Indikatoren, an denen Sie ziemlich wahrscheinlich merken können, dass Ihr Gegenüber nicht so ganz, was Medien und Kommunikation angeht, auf dem letzten Stand ist …

23. Jul. 2019

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Indikatoren, an denen Sie ziemlich wahrscheinlich merken können, dass Ihr Gegenüber nicht so ganz, was Medien und Kommunikation angeht, auf dem letzten Stand ist …

Inhaltsverzeichnis

Das ist eine in Tei­len har­sche Über­schrift. Sie wer­den bald sehen, dass auch hier nie­mand belei­digt wer­den soll, noch plumpe Aus­sa­gen ein­fach so ste­hen gelas­sen wer­den. Es geht ja in die­sem Blog gerade darum, keine gro­ben Ver­ein­fa­chun­gen vor­zu­neh­men — weder in die eine noch in die andere Richtung.

Die aus Per­spek­tive des Autors die­ses Blogs ver­brei­te­ten Aus­sa­gen wer­den im Fol­gen­den genannt und zu beschrei­ben ver­sucht, wie fatal, feh­ler­haft und oft pro­ble­ma­tisch diese Sätze bis­wei­len sind. Oft wird — eben im Sinne die­ses Blogs — die jewei­lige Kri­tik aber auch umge­hend rela­ti­viert: typo­gra­fisch ersicht­lich an einer Klam­mer­set­zung. Dabei wird etwa eine even­tu­elle Teil-Nach­voll­zieh­bar­keit beschrie­ben oder zu zei­gen ver­sucht, wie es zu einer sol­chen Fehl­ein­schät­zung kommt/kommen konnte.

»(Lies lieber mal ein Buch!)«,

ist eine beliebte Aus­sage, die wohl über die Jugend des Autors diese Blogs hin­aus, weit vor sei­ner Geburt Anwen­dung fand und auch in unse­rer Gegen­wart noch nicht ad acta gelegt wurde. Hin­ter der Aus­sage steht regel­mä­ßig der Glaube, ein Buch­ver­weis mache den Sprecher/die Spre­che­rin intel­lek­tu­ell, impli­ziert er doch, dass die­selbe Per­son viel liest oder soll sel­bi­ges zumin­dest andeu­ten. Denn Bücher — zumin­dest öffent­lich — zu ver­eh­ren, ist quasi nach Selbst­aus­kunft bil­dungs­na­her Milieus ein Muss; man defi­niert sich dort näm­lich über das Buch, es gilt als Sym­bol ihrer, gar der Bil­dung schlechthin!

Das ist natür­lich his­to­risch gese­hen nicht falsch. Daher die Klam­mern. Der Buch­druck hat u. a. die Bil­dung der Men­schen, das kri­ti­sche-frei­heit­li­che Den­ken geför­dert und damit in der west­li­chen Welt viel ver­än­dert. Kri­ti­siert wird hier nur die Über­be­to­nung des Medi­ums durch die das Medium angeb­lich Nut­zen­den: Denn ob nun wirk­lich gele­sen wird, man über­haupt Bücher besitzt — das steht meist auf einem ande­ren Blatt …

Und wenn das (die Buch­ver­eh­rung) mal Plato wüsste: Er befürch­te­tet vor über 2000 Jah­ren quasi den Unter­gang der Welt/den Anfang einer »Hirn­los­wer­dung« in Anbe­tracht der Schrift, wie sich heute manch Schrift- respek­tive Buch­ver­eh­rer durch neue Medi­en­for­men bedroht füh­len. Wie wir noch im lau­fen­den Text sehen wer­den, hatte er in Tei­len recht, inso­fern Medien Wech­sel­wir­kun­gen mit ihren Nut­zer erzeu­gen. Sie (die Medien) wer­den zu Pro- oder Orthe­sen: Was man sich auf­schrei­ben kann, muss man sich nicht mehr mer­ken, heißt es par­ti­ell ein­leuch­tend. Obschon das Mediale so natür­lich nega­tiv aus­leg­bar wäre, ließe sich ent­geg­nen, dass in einer immer spe­zi­el­le­res Wis­sen ver­lan­gen­den Gesell­schaft durch die Aus­la­ge­rung auch geis­tige Res­sour­cen frei wer­den, sich neuen Her­aus­for­de­run­gen zu stel­len: indem man eben auch vie­les nach­schla­gen kann.

Warum haben besagte Leute über­haupt Angst? Das hat aus Erfah­rung des Autors die­ses Blog-Ein­trags etwas mit Gewohn­heit zu tun — und davor ist nie­mand gefeit, das ist nichts Unge­wöhn­li­ches: Man arran­giert sich in der Welt, hat Vor­lie­ben, Dinge, die einem Sicher­heit oder weni­ger wer­tend Ver­traut­heit geben. Das Neue droht oft die­ses Bild zu (zer-)stören. Das alles kann ganz unter­schied­li­che Dimen­sio­nen haben — von die­sem All­täg­li­chen (Die Eis­diele um die Ecke ändert ihr Ange­bot.) bis zur nega­tiv-fata­len, weil radi­ka­len Furcht vor ande­ren Men­schen. Eine gewisse Offen­heit gegen­über dem Neuen oder dem Ande­ren wird aber gewiss, so möchte der Autor die­ses Blog-Ein­trags behaup­ten, die Lebens­qua­li­tät för­dern und den Umgang mit einer unum­gäng­li­chen Pro­gres­sion erleich­tern. »Unum­gäng­lich« ist der Wan­del der Welt näm­lich schon des­halb, weil wir zum Bei­spiel unaus­weich­lich älter wer­den. Es ist also eine Frage, wie man mit sei­nen Bedürf­nis­sen und dem Neuen/dem Ande­ren umgeht. Wir kön­nen hier nicht im Detail wei­ter dar­auf ein­ge­hen, son­dern den Sach­ver­halt nur als Gedan­ken einstreuen …

Schwie­rig wird die also etwas über­schwäng­li­che Buch­ver­eh­rung — und damit zurück zum Thema —, wenn sie sich mit wei­te­ren kurio­sen Vor­stel­lun­gen mischt:

»Ach, diese Medien … Bücher sind Kultur!«

Mit der selek­ti­ven Vor­stel­lung des angeb­lich jen­seits allem (Nega­ti­ven) ste­hen­den Buches wird ein Miss­ver­ständ­nis offen­bar, näm­lich die Ver­wechs­lung des Begriffs »Kul­tur« mit »Hoch­kul­tur«. Ver­ein­fa­chend ist Kul­tur ein Zustand. Zu die­sem gehört Goe­the genauso wie GZSZ, in einem popu­lär­kul­tu­rel­len Sinne viel­leicht sogar die Soap in Anbe­tracht ihrer Reich­weite mehr. Hoch­kul­tur hin­ge­gen ist eine durch­aus vari­ie­ren­der Kanon/bisweilen gar eine von Wer­tung durch­zo­gene Mode und damit gar keine wirk­lich fak­tisch-wis­sen­schaft­li­che Größe: So waren Comics — selbst Mickey Mause — lange Zeit ein Tabu, TV-Serie sind es in vie­len Grup­pen — auf Grund der ja hier beschrie­be­nen Hal­tung — noch heute. Dann brö­ckelt das Vor­ur­teil und oft wird recht schnell klar, was für Poten­tiale im Ver­schmäh­ten ste­cken. Bevor wir dazu — zum Poten­tial auch der TV-Serie — kom­men, darf im Zusam­men­hang mit die­ser unre­flek­tier­ten Buch­ver­eh­rung natür­lich ein Klas­si­ker nicht feh­len, näm­lich das angeb­li­che »Feind­bild« schlechthin:

»(Ich habe keinen Fernseher!)«,

sagen zunächst jene Leute, die tat­säch­lich kein ent­spre­chen­des Gerät besit­zen (daher hier eine Klam­mer­set­zung): Im Zeit­al­ter von Strea­ming­diens­ten rei­chen Tablett, Smart­phone und Com­pu­ter, um Bewegt­me­dia­les zu betrachten.

Wobei schnell über­se­hen wird, wie ähn­lich Video-on-Demond-Dienste dem alt­her­ge­brach­ten Fern­se­hen sind — so fin­det der unent­wegte Fluss der Pro­gramme klas­si­scher TV-Geräte eine Ent­spre­chung in der auto­ma­ti­schen Wei­ter­lei­tung auf den jewei­li­gen Platt­for­men etc. Und die mit den Strea­ming-Diens­ten in den Feuil­le­tons auch ver­bun­dene Vor­stel­lung, eine dem anspruchs­vol­len gewid­me­ten Samm­lung zu wer­den, löst sich, von Anfang an ankün­di­gend, nun aber deut­li­che sicht­bar, in einer Kanal­haf­tig­keit auf, die der des Fern­se­hens nicht unähn­lich ist, sich sogar dem alten Stu­dio­sys­tem Hol­ly­woods annä­hert ≈ Platt­for­men also, die nicht mehr nur ihre weni­gen Eigen­pro­duk­tio­nen mit exklu­siv lizen­sier­ten Con­tent ergänzen/selbigen also erwer­ben, son­dern sich quasi nur noch auf den Con­tent aus eige­nem Hause beschrän­ken. So wird Dis­neys Strea­ming­dienst im Zuge der Markt­po­si­tion des Kon­zernz (wesent­li­che, bei­nahe die meis­ten alle gro­ßen Fran­chi­ses zu besit­zen) dem Bran­chen­pri­mus Net­flix womög­lich arg zusetz­ten, da Net­flix den Con­tent von Dis­ney nicht mehr erwer­ben wird kön­nen … aber das führt hier zu weit.

Dann aber — und damit eben als Klas­si­ker zu beschrei­ben — dient die Aus­sage ihren Sprecher*innen regel­mä­ßig dazu, zu beto­nen, dass man das angeb­lich ver­blö­dende und tri­viale Medium nicht nutzt, als gebil­de­ter Mensch andere Medien bevor­zugt (≈ Radio und natür­lich wie­der das Buch). Lei­der lässt sich hier nicht nur eine Furcht vor ande­ren Medien (For­men die man nicht kennt, die — »wie alle erzäh­len« — schlecht sein sol­len) erken­nen, son­dern die im Milieu antrainierte/vom Ein­zel­nen aus sei­nem Umfeld unhin­ter­fragt über­nom­mene Ableh­nung der Fern­se­hens hat womög­lich spür­bare Kon­se­quen­zen: Die fik­tio­na­len Qua­li­täts­for­mate des TVs/der VoDs igno­rie­rend bleibt das durch sie poten­ti­ell mög­li­che »Trai­ning« kom­ple­xer Nar­ra­tion aus — eine Kom­ple­xi­tät, die hel­fen würde, auch die reale Welt bes­ser zu ver­ste­hen! Game of Thro­nes als denk­ba­res Lehr­stück für die Nie­de­run­gen mensch­li­chen Daseins und Zusammenlebens …?

Noch kras­ser:

»Das ist doch Unterschichtenfernsehen!«

Damit soll gesagt wer­den, dass der oder die Spre­che­rIn besag­ter Unter­schicht natür­lich nicht ange­hört und mehr Bil­dung auf­weist oder zu beschäf­tigt ist, um »um die Zeit« (etwa am Nach­mit­tag) Fern­se­hen zu schauen — Ähn­li­ches begeg­net uns spä­ter noch ein­mal. Letz­te­res wäre noch par­ti­ell nach­voll­zieh­bar (ohne Wer­tung als »Nicht-Zeit-Haben«), wenn damit nicht so eine deut­li­che Abwer­tung ver­bun­den wäre. Wer so über den Din­gen zu ste­hen glaubt, sollte auch mehr Sozi­al­kom­pe­tenz beherr­schen, möchte man mei­nen. Inso­fern ist der Begriff gar keine wirk­li­che Beschrei­bung bestimm­ter Pro­gramme oder Men­schen, son­dern eher ein Indi­ka­tor, wie wenig Leute, die der­ar­ti­ges sagen, von Kom­mu­ni­ka­tion ver­ste­hen: Sie ent­lar­ven die eigene Vor­stel­lung ihres eige­nen Sta­tus — im Ver­such andere abzu­wer­ten. Und der bedenk­li­che Wis­sens­stand zeigt sich auch auf ande­ren Ebe­nen: Mag man etwa­ige For­mate auch als min­der­wer­tig, als Trash emp­fin­den — etwa auch auf Grund wenig ästhe­ti­scher Raf­fi­nesse etc. —, so kön­nen sol­che Sen­dun­gen auch äußert reiz­voll und unter­hal­tend sein. Taran­tino ist als Krea­ti­ver sicher­lich zum Inbe­griff eines (hoch-)kulturell aner­kann­ten Spiels mit Trash geworden.

Das heißt natür­lich nicht, das Pro­gramm sollte nur aus Trash bestehen — wie mehr­fach in die­sem Blog-Ein­trag gezeigt wer­den soll, ist aus Sicht des Autors die­ses Blogs eine gewisse Aus­ge­wo­gen­heit aller­seits sinn­voll. Das heißt gleich­sam aber auch, dass kein Trash auch keine Lösung ist bzw. jedes For­mat seine Reize hat und eine indi­vi­du­elle Über­do­sis ein und des­sel­ben nie gut ist.

Blickt man auf Wiki­pe­dia soll der Begriff wenig über­ra­schend auch als Syn­onym für die Pri­va­ten gel­ten. Hier liegt — durch­aus in einer Reihe mit der Buch­ver­eh­rung — ein habi­tu­el­les Phä­no­men vor: »Alle sagen das, schon seit Jahr­zenten!« Ob diese Schub­la­den wirk­lich zutref­fen, ist zu bezwei­feln — schon, wenn man sich bei­den Free-TV-Kon­zep­ten nur kurz wid­met: Club der roten Bän­der und Deutsch­land 1983 als Pro­duk­tio­nen pri­va­ter Sen­der sind in ihrer Viel­schich­tig­keit und Kom­ple­xi­tät als hoch­wer­tig zu bezeich­nen. Die »schlim­men« Soaps oder div. Doku-Soaps fin­den sich auch bei den Öffentlich-Rechtlichen.

Bevor es wie­der heißt, dass Pri­vate hätte die ÖRs ver­dor­ben, müs­sen ein paar Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen ergänzt wer­den: Tat­säch­lich hat sich der Wett­be­werb durch die Privaten/mit ihrem Auf­kom­men in den 1980er Jah­ren ver­schärft. Folg­lich sind auch For­mate bei den ÖRs aufgegriffen/eingeführt wor­den, die vor allem Quote brin­gen soll(t)en.

So nach­voll­zieh­bar diese Anpas­sung auch ist, so unver­ständ­lich ist sie gleich­sam: Schließ­lich machen die Gebüh­ren par­ti­ell unab­hän­gig, der gesell­schaft­li­che Auf­trag der ÖRs recht­fer­tig nach wie vor bei­spiels­weise die Über­tra­gung von Rand­sport­ar­ten. Das Abzie­len auf große Publika ist zudem bzw. zusätz­lich (zumin­dest auf die ÖRs bezo­gen) pro­ble­ma­tisch, weil die Kon­kur­renz durch die Eta­blie­rung der VOD-Anbie­ter inner­halb der letz­ten Jahre gewach­sen ist und damit ein­her­ge­hend die tat­säch­li­chen Zuschau­er­zah­len im Free-TV all­ge­mein abneh­men — obschon die ÖRs immer noch in Rela­tion, also wie­derum quo­ten­be­zo­gen, vorne mit­spie­len. Quo­ten­druck kann die aus den Hän­den der ÖRs stam­mende Pro­duk­tio­nen, oft eher wenig kom­ple­xen For­mate wie Berg­dok­tor und Co., aber ohne­hin nicht wirk­lich begrün­den — wie gesagt, das meint nicht, dass es sol­che For­mate nicht geben darf und soll. Aber bei den ÖRs kommt es eigent­lich — lt. Auf­trag — dar­auf an, eben nicht nur mög­lichst viele, son­dern auch unter­schied­li­che Men­schen anzu­spre­chen. Und dahin­ge­hend erscheint das Publi­kum der ÖRs oft im Schnitt sehr alt.

Noch kön­nen wir das Fern­se­hen nicht hin­ter uns las­sen, denn an den ers­ten Klas­si­ker schließt sich meist noch ein wei­te­rer an, näm­lich die­ser hier:

»(Fernsehen (/Computerspiele)? Dafür habe ich keine Zeit!)«

Klar, gerade die kom­ple­xen hori­zon­tal-erzäh­len­den Serien brau­chen viel Zeit und viel Auf­merk­sam­keit. Neben­bei etwas zu machen, geht dann schlecht, in Bus und Bahn mal eben in diese anspruchs­vol­len Serien hin­ein­zu­schauen, hat Gren­zen, als dass man nicht wirk­lich in den Flow der Geschichten/der dor­ti­gen Wel­ten hin­ein­kommt, dem oft dia­log­lo­sen, visu­el­len Erzäh­len nicht immer gut fol­gen kann (Wenn auch die­ser Aspekt in Tei­len durch die höhere Qua­li­tät audio­vi­su­el­ler, mobi­ler End­ge­räte kom­pen­siert wird. Und drü­ber hin­aus das Ein­tau­chen, die soge­nannte Immersion, ohne­hin eine per­sön­li­che Größe ist und nicht pau­schal beschrie­ben wer­den kann — hier mehr zur Immersion.).

