Inso­fern muss auf die­ser medien-wis­sen­schaft­li­chen und ‑phi­lo­so­phi­schen Ebene rich­ti­ger­weise, aber nur vor­läu­fig fest­ge­hal­ten wer­den: Pri­vat­heit ist ein schwam­mi­ges Kon­zept, ein Hilfskonstrukt.

Es geht aber in die­sem Blog-Ein­trag um Medien­kompetenz. Das ist ein dem wie­der­holt Lesen­den bekann­tes Anlie­gen des Autors die­ses Blogs: Erst wer weiß, warum etwas ist, wie es ist, kann auch das Wie sou­ve­rän und ver­ant­wor­tungs­voll anwen­den. Das meint hier, man kann sich selbst­ver­ständ­lich zur Ent­span­nung sei­nem gelieb­ten Influen­cer hin­ge­ben, wird dann aber nicht mehr unbe­dingt von jeder Wer­be­bot­schaft ver­ein­nahmt — weil man eben weiß, wie das Busi­ness oder bes­ser noch, wie Kom­mu­ni­kai­ton funktioniert.

Wenn auch die Kate­go­rien »das Pri­vate« ein wenig greif­ba­res Kon­zept ist, man sich klar machen muss, dass jeder über die gerade via Insta­gram beob­acht­bare Pri­vat­heit eigene Schlüsse zieht, es umge­kehrt frag­lich ist, ob das Gese­hene frei von Insze­nie­rung ist, zumin­dest sehr selek­tiv sein dürfte, bleibt die Unter­schei­dung pri­vat (hier im Sinne von Inti­mi­tät) vs. öffent­lich auf einer all­täg­li­chen Ebene wei­ter­hin sinn­voll: Gerade wenn man mal auf kon­krete Infor­ma­tio­nen schaut — ein über­spitz­tes Bei­spiel: Möchte man einen Streit mit einem Lebens­part­ner öffent­lich machen? Kom­men­tare von Unbe­kann­ten dazu erhal­ten? Eine indi­vi­du­elle Ent­schei­dung (und eine Frage des Geschäfts­mo­dells), aber sicher­lich wer­den man­che Lesen­den sol­che eine Situa­tion zw. den »Kon­flikt­par­teien« behal­ten und damit »intern« abwi­ckeln wollen.

Und: Sehr wohl gibt es viele per­sön­lich geprägte/erstellte Rea­li­tä­ten, es exis­tiert aber umge­kehrt durch­aus eine Art inter­per­so­nel­ler Raum und eine Vor­stel­lung über die Welt, eine Art gemein­same Sphäre. Diese könnte so — anhand wach­sen­der Medien­kompetenz — bewuss­ter mit-gestal­tet oder zumin­dest erkannt wer­den. Oder anders gesagt, wir brau­chen einen gemein­sa­men Raum, um mit­ein­an­der aus­zu­kom­men: Mensch­li­che Viel­fäl­tig­keit ist ein Zustand und natür­lich zugleich eine Quelle gro­ßer Kraft. Gleich­sam müs­sen wir fried­lich mit­ein­an­der aus­kom­men und gemein­sam Pro­bleme lösen und damit offen für gemein­same Basen sein.

Mit mobi­len End­ge­rä­ten, dem zeit­lich, ört­lich und im Volu­men unbe­grenz­ten Inter­net­zu­gang wird das auf mehr oder weni­ger öffent­lich (je nach Regis­trie­rung, je nach Frei­schal­tung gegen­über nicht-ange­mel­de­ten, nicht-befreun­de­ten Nut­zern) zugäng­li­chen Platt­for­men ange­ge­bene Pri­vate — als Con­tent sozu­sa­gen, die Pri­vat­heit also — semi­pri­vat und semi­öf­fent­lich zugleich, irgendwo dazwi­schen. Zumin­dest, wenn man es denn so will — viel­leicht also mal bei Par­ty­ma­chen unter Freun­den ohne Foto­gra­fie­ren durch den Abend: Zwar gehen schöne Momente als Datei­kon­serve eher ver­lo­ren, Kom­pro­mit­tie­ren­des aber auch — das kann auch ein Freund­schafts­dienst sein.

Das Verlangen nach der Privatheit anderer — eine naiv-kausale Annahme

Bevor es wie so oft als Aus­druck eine fort­wäh­ren­den Gene­ra­tio­nen­kon­flikts heißt, »es geht bergab mit der Welt«: Nicht erst im Zuge von Sozia­len Medien, der frei­wil­li­gen oder anhand des Punk­te­sam­melns in die Welt getra­ge­ner oder etwa­igen Unter­neh­men über­las­se­ner, pri­va­ter Infor­ma­tio­nen, hat sich der Glaube über die Kun­den von etwa­igen Bou­le­vard­blät­tern hin­aus gefes­tigt, man müsste über viele Men­schen etwas Pri­va­tes wis­sen oder hätte in ein­zel­nen Fäl­len (gleich dazu) sogar ein Recht dar­auf. Obschon hier sicher­lich im Zuge des Web 2.0 eine Ver­stär­kung fest­zu­stel­len ist.

Ein noch recht dem Bou­le­vard nahes Bei­spiel zeigt, dass wir hier nicht mit etwas Neuem kon­fron­tiert sind, höchs­tens mit etwas, dass sich in sei­ner Qua­li­tät (im Sinne von Eigen­schaft) ver­än­dert hat: In den 1920er bis 1950er Jah­ren wurde die US-Film­in­dus­trie aus Hol­ly­wood gelenkt. Das Geschäfts­mo­dell dabei: das Stu­dio- bzw. Star-Sys­tem. Kon­kur­rie­rende Unter­neh­men ban­den Stars lang­fris­tig an sich. Sie durf­ten dann nicht mehr für die Kon­kur­renz arbei­ten, muss­ten Filme in »ihrem Stu­dio« dre­hen. Das Sys­tem schei­terte schließ­lich, weil die Krea­ti­vi­tät unter die­sem Modell gelit­ten hatte und neue Stars nicht unbe­dingt nach­ka­men oder nach­kom­men konn­ten. Sät­ti­gung stellt sich ein. Die Stu­dios jeden­falls lang­zier­ten bereits damals Mel­dun­gen über ihre Stars und deren Pri­vat­le­ben, man­ches wurde dabei gar insze­niert. Die Stars waren viel­leicht mehr als heute die Ver­mark­tungs­grund­lage eines Films oder sie soll­ten es sein, inklu­sive mehr oder min­der »ech­ter« Pri­vat­heit und nur bedingt freiwillig.

Woran liegt das, also warum wird oder wurde die Grenze zum Pri­va­ten durch­bro­chen? Das ist ein viel­schich­ti­ger Kom­plex. Wir kom­men spä­ter noch auf wei­tere Facet­ten zurück — zunächst soll an die­ser Stelle gezeigt wer­den, wel­che Denk­me­cha­nis­men hin­ter die­sem Phä­no­men ste­cken kön­nen. Dazu kann ein theo­re­ti­sches Kon­zept eine Erklä­rung bie­ten: Betrach­tet man zum Bei­spiel die Sys­tem­theo­rie — manch­mal als Super­theo­rien bezeich­net, weil sie die soziale, kom­mu­ni­ka­tive, kul­tu­relle und öko­no­mi­sche Welt bzw. ent­spre­chende Wel­ten zu beschrei­ben ver­sucht — wird klar: Alles hängt zusam­men, nichts hängt zusammen.

