Designwettbewerbe, die konkrete Designs für eine gemeinnützige bis kommerzielle Nutzung einfordern — zw. Ausnutzung von Designenden und einem Gewinn für alle Beteiligten

25. Jul. 2019

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Designwettbewerbe, die konkrete Designs für eine gemeinnützige bis kommerzielle Nutzung einfordern — zw. Ausnutzung von Designenden und einem Gewinn für alle Beteiligten

Schon zu Beginn sei­nes Stu­di­ums (2006) wurde der Autor die­ses Blogs gewarnt — sinn­ge­mäß: »Neh­men Sie nicht oder wenn dann nur nach genauer Abwä­gung an Design­wett­be­wer­ben von Orga­ni­sa­tio­nen, Insti­tu­tio­nen oder Unter­neh­men teil, die das Design­re­sul­tat, also Ihre Arbeit, für sich selbst und dann mehr oder min­der kom­mer­zi­ell oder lang­fris­tig zur Außen­wahr­neh­mung nut­zen wollen.«

Im Fol­gen­den sind also nicht renom­mierte Design­wett­be­werbe — Awards — gemeint. Denn diese fun­gie­ren als Platt­for­men, deren Label Sie, als even­tu­el­ler Gewin­ner, schließ­lich für Ihre Eigen­wer­bung nut­zen kön­nen bzw. Sie wer­den ggf. sogar von der Aus­zeich­nung pro­fi­tie­ren. Sol­che Wett­be­werbe beto­nen in den Teil­nah­me­be­din­gun­gen zudem expli­zit, dass die Rechte am jewei­li­gen Design defi­ni­tiv beim Ein­rei­chen­den bzw. genauer beim Krea­ti­ven ver­blei­ben. Der­lei Wett­be­werbe erfor­dern natür­lich kein spe­zi­fi­sches Design, son­dern es wer­den meist rea­li­sierte Designs (für Ihre Kun­den zum Bei­spiel) nach etwa­igen Kate­go­rien (unter­teilt in bestimmte Medien etwa) von einer unab­hän­gi­gen Jury bewertet.

Bei den hier, in die­sem Blog-Ein­trag, the­ma­ti­sier­ten Wett­be­wer­ben hin­ge­gen, also jenen, die von Ihnen etwas spe­zi­fisch Gestal­te­tes für sich und ihre Unter­neh­mung ein­for­dern, ste­hen meist, ver­steckt im Klein­ge­druck­ten, For­de­run­gen wie die »Abtre­tung sämt­li­cher Rechte« an den ein­ge­reich­ten Ent­wür­fen sowie am fina­len, (vom aus­schrei­ben­den Unter­neh­men) aus­ge­wähl­ten und womög­lich genutz­ten Werk. Manch­mal ist das Ganze auch recht offen­kun­dig und unver­blümt posi­tio­niert: Erst neu­lich konnte in einer ört­li­chen Zei­tung ein ent­spre­chen­des Anlie­gen eines Ver­eins inklu­sive einer ähn­li­chen »Klau­sel« gefun­den wer­den. Womög­lich da Zei­tun­gen ja selbst durch die Pro­ble­ma­tik der »Umsonst­kul­tur« (Stich­wort »sin­kende Abo-Zah­len«) berührt wer­den, wurde der Sach­ver­halt mit einem sub­ti­len Zwi­schen­ton ver­se­hen: Ein Umwelt-Ver­ein »möchte sich ein Logo schen­ken las­sen« wurde dem Groß­teil des Arti­kels durch­aus süf­fi­sant vorangestellt.

Was geschieht mit den Nutzungsrechten?

Die­ser Wunsch hat natür­lich meh­rere Ebe­nen: Zunächst kön­nen nur Nut­zungs­rechte abge­tre­ten wer­den, das Urhe­ber­recht ver­bleibt unum­stöß­lich beim Krea­ti­ven. Es zeigt sich somit eine gewisse Grenze hin­sicht­lich des Umgangs mit Medien und kon­kre­ten Design­pro­duk­ten — was wie­derum ein Grund mehr ist, im Sinne die­ses Blogs, ein bes­se­res Medi­en­ver­ständ­nis zu för­dern. Auch weil — zwei­tens — damit eine gewisse Hal­tung gegen­über Gestal­tern offen­bar wird. Ein eben­falls mehr­fach hier im Blog behan­del­ter Aspekt, der durch­aus — eben auf Grund der aus Sicht des Autors die­ses Blogs gro­ßen Ver­brei­tung die­ser Hal­tung — noch ein­mal Nen­nung fin­den muss: Denn auch sol­che Ver­eine wer­den regel­mä­ßig von Men­schen geprägt, die selbst­ver­ständ­lich für ihre Tätig­kei­ten eine ange­mes­sene Ent­loh­nung for­dern. Das Design soll aber nun umsonst sein, richtig? 