Aber nicht­de­sto­trotz soll mit dem Aus­ruf natür­lich nicht sel­ten wer­tend gesagt wer­den, »für so etwas (Schlech­tes)« habe ich keine Zeit oder daran kein Inter­esse. Ob auch diese Aus­sage den tat­säch­li­chen täg­li­chen Gewohn­hei­ten ent­spricht, ist durch­aus anzu­zwei­feln. Abends haben es wie­der Mil­lio­nen geguckt, am nächs­ten mor­gen will’s kei­ner gese­hen haben. Der Erfah­rung des Autors die­ses Ein­trag nach, gibt es für viele Men­schen abseits Film, Fern­se­hen etc. kaum andere The­men — so unbe­deu­tet, wie man den Kom­plex also in der Abwer­tung mar­kie­ren will, scheint er also nicht zu sein. Dar­auf — auf den Aspekt der »Unter­hal­tung« — kom­men wir noch zurück.

Diese kri­ti­schen Anmer­kun­gen bei­seite und noch ein­mal auf das erst­ge­nannte Zitat zurück­kom­mend ist das Buch natür­lich nicht — eben nicht ein­fach das ein­gangs plat­zierte Zitat umkeh­rend — pau­schal schlecht. Es hat spe­zi­fi­sche Eigen­ar­ten, die es für den oder die eine reiz­voll machen: eine rela­tiv freie Inter­pre­ta­tion, ein hap­ti­sches Erleb­nis, es kommt (abseits vom E‑Book) ohne Strom aus und lässt sich gut und lange lagern, es kann kunst­voll eine Fusion aus Inhalt und Design (Gra­fik, Foto­gra­phie sowie Typo­gra­phie und Lay­out) sein: Kurz gesagt bringt es eine ins­ge­samt spe­zi­fi­sche ästhe­ti­sche Erfah­rung her­vor. Aber — und darum geht es eben auch in die­sem Blog-Ein­trag — solch spe­zi­fi­schen Eigen­schaf­ten haben auch andere Medien.

Und hin­sicht­lich des allzu pau­schal guten Rufs des Buches: Ver­gli­chen mit dem Fern­se­hen wird pro Tag wohl kaum mehr Hoch­wer­ti­ges gedruckt wie aus­ge­strahlt — denn Bücher, die in der Kri­tik durch­fal­len, sind alles andere als sel­ten. Nicht­de­sto­trotz hin­ter­lässt der Buch-Fetisch natür­lich Spu­ren: Moderne Fern­seh­se­rien wie Mad Men, Game of Thro­nes, The Wire, The Sopra­nos, Brea­king Bad gel­ten als audio­vi­su­elle Gesell­schafts­ro­mane — ein­mal aus Grün­den des Mar­ke­tings, um »Buch­ver­eh­rern« ent­ge­gen zu kom­men; dann tat­säch­lich, weil sich die Serien wie renom­mierte Print­werke kri­tisch-kunst­voll diver­ser gesell­schaft­li­cher The­men anneh­men. Und eben quasi bzw. wie gesagt als Lehr­mit­tel tau­gen … um mehr über uns und eine oder die Welt zu erfahren.

Die Über­be­wer­tung des Buches beruht — über die Ver­wechs­lung von Hoch- und Kul­tur hin­aus — auch auf zwei wei­te­ren Miss­ver­ständ­nis­sen, wel­che bis­her in die­sem Text ein­fach igno­riert wur­den, aber aus Erfah­rung des Autors die­ses Blogs durch­aus gegen­wär­tig sind:

»(Kunst! Nicht Medien! Nicht Design!)«,

wird viel­fach in diver­sen Vari­an­ten for­mu­liert, um eine Unter­schei­dung zwi­schen Berei­chen wie Kunst und Design zu schaf­fen. So wird Kunst als gesell­schaft­li­ches Sys­tem ver­stan­den, wel­ches kri­ti­sche, ästhe­ti­sche (≈ das Schöne) und bis­wei­len (wie etwa hin­sicht­lich der soge­nann­ten Qua­li­täts­fern­seh­se­rien bereits ange­deu­tet) pro­vo­kante Noten auf­weist. Es ist unab­hän­gig und ten­den­zi­ell nicht kom­mer­zi­ell. Hin­ge­gen Medien ja oft das Resul­tat von Desi­gnern zu sein schei­nen. Design wie­derum ist — so die vor­schnelle Annahme — kom­mer­zi­ell ori­en­tiert und auf den ent­spre­chen­den Erfolg hin kon­stru­iert — etwa durch wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nisse (≈ Neu­ro­mar­ke­ting), Befra­gen, Daten­aus­wer­tung, Nut­zung bekann­ter und erfolg­ver­spre­chen­der Mus­ter. Ein­leuch­tend, oder?

Etwas kom­ple­xer ist es schon: Zunächst ist Kunst his­to­risch gese­hen, durch­aus oft eine Auf­trags­ar­beit gewe­sen. Die oben beschrie­bene frei­heit­li­che Kunst hat es zwar auch in die­sem Sinne gege­ben — revo­lu­tio­näre anders­ar­tige Dar­stel­lungs­wei­sen gerade in Bezug auf die lange Zeit vor­der­grün­di­gen reli­giö­sen Motive etwa. Manch kri­tisch-künst­le­ri­sche For­men ist wohl aber auch auf Grund ihrer kri­ti­schen Sicht nicht wirk­lich über­lie­fert wor­den oder fin­det erst spät und frag­men­ta­risch Wür­di­gung: etwa die rei­ße­ri­schen Graf­fiti aus antik-römi­scher Zeit. Und umge­kehrt gibt es (auch heute noch) im Gale­rie­we­sen ganz im Sinne der ver­meint­li­chen Defi­ni­tion von Design Trends und Moden, nach denen sich Gale­ris­ten und oft Künst­ler rich­ten (müs­sen), um ihren Lebens­un­ter­halt zu bestrei­ten. Auf der ande­ren Seite beinhal­tet Design — die Defi­ni­tion des­sel­bi­gen fin­den Sie wei­ter unten — durch­aus Schön­heit und macht künst­le­risch-krea­tive Leis­tun­gen unab­ding­bar, um Indi­vi­dua­li­tät (eines Pro­duk­tes) zu schaf­fen. Dann hat Design regel­mä­ßig eine Hal­tung im Sinne der Defi­ni­tion von Kunst — den­ken Sie etwa an die noch vor eini­gen Mona­ten ab und an aus­ge­strahl­ten Spots von Coca Cola, die dar­auf ver­wei­sen, dass es mehr posi­tive Such­an­fra­gen im Inter­net gibt als nega­tive etc.

Die Klam­mer­set­zung resul­tiert aus dem Umstand, dass natü­lich beide Fel­der nicht immer deckungs­gleich sind, sie durch­aus Unter­schiede auf­wei­sen: So ist Kunst gegen­über Design »offe­ner« — jeder kann Kunst machen, nicht immer müs­sen kon­krete (über Aus­bil­dung und Stu­dium erlernte) Fähig­kei­ten künst­le­ri­schem Schaf­fen vor­weg­ge­hen. Design — auch wenn man (siehe unten) ohne Aus­bil­dung und Stu­dium Desi­gner wer­den kann — erfor­dert bis­wei­len eine höhere Refle­xion des eige­nen Schaf­fens, man muss genauer wis­sen, was man tut, den Sinn und Zweck erken­nen, ziel­ge­recht etwas anwen­den können.

Pro­ble­ma­tisch ist das mit der im Zitat zu beob­ach­ten­den, und zwar bemüht zu beschrei­ben­den Unter­schei­dung ein­her­ge­hende Schub­la­den­den­ken, wel­ches der Erfah­rung des Autors die­ses Blogs auch vor manch Wis­sen­schaf­ten­den nicht Halt macht: Das eine gut, das andere schlecht, das eine tri­vial, das andere tief­grün­dig, den einen Respekt, den ande­ren »nur« das Prä­di­kat »Hand­wer­ker« — diese Wert­ur­teile wer­den noch mehr­fach im Fol­gen­den auf­ge­grif­fen und hin­ter­fragt wer­den müs­sen. »Unter­schich­ten­fern­se­hen« wäre so ein Kon­zept, das vor allem dem Spre­cher ent­larvt, aber vom Spre­chen­den sicher­lich als Ver­such einer Abwer­tung ande­rer (und eige­nen Auf­wer­tung) und gleich­sam als Bemü­hen, die Welt in schwarz und weiß ein­zu­tei­len, ein­ge­setzt wird. 

Dann:

»Medien? Hab’ ich nichts am Hut mit — ich lese lieber!«,

ist natür­lich eine — wohl­wol­lend — sehr selek­tive Anmer­kung. Selbst­ver­ständ­lich ist das Buch erst ein­mal ein Medium wie Film, Fern­se­hen, Radio, das Inter­net usw. Es ist etwas in der Mitte Befind­li­ches — in der bekann­tes­ten Annahme: zw. Sen­der oder Autor und Emp­fän­ger, ver­meint­lich dient es dem Trans­port. Was wie­derum zu einer wei­te­ren frag­li­chen Ein­schät­zung führt:

»(Der Autor ist verantwortlich!)«,

stimmt nur sehr grob, näm­lich im Sinne eines Trans­por­tes von A nach B: Ver­brei­tet ist ja die Vor­stel­lun­gen, dass ein Autor oder Sen­der — die Mes­sage — in einer bestimm­ten Medi­en­form an einen Emp­fän­ger über­mit­telt bzw. über­mit­teln will. Tat­säch­lich ist es auch hier etwas kom­ple­xer: Denn es bil­det sich eine Art von Sys­tem oder Netz­werk aus, in wel­chem sich eine Rich­tung (also die von A nach B) nicht mehr wirk­lich aus­ma­chen oder von Sen­der und Emp­fän­ger spre­chen lässt — zunächst: Alle Medien wer­den quasi von uns als Leser oder Zuschauer »betre­ten« und schließ­lich ver­las­sen. Aber nicht ein­fach so — Gewalt in einem Medium wird natür­lich nicht immer, kann aber in die reale Welt — im Zuge des Ver­las­sens der media­len Welt — über­tra­gen werden:

»(Der hat Computer gespielt und Heavy Metal gehört — kein Wunder!)«

Mit die­ser Aus­sage wer­den oft schreck­li­che Taten kom­men­tiert — eine Schreck­lich­keit, die hier nicht her­ab­ge­wür­digt wer­den darf, oft sind diese Taten unbe­greif­lich. Sün­den­bö­cke kön­nen zwar zunächst hel­fen. Aber bei genauer Betrach­tung lie­fern sie eben oft keine Erklä­rung. Klar, lässt sich dar­über dis­ku­tie­ren bzw. es sollte bespro­chen wer­den, was und wel­che Inhalte für Kin­der oder Jugend­li­che geeig­net sind und wo die Grenze zum Bei­spiel zur Gewalt­ver­herr­li­chung liegt. Aber immer eine ste­tige Eins-zu-eins-Über­tra­gung von A nach B anzu­neh­men, wäre zu ein­fach. Beide Bei­spiele haben schließ­lich Mil­lio­nen Anhän­ger — von einem Fall auf den ande­ren zu schlie­ßen wäre also auch ihnen gegen­über ungerecht.

Zudem: Folgte man die­ser gerich­te­ten Wir­kung, so müsste auch man­che Kir­chen und dor­ti­gen Dar­stel­lun­gen des jüngs­ten Gerichts, auf Grund deren natu­ra­lis­ti­scher Dras­tik, mit Alters­be­schrän­kun­gen ver­se­hen werden.

Aber wie gesagt, die Pro­ble­ma­tik und Dis­kus­sion ist ernst und daher muss ergänzt wer­den: Bei vor­be­las­te­ten Men­schen kön­nen durch Gewalt­dar­stel­lung in Medien (und dazu könnte etwa auch Dar­stel­lun­gen in Kir­chen zäh­len wie Games und Musik) viel­leicht ent­spre­chende Ten­den­zen ver­stärkt oder einer labi­len Per­son im fal­schen Moment die fal­schen Ideen gelie­fert wer­den. Es ist also sehr kom­pli­ziert und kann hier nicht wei­ter ver­tieft werden.

Aus Sicht des Autors die­ses Blogs ist es aber oft sinn­vol­ler, fol­gende Vor­stel­lung von Kom­mu­ni­ka­tion zu ver­in­ner­li­chen: Es ist (beim »Medi­en­be­tre­ten«), als spiel­ten wir bzw. jeder für sich und doch alle zusam­men eine Rolle wäh­rend der im Betre­ten erfol­gen­den Inter­pre­ta­tion. Die­ses sich aus­for­mende Dritte (zw. Sen­der und Emp­fän­ger) ist eine Fusion/ein gemein­sa­mes und doch indi­vi­du­el­les Erleb­nis — zusam­men mit den Autoren, ggf. den Schau­spie­lern, gar den fik­ti­ven Figu­ren (die quasi auch ein Eigen­le­ben ent­wi­ckeln — jeder, der mal etwas geschrie­ben hat, weiß, dass auch erdachte Per­so­nen, trotz der vom Autor defi­nier­ten Eigen­ar­ten, sich der Kon­trolle ent­zie­hen kön­nen), Mit­spie­lern (online) oder ande­ren Zuschau­ern (im Aus­tausch über ein Werk) etc. Es sind also viele Fak­to­ren, die das Erleb­nis aus­ma­chen — der in die­sem Netz­werk teil­ha­bende, ein­zelne Mensch ist damit nicht pau­schal voll­ends »in Kon­trolle«, er/sie/div. ist gleich­sam aber auch nicht voll­ends ausgeliefert!

Damit sind die Autoren natür­lich nicht aus ihrer Ver­ant­wor­tung ent­las­sen. Natür­lich blei­ben sie selbst im skiz­zier­ten Netz­werk wesent­li­che Teil­schöp­fer und damit nega­tiv (etwa bei Belei­di­gun­gen) wie auch posi­tiv (her­aus­ra­gende Werke) ver­ant­wort­lich. Aber in einem kom­mu­ni­ka­ti­ven Netz­werk kön­nen auch die übri­gen Betei­li­gen eine Ver­ant­wor­tung tragen.

Was meint »kön­nen«: Das Sich-aus-der-Ver­ant­wor­tung-Zie­hen auf Sei­ten der Rezi­pi­en­ten hat Gren­zen — man kann nicht ste­tig sagen, »Wir wur­den betro­gen!« oder »Haben es ja nicht gewusst!«. Selbst im gleich­ge­schal­te­ten Natio­nal­so­zia­lis­mus, in dem es also nicht wie heute viele seriöse Medien-Anbie­ter gab, die sich gegen­sei­tig über­prü­fen, waren weit über das Umfeld etwa­iger Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger die dor­ti­gen men­schen­ver­ach­ten­den Vor­komm­nisse bekannt. Obschon die Nazi-Medien natür­lich nicht dar­über berich­te­ten. Alleine schon, weil viele lokale Betriebe als Zulie­fe­rer fun­gier­ten, kann von Unwis­sen keine Rede sein.

»Kön­nen« meint dann aber auch, dass ein Mob­bing-Opfer nicht »selbst schuld ist«. Wie die Per­son ist und was sie macht, sind zwar ver­meint­lich Aus­gangs­punkte vom Mob­bing — also Dinge, über die man sich zum Bei­spiel lus­tig macht. Auf den ers­ten Blick also zwar ein Netz­werk, aber — und auch das wird uns noch mehr­fach begeg­nen — mediale oder bes­ser soziale Kom­pe­ten­zen gel­ten über­all: Gemobbt wird also nicht, weil der oder die so oder so ist, son­dern, weil man selbst einen Blitz­ab­lei­ter benö­ti­gen zu scheint oder dem Ande­ren gegen­über Angst (siehe oben) hat! Man nutzt das Netz­werk also im Sinne einer Projektionsfläche!

Machen wir wei­ter: Zusam­men­ge­fasst sind das Buch und das Fern­se­hen bzw. kon­krete Werke bei­der Medien eben auch des­we­gen nicht per se schlecht, weil sie im Prin­zip — abge­se­hen von ihren distink­ten Eigen­ar­ten (Papier dort, ana­loge bis digi­tale Audio­vi­sion hier etc.) — ähn­lich funk­tio­nie­ren. Bevor wir dies­be­züg­lich kon­kre­ter wer­den, muss fest­ge­hal­ten wer­den, dass diese par­ti­elle Ver­gleich­bar­keit keine Ermun­te­rung zu einer belieb­ten Zusam­men­zie­hung ist — à la:

»(Das Buch war besser als der Film!)«, 

wird regel­mä­ßig reflex­ar­tig und/oder aus dem Bauch her­aus behaup­tet: Einer­seits soll der Satz zei­gen, wie schein­bar sou­ve­rän man sich eine Mei­nung bil­det und diese kund­tut — das ist natür­lich im Grunde nichts  Ver­werf­li­ches, es ist eben eine per­sön­li­che Mei­nung. Daher auch die Klam­mern, denn sicher­lich lässt sich im Prin­zip alles mit allem ver­glei­chen. Ver­glei­chen ist ein bis­wei­len wich­ti­ges Instru­ment jedes Ein­zel­nen: Vor­bil­der, abschre­ckende Bei­spiele, etwas »so machen wie …« oder »bloß nicht«, es lie­fert Ori­en­tie­rung, um (schnel­ler) etwas zu begrei­fen, oft unter­be­wusst ≈ »das wird bald pas­sie­ren, weil es an die­ser Stelle im Film immer passiert …«.

Übri­gens ist die im Zuges des Ver­glei­ches bis­wei­len auf­tre­tende, sehr wer­tende Kom­po­nente auch im Wis­sen­schaft­li­chen zu beob­ach­ten: Die per­sön­li­che Prä­fe­renz wird regel­mä­ßig mit fun­dier­ter Kri­tik ver­wech­selt. So wird zum Bei­spiel aus man­geln­dem Pra­xis-Wis­sen her­aus vor­schnell über die Qua­li­tät etwa­iger Filme geurteilt.