Das heißt, vie­les ist kom­ple­xer, denn man denkt. Es lohnt sich — wie hier im Blog immer wie­der ver­sucht — Dinge ganz­heit­lich bzw. in einem grö­ße­ren Zusam­men­hang zu betrach­ten. Aber: Vie­les ent­steht aus über­kom­ple­xen bzw. chao­ti­schen Umstän­den her­aus anstatt absichts­voll. Inso­fern kann nicht alles als Kette vor­ge­stellt wer­den, ja selbst als Netz nicht (was ohne­hin oft ober­fläch­lich betrach­tet zu sehr nach Ver­schwö­rung klingt): Sie ken­nen alle die­sen Spruch vom Flü­gel­schlag eines Schmet­ter­lings, der auf der ande­ren Seite der Welt einen Sturm aus­löst. Das mag sein, aber tra­gen Sie, wenn Sie an einer Pflanze vor­bei­ge­hen, auf der der Schmet­ter­ling sitzt, und damit von Ihnen auf­scheucht »flat­tert«, Ver­ant­wor­tung für den dann womög­lich ent­ste­hen­den Sturm? Wohl kaum.

Mag im Klei­nen Kau­sa­li­tät für Men­schen ein funk­tio­nie­ren­des Welt­mo­dell sein — Licht­schal­ter gedrückt, Licht an. Bei grö­ße­ren The­men hat Kau­sa­li­tät jedoch Gren­zen. Denn kau­sa­les Den­ken hat schon frü­her dazu geführt, ein­fa­chen Schluss­fol­ge­run­gen zu ver­fal­len. Und tut es immer noch.

Und damit zurück zum Thema und zu einem wei­te­ren Bei­spiel, das wohl recht alt sein dürfte: »Ver­hei­rate = pri­vat sta­bil = beruf­lich sta­bil«. Dass sol­che Vor­stel­lun­gen nicht auf soli­dem Fun­da­ment ste­hen, dazu braucht man nicht erst die Schei­dungs­sta­tis­tik zu betrach­ten. Was jemand pri­vat macht, wird von vie­len nach wie vor als Indi­ka­tor zum Bei­spiel für den Beruf gese­hen — und umge­kehrt. So soll aus dem Hobby ggf. abge­lei­tet wer­den, wie es um den Bewer­ber — im Bewer­bungs­pro­zess also — ins­ge­samt bestellt ist.

Aus Sicht des Autors die­ses Blog blei­ben — über Sta­tis­ti­ken hin­aus — aber mehr denn wenige Zwei­fel an die­ser Zusam­men­zie­hung. Obschon sie damit nicht pau­schal aus­sa­ge­lose wer­den, so sollte bedacht wer­den: Mensch neh­men oft diverse Rol­len im Leben, oft sogar par­al­lel ein; sie sind gar einem Medium oder vie­len Medien ähn­lich — zuhause ist er so, unter alten Freun­den anders. Inso­fern kann es durch­aus sein, dass jemand, der erfolg­reich ein Unter­neh­men managt, pri­vat eher ein schlam­pi­ger Typ ist. Es gibt Facet­ten und Berei­chen, die, wenn sie auch mecha­nisch ein­an­der ähn­lich sind, vom viel­schich­ti­gen Indi­vi­duum als ganz unter­schied­lich wahr­ge­nom­men wer­den und der- oder dem­je­ni­gen sehr unter­schied­lich liegen …

Nichts­des­to­trotz wird die Grenze zw. Beruf und Pri­vat­heit regel­mä­ßig durch­bro­chen: Gerade Sonn­tage wer­den ver­mehrt genutzt wer­den (Rich­tig, viele Men­schen arbei­ten ohne­hin an die­sem Tag, der Tag ist hier exem­pla­risch gemeint:), um über Platt­for­men wie Xing und Lin­ke­dIn Men­schen beruf­lich zu kon­tak­tie­ren. Die Prä­misse dabei ist, sie so bes­ser errei­chen zu kön­nen: Weil sie mehr Zeit haben für even­tu­elle Gerät­schaf­ten bzw. Platt­for­men. Hier wird das Thema Medien­kompetenz über­deut­lich: Fügen sich alle ein­fach die­ser Kon­takt­prä­misse — weil es ver­meint­lich alle machen, es funk­tio­niert — und las­sen das Ver­fah­ren über sich erge­hen mit der Kon­se­quenz, dass Beruf und Pri­va­tes ver­mengt werden?

Solch eine Nut­zer­brille, also das Hin­ein­ver­set­zen in den oder die Andere, ist mit Vor­sicht zu genie­ßen: Zumin­dest dia­gnos­ti­ziert man der soge­nann­ten »Gene­ra­tion Z« ein grö­ße­res Bedürf­nis nach Tren­nung von Beruf und Pri­vat­heit. Viel­leicht endet damit die sonn­täg­li­che Belas­tung. Und wer sel­bige übri­gens jetzt schon nicht will, sollte als akti­ver Rezi­pi­ent viel­leicht in der Frei­zeit an einen her­an­ge­tra­gene Bera­tungs­an­ge­bote etc. quasi aktiv igno­rie­ren, indem er die beruf­li­che Ver­net­zungs­platt­form am Sonn­tag außen vor­lässt … Daher kann es umge­kehrt nicht ein­fach hei­ßen, wir sind den so Medien nut­zen­den, rea­len und fik­ti­ven Men­schen aus­ge­lie­fert: Es kann kein 1:1‑Erfolg sol­cher Maß­nah­men ange­nom­men wer­den. Die Welt ist, die Men­schen sind sehr kom­plex: Dass etwas, ein kom­mu­ni­ka­ti­ver Vor­gang, wirkt, wie er vom Sen­der beab­sich­tigt wird, ist ten­den­zi­ell die Auf­nahme und unwahr­schein­lich. Denn sonst würde ja jede Wer­be­kam­pa­gne den Umsatz uner­mess­lich stei­gern. Dem ist nicht so — und dabei spielt Medien­kompetenz nur eine Rolle unter vie­len Fak­to­ren. Sie ist näm­lich nach Erfah­rung des Autors die­ses Blogs kaum bis gar nicht ver­brei­tet. Kom­mu­ni­ka­tion schei­tert (im Sinne von »etwas an den Mann brin­gen«) viel­mehr regel­mä­ßig, weil eben nicht für jeden Men­schen eine maß­ge­schnei­derte Bot­schaft erzeugt wird und abseh­bar erzeugt wer­den kann.

Was bringt die Privatheit anderer? Zw. Voyeurismus und Orientierung

Mehr oder min­der doku­men­ta­risch, mehr oder weni­ger real betrach­ten wir in genann­ten Rea­lity-Fäl­len oder auch in Bezug auf Meg­han und Harry etwas von ande­ren Per­so­nen. Das hat grund­sätz­lich zwei, nicht ein­fach zu tren­nende »Wir­kungs-« oder »Nutzen-«Dimensionen — Anfüh­rungs­stri­che, denn eine kau­sale Ein­fluss­nahme kann wie gese­hen nie als 100%ig ange­nom­men wer­den, noch ist Nut­zen (auch das haben wir mehr­fach impli­ziert) immer ein bewuss­ter Vor­gang: Voy­eu­ris­mus ist da zuerst zu nen­nen. Sicher­lich reizt das (ver­meint­lich) Pri­vate im Sinne von Unzu­gäng­lich­keit und doch nimmt man teil. Viel­leicht liegt hier eine Form eines mensch­li­chen oder zumin­dest kul­tu­rel­len Tabu­bruchs vor.