Hier darf und soll natür­lich nicht pau­scha­li­siert wer­den: Denn vie­len Men­schen, manch­mal gar selbst in einer unglück­li­chen (finan­zi­el­len …) Lage, hel­fen regel­mä­ßig ande­ren — in Vereinen/im Ehren­amt. Und andere Ver­eins­mit­glie­der, die hof­fent­lich in deren Sinne gut ent­lohnt wer­den, leis­ten in ihren Ver­ei­nen natür­lich meist unent­gelt­lich äußerst wich­tige Arbeit. Bitte ver­ste­hen Sie all das also nicht falsch, es geht hier um eine Sym­pto­ma­tik. Wenn Sie sich als Gestal­ter also ent­schei­den, quasi eine Spende in Form eines Designs ein­rei­chen zu wol­len, ist das nicht ver­werf­lich oder dumm! Ganz im Gegen­teil: Denn (finan­zi­elle) Mit­tel sind in Ver­ei­nen regel­mä­ßig beschränkt — ggf. bedarf es Spen­den wie der besag­ten. Und gutes Design, hilft, ent­ge­gen manch Kli­schee-Den­ken, nicht nur, um gute Pro­dukte zu ver­mark­ten, son­dern auch Ver­eine merh Spen­den, Mit­glie­der zu bescheren.

Also durch­aus ver­ständ­lich, sich aus Per­spek­tive eines Ver­eins viel­leicht grafische/audiovisuelle Unter­stüt­zung zu erhof­fen. Viele Insti­tu­tio­nen koope­rie­ren aus den genann­ten Grün­den mit Design- und/oder Kunst­hoch­schu­len, um Stu­die­rende die Chance zu bie­ten, ihre Arbei­ten rea­li­siert zu sehen und dabei selbst natür­lich kos­ten­güns­tig/-los an nutz­bare Ergeb­nisse zu gelan­gen. Das kann also eine Win-Win-Situa­tion sein. Gerade gegen­über jenen Stu­di­en­gän­gen, die zwar Pra­xis zum Inhalt haben, aber rea­len Kun­den­kon­takt bis zum Ende des Stu­di­ums aufsparen …

Dabei han­delt es sich oft um bestimmte Pro­jekte, die dann ein spe­zi­fi­sches Design erfor­dern, wel­ches für die Ver­an­stal­tung eines bestimm­ten Jah­res und dann lang­fris­tige meist »nur« im Archiv Ver­wen­dung fin­det. Die Desi­gnen­den wer­den dann expli­zit genannt und Ihnen ggf. sogar im Rah­men einer Eröfff­nung oder Ver­ni­sage gedankt. Und klar, manch­mal wer­den auf ähn­li­che Weise auch Cor­po­rate Designs für kom­mer­zi­elle Unter­neh­men durch die ange­hen­den Desi­gner erstellt, wel­che dann nicht ent­lohnt wer­den: Manch­mal — das Fol­gende unter Umstän­den als Aus­gleich inter­pre­tie­rend—, weil die Arbeit (der Ansprech­part­ner im Unter­neh­men) mit noch uner­fah­re­nen Stu­die­ren­den nicht immer ganz ein­fach ist und manch­mal (dar­auf liegt die Beto­nung, denn die oft berufs­er­fah­re­nen Betreuer gerade an Fach­hoch­schu­len ach­ten in der Regel auf ein hohe Qua­li­tät), weil die Ergeb­nisse nicht ganz etwa­igen Vor­stel­lung ent­spre­chen. Dies­be­züg­lich gibt es aller­dings auch immer wie­der im Falle von renom­mier­ten Agen­tur und deren Arbei­ten Kon­flikte, also zw. ihnen und deren Kun­den — warum das so ist, steht dann durch­aus, abseits einer Qua­li­täts­frage, auf einem ande­ren Blatt. 

Nicht bei allen Wettbewerben geht es um Wettbewerb

Jeden­falls ist diese an einer Hoch­schule erfol­gende Zusam­men­ar­beit auch im skiz­zier­ten, und zwar betreu­ten bzw. ange­lei­te­ten Pro­zess noch Uner­fah­re­ner frag­wür­dig, und zwar im ein­gangs beschrie­be­nen Sinne, weil die par­ti­elle Umsonst­kul­tur der Bran­che bereits in Aus­bil­dung und Stu­dium kana­li­siert und mani­fes­tiert wird. Aber (oder in die­sem Sinne) die im skiz­zier­ten Bei­spiel (der Aus­schrei­bung) mit­ge­führte Selbst­ver­ständ­lich­keit — auch bezüg­lich der soge­nann­ten Rech­te­ab­tre­tung — zeugt gera­dezu von einer frag­wür­di­gen Auf­fas­sung, was kom­mu­ni­ka­tive Arbeit angeht: Über­spitzt und kon­den­siert könnte man mei­nen, es werde bei­nahe gesagt: »Dafür ist doch keine Gegen­leis­tung not­wen­dig!« Und viel­leicht wird ent­spre­chen­des eben nicht nur im kon­kre­ten Fall — weil eben Bud­get begrenzt sind — gesagt, son­dern ist gar Aus­druck all­ge­mei­ner Haltung … 

Aber rich­tig, solch ein Wett­be­werb zielt natür­lich nicht nur auf eine kon­krete Leis­tung ab, son­dern auch dar­auf, Auf­merk­sam­keit zu gene­rie­ren — im Rah­men des Zei­tungs­ar­ti­kels zu erst ein­mal. Dann — mit dem Zusatz, dass es sich um einen offe­nen Wett­be­werb für alle Alters- und Pro­fes­si­ons­grup­pen han­delte — könnte noch ein päd­ago­gi­sches Inter­esse ver­mu­tet wer­den. Also ins­ge­samt soll sicher­lich mit einer brei­ten Aus­schrei­bung Auf­merk­sam­keit auf das The­men- oder Tätig­keits­feld des Ver­eins gezo­gen werden. 