Der Aus­ruf soll natür­lich ande­rer­seits zei­gen, dass man die Vor­lage gele­sen hat, bele­sen ist und sich aus­ge­hend davon andere Vor­stel­lung gemacht hat gegen­über der nun vor­lie­gen­den Inter­pre­ta­tion des Werks.

Mit dem Begriff »Inter­pre­ta­tion« klärt sich eigent­lich schon das Wesent­li­che und die Frag­wür­dig­keit der Aus­sage wird offen­bar. Den­noch nähern wir uns all­ge­mei­ner: Schein­bar die Aus­sage unter­strei­chend las­sen sich durch die Mensch­heits­ge­schichte zie­hende Erzähl­wei­sen beob­ach­ten — For­men, die zwar besagte Teil­ver­gleich­bar­keit erlau­ben, aber eben nur par­ti­ell: Das Kon­zept der »Hel­den­reise« zum Bei­spiel fin­det sich in bei­den hier bis­her fokus­sier­ten Medien, also sowohl in TV- als auch Print-Wer­ken. Aber immer in einer medien-spe­zi­fi­schen Aus­füh­rung: Die Medien haben näm­lich bestimmte Eigen­ar­ten, die einen vor­schnel­len Ver­gleich wie den im besag­ten Zitat bedingt sinn­voll machen. Das fängt damit an, dass gewisse Gewohn­hei­ten zu beach­ten sind — viel mehr als drei Stun­den sind im Kino kaum mehr zumut­bar, ein Buch kann Tage fül­len. Zudem kann eine Buch­seite Minu­ten von Film erge­ben, eine Seite im Dreh­buch wird so (zur stan­dar­di­sier­ten Hand­ha­bung durch gestal­te­ri­sche Kräfte) for­ma­tiert, dass sie unge­fähr einer Minute Film entspricht.

Klar und rich­tig, gerade im Zuge des Booms kom­ple­xer Fern­seh­se­rien mag diese Grenze schwin­den, denn hori­zon­tal erzäh­lende Serien wer­den im Zuge des On-Demand-Abrufs ähn­lich lang und indi­vi­du­ell rezi­pier­bar wie ein Buch. Doch in Grund­zü­gen bleibt ein Unter­schied bestehen. Und wenn auch nur des­halb, weil die Ver­fil­mung eines Buches meist nicht vom Buch­au­tor vor­ge­nom­men wird, son­dern eine Inter­pre­ta­tion eines Dreh­buch­au­tors, eines Regis­seurs, der Kame­ra­leute, Schau­spie­ler etc. ist — also min­des­tens eines ande­ren Krea­ti­ven bzw. Künst­lers. Daher der oben genannte Ver­weis auf die »Inter­pre­ta­tion« als aus­sa­ge­kräf­tige Wie­der­le­gung des Zitates.

Noch eine Schnitt­stelle für eine gra­du­elle (aber nicht im Sinne mei­nungs­be­zo­ge­ner Pau­scha­li­sie­rung tau­gende) Ähn­lich­keit (und Ver­gleich­bar­keit) meh­re­rer Medien soll hier nicht vor­ent­hal­ten wer­den; sie lässt sich zudem nut­zen, um eine wei­tere frag­wür­dige Beur­tei­lung des Buches und ande­ren Medien auszuräumen:

»Beim Buch entsteht alles in der Fantasie!«

Gerne wird auf die angeb­lich unbe­grenzte För­de­rung der Ima­gi­na­tion beim Buch ver­wie­sen, weil ja dort keine Visua­li­sie­rung statt­finde. Nun das mag auf der ers­ten Blick ein­leuch­ten, nicht aber auf den zwei­ten: Zunächst ist das Buch natür­lich auch visu­ell, obschon sicher­lich in einer par­ti­el­len Distanz zum Inhalt, als dass Cover und Typo­gra­phie und Lay­out gestal­te­ri­sche Grö­ßen sind, die den Inhalt etwa durch eine fal­sche oder zu kleine Schrift versaue®n kön­nen und umge­kehrt. Dann gibt es im Rah­men der Erzäh­lung natür­lich audio­vi­su­elle Vor­ga­ben — bei man­chen Autoren detail­lier­ter, bei ande­ren offen belas­sen. Wich­ti­ger noch: Auch im Bewegt­bild und besag­ten Fern­seh­se­rien wird Wesent­li­ches aus­ge­las­sen — tat­säch­lich sind die dar­ge­stell­ten Bil­der dort regel­mä­ßig offen und frag­men­ta­ri­schen Cha­rak­ters oder tafel­bild­ar­tig »kom­plett«, dann aber ohne Erläu­te­rung, wie das Gezeigte zu deu­ten ist; dann sind Dia­loge im Sinne von Rea­lis­mus in die­sen QTV-For­ma­ten oft auf ein Mini­mum beschränkt, sodass Ent­schei­den­des im Kopf der Zuschauer ergänzt wer­den muss.

»(Das sieht man doch!)«

Es ist ein Irr­glaube, das Inter­pre­tie­ren von Bil­dern sei eine natür­li­che und damit leichte Fähig­keit. Da wir viel­fach mit Bil­dern auf­wach­sen, glau­ben wir, es sei »nichts«, sie — die Bil­der oder es — das Sehen — zu ver­ste­hen oder zu erler­nen. Ein aktu­el­les Bei­spiel beweist das Gegen­teil: Die Pro­bleme mit dem jüngst ein­ge­führ­ten Video­be­weis im Fuß­ball zei­gen, dass die Regeln des Spiels ver­in­ner­licht zu haben, noch nicht zur Aus­le­gung der Bil­der befähigt.

Aber diese im Zitat mit­ge­führte Vor­stel­lung ist natür­lich nicht voll­ends von der Hand zu wei­sen (≈ daher auch die Klam­mern), denn das Sehen gilt viel­fach als der wesent­li­che Sinn des Men­schen. Aus die­sem Grund und eben der vor­schnel­len Vor­stel­lung, Sehen und Inter­pre­tie­ren seien ein­fa­che Ange­le­gen­hei­ten bzw. ein und das­selbe, ist das Bild tat­säch­lich mäch­tig. Große Zusam­men­hänge sind ver­meint­lich sofort sicht­bar ≈ als Grafik/Diagram oder als »Beweis­foto« etwa. Bis­wei­len ruft das Bild immer noch »große« Asso­zia­tio­nen her­vor — etwa die von »Wahr­heit«. Aber natür­lich lässt sich eine Gra­fik bzw. las­sen sich die dor­ti­gen Werte ska­lie­ren, ein Bild lässt sich beschnei­den und damit in sei­ner Aus­sa­ge­kraft ver­än­dern etc. Oft ist ein Bild also alles andere als ein­fach, es kann bis­wei­len ganze Bücher füllen.

Klar, jetzt liegt für viele auf der Hand:

»(Die Medien manipulieren!)«,

hört an immer wie­der! Zunächst aber: Was soll das sein, »die Medien«? So etwas gibt es gar nicht. Die Benut­zung der Wen­dung ist natür­lich — posi­tiv aus­ge­legt — ein sprach­li­che Zusam­men­zie­hung, wenn man eben Medien ins­be­son­dere im eher klas­si­schen Sinne meint: Buch, Film, Inter­net etc. Moder­ner und mit etwas mehr Ver­tie­fung sind dann auch Medien im erwei­ter­ten Sinne unter die­sen Begriff zu fas­sen, näm­lich die Pla­nung von Städ­ten, das Smart­phone, gar das Rad usw. — Der­ar­ti­ges wird noch mehr­fach im Bei­trag Nen­nung finden.

Weni­ger posi­tiv ver­stan­den meint der Aus­ruf »die Medien« einen Sün­den­bock, so wie bedau­er­li­cher­weise immer noch bestimmte Men­schen unter einem »die da« zusam­men­ge­fasst wer­den. Wie die unend­li­che Viel­falt von Men­schen deut­lich macht, so ver­hält es sich auch hier: Alleine schon die zahl­rei­chen For­men von Medien zei­gen es, es gibt nicht DIE. In »den Medien« sind kom­mer­zi­elle, poli­ti­sche, inves­ti­ga­tive, künst­le­ri­sche Inter­es­sen zu fin­den. Es gibt zahl­lose, sich wider­spre­chende Anbie­ter, Kon­zerne, Abtei­lun­gen, Desi­gner, Jour­na­lis­ten — zahl­rei­che Grup­pen bis ein­zelne Men­schen, die nicht gleich­för­mig zu fas­sen sind, son­dern als Indi­vi­duen ent­spre­chend eigene Akzente set­zen; sie ste­hen nicht »irgendwo anders «, son­dern sind selbst Teil der Welt oder einer Gesell­schaft … Und dass auch in einem netz­theo­re­ti­schen Sinne — inso­fern gehö­ren zu »den Medien« auch immer die Rezi­pi­en­ten, die mal auf­ge­klärt, mal abge­lenkt wer­den wol­len; das eine hören wol­len, das andere nicht, die mal bezah­len, mal nicht, die reagie­ren, umschal­ten oder mal selbst zur Kamera greifen …

Klar, gibt es wie über­all unse­riöse Anbie­ter, die Dinge ver­dre­hen oder bewusst weg­las­sen. Zu »den Medien« gehö­ren übri­gens dann auch die mehr oder min­der bewusst und organ­siert han­deln­den Agi­ta­to­ren, die sich eigent­lich mit dem Begriff »alter­na­tive Medien« abgren­zen und wie­der­rum »Wahr­heit« ver­schrei­ben wol­len. Oft han­delt es sich dann aber um vor­ein­ge­nom­mene, laut­starke Kom­mu­ni­ka­to­ren auf sozia­len Medi­en­platt­for­men in extre­mis­ti­schen Milieus.

Mit der Beob­ach­tung  eines selt­sa­men Selbst­ver­ständ­nis­ses wird erneut offen­bar, dass die Kom­ple­xi­tät der Medien ver­kannt wird: Natür­lich gibt es Betrug, Feh­ler und viel­leicht grob recher­chierte Arti­kel und Aus­sa­gen von Medi­en­ma­chern und Jour­na­lis­ten. Natür­lich mag bis­wei­len der Ein­druck ent­ste­hen, eher unbe­deu­tende The­men wer­den auf­ge­bauscht und dann noch von ande­ren Zei­tun­gen etwa auf­ge­grif­fen — obschon sie viel­leicht nicht als wirk­lich wich­tige The­men erschei­nen. Dazu muss man fol­gende Hin­ter­gründe ken­nen, wenn­gleich damit feh­ler­hafte oder tri­viale Arti­kel natür­lich nicht per se ent­schul­digt wer­den sol­len. Es ist aber so, dass gewisse The­men ein Eigen­le­ben ent­wi­ckeln und quasi auch von div. seriö­sen Anbie­tern auf­ge­grif­fen wer­den müs­sen, weil sonst aktu­elle Dis­kurse aus­ge­las­sen wer­den — Diskussionen/Beteiligungen, die unter Umstän­den von den Lesern gera­dezu ver­langt wer­den. Dann gibt es ohne­hin The­men, die — oft so gar nicht wich­tig erschei­nend — bedient wer­den müs­sen: etwa Promi-News. Denn natür­lich sind Zei­tun­gen etc. auf Ein­nah­men ange­wie­sen, um ihr Per­so­nal oder natür­lich die (wie­der­rum von der Leser­schaft) ver­lang­ten inves­ti­ga­ti­ven Arti­kel abseits der »Yel­low Press«-Spalten zu finan­zie­ren. Obschon For­de­run­gen und Ansprü­che sei­tens der Leser wol­len diese oft wenig oder gar nicht für ihre Medien zah­len — nicht zuletzt im Zuge einer seit Mitte der 1990er Jahre ent­stan­de­nen Umsonstkultur.

Diese ist mit dem Auf­kom­men des Inter­nets ver­bun­den. Das Medium ist aber ange­sichts die­ses Umstands keine Ursa­che und taugt auch nicht als Sün­den­bock: »Wegen des Inter­nets, läuft es nicht mehr …!« Viel­fach war es schlicht ein Feh­ler seriö­ser Anbie­ter zu glau­ben, dass sich alles mit Wer­bung finan­zie­ren lässt. Natür­lich wird mit wach­sen­der Zahl der Anbie­ter der Wer­be­markt schwie­ri­ger. Umge­kehrt haben sich viele Leute an unbe­zahlte Leis­tun­gen gewöhnt und machen ihre Erwar­tungs­hal­tung gar nicht mehr von davon (dass das Gesehene/Gelesene quasi umsonst ist) abhän­gig, obschon sie sicher­lich selbst für ihre Arbeit ent­lohnt wer­den möch­ten. Kom­bi­niert wird die­ser Umstand mit einer aus Sicht des Autors die­ses Blog ver­brei­te­ten Haltung:

»((Was nicht ins Regal zu stellen ist, das ist nichts wert!))«

Ihnen sind die dop­pel­ten Klam­mern sicher­lich nicht ent­gan­gen: Diese sol­len zei­gen, dass der Satz meist nicht aus­ge­spro­chen wird. Er kommt viel­mehr in abwer­ten­den Hal­tun­gen und ande­ren Äuße­run­gen zum Aus­druck, die aus Erfah­rung des Autors die­ser Arbeit oft in kras­sen Kon­trast zur Wirk­lich­keit der Aus­ru­fen­den ste­hen: Die Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten sowie auch die Small­talk-The­men vie­ler kün­det näm­lich von einer hohen Medi­en­af­fi­ni­tät  — dazu spä­ter mehr. Die Abwer­tun­gen jeden­falls schei­nen fol­gende Ursa­chen zu haben: Medien und deren Werke, Unter­hal­tung genauso wie Infor­ma­tio­nen sind unglaub­lich all­ge­gen­wär­tig und (wie gerade skiz­ziert) auch noch oft kos­ten­los. Ein — aus Sicht des Autors die­ses Blogs ver­brei­te­ter — Mate­ria­lis­mus führt dann dazu, dass das Mediale ein­mal auf Grund sei­ner schie­ren Masse, dann ohne Preis — ana­log zur Umsonst­kul­tur — kei­nen Wert besitzt und oft jene, die der­ar­tige Werke krei­ren, auch nicht wirklich.

Zwei­tens geht mit Kom­mu­ni­ka­tion oft ein für mate­ria­lis­ti­sche Sicht­wei­sen ent­schei­den­des Pro­blem ein­her, näm­lich, dass sie extrem ungreif­bar ist, sogar bis­wei­len immer ungreif­ba­rer wird. Waren  Filme »einst« (bzw. sie sind es noch, nur nicht mehr eins­tige Mas­sen abset­zend) auf DVDs zu kau­fen, wer­den sie nun immer mehr gestreamt und wenn über­haupt noch (weil im VOD-Paket eh ent­hal­ten) quasi nur vir­tu­ell, nicht-greif­bar, auf irgend­wel­chen Ser­ver lie­gend erwor­ben. Ob sie dau­er­haft, selbst in Rela­tion zur Ver­gäng­lich­keit der DVD, dort blei­ben, ist frag­lich — wird der Anbie­ter ver­schwin­den, ist das vir­tu­elle Archiv womög­lich auch bald ver­gan­gen. Jeden­falls: »Wie kann das dann Wert haben?«, fragt sich der eine oder andere mit Blick auf sein Regal und ein ein­zel­nes Werk — hier also in Bezu auf einen Film.

Viel­leicht wäre mal ein wei­te­rer Blick, und zwar der auf den Abspann sinn­voll. Oft arbei­ten zahl­lose Betei­ligte am Werk — ein Punkt, der auch die um 2000–2010 auf­kom­mende und teil­weise noch anhal­tende Behaup­tung ent­kräf­tet, dass etwa­iges (viel­leicht heute nicht mehr der­art ver­brei­te­tes) Raub­ko­pie­ren ja nur die Gro­ßen treffe. Ganz zu schwei­gen, vom Spaß und Unter­hal­tungs­wert, den man mit dem Werk bzw. durch das Werk hatte — das muss doch einen Wert haben, oder? Dazu auch spä­ter mehr. Der Erfolg von Wer­bung und gutem Design ist natür­lich schwer­lich mess­bar — aber das wäre wohl auch für sozia­len Umgang und Freund­lich­keit fest­zu­stel­len, wei­ter gedacht auch für Kon­zepte wie »Liebe« etc.. Und doch bemü­hen wir uns darum oder ver­su­chen sie zu fin­den, oder?

Wie eben auch die Rezi­pi­en­ten ver­nünf­tig ent­lohnt wer­den wol­len (für deren Berufe, aber auch im Sinne von »Kino­ti­ckets für gute Unter­hal­tung«), so müs­sen es auch die Macher wer­den. Tat­säch­lich ver­än­dert sich nun auch in Deutsch­land der Markt dies­be­züg­lich: einer­seits auf Grund ver­stärk­ter Kon­kur­renz — im Tele­vi­si­ven durch Net­flix etwa; ande­rer­seits durch der Umstand, dass Wer­be­ein­nah­men auf immer mehr Anbie­ter ver­teilt wer­den, gleich­sam oft mehr inves­tiert wer­den muss, um Zuschauer zu gewin­nen. Es bedarf also kon­kre­ter Bezah­lun­gen — in Form von Abos etwa.