Es braucht keine Wis­sen­schaft, um zu wis­sen, dass Ver­bo­te­nes einen beson­de­ren Reiz aus­übt. Als Mit­drei­ßi­ger muss man sich nur an indi­zierte Video­spiele um die Jahr­tau­send­wende erin­nern — gefühlt alle hat­ten sie. Wis­sen­schaft­lich lässt sich das etwa über das Kon­zept der Reak­tanz erklä­ren: Das Uner­laubte wird (unter­be­wusst) inter­pre­tiert, als sei einem die Frei­heit der Ent­schei­dung genom­men wor­den. Die dar­aus resul­tie­rende Dis­so­nanz — nicht mehr alles ist im Ein­klang, »es fehlt etwas« — soll dann über­wun­den wer­den und daher wird das (zunächst) Nicht-Erreich­bare beson­ders erstrebenswert.

Weil es aber tat­säch­lich nur schwer oder gar nicht erreich­bar ist, kann das Ver­bo­tene abge­wer­tet wer­den, um die Dis­so­nanz zu besei­ti­gen: »Eh nicht wich­tig!« Oder man will es von nun an unbe­dingt, um die angeb­lich ver­lo­ren­ge­gan­gene Frei­heit wie­der­her­zu­stel­len. Das lässt sich natür­lich auch nut­zen: als künst­li­che Ver­knap­pung auf Pro­dukt­ebene. Eine Bier­marke in kla­ren, statt grü­nen, Glas­fla­schen mit gül­de­nem Inhalt hat das um 2003 herum so gemacht — streng begrenzt gab es das Getränk nur in aus­ge­wähl­ten Clubs und Gas­tro­no­mie-Betrie­ben, was wie­derum durch die Knapp­heit einen Reiz aus­löste und letzt­lich wohl die groß­flä­chige, und zwar erfolg­rei­che Ein­füh­rung begüns­tigte. Oder das Nicht-den-Mund­schutz-Abset­zen-Dür­fen wird von Agi­ta­to­ren zum Unter­gang der Frei­heit schlecht­hin erklärt. Obschon — das gehört auch zur Reak­tanz — das Thema, hier die Frei­heit, einen, also die, die sich nun auf­re­gen, vor­her viel­leicht gar nicht inter­es­siert hat oder der wirk­li­che Opti­ons­ver­lust nur gering oder im vor­lie­gen­den Fall der Mund- und Nasen­be­de­ckun­gen vor­über­ge­hend ist und zudem ja der Frei­heits­ver­lust bei der Demons­tra­tion gegen den Frei­heits­ver­lust als nicht gege­ben ent­larvt wird — daher auch »angeb­lich«.

Daher oder (je nach dem:) über­dies kann in Form die­ser quasi-legi­ti­men Kana­li­sie­rung des Tabu­bruchs eine Art ent-indi­vi­dua­li­sier­ter Mensch ent­ste­hen, der quasi — immersiv, in einem Ein­tau­chen (dazu hier mehr) — sich selbst ver­lässt, sich von sich selbst erho­len kann oder eben mit Gleich­ge­sinn­ten eine Erfah­rung zu tei­len scheint. Das mag etwas phi­lo­so­phisch klin­gen, meint aber letzt­lich eine Form von Empa­thie und/oder ein Gemein­schafts­be­dürf­nis und ‑gefühl. Dass das mit Blick auf die Mund­schutz-Debatte und den Voy­eu­ris­mus mehr als nur grau­stu­fig sein kann, erklärt sich von selbst. »Quasi-legi­tim« meint hier in Bezug auf Voye­ris­mus, dass das Schnüf­feln der Yel­low Press zwar theo­re­tisch als unschön gilt, aber diese Art von Infor­ma­ti­ons­quel­len (abseits etwa­iger Ver­let­zun­gen der Pri­vat­sphäre der Beob­ach­te­ten) erst­mal unge­hin­dert erwerb­bare Pro­dukte her­vor­brin­gen. Hier ist also eine gewiss ambi­va­lente Art von Ven­til­funk­tion denkbar.

Dann ist hier ein Voy­eu­ris­mus gemeint, um sich selbst (ver­meint­lich) bes­ser ein­schät­zen oder auch von ande­ren abgren­zen zu kön­nen. Man ergötzt sich ggfs. an ande­ren und auch sub­jek­tiv abge­wer­te­ten Sphä­ren des Mensch­seins: an in Rela­tion »unte­ren« Milieus oder im Falle der »Royals« an deren »Abge­ho­ben­heit«. Das mag nicht immer bewusst gesche­hen, aber den­noch eine Mög­lich­keit sein, warum man der­ar­ti­ges, also auch Bou­le­vard­me­dien, rezi­piert. Ist es den Rezi­pie­ren­den bewuss­ter, wird oft von einer iro­ni­schen Kom­po­nente gespro­chen — quasi als eine Spiel­art des Trashs: »Das ist so schlecht, dass es schon wie­der gut ist!«

Noch­mal: Das sind Phä­no­mene, über deren Ambi­va­lenz sicher­lich zu dis­ku­tie­ren ist und deren (ggf. aso­ziale, min­des­tens über­heb­li­che) Aus­for­mun­gen gewiss im Rah­men von Medi­en­kom­pe­tenz­schu­lun­gen the­ma­ti­siert wer­den kön­nen — weil man sie sich bewusst macht, statt sie »ein­fach so« aktiv und pas­siv gesche­hen zu lassen.

Die zweite »Wir­kung« bzw. der aus der Rezep­tion sol­cher Gerüch­te­kü­chen her­vor­ge­hende Nut­zen steht in Bezug zur erst­ge­nann­ten Ebene: Damit das Gezeigte — im TV oder auf etwa­igen Platt­for­men — mög­lichst real wirkt, damit es mög­lichst ver­traut rüber­kommt, wird regel­mä­ßig viel (mehr oder min­der) Per­sön­li­ches preis­ge­ge­ben und zwar in der mehr oder weni­ger simu­liert-vir­tu­el­len Form per­sön­li­cher Kom­mu­ni­ka­tion von Mensch zu Mensch, das haben wir ja bespro­chen. So soll Inti­mi­tät und Bin­dung zum Rezi­pi­en­ten begüns­tig wer­den. Und durch­aus wird dabei Ori­en­tie­rung im All­tag oder zur Unter­hal­tung gebo­ten: »Die sind wie ich!« »So will ich sein!« »So geht der das Pro­blem an!« Das ist erst ein­mal hin­zu­neh­men: Jeder wird sich in sei­nem Leben — bewusst oder nicht — das eine oder andere Mal an ande­ren ori­en­tiert haben, Rat gesucht haben. Auch das kann natür­lich ambi­va­lent sein — zw. posi­ti­vem und nega­ti­vem Vor­bild. Jeden­falls soll damit (mit der Mensch-zu-Mensch-Kom­mu­ni­ka­tion) auch die Emp­feh­lungs­kraft das Ein­ge­streute betref­fend gestei­gert, zumin­dest das Ver­wei­len begüns­tigt wer­den, um Wer­be­ein­nah­men in Wer­be­pau­sen oder als Ban­ner zu verstärken.