Nichts­des­to­trotz sollte ver­sucht werden/es sollte zumin­dest regel­mä­ßi­ger ein Bemü­hen sicht­bar wer­den, eine kon­krete Gegen­leis­tung gerade jun­gen und ange­hen­den Desi­gner gegen­über anzu­bie­ten — und zwar bereits in einer Aus­schrei­bung. Ein­fach nur ste­tig anzu­deu­ten, »Deine Arbeit wird ja end­lich genutzt!«. Oder noch süf­fi­san­ter, »Du kannst die dann ja in Deine Mappe auf­neh­men«, reicht, aus Sicht des Autors die­ses Blogs, nicht in jedem Fall aus. Ins­be­son­dere, weil die Arbeits­leis­tung Desi­gnen­der nicht der Arbeit ande­ren Berufs­grup­pen nachsteht.

Der­ar­ti­ges ist natür­lich nicht im ein­gangs zitier­ten Arti­kel gesagt wor­den, ent­spre­chen­des ist auch nicht an ande­rer Stelle von etwa­igen Per­so­nen des Ver­eins behaup­tet wor­den, noch sind für den Ihnen vor­lie­gen­den Blog-Ein­trag die Ver­ant­wort­li­chen des exem­pla­risch ange­ris­se­nen Wett­be­werbs über­haupt kon­tak­tiert wor­den. Es geht hier um eine grund­sätz­li­che Beob­ach­tung — daher sind auch keine kon­kre­ten Namen genutzt wor­den. Das Bei­spiel ist viel­mehr die Inspi­ra­tion für diese kurze Anmerkung. 

In einer Gemeinschaft/Gesellschaft — die, wie die­ser Blog ste­tig her­aus­zu­ar­bei­ten ver­sucht, mehr denn je offen­bar ein kom­mu­ni­ka­ti­ves Kon­strukt ist und immer schon gewe­sen ist — müs­sen im Sinne von Gerech­tig­keit auch Gestal­ter der Kom­mu­ni­ka­tion hono­riert wer­den: etwa mit einem klei­nen Betrag, in jedem Fall mit einer garan­tier­ten und dau­er­haf­ten Nen­nung in der Selbst­be­schrei­bung auf der Inter­net­seite oder im Impres­sum etwa­igen Print­werke. So kann die Arbeits­leis­tung mit der Mög­lich­keit zur Eigen­wer­bung (über die eige­nen Mappe hin­aus) zumin­dest etwas kom­pen­siert werden.

Zudem muss die pau­schale Abtre­tung der Nut­zungs­rechte von nicht-ver­wen­de­ten Logos über­dacht wer­den — ins­be­son­dere, wenn es sich nicht um einen gemein­nüt­zi­gen Ver­ein han­delt, son­dern um ein kom­mer­zi­el­les Unter­neh­men, wel­ches den Wett­be­werb ver­an­stal­tet. Das Ansin­nen sol­cher For­mu­lie­run­gen ist sicher­lich, dass die eigens für eine Insti­tu­tion ent­wi­ckel­ten Designs, wenn auch abge­lehnt, nicht andern­orts auf­tau­chen. Gewiss aus unter­neh­me­ri­scher Per­spek­tive ver­ständ­lich. Damit aber sitzt der Aus­schrei­bende auf einer poten­ti­elle Menge von Ideen, die viel­leicht doch ein­mal für andere Maß­nah­men oder im Zusam­men­hang mit ande­ren Design­trends her­aus­ge­holt wer­den kön­nen — womög­lich gar, ohne dass es die Krea­ti­ven erfahren.

Also ange­hende und Hobby-Desi­gner, ins­be­son­dere tat­säch­li­che Desi­gner, über­legt es Euch gut! Hahn Logo Textende

Texte aus der Feder von …

Dr. Sönke Hahn

Erfahrungsschatz: Über 10 Jahre als ausgezeichneter Filmemacher und Designer — u. a. prämiert mit »Red Dot«, »iF Design Award« und »German Design Award«

Hintergrundwissen: interdisziplinäre Doktorarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar, wissenschaftliche Vorträge und Publikationen im Feld Kommunikation und Medien

kommunikation können. ist mein Antrieb und Motto. Es meint, Sie in Sachen Kom. und Medien unterstützen. Sie können mich zum Beispiel mit der Realisation Ihrer Kommunikation beauftragen. Besser noch: Sie stärken Ihre Fähigkeiten in Sachen Sachen Kom. und Medien — mit meinen Fortbildungen: 

Dr. Sönke Hahn, KOMMUNIKATION