Das ist aus Sicht eines Krea­ti­ven eine gute Ent­wick­lung. Wobei gleich­zei­tig dar­über dis­ku­tiert wer­den muss, wie zukünf­tig Men­schen mit weni­ger aus­ge­präg­ten finan­zi­el­len Mit­teln noch der Zugang zu den — min­des­tens mit Blick auf die Feuil­le­tons — weit­rei­chen­den (hoch-)kulturellen Ein­fluss aus­üben­den Qua­li­täts­fern­seh­se­rien bei­spiels­weise zu ermög­li­chen ist. Wesent­lich ist hier der Umbau öffent­lich-recht­li­cher Struk­tu­ren, um stär­ker auf ein auch jün­ge­res und anspruchs­vol­le­res Publi­kum durch ent­spre­chende Ange­bote ein­zu­ge­hen. Für eine dies­be­züg­li­che Dis­kus­sion ist hier nicht der Platz …

Noch­mal zurück zur Mani­pu­la­tion, dem ent­spre­chen­den Aus­ruf: Der Begriff »Mani­pu­la­tion« wird ohne­hin über­stra­pa­ziert — wir sind stän­dig Fak­to­ren um uns herum aus­ge­setzt, nicht wenige davon wol­len uns eine oder ihre Mei­nung auf­drü­cken, viel­leicht uns »davon« mit mehr oder min­der fun­dier­ten Argu­men­ten über­zeu­gen: Dar­un­ter sind nicht nur Medien in einem klas­si­schen Sinne (Zei­tun­gen, Film, Buch etc.), son­dern Freunde, Fami­li­en­mit­glie­der, die Leute an der Bushaltestelle …

In die­sem Sinne ist auch »Lies doch lie­ber ein Buch!« zu ver­ste­hen, womit wir noch ein­mal auf das aller­erste Zitat die­ses Bei­trags zurück­kom­men wol­len. Natür­lich kön­nen auch Leute diese Aus­sage täti­gen, die das Lesen zu ihrem Favo­ri­ten gemacht haben und raten, es ihnen gleich zu tun — als per­sön­li­che Emp­feh­lung etwa. Es könn­ten auch Leute sein, die sich sor­gen, dass die Medi­en­nut­zung ihres Gegen­übers zu ein­sei­tig ist und andere For­men, eben das Buch, erforscht wer­den soll­ten. Durch­aus ernst­zu­neh­mende und wohl­wol­lende Anlie­gen (daher auch die Klam­mern um das aller­erste Zitat): Denn jedes Medium sollte erprobt und in Grund­zü­gen ver­in­ner­licht wer­den: um ver­schie­dene Sinne oder Erzähl­wei­sen zu schär­fen, mehr über sich selbst und die Welt und um auch die damit ver­bun­dene Freude zu erfah­ren. Denn wie per­ma­nen­tes Lesen sozial iso­liert, kann auch das Com­pu­ter­spie­len bei­spiels­weise einen selbst aus­gren­zen — im Grunde jede klas­si­sche Medi­en­form (d. h. wie gesagt, Film, Fern­se­hen, Bücher, Games, Radio etc.). Selbst Medien im erwei­ter­ten Sinne haben bis­wei­len etwas Iso­lie­ren­des. Erwei­tert meint (nochmal/ausführlicher), wir sind Medien, oft vol­ler Medien oder Räume bzw. haben dif­fe­rente Gesich­ter — etwa Zuhause und auf der Arbeit ver­hal­ten wir uns spe­zi­fisch und ande­res. Wir befin­den uns zudem stets in Medien: Klar, Luft wäre da zu nen­nen, genauso aber auch Sozia­les — ein Ver­ein, eine Klasse, an der Bus­hal­te­stelle etc. Dort über­all kön­nen wir teil­ha­ben, besagte Räume/Medien bei Bedarf/soweit mög­lich ver­än­dern/ko-kre­ieren. Umge­kehrt wer­den wir in Tei­len von ihnen geprägt (Natür­lich nicht pau­schal — das wäre dann näm­lich ein gar nicht im Sinne die­ses Blog-Ein­trags zu beschrei­ben­der, und zwar unbe­darf­ter Glaube an die Wir­kung von Medien. Das würde ja bedeu­ten, jede Wer­bung wäre erfolg­reich usw. Tat­säch­lich ent­fal­ten Medien Wir­kung, aber nicht unbe­grenzt.). Wer aus sei­nem Umfeld nie her­aus­kommt, läuft Gefahr, andere Dinge und Men­schen nicht zu ver­ste­hen; glaubt viel­leicht, es müsste über­all so sein wie bei einem selbst … Also, Ein­sei­tig­keit ist immer pro­ble­ma­tisch. Inso­fern ist (bzw. sie sollte es nach Mei­nung des Autors die­ses Blogs sein:) die Schule ein ent­schei­den­der Ort pro­fes­sio­nel­ler, frü­her, media­ler bzw. kom­mu­ni­ka­ti­ver Bil­dung: Eben auch, weil dort im Rah­men des schu­li­schen Cur­ri­cu­lums ein gewis­ser Zwang vorherrscht.

Das ist kein Plä­doyer für Zwänge! Es geht darum, jun­gen Men­schen ein brei­tes Port­fo­lio eben auch media­ler Natur zu ver­mit­teln, sodass sie wäh­len kön­nen. Das soll hei­ßen, manch­mal merkt man erst, dass man etwas schön, berüh­rend, bein­dru­ckend fin­det, wenn man es rich­tig antes­tet, eine gewisse Hemm­schwelle über­wun­den hat — viel­leicht auch als Muss im Rah­men des Unterrichts/etwaiger Haus­auf­ga­ben. Viel­leicht ent­deckt, der oder die eine dann, dass Romane sein/ihr Ding sind, dass kom­plexe TV-Serien einen zum Nach­den­ken anre­gen, obschon man es/sie eigent­lich bis dato nicht mochte usw. Das alles ist eine poten­ti­elle Mög­lich­keit — nicht mehr und nicht weniger:

»(Ich zeige das und jenes passiert!)«,

ist eine ver­brei­tet Vor­stel­lung, wie Unter­richt oder Erzie­hung oder all­ge­mei­ner Kom­mu­ni­ka­tion und Medien funk­tio­nie­ren: Man bespricht und erklärt etwas, sodass der Feh­ler nicht mehr gemacht wird etc. Natür­lich argu­men­tiert auch die­ser Blog in Tei­len nach die­ser Devise bzw. er hat wie Lehrer*innen, Künstler*innen usw. die Hoff­nung, dass etwas ver­stan­den wird/dass sich so etwas zum Bes­se­ren wen­den lässt.

Aber es ist meist kom­pli­zier­ter — wie bereits ange­deu­tet: Es gibt viele Fak­to­ren, unter ihnen nicht zuletzt der Mensch und sei­nes div. Facet­ten, die Kom­mu­ni­ka­tion bestim­men, sie zu einem Netz­werk machen — etwa auch eine schlechte oder pro­fes­sio­nelle Gestal­tung (dazu gleich mehr). Inso­fern ist der Erflog von Kom­mu­ni­ka­tion eher die Aus­nahme statt die Regel. Ent­ge­gen der ver­brei­te­ten Annahme der gro­ßen Wir­kung etwa der Wer­bung, ist sie oft eben nicht erfolg­reich — auch dazu gleich mehr.

Blei­ben wir noch etwas bei Bildung:

»Medienkompetenz? Wir haben da so ’nen Pilotprojekt!«,

sagen div. Bil­dungs­trä­ger oder bil­dungs­po­li­ti­sche Ver­tre­te­rIn­nen: ver­schie­dene Schu­lungs­an­ge­bote bzw. Refe­ren­ten, die in Schu­len mal ja, mal nein/zeitweise bestimmte Medi­en­for­men behan­deln. Dann wer­den in Poli­tik, Deutsch und Kunst — je nach Schule oder Güte des Lehr­plans — bestimmte Medien erklärt: meist in einem sehr klas­si­schen Sinne ≈ Buch, Film, Presse etc. Zwar wer­den in allen Fächern Medien genutzt — Spra­che kann als ein Medium gel­ten, der Mensch an sich bzw. div. soziale Ver­bände wie gesehen.

Eine gezielte Trans­fer­lei­tung bleibt aber/also aus — etwa die Her­aus­ar­bei­tung seri­el­ler Erzähl­wei­sen in Poli­tik, Lite­ra­tur und All­tag als kom­mu­ni­ka­tive Meta-Ebene: Twit­ter-Nut­zung inklu­sive pro­vo­kan­ter Cliff­han­ger, eigent­lich seg­men­tierte Lite­ra­tur aus der Feder Dumas’ (die wir heute meist am Stück lesen und wobei, quasi neben­bei, mög­li­cher­weise der eine oder andere — den seri­el­len Ursprung über­se­hend —  ver­ächt­lich auf das Seri­elle schaut), der nächste Job/die nächste Schul­klasse … Inso­fern, und dar­über hin­aus ange­sichts div. Kom­mu­ni­ka­to­ren und nicht immer seriö­ser Kom­mu­ni­ka­to­ren unse­rer Gegen­wart wäre das Fach »Kom­mu­ni­ka­tion« not­wen­dig, um diese essen­zi­elle gesell­schaft­li­che und nicht zuletzt wert­trei­bende Kom­po­nente (etwa ange­sichts welt­wei­ter und in Bezug auf D. poten­ti­el­ler Arbeits­plätze in Film- oder noch grö­ßer in der Video­spiele-Indus­trie) aus der unre­flek­tier­ten All­täg­lich­keit zu holen. Und dies bzw. das dazu­ge­hö­rige Fach muss schnell imple­men­tiert wer­den … Denn auch mit wenig Ver­ständ­nis für mediale bzw. kom­mu­ni­ka­tive Vor­gänge muss klar sein, dass mediale Bil­dung bereits jetzt und schon ges­tern von Nöten war und ist — alleine schon, weil, wie beschrie­ben, Kom­mu­ni­ka­tion und Medien über­all sind und übri­gens es auch immer waren.

Es ist ver­ständ­lich, dass es Pla­nungs- und Eva­lua­ti­ons­pha­sen braucht, dass Gelun­ge­nes oft zeit­in­ten­si­ver Vor­brei­tung bedarf. Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren jeden­falls, die vor-digi­ta­len Geschwin­dig­kei­ten fol­gen, müs­sen über­dacht wer­den. Zudem hat sich längst ein umfang­rei­ches Ange­bot an digi­ta­len Lehr­me­dien im Netz ent­wi­ckelt — Wiki­pe­dia, soziale Lern­platt­for­men, Kanäle etc. Das alle könnte viel­leicht auch als Beweis zumin­dest dafür tau­gen, dass (und nach­ge­ord­net: wie) man etwas gestal­tet, sodass es durch die Schüler/von ihnen selbst also kon­sul­tiert wird.

Wir haben den Begriff »digi­tal« hier schon ganz selbst­ver­ständ­lich genutzt, müs­sen ihn im Zuge der Aus­ein­an­der­set­zung mit frag­wür­di­gen Aus­ru­fen doch noch etwas näher betrach­ten — im Rah­men die­ses Sat­zes beispielsweise:

»Digitale Medien machen dumm!«,

sagen jene, die sich einen all­ge­gen­wär­ti­gen Begriff, ein Buz­zword, also ein Auf­merk­sam­keit erzeu­gen­des Mode­wort, zunutze machen wol­len: Nicht zuletzt wird so Angst vor neuen Medi­en­for­men zu schü­ren ver­sucht — oft weil der- oder die­je­nige Sprecher*in selbst von die­ser befal­len ist: Er/sie/div. ver­steht nicht so recht, was es mit dem Digi­ta­len auf sich hat bzw. wie oft ähn­li­che Erzäh­lun­gen und Mecha­nis­men quasi vom kon­kre­ten Medium unab­hän­gig ein­fach nur eine neue Form fin­den. Durch eine digi­tale Note, also auch Ein­sen und Nul­len bestehend, ist noch lange nicht alles gänz­lich anders …

Diese Kon­fu­sion ist aber durch­aus nicht über­rascht, denn digi­tal ist ja neu­er­dings quasi alles. Wohl auch, um es modern — bedroh­lich wie  zukunfts­ge­wandt — erschei­nen zu las­sen. Um nur einige Stil­blü­ten in die­ser Bezie­hung zu nen­nen: »Digi­tale Bil­dung« oder ent­spre­chen­des »Manage­ment« als Semi­nar­an­ge­bot — was soll das sein?

»Digitalisierung der Bildung: Wir brauchen mehr Beamer!«,

Betrach­tet man die Inhalte, ist da wenig eigent­lich Digi­ta­les zu fin­den — ein Bei­spiel: Unter dem Begriff »Bil­dung« wer­den sta­bi­les Inter­net und Tabletts etc. für den Unter­richt gefor­dert. Sicher­lich ein lang­fris­ti­ges Muss und sicher­lich ist es nicht mehr zeit­ge­mäß, Film­pro­jek­to­ren oder Video­re­cor­der samt Röh­ren­mo­ni­tor für Lehr­vi­deos in den Klas­sen­raum zu schie­ben. Aber durch moderne — digi­tale — Tech­nik ändert sich noch nicht wirk­lich etwas oder immer alles: Goe­the auf dem Tablett oder in Print­form bleibt weit­ge­hende Goe­the (Abseits natür­lich gewis­ser hap­ti­scher und je nach For­schung- oder Unter­richts­frage durch­aus rele­van­ter Fak­to­ren im Ver­gleich zum Papier: Ein Lie­be­ge­dicht kann — als auch medi­en­er­zie­he­ri­sche Maß­nahme — mit der Patina des Papiers eine andere Wir­kung ent­fal­ten als ein Bildschirm).

Digi­tal — meist also eigent­lich eher medial oder bes­ser kom­mu­ni­ka­tiv mei­nend — wird es erst, wenn kom­mu­ni­ka­tive Mecha­nis­men ver­stan­den wer­den, wie etwa Netz­theo­rien, Sys­tem­theo­rie und Kon­struk­ti­vis­mus gemeint sind/sich im All­tag äußern; wie unsere kom­mu­ni­ka­tive Welt funk­tio­niert; wenn ästhe­tisch-kom­mu­ni­ka­tive Para­me­ter sowohl bei Schü­lern als auch ins­be­son­dere bei Lehr­kräf­ten in Grund­zü­gen ver­in­ner­licht sind; wenn echte digi­tale Mög­lich­kei­ten aus­ge­schöpft sind und über die online gestellte PDF hin­aus vir­tu­elle Klas­sen­räume und Auf­ga­ben erstellt werden.

Oft sind jedoch nicht ein­mal grund­le­gende Miss­ver­ständ­nisse über­wun­den — ein Bei­spiel: Die Tren­nung von Inhalt und »Ver­pa­ckung«, zu behaup­ten, »auf’s Äußere komme es nicht an«, ist vor allem eine theo­re­ti­sche, prak­tisch ist eine Gesamt­wir­kung stets vor­aus­zu­set­zen und im Ange­sicht von kom­mu­ni­ka­tiv star­ker, aber nicht immer seriö­ser Kon­kur­renz unum­gäng­lich. Wir kom­men noch mehr­fach dar­auf zurück. Wich­tig hier ist aber, dass bis­wei­len der zweite vor dem ers­ten Schritt gemacht wird — bevor es digi­tal wird, wäre also ein Ver­stän­dis von Kom­mu­ni­ka­tion und Medien sinnvoller.

Mit der zitier­ten Aus­sage wird zudem — erneut — ein ein­fa­ches Welt­bild zele­briert, und zwar nicht immer ein posi­ti­ves. Min­des­tens aber wird eine Ein­tei­lung in »gute« und »schlechte« Medien ver­sucht, wohl um die Welt ver­ständ­li­cher zu machen — zum Preis aller­dings, dass die Dinge so grob ver­ein­facht wer­den, dass eine Ver­zer­rung statt bes­se­rem Ver­ständ­nis die Folge ist. Noch­mal: Wenn Goe­the auf Papier gele­sen wird, ist er und das Medium lehr­reich, der Dich­ter als E‑Book aber ver­dum­mend, gar dick­ma­chend? Aha …

Was mit dem Zitat auch aus­ge­sagt wer­den soll, ist natür­lich, dass eine starke bzw. ein­sei­tige Medi­en­nut­zung etwa dazu füh­ren kann, dass sich Men­schen weni­ger bewe­gen oder sich ande­ren Din­gen wid­men. Diese Sicht­weise wird hier, in die­sem Blog, durch­aus geteilt, aber nicht, indem man einen Sün­den­bock aus­ruft, der sug­ge­riert der »hirn­lose« Mensch könnte sich nicht weh­ren. Erst ein­mal kann jedes Medium einen ähn­li­chen Effekt aus­lö­sen. Selbst wenn man »Sport« als Medium begreift, kann ein Gefan­gen­sein in spe­zi­fi­schen Spä­hern die Folge sein und kön­nen statt Über­ge­wicht zahl­lose Ver­let­zun­gen das Resul­tat sein — etwa kaputte Knie­ge­lenke. Es geht also um ein Selbst­ma­nage­ment, das erlernt wer­den kann: mal andere Medien ken­nen ler­nen, es nicht mit einer Form übertreiben.

Den­noch: Offen­bar (ange­sichts sol­cher Sün­den­bock-Krea­tion) greift eine Angst vor der Kom­ple­xi­tät der Welt um sich … Wobei die Welt nicht jetzt erst — wie gerne behaup­tet, im Zuge des Digi­ta­len — kom­plex gewor­den ist. Viel­mehr wird die Kom­ple­xi­tät nun »nur« immer offen­ba­rer. Frü­her wurde auf Grund nicht zuletzt weni­ger Anbie­ter vie­les, auch Loka­les ein­fach nicht berich­tet. Gerade des­halb wäre statt auf tech­ni­sche Kom­po­nen­ten zu schauen, eine fun­dierte, mul­ti­per­spek­ti­vi­sche Bil­dung des Kom­mu­ni­ka­ti­ven sinn­voll, um eben auch Kom­ple­xi­tät bes­ser hand­ha­ben zu können.