Um Inti­mi­tät her­zu­stel­len, wird auch — das ken­nen Sie sicher­lich aus All­tags­er­fah­run­gen — zuse­hends viel und aller­seits geduzt. Manch­mal mag damit ein Ver­zicht auf Hier­ar­chien und damit ein Bei­trag zu einer ega­li­tä­ren Gesell­schaft beab­sich­tigt sein. Das mag manch eine/r auch mit moder­nen Arbeits­kon­zep­ten ver­bin­den. Aber es ist durch­aus auch beim Duzen mehr zu beach­ten und ganz­heit­li­cher zu den­ken: Im Cor­po­rate Wor­ding mag es vor­ge­se­hen sein, …

Medi­en­kom­pe­ten­zen — das sei noch­mals betont — sind also aus­bau­fä­hig: Es ist näm­lich para­dox, dass Men­schen, die sich — nach eige­ner, regel­mä­ßi­ger Aus­sage — nicht beein­flus­sen las­sen wol­len, Influen­cern fol­gen. Mit mehr Medien­kompetenz würde — so ist sich der Autor die­ses Blogs sicher — der Begriff »Influen­cer« mal mehr hin­ter­fragt wer­den. Heute gibt es zum Bei­spiel kei­nen Pro­pa­gan­da­mi­nis­te­rien mehr, weil das einer­seits moder­nen demo­kra­ti­schen Wer­ten zuwi­der­läuft und dann, weil der Begriff nega­tiv belegt ist: Der­ar­tige Minis­te­rien dien­ten einer wenig viel­schich­ti­gen, wenig andere Mei­nun­gen zulas­sen­den Kom­mu­ni­ka­tion — meist im Sinne einer eher tota­li­tä­ren Ideo­lo­gie. Auf vie­len Wegen sollte ein bestimm­tes Bild von etwas kre­iert wer­den — etwa im Kriegs­fall von einem Feind.

… um natür­lich eine Ver­bin­dung zum Kun­den zu errei­chen und Zugäng­lich­keit für eigene Inter­esse beim Kun­den zu begüns­ti­gen. Das kann pro­ble­ma­tisch wer­den, wenn man es nicht deut­lich genug kom­mu­ni­ziert, dass man hier stets geduzt wird — viele mögen es näm­lich wei­ter­hin nicht. Und in Bezug auf moder­nes Arbei­ten ent­steht hier ein wei­te­res Pro­blem: Kri­tik duzend vor­ge­bracht wird schnell per­sön­lich, beim »Sie« bleibt es (unter­be­wusst) auf die Stelle und Tätig­keit bezo­gen. Also Obacht.

Und ja, das ist heute nicht der Fall. Freie Mei­nungs­äu­ße­rung ist ein­fa­cher denn je — eben auch, weil jeder selbst zum Pro­du­zen­ten wer­den kann. Und: Heute besteht durch­aus die Mög­lich­keit, selb­stän­dig zu über­prü­fen, was an etwa­igen Sach­ver­hal­ten und Ver­schwö­rungs­theo­rien wirk­lich dran ist. Aber: Der Erfah­rung des Autors die­ses Blogs nach wird — als Schat­ten­seite diver­ser Medi­en­ka­näle (auch, aber nicht nur über das Inter­net), als Resul­tat einer über­for­dern­den Flut — heute mehr denn je vie­les ein­fach unhin­ter­fragt über­nom­men und geteilt. Weil fil­ternde oder über­prü­fende Grö­ßen wie redak­tio­nelle Medien umgan­gen wer­den kön­nen. Das bedeu­tete nicht unbe­dingt Unab­hän­gig­keit und Frei­heit, son­dern (wie gerade skiz­ziert) dass die Masse auch an Falsch­in­for­ma­tio­nen nicht immer gefil­tert wird. Diese Masse wächst sogar. Damit sind redak­tio­nelle Medien also nicht obso­let, son­dern wich­ti­ger denn je. Glei­ches gilt für Medien­kompetenz: Damit man Hand­werks­zeug erhält, die Serio­si­tät von Quel­len soweit mög­lich über­prü­fen zu kön­nen. Und damit wird auch klar, nicht das Inter­net, also ein Medium, ist schuld, son­dern wie bei allen Medien und ihrer Nut­zung gilt es, sich an die eigene Nase zu fas­sen, selbst­stän­dig zu fil­tern, die eigene Ver­ant­wor­tung zu erkennen.

Jeden­falls: Pro­pa­ganda ist nega­tiv, warum sich also offen­sicht­lich beein­flus­sen las­sen? Der Begriff »Influen­cer« trägt seine Inten­tion schließ­lich unver­hoh­len in sich — und ist damit zwar aus wis­sen­schaft­li­cher Per­spek­tive durch­aus inter­es­sant, weil recht tref­fend. Er ver­weist näm­lich auf das sozio­lo­gisch ange­hauchte Mei­nungs­füh­rer­mo­dell, wel­ches wie­derum auf die Rele­vanz von zwi­schen­mensch­li­cher Kom­mu­ni­ka­tion in der Mei­nungs­bil­dung Bezug nimmt. Der Blick auf diese zum »Opi­nion Lea­der« gehö­rende Unter­su­chung (um Lazars­feld in den 1940ern wohl­ge­merkt ent­stan­den) zeigt, dass die oft (gerade wie­der aktu­ell, vor­schnell und unsach­lich) als mani­pu­la­tiv gel­ten­den Mas­sen­me­dien oder bes­ser redak­tio­nel­len Medien weit weni­ger »Wir­kung« ent­fal­ten, als man annimmt.

Des­halb sind wohl auch Soziale Medien mit ihren »Per­sön­lich­kei­ten« so erfolg­reich — inter­per­so­nelle, bis­wei­len Face-to-Face-Kom­mu­ni­ka­tion, nur eben meist vir­tu­ell. Der über­stra­pa­zierte Begriff »Mani­pu­la­tion« kann also min­des­tens genauso, wenn nicht sogar mehr Sozia­len Medien attes­tiert wer­den. Aller­dings wird, nach Mei­nung des Autors die­ses Blogs, der­zeit so viel von Mani­pu­la­tion gespro­chen, dass selbst das »Tür­auf­hal­ten« oder das Gespräch an der Bus­hal­te­stelle als höchst mani­pu­la­tiv gel­ten müss­ten. Über­se­hen wird regel­mä­ßig, dass ein Groß­teil jeder Kom­mu­ni­ka­tion »etwas will«.

Jeden­falls: In der brei­ten Öffent­lich­keit dürfte der Begriff »Influen­cer« — mit Blick auf den nega­ti­ven Begriff »Pro­pa­ganda« — doch, wenn man denn mal über­legt, was er bedeu­tet, wenig char­mant wir­ken. Oder ist das Nicht-Hin­ter­fra­gen des Begriffs das Resul­tat eben gerin­ger Medien­kompetenz? Oder eines ver­brei­te­ten Bedürf­nis­ses aller­seits danach, selbst AutorIn, Kom­mu­ni­ka­to­rIn und damit ein­her­ge­hend zu einer ent­schei­den­den Größe in Sachen Mei­nungs­bil­dung zu wer­den? Das ist wohl ein mög­li­cher (unter­be­wuss­ter) Nut­zen, den sich einige (unter­be­wusst) von die­ser Tätig­keit ver­spre­chen. Und das wie­der­rum führt zu einem wich­ti­gen Perspe­ktiv­wechsel in Sachen Wir­kung und Nut­zen des Privaten:

Was das Senden von Privatheit den Sendenden bringt? Selbstdarstellung und mehr

Bis­her haben wir Wir­kun­gen und etwa­igen Nut­zen aus Per­spek­tive der Rezi­pi­en­ten beschrie­ben, gleich­wohl fest­ge­hal­ten, dass Pro­du­zent und Rezi­pi­ent heute, mehr denn je oder immer schon, die Rol­len tau­schen kön­nen. Was also bringt das ggf. voll­zo­gene oder gra­du­elle Zur­schau­stel­len dem- oder der­je­ni­gen, der/die es betreibt? Und das abseits von kom­mer­zi­el­len Inter­es­sen oder Wohl­ta­ten oder Auf­trags­er­tei­lun­gen als Influen­ce­rIn für Unternehmen?