»(Der Digitale Wandel kommt!)«,

sagen, ergän­zend zur oben genannte State­ment, Leute, um sich wie­derum eines aktu­el­len The­mas anzu­neh­men, es als Bedro­hung oder teil­weise als modi­schen Zug­zwang zu ver­klä­ren. Auch oder beson­ders mit die­ser Aus­sage wird aber Unwis­sen offen­bar: Medien sind längst direkt bis indi­rekt digi­tal — schon bis­wei­len mehr als ein Vier­tel­jahr­hun­dert. Selbst die Visi­ten­karte, das gedruckte Buch — bei­des ist meist mit digi­ta­ler Soft­ware erstellt wor­den oder im Pro­duk­ti­ons­pro­zess irgend­wann digi­ta­li­siert wor­den: Abtip­pen (Com­pu­ter, Word), PDF, Digi­tal­druck — d. h., keine Druck­form, son­dern Steue­rung des Druck­kopfs aus­ge­hend von einer digi­ta­len Datei.

Aber rich­tig, der digi­ta­ler Wan­del ist, wenn besagte Aus­sage auch falsch, min­des­tens grob ver­ein­facht ist, nicht abge­schlos­sen, nicht gänz­lich »Geschichte«. Er wird natür­lich wei­ter­hin die Welt ver­än­dern, nun weit über eine tech­ni­sche Ebene oder erste soziale Ver­än­de­run­gen (glo­bale Kommunikation/Mobbing) hin­aus: Abbau von Ver­wal­tung, dann auch bedau­er­li­che Ent­las­sun­gen. Der­ar­tige Pro­bleme wer­den noch wenig the­ma­ti­siert, sich auf sie vor­be­rei­tet. Durch diese wei­tere Phase im Umbruch wer­den aber auch Res­sour­cen frei, neue gesell­schaft­li­che Auf­ga­ben anzu­ge­hen. Vie­les bleibt hin­ge­gen, digi­tal oder nicht, gut oder schlecht — das sei noch­mal betont —, wie es ist: Kom­mu­ni­ka­tion ist eine zeit­lose, nur in Tei­len zeit- oder medien-spe­zi­fi­sche Ebene! Sie ist eine Meta-Ebene. Zum Bei­spiel: Schreck­li­ches Mob­bing wird vom ana­lo­gen Schul­hof in das Inter­net ver­la­gert oder erwei­tert — in der Ganz­heit­lich­keit hat es dann zwar eine neue Dimen­sion! Es ist damit aber eben nicht pau­schal das Ergeb­nis des Digi­ta­len oder »der Medien«. Klar tra­gen Platt­for­men eine Mit-Ver­ant­wor­tung für das, was auf ihnen pas­siert, denn ihre Tätig­keit geht über eine tech­ni­sche Infra­struk­tur hin­aus, aber das eigent­li­che Mob­bing ist und bleibt ein pri­mär mensch­li­cher Ver­ant­wor­tungs­be­reich — also der­je­ni­gen, die mei­nen, Sie müss­ten mob­ben, um ihren Frust abzu­lei­ten oder sich selbst bes­ser zu füh­len. Unser (kom­mu­ni­ka­ti­ves) Bedürf­nis nach aso­zia­lem Ver­hal­ten sollte also dis­ku­tiert wer­den, statt Wort­hül­sen hin­ter­her zu jagen oder »Digi­ta­li­sie­rung« oder »die Medien« zum pau­scha­len Sün­den­bock zu machen!

Wie wir zunächst »digi­tal« eher bei­läu­fig und erst just erklärt haben, so ist auch in wei­ten Tei­len mit dem Begriff »Design« eher selbst­ver­ständ­lich umge­gan­gen wor­den. Auch ihm müs­sen wir uns nun detail­lier­ter zuwenden:

»(Design? Das ist Geschmackssache!)«,

sagen jene, die welt­ge­wandt und kom­pro­miss­be­reit wir­ken wol­len und es viel­leicht auch sind. Den­noch kön­nen dabei fal­sche Schlüsse gezo­gen wer­den: Design ist nicht wirk­lich Geschmacks­sa­che! Ok, wenn über­haupt, dann nur zum Teil … daher auch die Klam­mern. Geschmack, per­sön­li­che Vor­lie­ben und Vor­stel­lun­gen von dem, was »schön« ist, sind auch Teil des Komplexes.

Design lässt sich anhand fol­gen­der Fak­to­ren defi­nie­ren — am Bei­spiel eines Autos etwa: Funk­tio­na­li­tät (Lade­vo­lu­men? Reich­weite?) bzw. Usa­bi­lity (Neues bedienbar/intuitiv? Ver­trau­tes abruf­bar? Genug Lade­stel­len?), Ästhe­tik (zeit­lose oder ziel­grup­pen­spe­zi­fi­sche Gestal­tung? »Schön«?), Nach­hal­tig­keit (Lang­le­big­keit des Fahr­zeugs? Umwelt­ver­träg­lich­keit?) und Kon­sis­tenz (Pas­sen alle Ele­mente zusam­men? Sind die Spoi­ler Platz­ver­schwen­dung oder ver­hel­fen sie dem Fahr­zeug zu sei­ner Gesamt­wir­kung? Preis-Leis­tungs-Ver­hält­nis? Ist es so kon­se­quent orna­men­tiert, dass es stim­mig wirkt?) sowie ggf. anhand des­sen Inno­va­ti­ons­kraft (Hebt es sich ab? Neues Design? Neue Tech­nik? Beson­ders spar­sam?) und even­tu­ell anhand sei­ner Hal­tung (Soziale Bedin­gun­gen der Pro­duk­tion? kri­tisch-kom­mu­ni­ka­ti­ver Ansatz?).

Die also im Zitat zum Aus­druck kom­mende per­sön­li­che Mei­nung ist aus pro­fes­sio­nel­ler Sicht eine stark nach­zu­ord­nende Größe — wes­we­gen Pro­fis für div. Kun­den (bzw. auch deren Kun­den, etwa im Rah­men einer Wer­be­maß­nahme) ent­spre­chend viel­fäl­tige Designs zu erstel­len ver­mö­gen, ohne dass diese ihrem eige­nen Geschmack gefal­len müssen.

Klar, die Anfüh­rungs­zei­chen beim Schön zei­gen es, es gibt hier selbst­ver­ständ­lich eine per­sön­li­che Kom­po­nente, aber sie ist nur eine von vie­len Facet­ten … Design- oder Lebens­re­geln wie »Weni­ger ist mehr!« sind Indi­ka­to­ren für sich durch die His­to­rie zie­hende Schön­heits­kon­zepte. Was übi­gens nicht im Wider­spruch zum oft als Sym­bol von Kitsch gel­ten­dem Orna­ment ste­hen muss oder meint, Bau­haus-Ästhe­tik über­all. Der oft sehr ver­spielte Barock ist durch seine Aus­ge­wo­gen­heit in Fra­gen der seri­ell schwin­gen­den Orna­men­tik stim­mig und schön und eben nicht zwangs­weise übertrieben/überladen. Aber bzw. noch­mal: Design und Schön­heit sind ver­wandt, nicht deckungs­gleich — inso­fern ist auch schein­ba­res Nicht-Design oft wohl­durch­dach­tes Design: von Pro­fis gemach­tes Design, das vor­gibt, kei­nes zu sein. Was soll das? Naja, es soll eine Güns­tig­keit aus­drü­cken, eine Spar­sam­keit der Her­stel­ler zeigen/vorgaukeln — sie schei­nen sich auf das Wesent­li­che zu kon­zen­trie­ren. Es soll jene, die glau­ben für Wer­bung nicht emp­fäng­lich zu sein, ansprechen:

»Werbung? Da steh’ ich drüber!«,

sagen oft aus Theo­rie oder medi­en­fer­nen Bran­chen stam­mende Per­so­nen, weil sie über­zeugt sind, äußere Ein­flüs­sen könn­ten ihnen und ihrem Intel­lekt nichts anha­ben. Hier­bei han­delt es sich um eine mehr­fa­ches Miss­ver­ständ­nis — zunächst: Alle Medien ent­fal­ten poten­ti­ell — wie oben ange­deu­tet — natür­lich »Wir­kung«. Ein Groß­teil aller Kom­mu­ni­ka­tion ist näm­lich un-/un­ter-bewusst.

Kein Grund zur Furcht oder Resi­gna­tion: Wir alle ste­hen seit unse­rer Geburt unter dem Ein­fluss unse­rer Umwelt, aber bekannt­lich brin­gen wir auch Cha­rak­ter mit und dann gibt es ja noch den Ver­stand: Wenn auch das Rationale/das Sach­li­che sowie Affekt/Emotionen vor allem theo­re­tisch getrennte Grö­ßen sind und in jedem Men­schen beide Facet­ten gleich­zei­tig agie­ren — mal mehr, mal weni­ger zu einem der Pole ten­die­rend: So kön­nen wir doch — in gewis­sen Maßen — Dinge ana­ly­sie­ren, Fak­ten her­an­zie­hen und uns selbst befra­gen etc. D. h., dass wir weder unse­rer Umwelt pau­schal aus­ge­lie­fert sein müs­sen, noch die »Medien« (wie gerade in radia­ka­li­sier­ten Debat­ten arg ver­zer­rend behaup­tet wird) ein­fach so »mani­pu­lie­ren«. Gesprächs­part­ner, Freunde, das soziale Umfeld sind deshalb/nichtdestotrotz Ein­fluss­grö­ßen ≈ auch sie sind quasi Medien, wir in die­sem Sinne immer von Medien umge­ben: Medien sind also nicht »die da«, son­dern wei­ter­ge­dacht (schon am Bei­spiel von Ratio und Affekt sicht­bar) sind wir selbst Medien oder Teil der­sel­ben. Übri­gens bzw. in die­sem Sinne: Medien bzw. Design betrifft nicht nur ein neues Smart­phone oder Klei­dungs­stück oder im erwei­ter­ten Sinne soziale Räume, mehr oder min­der durchdachtes/durchdenkbares Design umgibt uns auch hier: Städ­te­pla­nung, der Wohn­raum etc.

Dann behin­dert der fatale, in besag­ter Aus­sage offen­bar wer­dende Glaube, »über den Din­gen zu ste­hen«, womög­lich jeg­li­che Selbst­re­fle­xion und damit den rich­ti­gen Umgang mit Medien — auch im gerade skiz­zier­ten umfas­sen­den, d. h., über klas­si­sche Medien (Buch, Film etc.) hin­aus­ge­hen­den Sinne. Wenig über­ra­schend eig­net sich die oben skiz­zierte Hal­tung dann als Ziel­gruppe: Werbung/Design, die/das vor­gibt, keine/s zu sein — no frills! Pro­dukte, angeb­lich für Men­schen »die kein Sta­tus­sym­bol brau­chen«. Umge­kehrt: Der bei Aldi und Lidl heute nicht mehr so aus­ge­prägte Ver­kauf direkt von der Palette: Immer noch gibt es Leute, die sich damit prei­sen, nicht dort ein­zu­kau­fen »zu müs­sen«. Oft ohne ver­stan­den zu haben, dass es sich meist um Zweit­mar­ken, oft nur anders ver­packte iden­ti­sche Pro­dukte han­delt. Was dann übri­gens wie­der ein Bei­spiel dafür ist, dass Wer­bung weder jeden anspricht noch anspre­chen soll. Aber soweit muss man gar nicht gehen, um die Gren­zen kom­mu­ni­ka­ti­ven Erfolgs beob­ach­ten zukön­nen — es reicht schon das:

»(Das Design/der Film gefällt mir nicht!)«,

sagen Leute, die ihre Mei­nung gerne ver­brei­ten möch­ten, ihrer Mei­nung auch in Bezug zu Berei­chen, mit denen sie nicht sehr ver­traut sind, kund­tun wol­len oder als »sen­dens­wert« emp­fin­den. Klar, wir leben in einer Demo­kra­tie und daher ist es nicht nur gestat­tet, son­dern bis­wei­len wich­tig, eine Mei­nung zu haben. Aber wie in einer viel­schich­ti­gen-kom­ple­xen Gesell­schaft inklu­sive spe­zi­fi­schen Arbeits- und Auf­ga­ben­fel­der nun ein­mal so ist, kei­ner weiß alles und ist Experte auf jedem Feld. Wie also bereits gesagt darf dabei Respekt vor ande­ren (Berufs­grup­pen) nicht aus­blei­ben. Zudem oder daher sollte es zum Kom­plex »Meinung«/»Meinungskundtuung« auch gehö­ren, die Gren­zen des eigene Wis­sens zu ken­nen und die Ein­ord­nung des­sen, was eine spe­zi­fi­sche oder die Mei­nung über­haupt ist.

Was soll das hei­ßen? Mei­nung sind Mei­nun­gen — das heißt, sie kön­nen durch­aus auf Ana­ly­sen basie­ren, mit Fak­ten beleg­bar sein und auf dem, was man dafür hält, fußen. Oft sind sie aber sehr per­sön­li­che Sicht­wei­sen, Geschmacks­fra­gen; nicht mehr und auch nicht weni­ger! Also etwa bei Ama­zon sei­ner per­sön­li­chen Unzu­frie­den­heit über einen Film bei­spiels­weise Luft zu las­sen und eine schlechte Bewer­tung zu geben, ist sicher­lich kein »Ver­ge­hen«. Aber der­ar­ti­ges Vor­ge­hen ist in die­ser Form durch­aus frag­wür­dig, u. a., weil es regel­mä­ßig nicht wirk­lich den übri­gen Lesern gegen­über hilf­reich ist: »Ich …«, »Ich …« usw. bzw. sogar lobens­wer­ter­weise — schlim­mer wäre es, wenn jemand seine per­sön­li­che Sicht in ein schein­bar neu­tra­les Gewand zwingt. Inso­fern ist das »Ich« sogar ehr­lich. Nun, eine gewisse kon­struk­tive Note, eine Begrün­dung der Kri­tik ist aber oft nicht nur Aus­druck von Refle­xion (der eige­nen Mei­nung), son­dern auch Sozi­al­kom­pe­tenz — und damit ver­bun­den: einem mög­li­chen Mehr­wert des Geschriebenen.

Über­dies zeigt sich bei besag­ter unbe­grün­de­ter Kri­tik nicht sel­ten ein gera­dezu het­e­ro­top anmu­ten­der Mecha­nis­mus: Wenn viele etwas gut fin­den, muss man dage­gen hal­ten oder umge­kehrt. Auch das ist sicher­lich oft beleuch­tend und frucht­bar, gerade, weil manch Mode, manch Trend, manch Eupho­rie ansteckt, ohne dass der oder die »Infi­zierte« wirk­lich schaut, was es mit dem Sach­ver­halt auf sich hat. So hin­ter­fra­gend-ana­ly­tisch wird ja übri­gens auch in hoch­wer­ti­gen jour­na­lis­ti­schen Wer­ken bzw. Zei­tun­gen ver­fah­ren: meh­rere Per­spek­ti­ven zei­gen, etwa­ige habi­tu­elle Phä­no­mene hinterfragen.

Wiederum/Dennoch: Nur per­sön­li­che Emp­fin­dun­gen zu äuße­ren ohne Begrün­dung oder eben bis­wei­len auch ohne Kom­pe­tenz, scheint oft Aus­druck eines Bedürf­nis­ses nach Kra­walle zu sein … ABER: Medien, Kunst, Design — wie auch immer — bedür­fen des Gesprächs über sie, um Gehör zu fin­den, öko­mi­schen Erfolg zu för­dern oder künst­le­ri­scher Inten­tion (ein gesell­schafts­kri­ti­sche Dis­kus­sion ansto­ßen zu wol­len) Aus­druck zu ver­lei­hen. Aber auch die­ser »wenig qua­li­fi­zierte« Aus­tausch (als nicht aus Medien- respek­tive Kunst­bran­chen Stam­men­der) sollte im Sinne von Sozi­al­kom­pe­tenz mit Respekt vor den Macher*innen die­ser Werke erfol­gen, wie sie sich die Leser*innen/Zuschauer regel­mä­ßig auch für ihren Beruf wünschen.

Nicht zuletzt ist es die ver­meint­lich ein­fa­che Zugäng­lich­keit der Medien, wel­che zur vor­schnel­len Her­ab­wür­di­gung ermun­tert — jeder weiß es bes­ser, jeder kann ver­meint­lich am Smart­phone und Com­pu­ter gestal­ten. Das ist natür­lich kei­nes­falls schlecht, son­dern gut — hier soll keine Kri­tik an tech­ni­schen Neue­run­gen betrieben/ein Sün­den­bock geschaf­fen wer­den. Es geht ja in die­sem Blog gerade darum, sol­che »Flach­hei­ten« zu ver­mei­den und zu kri­ti­sie­ren. Daher: Es ist gut und wich­tig, selbst aktiv an der media­len und kom­mu­ni­ka­ti­ven Welt teil­zu­ha­ben, es ist gut, dass dies heute mehr denn je mög­lich ist. Aber ein gewis­ser Respekt — wie oben bereits erwähnt — wäre schon sinn­voll — denn: Wehe, bestimmte Berufsgruppen/die Berufs­grup­pen der Medi­en­pro­fes­sion fer­nen Kom­men­ta­to­ren etwa wer­den für ihre Arbeit kri­ti­siert — das stehe einem dann nicht zu … Obschon selbe regel­mä­ßig Pro­bleme bei der ein­gän­gi­gen Kom­mu­ni­ka­tion haben oder typo­gra­fisch kor­rekte Schrift­sätze eher sel­ten blei­ben … Wenn’s also wirk­lich so ein­fach wäre …

Und in die­sem Zusam­men­hang ist auch die Kri­tik am neuen Urhe­ber­recht zu rela­ti­vie­ren — übri­gens ein, wie wir gleich sehen wer­den, in Tei­len kom­mu­ni­ka­ti­ves Pro­blem: Die Gewohn­heit im Umgang und Gebrauch mit Arbei­ten ande­rer ist so sehr zur Rou­tine, gar zum ver­brei­te­ten Ritual gewor­den, dass ein teil­wei­ser Ver­zicht dar­auf Pro­test auslöst.

Aber auch das wäre zu ein­fach, natür­lich ist dar­über zu dis­ku­tie­ren und es hätte genauer defi­niert wer­den müs­sen, ob und an wel­cher Stelle poten­ti­ell Mei­nungs­frei­heit mit dem Gesetz ein­ge­schränkt zu wer­den droht. Es wurde und sollte wei­ter­hin dar­über gespro­chen wer­den, wie das Gesetz zu Stande kam. Wobei wir  wie­der bei zwei bereits getä­tig­ten bzw. impli­zier­ten, kri­ti­schen Anmer­kun­gen wären: Einer­seits hätte der Aspekt des Eigen­tums gerade ange­hen­den Berufstätigen/jungen Erwach­se­nen gegen­über bes­ser ver­mit­telt wer­den müs­sen — weil sie ja selbst für ihre wenn auch ggf. nicht-spe­zi­fisch media­len Berufe ein gerech­tes Ein­kom­men erwar­ten. Sie wür­den sich wohl nicht damit zufrie­den geben, wenn man ihnen einen hohen Satz des Gehal­tes abzieht, weil ihre Arbeit ein­fach »woan­ders« abruf­bar ist — und das ohne ihr Einverständnis.

Ande­rer­seits zeigt sich am Bei­spiel des Urhe­ber­rechts auch eine Pro­ble­ma­tik unse­res Zeit­al­ters: Immer spe­zi­fi­sche­rer beruf­li­che Her­aus­for­de­run­gen ver­lan­gen nach kon­kre­ter Aus­bil­dung. Zum ande­ren sind mehr denn je, abseits spe­zi­fi­scher Fähig­kei­ten, inter­dis­zi­pli­näre Brü­cken­bauer not­wen­dig, die in ver­schie­de­nen Fel­dern aus­ge­bil­det oder erfah­ren sind. Hier ist nicht der Platz über grund­le­gende poli­ti­sche Pro­bleme zu spre­chen, aber ein gewis­ser Fach­be­zug ist den gewähl­ten Ver­tre­ter je nach Resort durch­aus zuzu­mu­ten, zumin­dest dar­über zu diskutieren.

Wo doch der Drang nach Schub­la­den sehr ver­brei­tet zu sein scheint und man sich mit Inter­diszi­plinari­tät — aus Erfah­rung des Autors die­ses Blogs — rege­mä­ßig schwer tut, so para­dox mutet es an, dass sich hin­sicht­lich Kom­mu­ni­ka­tion und Medien ein eher wüs­tes, wenn auch ver­meint­lich schub­la­den­lo­ses Welt- und Kom­pe­tenz-Bild beob­ach­ten lässt:

»Wir brauchen keine Designer — Ich hab’ mal 

   was mit Word vor-

           bereiteT!«

oder

»Wir suchen jemanden für die Öffentlichkeitsarbeit, jemanden für die mediale Praxis, jemanden, der Veröffentlichungen betreut und setzt (Indesign), die Website pflegt, Photoshop beherrscht etc. — Voraussetzung dafür: wissenschaftliches Studium.«,

sagen manch­mal Leute, die zwar für ihre Berufe Respekt (natür­lich zu recht) ein­for­dern, »die­sen Gestal­tern« aber sel­bi­gen oder den Sta­tus einer Pro­fes­sion abspre­chen. Oft wir dabei behaup­tet, schließ­lich habe doch jeder einen Com­pu­ter — das haben wir ja bereits behan­delt. Wenn’s so ein­fach wäre — wir kom­men gleich noch ein­mal genauer dar­auf zurück.  Aber es geht noch weiter:

»Warum sieht dann ein Großteil kommunikativer Produkte jenseits professioneller Gestalter eher unbedarft aus?« »Gestaltung ist eben nicht wichtig!«,

heißt es dann manch­mal mit den bei­den vor­her­ge­hen­den Zita­ten ver­bun­den. Wohl­wol­lend ließe sich ver­mu­ten, es han­delt sich um eine Art von vor­aus­ei­len­der Ent­schul­di­gung, im Angriff getarnt: Was man nicht beherrscht oder ver­steht, wird ein­fach als unwich­tig mar­kiert. Zudem wird mit solch einer Aus­sage natür­lich — wie oben beschrie­ben — deut­lich, dass die Dimen­sion des Media­len unter­schätzt wird: Kom­mu­ni­ka­tion ist größ­ten­teils unbe­wusst, Medien sind eben nicht nur Film, Buch etc., son­dern auch Stra­ßen, Städte etc. Und wie eben­falls schon mehr­fach in die­sem Ein­trag betont, berührt Design oder noch all­ge­mei­ner Kom­mu­ni­ka­tion auch jene Dis­zi­pli­nen und Berufs­grup­pen, die nicht pri­mär kom­mu­ni­ka­tiv zu sein schei­nen: Kom­mu­ni­ka­tion im Unter­neh­men, die rich­tige Ver­mark­tung eines Pro­duk­tes, das rich­tige Auf­tre­ten den Mit­ar­bei­tern wie Kun­den gegen­über — ein tol­les und prä­zise kon­stru­ier­tes Pro­dukt wird schnell bil­lig, wenn es unbe­darft bewor­ben wird; man nicht von einem mit Clip­arts ent­wor­fe­nen Logo Abstand neh­men kann.

Die in den Zita­ten mit­ge­führte bzw. sich kon­kret in der Stel­len­be­schrei­bung offen­ba­rende Abwer­tung ist para­dox, wenn zum Bei­spiel Medi­en­ana­ly­sie­rende Der­ar­ti­ges in Aus­schrei­bun­gen (wie der gerade genann­ten): for­mu­lie­ren. Die Macher des­sen, was ihnen als Ana­ly­se­grund­lage dient, wer­den ein biss­chen nicht für voll genommen.

Wer­den wir kurz pole­misch, dann könnte man jenen, die so eine Stelle aus­schrei­ben, ent­geg­nen: »Wenn Sie ein Lei­den haben, gehen Sie doch zum Arzt und nicht zum Evo­lu­ti­ons­bio­lo­gen, oder? Warum also einen Theo­re­ti­ker für eine Pra­xis­auf­gabe enga­gie­ren …?« Ein theo­re­tisch agie­ren­der For­scher weiß sicher­lich vie­les über den von ihm unter­such­ten Sach­ver­halt, aber etwas zu ana­ly­sie­ren und zu gestal­ten sind sehr unter­schied­li­che Dinge — wenn auch natür­lich Schnitt­stel­len aufweisend.

Aus wie­der­rum eige­ner Erfah­rung des Autors die­ses Blog­ein­trags her­aus sind Wis­sen­schaft wie auch fun­dierte Gestal­tung jeweils Her­aus­for­de­run­gen für sich, die ein­an­der nicht nach­ste­hen, aber doch ganz unter­schied­li­che Akzente for­dern und för­dern — Bei­spiele: Wis­sen­schaft­li­che Stu­den­ten arbei­ten häu­fig (iso­liert) vom Schreib­tisch aus, aus der Biblio­thek; sie müs­sen (zeit- und geduld-)intensive Recher­chen leis­ten, sich ver­ein­nah­men­den Aus­ein­an­der­set­zung mit einem Sach­ver­halt stel­len; Inter­views, Befra­gun­gen, Ana­ly­sen ≈ gegos­sen in Refe­rate (ggf. in Klein­grup­pen), ggf. Kon­fe­ren­zen, in Haus­ar­bei­ten, Klau­su­ren unter Besu­chen von umfas­sen­den Theo­rie- und Semi­nar­ver­an­stal­tun­gen ——— prak­ti­sche Stu­den­ten haben (etwa an FHs) eben­falls einen hohen Anteil Wis­sen­schaft (inklu­sive Haus­ar­bei­ten etc.), sie müs­sen regel­mä­ßig prak­ti­sche Übun­gen absol­vie­ren, deren künst­le­risch-kri­ti­sche Facet­ten oft zeit­in­ten­siv sind, sie wer­den durch Städte und Län­der (etwa im Rah­men von Dreh­ar­bei­ten) geführt; ihre Resul­tate müs­sen sie dis­ku­tie­ren, doku­men­tie­ren, umfas­sende Soft­ware­kennt­nisse wer­den ver­langt, Kon­zepte erstellt, geplant und umge­setzt — in Grup­pen (nicht nur Stu­die­ren­der, son­dern auch Schau­spie­ler …), oft mit rea­len Kun­den, mit tat­säch­li­chen Budgets.

Hin­ter einer der­ar­tig kurio­sen Nachfolgersuche/Stellenbesetzung steht nicht zuletzt, abseits einer denk­ba­ren Ver­tei­di­gung oder par­ti­el­ler Arro­ganz, ein dis­ku­ta­bles Tra­di­ti­ons­be­wusst­sein: Die schei­den­den Inhaber/die Ver­ant­wort­li­chen haben selbst einen wis­sen­schaft­li­chen Hin­ter­grund — sind in die Pra­xis hin­ein gerutscht oder, durch­aus mit gebüh­ren­der Aner­ken­nung und ent­spre­chen­dem Respekt, haben sich dort hin­ge­ar­bei­tet. Gerade diese Über­gangs­zeit wird ja durch spe­zia­li­sierte Stu­di­en­gänge ganz erheb­lich mini­miert — nicht sel­ten müs­sen bei wis­sen­schaft­li­chen Abschlüs­sen prak­ti­sche Fähig­kei­ten erst erlernt, für die Gestal­tung not­wen­dige Erfah­rungs­werte geschaf­fen wer­den. Diese sind ja bei inter­dis­zi­pli­nä­ren, prak­tisch-theo­re­tisch aus­ge­bil­de­ten Stu­den­ten bereits im Stu­dium in einem gewis­sen Maße geschaf­fen wor­den. Und: Da es noch vor 15–25 Jah­ren ent­spre­chend spe­zia­li­sierte Stu­di­en­gänge oft gar nicht erst gab, mag auch heute bis­wei­len kein Bewusst­sein für sel­bige vorliegen.

So etwas ist letzt­lich gar nicht so sel­ten — solch eine Zeit­ver­set­zung: Den­ken Sie nur daran, dass Bache­lor- und Mas­ter-Abschlüsse (seit ca. 2003) erst jüngst in der brei­ten Öffent­lich­keit bes­ser bekannt sind, sie auf staat­li­chen For­mu­la­ren nach wie vor nicht vor­kom­men oder in der Syn­chro­ni­sa­tion eng­li­scher Filme immer noch mit alt­mo­di­schen Gra­den ersetzt wer­den. Das alles hat auch damit zu tun — in aller Kürze —, dass die neuen Grade eben nicht weit­rei­chend kom­mu­ni­ziert wur­den oder Uni­ver­si­tä­ten sich wohl, weil mit die­ses Abschlüs­sen eine strin­gen­tere Betreu­ung und ein Mehr­auf­wand ein­her­geht, gewehrt haben bzw. sich nach wie vor gegen sie sträu­ben. Oft muss dann ein angeb­li­cher Qua­li­täts­ver­fall als Begrün­dung her­hal­ten — kurios nur, wenn Bache­lor und Mas­ter Vor- und Diplom oder ers­tes und zwei­tes Staats­examen erset­zen, es also in vie­ler­lei Hin­sicht eine iden­ti­sche Glie­de­rung gibt respek­tive gab.

Aus Sicht des Autors die­ses Blog-Ein­trags befin­den wir uns in einem Zeit­al­ter, in wel­chem die kom­mu­ni­ka­tive Dimen­sion unse­rer bzw. einer Welt offen­bar wird, deut­lich wird, dass Welt(en) immer schon ein/div. kom­mu­ni­ka­tive Kon­strukte ist/waren. In die­sen Netz­wer­ken wer­den Spe­zia­li­sie­rung (wie die eben skiz­zier­ten) not­wen­dig. Im Zuge spe­zi­fi­scher Ziel­grup­pen oder Exper­ten ent­fer­nen sich Berei­che einer Gesell­schaft immer mehr von­ein­an­der — das ist nichts Nega­ti­ves, son­dern ein mit Eman­zi­pa­tion und Frei­heit ein­her­ge­hen­des Phä­no­men. Inso­fern wächst auch die Not­wen­dig­keit, ganz unter­schied­li­che Berei­che zu ver­bin­den, ein gewis­ses Brü­cken­bauer-tum wird unum­gäng­lich — also Fach­be­rei­che mehr­di­men­sio­nal, in Pra­xis und Theo­rie, zu ver­ste­hen oder mit Grund­wis­sen zugäng­lich zu halten.

Ja, rich­tig, Sie wer­den gleich sehen, das hat­ten wir schon — obschon es in die­sem Blog-Ein­trag bereits beschrie­ben wurde, muss es auch hier noch ein­mal behan­delt, gar betont wer­den: Jeder soll sich gestalterisch/künstlerisch aus­le­ben — bei­des dient der Selbst­re­fle­xion und macht Spaß (des­we­gen um das fol­gende Zitat Klam­mern). Es wird in einer Zeit, in der die immer schon gege­bene Rele­vanz von Kom­mu­ni­ka­tion immer deut­li­cher wird, mehr denn je not­wen­dig, grund­le­gende Gestal­tungs­pa­ra­me­ter zu ver­in­ner­li­chen — grund­le­gend min­des­tens von jedem, und ins­be­son­dere von jenen, die nicht pri­mär Pro­fis medialer/kommunikativer Fächer sind. Medien Ver­mit­telnde — Lehrer*innen, Dozierende — soll­ten in die­sem Sinne über das Hob­by­ni­veau hin­aus aus­ge­bil­det werden/sein: Theo­rie und Pra­xis von Kom­mu­ni­ka­tion und Medien sollte in semi-pro­fes­sio­nel­len Zügen ver­in­ner­licht werden.

Klar, die hier skiz­zier­ten Abwer­tun­gen Medi­en­ma­chen­der hat ihre Hin­ter­gründe, kommt in Tei­len nicht von ungefähr:

»(Ich bin Designer!)«,

hört man nicht zuletzt des­halb des Öfte­ren, weil der Beruf des Designers/der Desi­gne­rin nicht geschützt ist. Das heißt, jeder kann sich so nen­nen. Was im eben skiz­zier­ten Sinne meint, ein jeder kann den Beruf ergrei­fen — ohne Zeug­nis, aber bei Talent respek­tive kon­kre­ten Fähig­kei­ten! Eine der weni­gen offe­nen Bran­chen, zu denen man nicht erst mit einem Zeug­nis Zugang erhält — daher die Klammern!

Denn inso­fern ist die Aus­sage par­ti­ell rich­tig: Wer designt, ist ein Desi­gner! Aber nicht genuso wie »Wer Kunst macht, ist Künst­ler«! Denn wie oben gese­hen kann eine denk­bare Unter­schei­dung von Kunst und Design sein, dass in letz­te­rer Dis­zi­plin fach­li­ches Wis­sen und Fähig­kei­ten kom­pi­niert mit Erfa­hurngs­wer­ten, einem damit ver­bun­de­nen Bauch­ge­fühl not­wen­dig sind. Inso­fern bzw. den­noch bleibt die Bran­che »Design« also offen, was  aber umge­kehrt auch heißt, dass beson­ders viel Schmu betrie­ben wer­den kann — nicht muss (»beson­ders« ≈ denn selbst ver­bind­li­che Berufs­be­zeich­nun­gen und die dahin­ter­ste­hen­den Leis­tun­gen schüt­zen bekannt­lich nicht immer vor fau­len Eiern): Eben ohne Talent, Erfah­rung oder fun­dierte Bil­dung wird unpro­fes­sio­nelle Arbeit geleis­tet. Der Autor diese Blog kann das aus eige­ner Erfah­rung bestä­ti­gen: Neu­kun­den stie­ßen mit desas­trö­ser Kom­mu­ni­ka­tion zu einem. Unse­riöse Anbie­ter hat­ten für ein Design, beim dem selbst Erst­se­mes­ter hät­ten durch­fal­len müs­sen, oft hor­rende Beträge zah­len müssen.

Oder den­ken Sie nur an all die C- oder D‑Promis, die sich, nicht sel­ten als Freund oder Freun­din eines Pro­mi­nen­ten, als ehe­ma­lige Affäre oder Spröss­linge, als Designer*in aus­ge­ben. Es ist wohl nicht ganz unver­mes­sen zu sagen, dass viele der dann — wenn über­haupt — ent­ste­hen­den Designs die­ser Per­so­nen nur zu Wer­be­zwe­cken deren Namen tra­gen und die tat­säch­lich desi­gne­ri­sche Betei­li­gung an den Pro­duk­ten eher gering ausfällt.