Exhi­bi­tio­nis­mus wäre hier ein Schlag­wort. Ein Schlag­wort, das ange­sichts sei­ner eigent­lich nega­ti­ven Auf­la­dung aber viel­leicht zu weit geht:

Es geht um ein Sich-selbst-Prä­sen­tie­ren. Weil jeder zunächst ein Indi­vi­duum ist oder sein will. »Zunächst« des­halb, weil es zu den aus pro­fes­sio­nel­ler Sicht des Autors gehö­ren­den Wider­sprü­chen im Mensch­sein und in der Kom­mu­ni­ka­tion zählt, dass viele genauso sehr eben auch dazu­ge­hö­ren wol­len. Influen­cer-Sein ist also zw. »es so machen, wie die ande­ren« und »sich abhe­ben« einzuordnen.

Mit die­sem Ver­weis aus das Selbst­dar­stel­len ist kein Abge­sang à la Zügel­lo­sig­keit gemeint, son­dern ein viel­schich­ti­ges Phä­no­men: zw. frei­heit­li­chen Mög­lich­kei­ten und Selbst­dar­stel­lung. Ein in Varia­tion immer mal wie­der gesen­de­ter, von der Idee her schon alter Spot greift es auf: »Mein Haus, mein Boot … « Aber die His­to­rie die­ses Phä­no­mens ist weit älter denn das Video — zum Bei­spiel: Die Geschlech­ter­türme im ita­lie­ni­schen San Gimignano und daran wohl anschlie­ßend in Regens­burg: Wer hatte den größten?

Es geht um ein stän­di­ges Ver­glei­chen — das kann sich »klei­ner« im Zei­gen von Kin­der­fo­tos unter Eltern und Groß­el­tern aus­drü­cken, eben auch auf sozia­len Platt­for­men. Wel­ches Kind spricht denn schon wie gut Man­da­rin? Oder bei schu­li­schen Jahr­gangs­tref­fen, bei denen — im Sinne aus­ge­blie­be­ner Refle­xion — stets »die Ande­ren« gefragt wer­den, ob sie denn end­lich Kind und Haus hätte oder im öffent­li­chen Dienst arbei­ten wür­den, als sei das das ein­zig Erstreb­same oder Lebens­mo­del. Sicher­lich zeigt sich hier also ein Sen­de­be­wusst­sein am Werk, wel­ches zwi­schen »Sieh her, was ich für eine bin; Du soll­test mich bewun­dern« auf der einen und dem durch­aus macht­be­zo­ge­nen »Ich bin Dir vor­aus, uner­reich­bar oder Dir ein Vor­bild, gar über Dich hin­aus ein Takt­ge­ber« auf der ande­ren Seite schwangt. Aber: Wie so oft sind dies sicher­lich unter­be­wusste Pro­zesse und nicht immer planvoll.

Übri­gens zeigt sich hier auch bei Meg­han und Harry wie­der ein para­do­xes Ver­hal­ten: Offi­zi­elle Bil­der ihres Nach­wuch­ses — das woll­ten sie nicht so recht, ein Bild der drei fehlte auf dem Tisch der Queen bei ihrer Weih­nachts­an­spra­che. Klar, ließe sich ent­ge­gen, das Kind sollte ja nicht in die Öffent­lich­keit gezerrt wer­den, die schlech­ten Erfah­rung ins­be­son­dere Har­rys wür­den dies erklä­ren. Über Soziale Medien, die dor­ti­gen Auf­tritte von Harry und Meg­han, jedoch ist der Kleine sicht­bar. Ist den bei­den nicht klar, dass damit das Erreichte unter­wan­dert wird? Der Kleine doch öffent­lich wird? Oder ist das Ganze am Ende doch ein Aus­druck pri­va­ter — fami­lien-inter­ner, aber eben para­do­xer­weise öffent­lich wer­den­der — Rei­be­reien im Denk­man­tel höhe­rer Ziele? Meint: Woll(t)en sich die bei­den ein­fach nur nicht den Spiel­re­geln der Fami­lien und Höf­linge unter­ord­nen, erklä­ren ihren Aus­tritt aus der Fami­lie aber nun mit (auch medi­ena­len) Zwän­gen? Aber Para­do­xien sind viel­leicht der Kern des Mensch­seins und damit auch von Kommunikation.

Unter­be­wusst und so gar nicht neu sind dann auch die damit ein­her­ge­hen­den Phä­no­mene oder ent­ge­gen­ge­setz­ten Ver­hal­tens­wei­sen: Manch Mitt­drei­ßi­ger zieht sich wohl auch des­halb (wenn denn auch nicht nur wegen des bis­wei­len belang­lo­sen Ver­glei­chens) aus dem Sozia­len Medien zurück. Viel­leicht weil sich damit nie so ganz warm gewor­den sind, sie zu spät in ihr Leben tra­ten. Die­ses Abkap­seln von etwas, und sei es einem popu­lä­ren Medium wie den sozia­len, ist ebenso his­to­risch nach­voll­zieh­bar: Nach der geschei­ter­ten demo­kra­ti­schen Revo­lu­tion 1848 hiel­ten viele Men­schen sich aus öffent­li­chen Debat­ten fern — wobei der Ver­gleich natür­lich hingt: Ihnen wurde das Wort regel­recht ver­bo­ten, viele wan­der­ten aus, andere reagier­ten eben mit dem Rück­zug ins Pri­vate. Heute ist dann eher davon zu spre­chen, dass eben durch eine beis­wei­len auf­ge­la­dene — schwarz-weiße, min­des­tens regel­mä­ßig von Bewer­tun­gen durch­zo­gene — Atmo­sphäre der Mein­ngs­äu­ße­rung ein­fach bei man­chen kein Inter­esse mehr besteht, sich die­sem aus­zu­set­zen. Bis­wei­len kann also von einer unbe­herrsch­ten Mei­nungs­äu­ße­rung gepro­chen wer­den — exem­pla­risch, wenn heute man­gelnde Mei­nungs­frei­heit von eini­gen beklagt wird, wäh­rend sie gerade ihre Mei­nung frei äuße­ren. Ist hier die von man­chen Men­schen kurz nach der Jahr­tau­send­wende erhoffte Demo­kra­ti­sie­rung durch Netz und Soziale Medien als zu pau­schal ent­larvt wor­den? Das kann hier nicht abschlie­ßend geklärt wer­den: Das reak­tante Nicht-Erken­nen von Frei­heit ist in sei­ner Para­do­xie sicher­lich auch im Sinne von Medien‑, gar Welt­kompetenz zu behandeln.

Mit Blick auf die oft auch laut­star­ken Pro­vo­ka­tio­nen und Pöbe­leien heut­zu­tage im Inter­net ist ein Rück­zug sicher­lich ver­ständ­lich, aber eben auch zwie­späl­tig. In Tei­len wird damit einer eigent­lich oder zumin­dest wahr­schein­lich klei­nen aggres­si­ven, aber (oder ein­her­ge­hend:) laut­star­ken Gruppe ein Feld über­las­sen. Eben auch, das sei im Sinne des Anlie­gens des Autors die­ses Blog­bei­trags gesagt, weil Medien­kompetenz fehlt, die­sem Lau­ten auch in seriö­sen Medien weni­ger Platz ein­zu­räu­men und unge­wollt als Ver­stär­ker kru­der Mes­sa­ges zu die­nen. Inso­fern ist es selbst­ver­ständ­lich legi­tim und sogar unter­stüt­zens­wert, dass auch Harry und Meg­han pöbeln­den Grö­ßen gegen­über nicht ein­fach klein beigeben.

Hier ist ins­ge­samt auch keine ein­fa­che Schelte des Influen­cer-tums ange­dacht. Der ambi­va­len­ten Begriff­lich­keit und ggf. kom­mer­zi­el­len Note zum Trotz: Es gibt Social-Media-Stars, die lehr­rei­che und inves­ti­ga­tive Inhalte anschau­lich publi­zie­ren, die dem jedem Men­schen zuste­hen­den Bedürf­nis nach Ent­span­nung gerecht wer­den. »Natür­lich« wer­den sie an den durch ihren Kanal gene­rier­ten Wer­be­ein­nah­men betei­ligt. Auch die inves­ti­ga­tive Presse kann nicht umsonst arbei­ten — Gebüh­ren, Abos, Wer­be­fi­nan­zie­rung. Und auch dort gibt es in Form bewusst »auf­tre­ten­der« Jour­na­lis­ten eine Art kom­mu­ni­zierte Rolle — bestimmte Kolum­nen-Kanäle zum Beispiel.

Die lei­der durch die Medi­en­in­dus­trie unter­stützte Umsonst­kul­tur gerade im Inter­net begin­nend mit der Jahr­tau­send­wende hat mediale Werke an Wert ver­lie­ren las­sen: »Umsonst« meint, weil vie­les seit­dem im Grunde frei ver­füg­bar ist — eben zum Preis von Wer­be­schal­ten und heute mehr­fa­cher Daten­er­fas­sung. Alles sollte über Wer­bung finan­ziert wer­den. Heute zeigt sich, das lässt sich immer weni­ger rea­li­sie­ren, da die Quo­ten oder Publika immer klei­ner wer­den — da immer spe­zi­fi­schere Ange­bote und Milieus entstehen.

Umge­kehrt gibt es auf allen Kanä­len auch wei­ter­hin erfolg­rei­che Kom­mu­ni­ka­tion ohne eine auf­dring­li­che oder vor­der­grün­dige inter­per­so­nelle bzw. Face-to-Face-Note: Das heißt, es gibt Kanäle, die erklä­ren oder all­ge­mei­ner etwas kom­mu­ni­zie­ren, ohne das eine bestimmte Per­son auf­tritt. Videos und Beträge kön­nen als Pro­dukt einer Kör­per­schaft wahr­ge­nom­men wer­den — vom »Arti­kel im Spie­gel« zum Bei­spiel wird dann gespro­chen oder in einer Doku tritt ein namen­lo­ser Erzäh­ler auf: Das ist also ein Zwi­schen­ding zur Face-to-Face-Kommunikation.

Aller­dings wer­den dort eben nicht intime Inhalte gebo­ten, kein Ein­blick in das (ver­meint­li­che) Leben der Macher gege­ben — was wie­derum auf eine Tren­nung von Beruf und Pri­vat­heit auch in Form des vor­her­ge­hend genann­ten Schau­spiel-Bei­spiel verweist.

»Inso­fern sind doch alle Schau­spie­ler! Pro­mi­nente, Rea­lity Stars etc.« Rich­tig und doch nicht so ganz! Denn es bleibt dabei: Auch wenn hier — bei Influen­cern und auch Meg­han und Harry — bis­wei­len eine Rolle wie im Schau­spiel gespielt wer­den mag, sind die Gren­zen zum Pri­va­ten weit flie­ßen­der denn im Schau­spiel. Vor allem wird in der einen Bran­che auf diese Tren­nung ver­wie­sen, wäh­rend sie im ande­ren Fall (trotz etwa­iger Kenn­zeich­nung) mög­lichst unent­deckt blei­ben soll: So gibt es im Film einen Vor­spann und/oder Abspann, ein Pla­kat, eine Kachel in der App des Strea­ming­diens­tes mit den rea­len Namen (/Künstlernamen) der agie­ren­den Per­son. All das mar­kiert, dass — so ist es zumin­dest den meis­ten bekannt — von einer rea­len Per­son eine Rolle gespielt wird. Es wird zwar mit der Per­son hin­ter der Rolle gewor­ben, manch­mal gibt es auch Wer­be­ver­träge über die Rolle hin­aus als Tes­ti­mo­ni­als zum Beispiel.

Übri­gens sind Tes­ti­mo­ni­als eine oft pro­ble­ma­ti­sche Stra­te­gie: Einer­seits scheint sie mit Blick auf das Mei­nungs­füh­rer­mo­dell Bewandt­nis zu haben, weil manch Star alleine sei­nes Erfolgs nach als ein Ori­en­tie­rungs­fi­gur her­hal­ten und auf das bewor­bene Pro­dukt abstrah­len kann. Ande­rer­seits wird eben auch der Aus­ruf pro­vo­ziert: »Haben die denn noch nicht genug!« Und wenn der- oder die­je­nige sich doch viel zur eige­nen Pri­vat­heit äußert, wer­den ent­spre­chende Las­ten eben auch impli­zit Teil der Kam­pa­gne und des bewor­be­nen Produktes.

Teil­weise ähn­lich wie im Influen­cer­tum ist Pro­duct­pla­ce­ment in Fil­men keine Sel­ten­hei­ten. Aber nicht zwangs­läu­fig wird in einem pri­va­ten Sinne gewor­ben. Es bleibt — je nach Ent­schei­dung des Stars — ten­den­zi­ell dabei: »Die spielt immer so gut, das muss ich auch den neuen Film sehen!« Es kann, muss aber nicht so kom­men: »Der kocht so nett auf sei­nem Kanal, sei­nen Film muss ich gucken!« Warum? Weil eben ein rela­tiv deut­lich vom Pri­va­ten ent­fern­tes Pro­dukt gebo­ten wird — als Per­for­mance einer Dar­stel­le­rIn zum Bei­spiel. Und das, diese Tren­nung, — es sei erneut betont — ist im Rea­lity-Busi­ness nicht der Fall. Und eben auch nicht so recht bei Harry und Meg­han — das Paar ist das Produkt.