Desi­gner sind übri­gens nicht finan­zi­ell mehr oder weni­ger staat­lich sub­ven­tio­niert — es gibt also keine Gebüh­ren­ver­ord­nung oder den gesetz­li­chen Zwang diese Berufs­gruppe zu kon­tak­tie­ren oder in bestimm­ter Weise zu bezah­len. Das ist nicht unbe­dingt etwas Schlech­tes, weil so theo­re­tisch die Moti­va­tion steigt, gute Arbeit zu leis­ten. Umge­kehrt — mit dem erwähn­ten, und zwar ver­brei­te­ten Irr­glau­ben, alles selbst erle­di­gen zu kön­nen, ver­bun­den — habe sie (die Desi­gner) es nicht ein­fach. Obschon gute Desi­gner oft natür­lich nicht weni­ger Leis­tung lie­fern als andere Berufs­grup­pen. Zudem schlägt sich die Selbst­mach­men­ta­li­tät nach Mei­nung des Autors die­ses Blogs nicht unbe­dingt immer in der Qua­li­tät gegen­wär­ti­ger Kom­mu­ni­ka­tion nie­der — auch das ist bereits ange­deu­tet worden.

Wie gesagt grund­le­gende gestal­te­ri­sche Fähig­kei­ten sind not­wen­dig — ein wei­te­res Bei­spiel: Wis­sen­schaft­li­che Ver­öf­fent­li­chun­gen etwa wer­den heute häu­fig von Ver­la­gen nur gering­fü­gig betreut — oft »nur« die Ver­mark­tung über­nom­men. Meist sol­len die Autoren in Word arbei­ten — eine zwar ver­brei­tete und in vie­len Berei­chen zweck­mä­ßige, gar her­vor­ra­gende, aber eigent­lich ästhe­tisch und typo­gra­fisch sowie für den Druck nur bedingt gut aus­ge­stat­tete Soft­ware. Das soll Word ja auch gar nicht leis­ten — es geht um Text­ver­ar­bei­tung, das Manage­ment von Ter­mi­nen etc. Für fun­dier­tes Design gibt es eben Spe­zi­al­soft­ware. Die dazu­ge­hö­ri­gen ästhe­ti­schen Kennt­nisse tau­gen nicht —  als Hobby etwa erlernt — für ein seriö­ses Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­dukt: Das sei noch ein­mal betont!

Ins­ge­samt wäre es also schon gut — um den eige­nen (aka­de­mi­schen) Ansprü­chen gerecht zu wer­den —, dass nicht — wie bei vie­len wis­sen­schaft­li­chen Publi­ka­tio­nen zu beob­ach­ten — der jewei­lige Band von feh­ler­haf­ter Typo­gra­phie nur so strotzt und ein frag­wür­di­ges Lay­out auf­weist, alle Bild­quel­len ver­pi­xelt sind und das Werk ten­de­zi­ell unle­ser­lich. Die Abwer­tung gestal­te­ri­sche Pro­fes­sion oder eben der Ver­zicht auf die Ver­in­ner­li­chung grund­le­gen­der Fähig­kei­ten durch Ama­teure der Gestal­tung, rächt sich meist: Seriöse oder wich­tige Inhalte wer­den so ins­ge­samt — gelinde gesagt — nicht gerade wie gewünscht wahr­ge­nom­men … und das nicht nur, wenn’s um Wis­sen­schaft geht:

»Der Inhalt zählt, Design ist Verpackung!«,

sagen (als unbe­wusste, aber wie gesagt vor­aus­ei­lende Ent­schul­di­gung) Leute, die Lay­out und Typo­gra­fie nicht wirk­lich beherr­schen — obschon ihnen dann Recht­schrei­bung und Gram­ma­tik wich­tig sind: Da wer­den Zoll­zei­chen schnell zu fal­schen Anfüh­rungs­stri­chen und daher Kom­mu­ni­ka­tion (im Unter­be­wusst­sein) unge­nau. Wenn das nicht wich­tig ist, warum ist dann Recht­schrei­bung etc. relevant?

In die­sem Aus­ruf schwin­gen lei­der über Recht­schrei­bung und Gram­ma­tik hin­aus Gren­zen im Ver­ständ­nis mit: Offen­bar ist nicht klar, dass Kom­mu­ni­ka­tion meist aus drei gleich­wer­ti­gen, nicht immer bewusst (für sich) wahr­nehm­ba­ren Kom­po­nen­ten besteht: Geschichte (inklu­sive Inten­tion), Nar­ra­tion und, nen­nen wir es, audio­vi­su­elle Aus­for­mung. Nur theo­re­tisch sind diese Kom­po­nen­ten trenn­bar, prak­tisch gehen sie inein­an­der über. Eine Geschichte kann ganz unter­schied­lich erzählt oder audio­vi­sua­li­siert wer­den, eine bestimmte Erzähl­weise kann auf meh­rere Geschich­ten ange­wandt wer­den, ein bestimm­ter Look auf div. Geschich­ten und Erzähl­wei­sen Anwen­dung finden.

Das ist kein Bau­kas­ten­prin­zip — hier gilt viel­mehr die Wen­dung »mehr als die Summe der Teile«. Der­ar­tige Ele­mente for­men ein untrenn­ba­res Gesamt­werk: bei einem Buch kommt bei vie­len das Cover — ein Bild also — ins Gedächt­nis, spre­chen wir über das Werk. In jenem Film ist es die Stim­mung, die uns begeis­tert hat: Wor­aus setzt sie sich zusam­men? Geschichte, Nar­ra­tion, Audio­vi­sion — untrenn­bar verwoben.

In der Ana­lyse fällt es auch des­we­gen, auf Grund die­ser Ver­schrän­kun­gen, immer so schwer, eine bestimmte Erzähl­weise zu bestim­men: Solch ana­ly­ti­sche Arbeit ist zwar mög­lich, aber selbst wenn der oder die Autor*in im unter­such­ten Werk so bewusst gear­bei­tet haben sollte (oft sind bestimmte Erzähl­kon­zepte von klein auf, kul­tur­be­dingt ver­in­ner­licht und gar nicht mehr bewusst in Worte zu fas­sen, wer­den aber den­noch genutzt), so erge­ben sich doch immer div. Fra­gen: Wo fängt Geschichte an, was ist hier spe­zi­fi­sche Audio­vi­sua­li­sie­rung bzw. wird hier nicht in Bild und Ton erzählt bzw. was sagen diese Bil­der in einem erzäh­le­ri­schen Sinne?

Also: Leute, wel­che die oben genannte Aus­sage täti­gen, ver­ken­nen das Poten­zial, dem­ge­mäß von Anbe­ginn eines Pro­jek­tes zumin­dest mit­ge­dach­tes Design einer auch wis­sen­schaft­li­chen Publi­ka­tion zur Ein­gän­gig­keit ver­hel­fen und damit zur nach­hal­ti­gen Wis­sens­ver­mitt­lung bei­tra­gen kann: Wis­sen kann plötz­lich span­nend auch für jene wer­den, die das Thema eigent­lich kaum inter­es­siert, es kann viel inten­si­ver erlebt oder auf­ge­bro­chen werden …

Doch nicht nur die im Zitat zum Ver­zicht auf Desi­gner bewusst miss­ra­tene Umset­zung, son­dern bereits die zahl­rei­chen, mit zen­trier­tem (weil angeb­lich har­mo­nisch wir­ken­den) Text ver­se­he­nen, aber schlecht les­ba­ren Ein­la­dungs­kar­ten unse­res All­tags zei­gen die Rele­vanz von Pro­fis der Gestal­tung bzw. wie wich­tig ein Grund­la­gen­wis­sen der Gestal­tung für jeder­mann ist: Denn Wich­ti­ges gerät bei unpro­fes­sio­nel­ler Aufbereitung/Kommunikation schnell ins Hin­ter­tref­fen … eben auch (bzw. noch ein­mal) im Alltag:

»Konzentrieren Sie sich auf den Vortrag und den Inhalt, grafische Arbeiten sind nicht wichtig!«

Nicht nur Lehr­in­halte wer­den fade, wenn der Pro­fes­sor aus­schließ­lich und mono­ton abliest. Schlim­mer wird es, wenn etwa  im Kunst­ge­schichts­stu­dium eine 45minütiges Refe­rat zu einem Gemälde darin mün­det, dass ein und das­selbe Bild 45 Minu­ten auf dem Bea­mer ange­zeigt wird. Und die Stu­die­ren­den mit die­ser Aus­sa­gen noch ange­hal­ten wer­den,  auf ziel­füh­rende — also um den Mit­stu­die­ren­den etwas ver­mit­telnde — Maß­nah­men zu ver­zich­ten: etwa­ige Pläne etwa her­vor­zu­he­ben, Hin­ter­gründe mit wei­te­ren Bild­ma­te­rial illustrieren …

Es über­rascht den Autor die­ses Blogs noch immer, dass jemand, der sich mit Kunst — einem extrem kom­mu­ni­ka­ti­ven Feld — beschäf­tigt, so wenig mit Kom­mu­ni­ka­tion befasst hat. Denn die Aus­sage ist natür­lich gro­ber Unfug — selbst Pro­fis ihres Fachs lau­fen Gefahr in einer der­ar­ti­gen Mono­to­nie zu ermü­den. Zu glau­ben, man stände »über den Din­gen« und könnte zw. Inhalt und Ver­pa­ckung unter­schei­den, ist (wie oben gese­hen) erst­mal nur sehr sel­ten über­haupt mög­lich und kün­det damit von einer fata­len (weil eben an die nächs­ten Gene­ra­tion wei­ter­ge­ge­be­ner) Über­schät­zung eige­ner Fähigkeiten.

Natür­lich lässt sich hier ein habi­tu­el­les — also oft in bestimm­ten Milieus antrai­nier­tes — Ver­hal­ten bzw. eine dem­entspre­chende Äuße­rung respek­tive Reak­tion erah­nen. Sie kann folg­lich nicht aus­ge­las­sen werden:

»Geschichten? Was für Kinder!«,

ist eine ver­brei­tete Annahme, die beto­nen soll, wie reif und auf­ge­klärt der/die Sprecher*in ist. Doch sie ent­larvt Gren­zen: Zunächst sind Geschich­ten der Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis der Welt — aber eben nicht nur für Kin­der: Künst­le­risch-sozi­al­kri­ti­sche Werke kön­nen genauso bei Erwach­se­nen lehr­reich sein, bei ihnen Selbst­re­fle­xion anre­gen und gesell­schaft­li­che Dis­kus­sio­nen för­dern. Oder nega­tiv: Fatal vereif­nachte Welt­bil­der redi­ka­ler Kräfte offe­rie­ren ihren Anhän­ger ver­meint­li­che Sün­den­bö­cke oder Lösungen.

Der Autor die­ses Blog-Ein­trags bezieht sich in Bezug auf ten­den­zi­ell posi­tive For­men von Geschich­ten  etwa auf die soge­nann­ten Qua­li­täts­fern­seh­se­rien, die wir bereits zuvor kurz behan­delt haben. Er bezieht sich aber auch hier­auf: Egal wie man dazu (zur Qua­li­tät des TV-For­ma­tes) steht, aber sicher­lich taugt der sonn­täg­li­che Tat­ort in Deutsch­land in Tei­len dazu — ins­be­son­dere weil er, ent­ge­gen der Seg­men­tie­rung unse­rer Gesell­schaft (immer klein­tei­li­gere soziale und/oder kul­tu­relle Grup­pen haben eigene Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­näle oder Foren, kön­nen sich nun unver­steckt, d. h., frei­heit­lich, äußern), eine Viel­zahl Zuschauer über diverse Milieu-Gren­zen hin­weg erreicht, das Thema der Sen­dung im Vor­feld, im Kreis der Zuschauer (beim Knei­pen-Public-Vie­w­ing), aber auch am Mon­tag auf der Arbeit etwa dis­ku­tiert wird.

Dann: Geschich­ten kön­nen in jedem Alter schlicht unter­halt­sam sein. Unter­hal­tung ist wich­tig, um einen Aus­gleich zu fin­den. Den­noch trig­gert der Begriff »Unter­hal­tung« ein wei­te­res Klischee:

»(Das ist bloß Unterhaltung!)«

Unter­hal­tung ist — ent­ge­gen der reflex­haf­ten Abwer­tung — nicht per se tri­vial: Ent­span­nung ist ein lebens­not­wen­di­ges Anlie­gen, um wie­der erfolg­reich arbei­ten zu kön­nen, sich Pro­ble­men (der Welt) durch einen Aus­gleich zu stel­len. Dann ist Unter­hal­tung auch des­we­gen nicht schlecht, weil sie den Mär­chen unse­rer Kind­heit ähn­lich als para­bel­ar­ti­ges Gewand die­nen und auf die­sem Wege wich­tige — künst­le­risch-kri­ti­sche — Bot­schaf­ten ein­gän­gi­ger ver­mit­teln kann. Oft fällt es Men­schen leich­ter, sich mit Pro­ble­men ande­rer (gar im Falle von Sci­ence-Fic­tion: ande­rer Pla­ne­ten) aus­ein­an­der zu set­zen als mit der eige­nen Rea­li­tät. Oder eine Tra­gik­ko­mö­die stellt sich, trotz Lachern, einem erns­ten Thema.

Klar, ob diese Reflek­tion rela­tiv direkt (im Tat­ort) oder über den skiz­zier­ten Umweg wirk­lich fruch­tet, steht auf einem ande­ren Blatt. Wie oben beschrie­ben ist der Glaube, man zeigt etwas/kritisiert etwas und dann ver­än­dert sich das Ver­hal­ten der Men­schen zum Bes­se­ren, eher ein (künst­le­ri­scher, viel­leicht aus nai­ver) Wunsch: Des­halb und den­noch ist er einen Ver­such wert!

Und schließ­lich ist Unter­hal­tung auch des­halb nicht pau­schal abzu­wer­ten: Sie beinhal­tet näm­lich per defi­ni­tio­nem Anspruch — für Geschichts­in­ter­es­sierte (im Sinne von his­to­ri­schen Ereig­nis­sen) sind Geschichts­ma­ga­zin nicht bloße Infor­ma­tion, son­dern eben Unter­hal­tung. Genauso wie Rät­sel zu lösen, eben eine unter­halt­same Dimen­sion haben kann für all jene, die gerne rät­seln. Unter­hal­tung ist also, was unter­hält und damit ein per­sön­li­ches Phä­no­men. Sie ist also kom­plex, weil es sie nicht per se gibt, sie eine indi­vi­du­elle Größe ist; dann ist sie kom­plex, weil Kom­ple­xi­tät unter­hal­ten kann.

Die beliebte Unter­schei­dung von Unter­hal­tung auf der einen und Infor­ma­tion auf der ande­ren Seite ist in Tei­len also eine theo­re­ti­sche. Prak­tisch kann Unter­hal­tung infor­mie­ren (als eben­falls vor­schnell abge­wer­te­tes Info­tain­ment) und Infor­ma­tio­nen kön­nen unter­hal­ten (Geschichts­in­ter­esse).

Und Unter­hal­tung ist auch des­halb nicht zu tri­via­li­sie­ren, weil hin­ter ihr eben auch Arbeit ste­hen kann: Klar mag man dar­über dis­ku­tie­ren kön­nen, ob manch voy­eu­ris­ti­sches Werk oder die immer glei­chen Motive, Klänge, Text­zei­len bil­li­ges Anbie­dern und Geld­ver­die­nen sind. Es ist aber gleich­sam nicht immer so ein­fach, den Geschmack vie­ler zu tref­fen — gerade heute kön­nen sich viel­fäl­tige Grup­pen aus­le­ben und selbst orga­ni­sie­ren. Und das ist natür­lich nicht Schlech­tes, son­dern in die­sem Sinne ein Her­aus­for­de­rung: Nicht sel­ten for­dern all die Men­schen mit ihren indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen spe­zi­fi­sche (Medien-)Werke ein usw. Nicht von unge­fähr schei­tern daher man­che Block­bus­ter etc., obschon sie alle gerade popu­lä­ren Zuta­ten beinhalten.

Aber ohne­hin ist dem im Unter­hal­tungs- wie auch im Kin­der­zi­tat mit­schwin­gen­dem Erzäh­len bzw., in Ver­bin­dung mit die­sem, bestimm­ten Geschich­ten nicht zu »ent­kom­men« — auch das ist hier bereits zu zei­gen ver­sucht wor­den: Gesell­schafts­ver­träge, die »Regeln« des Super­markt­ein­kaufs, das Kon­zept der Ehe, das der ärzt­li­chen Befra­gung, gar die Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung … all diese Ele­mente sind in gewis­sen Maßen Erzählungen!

Noch­mal: Ange­sichts sol­cher in der Zitate-Zwi­schen­über­schrift ersicht­li­chen — aus Per­spek­tive des Autors die­ses Blogs ver­brei­te­ten — Fehl­ein­schät­zun­gen ist Medien­kompetenz auch bei Erwach­se­nen drin­gend von Nöten, sogar eine erwei­terte Form: nicht nur auf Medien im Sinne von Buch, Film etc. bezo­gen, son­dern auch auf Stra­ßen, Gebäude etc.

Das Aus­blei­ben von auch kurz­fris­ten Erklä­rungs­ver­su­chen — wie Medien all­ge­mein funk­tio­nie­ren, wie kon­krete Medien zu hand­ha­ben sind — hat näm­lich Kon­se­quen­zen: über die genann­ten, pro­dukt- oder werk­be­zo­ge­nen Bei­spiele (typo­gra­fi­sche Sün­den etc.) oder ers­ten Äuße­run­gen per­sön­lich-sozia­ler Form wie etwa das extre­mis­mus­an­fäl­lige Spre­chen von »den Medien« hin­aus. Zum Bei­spiel das Pro­blem einer nur begrenz­ten Selbst­dis­zi­plin: etwa im Café — trotz Beglei­tung — nicht vom Handy las­sen zu kön­nen. Manch­mal gelingt es jün­ge­ren Leu­ten, weil sie mit der Tech­nik und ihrer Hand­ha­bung auf­ge­wach­sen sind bes­ser, mal das Gerät abzu­stel­len als älte­ren Men­schen. Wobei hier ers­tens noch in allen Alters­grup­pen Aus­bau­be­darf besteht — wir haben ja schon gese­hen, dass etwas von klein auf Ver­in­ner­lich­tes meist Teil des Unter­be­wusst­seins wird und damit oft gar nicht erklärt oder gesteu­ert wer­den kann.