Eine rela­tiv gute Wir­kung erzeu­gen Pro­mis also eher bei soge­nann­ten »peri­phe­ren The­men«. Das heißt, wenn wenig The­men­be­zug und Fach­wis­sen bei den Rezi­pi­en­ten und der poten­zi­el­len Ziel­gruppe zum Pro­dukt vor­liegt. Anders sieht es dann schon bei Exper­ten aus, die nur sehr spe­zi­fisch und wenn über­haupt für man­che als Stars gel­ten ≈ Pro­fi­ge­räte wer­den exem­pla­risch von Pro­fis vor­ge­stellt. Wenn Fuß­bal­ler Manuel Neuer also für eine Foto­ka­mera wirbt, ist das ein Zei­chen, dass man die Kamera an (Pro-)Amateure ver­kau­fen möchte. Und auch dafür, dass man beim Her­stel­ler des Gerä­tes glaubt, bei poten­ti­el­len Kun­den auf sehr ein­fa­che Knöpfe drü­cken zu kön­nen. Mhh. Wenig über­ra­schend ist der Ein­satz von Tes­ti­mo­ni­als erfah­rungs­ge­mäß auf den Wunsch von Geschäfts­füh­rung zurück­zu­füh­ren und ebenso erfah­rungs­ge­mäß nicht von Pro­fis der Kom­mu­ni­ka­tion emp­foh­len worden.

Die Unter­schei­dung mag zwar wie gese­hen in Sachen Immersion in einen Film oder einen Kanal oder in Sachen der Wirk­sam­keit von Kenn­zeich­nun­gen nicht unbe­dingt einen Unter­schied auf das Erleb­nis der Rezi­pi­en­ten machen, ist aber ein for­ma­le­res oder eta­blier­tes Zei­chen für eine etwa­ige Tren­nung von pri­va­ter und öffent­li­cher Sphäre. Und wie gesagt im Sinne von Medien­kompetenz ein Wis­sen, wel­ches — zumin­dest im Hin­ter­kopf vor­han­den — Man­ches hin­ter­fra­gen lässt. Und sei es nur, dass dann viel­leicht das Ein­tau­chen bewuss­ter gesteu­ert, weni­ger hin­ge­nom­men oder nach dem Abschal­ten im Abtau­chen auch mal reflek­tiert wird. Zumin­dest zeigt sich mit Blick auf Stars klas­si­scher Medien und ihren Erfolg, dass ihnen die dies­be­züg­li­che Ent­schei­dung, über Soziale Medien zum Bei­spiel etwas Pri­va­tes zu ver­brei­ten, rela­tiv frei­steht. Es stellt sich also hier die Frage, ob und warum diese Dif­fe­renz ins­be­son­dere Meg­han als lang­jäh­ri­ger Schau­spie­le­rin nicht bewusst ist. Und auch nicht den Bera­tern der bei­den. Ob hier ein­fach ein Miss­ver­ständ­nis vor­liegt, Medien­kompetenz nicht so wirk­lich aus­ge­prägt ist, das Para­doxe ein geziel­tes oder ein­fach hin­ge­nom­me­nes Geschäfts­mo­dells ist, es noch wei­tere Fak­to­ren gibt, kann hier selbst­ver­ständ­lich nicht geklärt werden.

Das paradoxe Geschäftsmodell: Alles preisgeben und öffentlich unter der Preisgabe leiden

Berufe in den Medien benö­ti­gen zwei­fel­los genauso eine umfas­sende Aus­bil­dung wie sie Juris­ten und Ärzte für ihren Beruf ver­lan­gen — sei es als staat­lich aner­kann­ter Beruf oder als Stu­dium. Und diese Berufe gibt es mitt­ler­weile — oft in inter­dis­zi­pli­nä­rer Aus­rich­tung zw. Pra­xis und Theo­rie, also gewusst warum und wie zugleich.

Das so viele Men­schen an und für sich und Rea­lity Stars ins­be­son­dere »ein­fach so« am Werk sind, liegt dran, dass dies­be­züg­lich eine erst recht junge Tra­di­tion am Werk ist. Obschon Kom­mu­ni­ka­tion natür­lich wohl seit Beginn der Mensch­heit ein ent­schei­den­der Fak­tor ist, ist das Bewusst­sein für sie erst jüngst etwas gewach­sen und — wie der Autor die­ses Blogs ja immer wie­der beto­nen muss — nach wie vor nicht sehr aus­ge­prägt. Anders gesagt: Es fehlt noch am Ver­ständ­nis für die Rele­vanz die­ser Zunft und Kom­mu­ni­ka­tion an sich sowie für die Not­wen­dig­keit gegen­wär­tige und künf­tige Pro­bleme im Zuge ganz­heit­li­chen Den­kens und Han­delns zu lösen. Statt­des­sen sind Schub­la­den und eben tra­di­tio­nelle Berufs- und Welt­bil­der, der Erfah­rung des Autors die­ses Blogs nach, immer noch ver­brei­tet. Und wie so häu­fig wird das damit legi­ti­miert, »dass es ja so läuft« und »gut gelau­fen« ist. Brü­che in der Gesell­schafts oder zw. Berufs­grup­pen sind aber nicht erst gerade das Ergeb­nis von einem Zuwe­nig an Ganz­heit­lich­keit und Kom­mu­ni­ka­tion. Viel­mehr ist es das Resul­tat von zuwe­ni­gen Pro­fis der Kom­mu­ni­ka­tion am Werk, zu wenig Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kom­pe­tenz allerseits.

Natür­lich ist diese freie Betä­ti­gung nicht in Gänze oder grund­sätz­lich zu regle­men­tie­ren, sollte es viel­leicht auch nicht: Schließ­lich geht es ja durch­aus auch um eine frei­heit­li­che Betä­ti­gung. Die man — wenn auch wie gese­hen regel­mä­ßig viel Unsinn etc. (als Ver­schwö­rungs­theo­rie zum Bei­spiel) sei­nen Platz im Netz fin­det — akzep­tie­ren muss. Der Erfolg von Influen­cern liegt auch in Tei­len daran, so die Beob­ach­tung des Autors die­ses Blogs, dass Medien­kompetenz eine sel­tene Sache ist und damit vie­les unre­flek­tiert über­nom­men wird — wie gesagt dabei sol­len nicht alle Influen­cer und ihre Metho­den über einen Kamm gescho­ren wer­den (siehe oben). Und natür­lich gibt es da schlicht Talent, warum es ohne Bera­ter und Co funk­tio­niert — mehr oder weni­ger ver­ant­wor­tungs­voll mit und ohne deren Zutun, übrigens.

Und die­ses Talent bezieht sich einer­seits auf gute Auf­be­rei­tung von Inhal­ten oder eben dar­auf, »was zieht«: zum Bei­spiel eben das Pri­vate. Dazu gehört — frag­wür­di­ger­weise auch — etwas, das man als Opfer­n­ar­ra­tiv beschrei­ben kann. Wobei: Der Begriff ist keine Beschul­di­gung von Opfern im Sinne, dass sie selbst ver­ant­wort­lich sind für die ihnen ent­ge­gen­ge­brachte Feind­se­lig­keit ande­rer. Es sei noch­mals betont, Hass und Mob­bing sind nicht die Schuld der Peron, die sie erle­ben muss! Das Wort »Opfer­n­ar­ra­tiv« beschreibt eine Erzählweise/eine Erzäh­lung, welche/s wohl­wol­lend von der Kennt­nis zur soge­nann­ten »Hel­den­reise« zeugt. Die Hel­den­reise umfasst eine dra­ma­tur­gi­sche Struk­tur bzw. ein Basis­ge­schichte sowie eine bestimmte dazu­ge­hö­rige Figu­ren­kon­stel­la­tion. Sie kennt viele Vari­an­ten — eben auch die des tra­gi­schen Hel­den. Ein Held oder eine Hel­din, der oder die ins Aben­teuer gezwun­gen wurde, es aber den­noch wacker absol­viert. Diese Reise ist uns allen ver­traut — weil sie in so vie­len Geschich­ten seit Kind­heits­ta­gen vor­kommt, gar auf Grund ihres archai­schen Kerns.