Viel­leicht ist die­ses Ziel (also eine mediale/eine ästhe­ti­sche Bil­dung) erreich­bar mit der oben ange­spro­che­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons- bzw. Medi­en­er­zie­hung in einem ent­spre­chen­den Fach. Dann soll hier — wie auch im übri­gen Ein­trag, gar Blog — keine Sün­den­bock­den­ken zele­briert wer­den: Hier geht es nicht um die »böse« Tech­nik, es geht nicht um den unfä­hi­gen Anwen­der. Es geht viel­mehr um ein Netz — Medien üben Ein­fluss aus, wir aber auch auf sie bzw. wir kön­nen sie in die­sem Sinne, in einem gewis­sen Rah­men, kon­trol­lie­ren. Was hier — in die­ser Zitate-Samm­lung — und im gerade skiz­zier­ten Sinne nicht feh­len darf, ist den­noch eine im gewis­sen Maße gegen­wär­tige oder im Auf­kom­men befind­li­che, soziale Schere: die zw. jün­ge­ren und älte­ren Menschen/Mediennutzern — eine Schere, die sich manch­mal so äußert:

»(Smartphone? Internet? Brauch’ ich nicht!)«,

sagen jene, die bei­des nicht benö­ti­gen, weil sie nicht erreich­bar sein wol­len, kei­nen Ad-hoc-Infor­ma­ti­ons­zu­gang benö­ti­gen, andere Medien bevor­zu­gen — eine legi­time Ent­schei­dung (≈ ()). Der­ar­ti­ges sagen aber auch — als vor­aus­ei­lende, aber unbe­wusste Ent­schul­di­gung — jene, die Angst vor den Geräten/dem Medium haben, bei­des nicht ver­ste­hen oder bei­des nicht beherr­schen. Oft han­delt es sich dabei lei­der um Men­schen älte­ren Semes­ters: Gerne ver­stri­cken sie sich dabei in kuriose Aus­sa­gen, wie die Not­wen­dig­keit der­ar­ti­ger Geräte/Medien anzu­zwei­feln — es ginge ja auch frü­her ohne! Klar, es geht sicher­lich auch ohne Was­ser aus dem Was­ser­hahn — das ist pole­misch: Verzeihung!

Klar, mag man glau­ben dürfte, diese ganze Tech­nik ist eine Wohl­stands­kom­po­nente, eine Mode — aber: Der auch für ältere Men­schen ggf. mög­li­che Gewinn an Lebensqualität/an gesell­schaft­li­cher Teil­habe wird damit — ohne Probe die­ser Medien — von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen. Es ist daher nötig, die Eigen­ar­ten und Vor­teile von Medien bes­ser zu kom­mu­ni­zie­ren, um Hemm­schwel­len zu mini­mie­ren … und um den ewi­gen Kreis­lauf der Angst vor dem Neuen zu durch­bre­chen! Wenn auch das wie­der nur ein Ideal oder Wunsch ist …

»(Medienforschung: Wir sind interdisziplinär, wir haben mehrere geisteswissenschaftliche Felder kombiniert.)«

Ist es schon inter­dis­zi­pli­när aus meh­re­ren Theo­rie­fel­der her­aus oder ver­schie­dene Medien zu erfor­schen? Ja und nein. Natür­lich erfor­dern ver­schie­dene medi­en­be­züg­li­che Fel­der eine Ein­ar­bei­tung, für Arbeits­grup­pen oder Pro­jekte, die aus unter­schied­li­chen medi­en­be­zo­ge­nen For­schungs­dis­zi­pli­nen stam­men. Die­ser Pro­zess ver­mag sicher­lich strenge, etwa auf klas­si­sche Kon­zepte von Medien (wie Film oder Buch) beschränkte Vorstellungen/die viel­leicht begrenzte Sicht­wei­sen Ein­zel­ner zu erweitern.

Echte Inter­diszi­plinari­tät ist aber eher aus der Betrach­tung von min­des­tens zwei Sei­ten einer respek­tive der media­len Medaille zu zie­hen. Es ist schon viel­fach in die­sem Ein­trag behan­delt wor­den, dass der Glaube ver­brei­tet ist, Kom­mu­ni­ka­tion und damit ver­bun­den die Hand­ha­bung von Medien seien ganz natür­li­che Fähig­kei­ten — ähn­lich dem Atmen. Mit der Beschrei­bung von Kunst und Design, ja mit den ande­ren ver­brei­te­ten, aber frag­wür­di­gen Aus­sa­gen, wurde ver­sucht zu zei­gen, dass diese Annahme nicht zutrifft, oft sogar fatal ist, da sie zur Selbst­über­schät­zung führt. Und daher muss auch an die­ser Stelle noch ein­mal gesagt wer­den, etwas zu ana­ly­sie­ren und etwas selbst zu machen, sind zwei Paar Schuhe.

Es wäre also wich­tig, einen rein theo­re­ti­schen Wer­de­gang zumin­dest durch einige auch prak­tisch geprägte Erfah­run­gen zu ergän­zen oder mit Exper­ten anzu­rei­chern. Den­noch ist echte Inter­diszi­plinari­tät nur sel­ten zu beob­ach­ten — an Uni­ver­si­tä­ten gehö­ren zu den real inter­dis­zi­pli­nä­ren Grö­ßen in die­sem Sinne meist vor allem Pro­mi­nente, denen dann Lehr­auf­träge ange­tra­gen wer­den, sodass diese aus ihrem prak­ti­schen — kom­mu­ni­ka­ti­ven oder media­len — All­tag erzäh­len bzw. Dem­entspre­chen­des ver­mit­teln. Wohl auch, weil sie als bekannte Figu­ren das Renom­mee der Insti­tu­tion unter­strei­chen sol­len. Abseits davon ist — so zumin­dest die Wahr­neh­mung des Autors die­ses Blogs — echte Inter­diszi­plinari­tät sel­ten zu fin­den. So wer­den in einer Institution/in einer Pro­fes­sur, die sich u. a. der Erfor­schung Wer­be­trei­ber wid­men will, sehr wahr­schein­lich keine in der Pro­mo­tion befind­li­chen oder pro­mo­vierte Wer­ber als Post­doc anzu­tref­fen sein.

Woran liegt das? Der Autor die­ses Blog-Ein­trags will nicht zu sehr spe­ku­lie­ren, noch pau­scha­li­sie­ren, aber auch hier liegt sei­ner Mei­nung nach etwas vor, was ganz zu Anfang die­ses Ein­tra­ges behan­delt wurde: näm­lich eine gewisse Furcht. Hier vor allem, dass die eigene — eben aus der Distanz gewon­nene — Sicht­weise nicht stand­hält, mit der Pra­xis-Per­spek­tive ganz andere Ein­drü­cke auf­kom­men könn­ten. Der denk­bare Gewinn einer ech­ten Inter­diszi­plinari­tät wird also womög­lich einer unwis­sen­schaft­li­chen Gefühls­lage geop­fert. Und in einem wei­te­ren Schritt die Erkennt­nisse einer manch­mal unbe­darf­ten, weil eben nicht die andere Seite der Medaille ken­nen­den, Ana­lyse: So wurde bezüg­lich der viel­fach geprie­se­nen TV-Serien nicht nur im Feuil­le­ton, son­dern in der Wis­sen­schaft vor 5–6 Jah­ren eupho­risch von einer Wende hin zur Kunst und Hoch­kul­tur gespro­chen. Es soll gar nicht behaup­tet wer­den, dass die­ser Umbruch nicht stand­fand — dass soge­nannte QTV-For­mate künst­le­risch-kri­ti­sche Werke sind, haben wir oben gese­hen. Aber es über­raschte den Autor die­ses Blogs schon damals sehr, dass viele wis­sen­schaft­li­che Autoren sich von einem geschick­ten Mar­ke­ting ver­ein­nah­men lie­ßen und die kom­mer­zi­el­len Aspekte rigo­ros ignorier(t)en. Da wurde etwa — aus der Beob­ach­tung etwa­iger Gesprä­che durch den Autor die­ses Blogs — begeis­tert von der nar­ra­ti­ven Rele­vanz des Cold Opens (manch­mal auch Teaser genannt) gespro­chen, weil es eine Epi­sode ad hoc und in medias res begin­nen lässt. Dabei wurde über­se­hen (igno­riert?), dass die Stra­te­gie auch eine ent­spre­chende Bin­dung erzeu­gen soll, sodass — ganz auf Wer­be­ein­nah­men abzie­lend — der Zuschauer nicht wegschaltet.

Jetzt wer­den Sie — zu Recht — ein­wen­den, »das ist doch gar nicht zu sel­ten«. Das und jenes wird im Rah­men von Aus­bil­dung oder Stu­dium, als Teil eines Gesamt­pa­ke­tes also, durch Per­so­nen ver­mit­telt, die den Beruf ana­log zum Gesamt­pa­ket nicht aus­üben, ihn nie aus­ge­übt haben. Oder der Fall von Unter­neh­mens­be­ra­tern: oft noch rela­tiv jung, gar ohne sons­tige Berufs­er­fah­rung. Die gro­ßen, inter­na­tio­nal agie­ren­den Agen­tu­ren tre­ten den­noch selbst­si­cher bis über­heb­lich auf, sug­ge­rie­ren zumin­dest sou­ve­räne Expertise.

Allen Zwi­schen­tö­nen zum Trotz ist die Prä­misse dabei, durch einen fri­schen Blick/von Außen/aus der Distanz her­aus neu Impulse set­zen oder schlicht Pro­bleme iden­ti­fi­zie­ren zu kön­nen, nicht falsch, son­dern oft häu­fig äußerst ertrag­reich — eben auch in Bezug zur Medi­en­wis­sen­schaft. Daher wer­den hier Klam­mern gesetzt.

Ob diese auf Abstand fußende Metho­dik aber immer funk­tio­niert oder man sich hin­rei­ßen las­sen sollte, nur so (als aus einer distanz­vol­len theo­re­ti­schen Per­spek­tive her­aus) zu agie­ren, ist eine andere Frage: Für die Medi­en­wis­sen­schaft haben wir eine denk­bare, und zwar frag­wür­dige Ten­denz bei­spiel­haft erläu­tert. Im Falle des (im Zuge der Bera­ter­men­gen 2019 in die Kri­tik gera­te­nen) Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums ist viel­leicht unab­hän­gig der Güte etwa­iger Bera­tungs­vor­schläge die letzt­li­che Ent­schei­dung oder die Umset­zung etwa­iger Maß­nahme nicht immer im Sinne der Bera­tung gelun­gen. Ander­seits hat das Unter­neh­men­be­ra­ten einen par­ti­el­len Kon­struk­ti­ons­feh­ler. Ohne hier pau­scha­li­sie­ren zu wol­len: Sicher­lich gibt es viele Bera­tende, die ernst­haft etwas für Ihre Kun­den zum Posi­ti­ven wen­den wol­len. Dann aber wird es auch sol­che geben, die die Pro­bleme nie so wirk­lich lösen, höchs­tens dem Anschein nach, denn im Fall einer Lösung würde ja der eigene Auf­trag und damit die Geschäfts­be­zie­hung obso­let werden.

Jeden­falls ist zusam­men­fas­send — wie­derum auch auf geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Theo­rie bezo­gen — Distanz eine durch­aus sinn­volle wie zugleich bis­wei­len frag­wür­dige Methode und Hal­tung, aber nicht die ein­zige. Aus Erfah­rung des Autors die­ses Blogs ist eine wei­tere Methode ähn­lich ziel­füh­rend wie pro­ble­ma­tisch — die Methode »Nähe«. Vie­les wird näm­lich nur oder erst durch eigene Erfah­run­gen ver­stan­den oder zumin­dest anhand der Simu­la­tion sel­bi­ger: So ist Empa­thie zwar ein belieb­tes Schlag­wort, viel­leicht eine soziale Kom­pe­tenz. Aber das eigent­li­che Ver­mö­gen, sich in andere hin­ein­zu­ver­set­zen, ist (so wie­der­rum die per­sön­li­che Erfah­rung) nur bei weni­gen Men­schen tat­säch­lich zu fin­den. Aus Sicht des Autors die­ses Blogs ist sie aber tra­ni­er­bar — zum Bei­spiel durch das »Ein­tau­chen« im Rah­men fik­tio­na­ler Werke, wo wir ver­schie­dene Men­schen erle­ben, sich viel­leicht in sie hin­ein­ver­set­zen kön­nen. Und auf eine wis­sen­schaft­li­che Erfas­sung der Medien bezo­gen: Erst die prak­ti­sche Arbeit in Gewer­ken der Gestal­tung kre­iert Erfah­rungs­werte und ein Bauch­ge­fühl — dies alles ist für einen umfas­sen­den Ein­blick in das Mediale wich­tig, genauso wie ein theo­re­ti­sches Ver­ständ­nis der Materie.

Klar, die geringe Distanz erschwert die Refle­xion des­sen, was pas­siert und kann gera­dezu — noch­mal auf das Bei­spiel Unter­neh­mens­be­ra­tung bezo­gen — betriebs­blind machen. Zumin­dest wird es schwer, immer alles in Worte zu fas­sen. Ganz im Sinne des Begriffs »Inter­diszi­plinari­tät« wäre also eine Kom­bi­na­tion aus Pra­xis und Theo­rie, auch im Per­so­nal­stamm For­schen­der das Ideal.

»So, das war die Datenschutzerklärung. Tut mir leid — danken Sie Brüssel!«,

ist ein plumpe, kli­schee-för­dernde Aus­sage, die etwa bei Foto­ter­mi­nen im Rah­men von Fes­ti­vi­tä­ten etc. jüngst zu hören ist. Auch wenn hier keine Rechts­be­ra­tung durch­ge­führt wird oder wer­den soll, geht es kurz darum, dass das Foto­gra­fie­ren von Men­schen ein Ein­ver­ständ­nis der oder des Abge­bil­de­ten vor­aus­setzt. Ggf. erfor­dert das Ganze sogar eine Unter­schrift oder ein Fil­men der Beleh­rung, sodass der oder die Foto­gra­fin die­selbe bele­gen kann. Wider­rufs­lis­ten kön­nen und soll­ten anschlie­ßend aus­ge­legt werden.

Aber das alles ist nicht erst sei 2018 so zu machen, son­dern hätte auch vor­her schon der Fall sein müs­sen — ein Groß­teil der EU-Vor­ga­ben war in Deutsch­land auch vor­her schon in Kraft. Zuge­ge­ben, häu­fig waren diese Rechte abseits pro­fes­sio­nel­ler Grö­ßen nicht sehr bekannt, erst mit den öffent­li­chen Dis­kur­sen der letz­ten Jahre und der Frucht vor (bis­wei­len unse­riö­sen) Abmah­nun­gen (als Geschäfts­mo­dell) hat sich dies geän­dert bzw. dadurch sind die Rechte einer brei­te­ren Öffent­lich­keit bekannt gewor­den. Mit der bis­wei­len eher undif­fe­ren­zier­ten Reak­tion in Form von Ängs­ten und Über­for­de­rung ver­bun­den, weil es schein­bar frü­her nicht so kom­pli­ziert war.

Brüs­sel zu einem Sün­den­bock zu dekla­rie­ren, kün­det ent­we­der davon, den Umstand, dass sich nicht viel geän­dert hat, tat­säch­lich nicht zu wis­sen. Viel­leicht zeigt sich hier, dass kein gelern­ter Profi am Werk ist. Oder hier wird ver­sucht, die Beleh­rung »geschickt« (aber wenig wahr­heits­ge­treu und gesell­schafts­ver­ant­wort­lich) auf den bedau­er­li­cher­weise belieb­ten Sün­den­bock »EU« abzu­schie­ben, um den Unmut über die For­ma­lie nicht auf den Fotografen/die Foto­gra­fin zu zie­hen. Es ist hier nicht der Ort, um über manch Kurio­si­tät aus Brüs­sel zu dis­ku­tie­ren, aber viele Ste­reo­ty­pen, Sün­den­bö­cke und Kli­schees wer­den mit so einem Spre­chen nur bedient und eine sich der­zeit ver­brei­tende — radi­ka­li­sie­rende — Sprach­kul­tur fort­ge­setzt. Eine Umgangs­form, die, über blo­ßen Streit hin­aus, ein gemein­sa­mes Mit­ein­an­der oder den für eine Demo­kra­tie wich­ti­gen Kom­pro­miss gefährdet. Hahn Logo Textende

Texte aus der Feder von …

Dr. Sönke Hahn

Erfahrungsschatz: Über 10 Jahre als ausgezeichneter Filmemacher und Designer — u. a. prämiert mit »Red Dot«, »iF Design Award« und »German Design Award«

Hintergrundwissen: interdisziplinäre Doktorarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar, wissenschaftliche Vorträge und Publikationen im Feld Kommunikation und Medien

kommunikation können. ist mein Antrieb und Motto. Es meint, Sie in Sachen Kom. und Medien unterstützen. Sie können mich zum Beispiel mit der Realisation Ihrer Kommunikation beauftragen. Besser noch: Sie stärken Ihre Fähigkeiten in Sachen Sachen Kom. und Medien — mit meinen Fortbildungen: 

Dr. Sönke Hahn, KOMMUNIKATION