Was heißt das kon­kret? Es mün­det in Sät­zen wie »Das Leben in der Öffent­lich­keit ist nicht ein­fach.« — aus der Feder/dem Mund von mit ihrer Pri­vat­heit arbei­ten­den Influen­cer und Social-Media-Stars. Manch­mal auch aus dem Munde von Ver­tre­tern klas­si­scher Medien: Film­stars (und die­ses ent­ste­hen ins­be­son­dere in Deutsch­land regel­mä­ßig in Koope­ra­tion mit TV-Sen­dern (linear und Strea­ming)) behaup­ten, sie wür­den das Medium nicht gut fin­den und auch dor­tige For­mate nicht schauen, sie auch ins­be­son­dere ihren Kinern nicht zugäng­lich machen. »Warum soll man Sie und ihre Werke über­haupt unter­stüt­zen?«, muss man sich als Zuschauer dann fra­gen. In die­sem Fall haben wir es mit einem klas­si­schen Habi­tus zu tun, der zwar eine Hal­tung eines bestimm­ten Milieus wider­spie­geln, Dazu­ge­hö­rig­keit aus­drü­cken soll, aber letz­lich auch zei­gen kann, wo Defi­zite in Bezug auf das Ver­ständ­nis von Kom. und Medien vor­lie­gen. Übri­gens dar­aus resul­tiert auch das Bei­trags­bild. Aber gut. 

Gene­rel­ler: Man beschwert sich also über das, was die eigene Lebens­grund­lage dar­stellt. Gut, das macht wohl jeder mal, aber hier geht es doch dar­über hin­aus und auch über die even­tu­el­ler Aus­sa­gen von TV-Stars: Hier — im Fall von Influen­cern etc. — wird mehr oder min­der bewusst das Motiv des tra­gi­schen Hel­den bedient. Weil es im Mensch­sein ver­an­kert ist, durch viele Block­bus­ter so bekannt ist, weil es Tiefe oder den Ein­druck davon erzeugt viel­leicht: Ein Cha­rak­ter, der etwas zu erlei­den hat, ruft Ver­bun­den­heit hervor.

Aber: Natür­lich soll das nicht hei­ßen, dass man sich als öffent­li­che oder semi-öffent­li­che Per­son alles gefal­len las­sen muss. Ganz im Gegen­teil: Wie bereits oben gese­hen sind Papa­razzi oder das even­tu­elle Gepö­bel sowie das stän­dige Bewer­tung durch Fremde bis hin zum Mob­bing für alle, die es erlei­den müs­sen inak­zep­ta­bel und nicht zu recht­fer­ti­gen. Für alle gel­ten die glei­chen Bedin­gun­gen — auch was das soziale Mit­ein­an­der angeht. Zumin­dest sollte es so sein — ja, das mag naiv sein. Medien­kompetenz ist also mehr: Sie ist auch eine Schu­lung oder ein Nach­den­ken dar­über, wie wir mit­ein­an­der umge­hen oder wir einen bes­se­ren Umgang mit­ein­an­der errei­chen können.

Auf Meg­han und Harry bezo­gen meint das, dass sie sicher­lich oft grau­sa­men Angrif­fen von Drit­ten aus­ge­setzt sehen und es sind. Aller­dings machen sie sich auch ein Nar­ra­tiv zu eigen, wel­ches auf besagt-para­doxe Weise mit ihrer auch frei­wil­li­gen Öffent­lich­keit spielt. Und es erin­nert sehr an das von Har­rys Mut­ter: Sie wurde fak­tisch von media­len For­men — von der Yel­low Press — wahn­sin­nig beläs­tigt, hat aber auch im Rah­men ihrer Schei­dung ihre pri­vate Situa­tion in der könig­li­chen Fami­lie und in Bezug auf ihren Ehe­mann und des­sen Geliebte mehr oder weni­ger bewusst öffent­lich gemacht und bis­wei­len zu ihrem Vor­teil genutzt. Wenn auch jüngste Erkennt­nisse zei­gen, dass sie mit Falsch­in­for­ma­tio­nen vom Bou­le­vard­zweig der bri­ti­schen BBC quasi betrü­ge­risch zur Preis­gabe von mehr Details ver­lei­tet wurde.

Meg­han und Harry ver­wen­den — bewusst oder nicht — ein ähn­li­ches Nar­ra­tiv, obschon es ihnen ja gerade darum geht — zumin­dest mit Blick auf man­che ihrer Aus­sa­gen —, »es« anders zu machen. Gleich­sam — gera­dezu bzw. noch mehr para­dox — tra­gen sie Per­sön­li­ches inklu­sive Kin­der­fo­tos und den Streit mit sei­nem Bru­der bzw. Schwager/der Fami­lie Har­rys in die Öffent­lich­keit. Und die bei­den wol­len ja von der Öffent­lich­keit leben, da sie sich vor­nehm­lich als »sie selbst« ver­mark­ten wol­len. Ein Rück­zug aus der Öffent­lich­keit ist also nur schwer­lich für sie mög­lich, selbst in Tei­len, weil eben — wie oben behan­delt — das Pro­dukt ihrer Arbeit mit ihnen selbst über­ein­fällt. Ist also doch etwas Tra­gi­sches an Ihrer Situa­tion? Weil es keine Alter­na­tive gibt; weil Feh­ler, min­des­tens Pro­ble­ma­ti­sches wie­der­holt wird? Jeden­falls: Sie wol­len »mit sich selbst« »die Medien« für ihre auch wohl­tä­ti­gen Ziele nut­zen. Lei­der in einer Weise, die — schon bei Diana eigent­lich sicht­bar wer­dend damals und wohl auch heute — nicht funk­tio­niert: Einem — in Tei­len — zur Ent­fes­se­lung ten­die­ren­den und bis­wei­len nega­ti­ven Fla­schen­geist wird die Tür (bzw. eben der Fal­schen­ver­schluss) geöff­net. Einem Fla­schen­geist, der sich letzt­lich aber nicht nach Belie­ben abstel­len lässt. Inso­fern ist es eine Grat­wan­de­rung, an der sich die bei­den — bewusst oder nicht — ver­su­chen. Bleibt nur, ihnen das Beste zu wünschen. 

Texte aus der Feder von …

Dr. Sönke Hahn

Erfahrungsschatz: Über 10 Jahre als ausgezeichneter Filmemacher und Designer — u. a. prämiert mit »Red Dot«, »iF Design Award« und »German Design Award«

Hintergrundwissen: interdisziplinäre Doktorarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar, wissenschaftliche Vorträge und Publikationen im Feld Kommunikation und Medien

kommunikation können. ist mein Antrieb und Motto. Es meint, Sie in Sachen Kom. und Medien unterstützen. Sie können mich zum Beispiel mit der Realisation Ihrer Kommunikation beauftragen. Besser noch: Sie stärken Ihre Fähigkeiten in Sachen Sachen Kom. und Medien — mit meinen Fortbildungen: 

Dr. Sönke Hahn, KOMMUNIKATION